Hab schon verstanden, was Du gemeint hast

helmut-1, Siebenbürgen, Montag, 25.10.2021, 08:47 (vor 912 Tagen) @ NST1823 Views

Du bringst es auf den wesentlichen Punkt. Aber in einer anderen Form, als ich das tue. Ich habe den grundsätzlichen Vorteil, dass ich Wiener bin. Der Wiener hat ein völlig entkrampftes Verhältnis zum Tod. Es gehört zum Leben einfach dazu.

Wenn Du vom Tod sprichst, dann verwendest Du das Wort "muss". Muss bedeutet immer Zwang, etwas Negatives. Der Wiener empfindet das ganz anders.

Ich nenne Dir dafür Beispiele, und bin mir auch dessen bewusst, dass es durch den Dialekt schwer sein kann, das zu verstehen.

Den Text eines Wienerliedes, das vom Zwiegespräch zwischen dem Hausherrn und dem Mieter handelt, der keine Miete (wienerisch "Zins") bezahlen will.

https://www.wienervolksliedwerk.at/VMAW/VMAW/Liedtexte/dordntlichenleut.htm

3 Strophe:

und mia foahn a in’ Himmel
ois Leich erster Klass’,

Also, wir fahren in den Himmel als Leiche 1. Klasse. Eine normale Einstellung eines Wieners, nach dem Motto, was kostet die Welt.

Eine musikalische Darbietung bringts auch hier auf den Punkt:

https://www.youtube.com/watch?v=qFpvMJGCsL8

Aus dem Refrain gehts klar hervor, wodurch der Tod seinen Biss verloren hat:

Schau, der Himmelvater, der vergißt di net
So an klaan' Strawanzer, na, den frißt er net
Er wird bestimmt am Anfang no a bisserl brummen
Es kann doch net a jeder gleich in' Himmel kommen
Doch schau, der Himmelvater, der vergißt di net
So an klaan' Strawanzer, na, den frißt er net
Er laßt dich sicherlich ganz still und fein
Bei einer Hintertür in' Himmel rein

Und als Abschluss noch ein Beispiel aus einem neueren Wienerlied, das in Richtung "Wiener Blues" geht:

https://www.youtube.com/watch?v=e31pkzlzU8E

Es entspräche eigentlich der asiatischen Mentalität, egal ob Buddha, oder Konfuzius, - die persönliche Freiheit sich zu erhalten, wie es im Refrain heißt:

"i bin lieber frei, wie des Vogerl am Baum"

Hier kommt kein Negativbild mit dem Namen "Tod" vor, - sogar in der letzten Strophe wird es mit einem anderen Wort überspielt: Anstatt des Wortes "Tod" wird das Wort "Winter" verwendet. Eine in Wien typische allegorische Darstellung.

Fazit:
Für mich existiert der Tod nur am Rande meines Erdendaseins, auf keinen Fall als Damoklesschwert. Deshalb auch kein "muss", sondern nach dem Motto, - "schaun ma mal".


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