OT: so schnell kann’s mit der Lunge bergab gehen

Jacques, Samstag, 17.10.2020, 01:13 (vor 1286 Tagen)9359 Views
bearbeitet von Jacques, Samstag, 17.10.2020, 01:25

Vor 3 Wochen schwamm ich im Bodensee 2x die Woche Crawl von 2.2 km in einer Zeit von ca 46 Minuten, je nach Wellengang, mit einer gesunden Lunge.

Seit 12 Tagen nun im Spital, zunächst Notfall mit starken Schmerzen im Nierenbereich, disperse Diagnose , gleichentags entlassen, am Abend wieder eingerückt mit schier unerträglichen Schmerzen. Verdacht auf Nierensteinkolik (weil tatsächlich Sedimente im Urin entdeckt). Nach dem dritten MR Pleuritis entdeckt plus Pneumonie. Behandlung mit Antibiotika erster Versuch. Begleitende Schmerztherapie mit Unmengen Morphin. Leichte Besserung. Danach sind Fieber und Entzündungswerte innerhalb 2 Tagen kräftig angestiegen. Letzten Sonntagnacht erneute Attacke. Der Nachtschwester meldete ich starke Kopfschmerzen und sagte ihr, ich spüre wie seitlich an der Lunge etwas Hochsteigt. Dafalgan erhalten.
Nach 2 Stunden die Hölle - unsägliche Schmerzen. Die Nachtschwester verweigerte mir anfänglich Morphin, weil nicht verschrieben, drohte zur Notaufnahme zu gehen, wenn nicht sehr rasch eine Aerztin was starkes verschreibt. Meine Frau mitten in der Nacht angerufen um mir beizustehen (ich rechnete mit dem Allerschlimmsten).
Aerztin aufgetaucht und rasch festgestellt, dass sie zuwenig Erfahrung hat. Endlich Morphin erhalten. Ich sagte, da sei etwas passiert in der Lunge. Ich möchte, dass das jetzt noch gründlich untersucht werde. Die Aerztin verschwand zu einem Telefonat mit ihrer Oberärztin, die sie offensichtlich aus dem Bett holen musste. Ergebnis: die Overaerztin meinte, das sei im Genesungsprozess durchaus möglich. Wenn ich aber möchte, könne man eine MT schon machen, immerhin wäre es dann die vierte innert 7 Tagen.
Nach kurzer Beratung mit meiner Frau beharrte ich auf der Ubtersuchung mitten in der Nacht: Befund auf Bild : Lungenembolie an Peripherbereichen der Lunge im Bereich der Pleuritis. Sofort Blutverdünnung angewandt und Antibiotika gewechselt. Der Stationsarzt attestierte mir 3 Tage später, einen guten Riecher gehabt zu haben.


Letzten Montag auf Dienstag dann nochmals ein neues schmerzbild. Unsäglich beidseits im oberen Brustkorb bis zu Schlüsselbeinen hoch. Bestialischer Anfall hoffte ohnmächtig zu werden im Beisein von Oberarzt und Frau. Mit riesigen Mengen Morphin wieder zugedeckt. Verdopplung der Blutentzündungswerte innerhalb von Tagen von 200 auf 400. Der Fall wird allen involvierten Aerzten und mir immer mulmiger, man wechselt nach einiger Beratung nochmals das Antibiotikum.
Ich erhalte nun seit 12 Tagen Chemiekeulen. Erreger kann nicht eruiert werden, trotz Anlegen von Blutkulturen.
Bei soviel Chemie mittlerweile auch Gichtschübe in Zehen links und rechts erlitten. Dann heftige Schmerzen im linken Knie / Diagnose unerklärliche Schleimbeutelentzündung, septische Chose im Knie könnte ausgeschlossen werden.
Appetit bei 20%, anfänglich 3 kg in 4 Tagen abgenommen, nun 6 kg Wasser aufgenommen.

Heute Abend plötzlich Atemprobleme, asthmaähnlich. Bin eine Stunde an der Bettkante gehockt und Atemtraining gemacht. Vorsichtshalber Nachtschwester informiert. Nun wieder freier Atem.
Hänge an Tropf und O2 Kanüle.
Ohne 02 gehe ich 10m in langsamem Tempo bevor ich kontrolliert wieder Luft holen muss. Duschen wird zur meditativen Angelegenheit, bei der ich trotzdem zwischendurch schnaufe wie ein Ross wenn ich mich abtrockne.
Essen und Trinken wird auch zur Konzentrationsarbeit.

Weiss der Geier, was ich das aufgelesen habe (Corona Test negativ), aber das war eine Grenzerfahrung und v.a. für meine Frau eine üble Belastung.

Mittlerweile habe ich mir die Namen von 19 Fachärzten (Notfall, Urologie, innere , Pneumo,Orthopädie,Chirurgie) notiert.
Bin zuversichtlich, dass es gut kommt. Die meisten Aerzte haben mein Vertrauen und die merken das auch. Das mir ein Chefarzt sagt, wir wissen es einfach nicht, ob das alles ist, wir sind in ihrem Fall vorsichtig, quittierte ich mit einem, danke, also gut, dann teilen wir die Unsicherheit, ich habe schließlich meinen Körper zu Ihnen gebracht. Das entkrampft die Situation und alle geben so ihr allerbestes.

Trotz allem - wer eine Klinik betritt soll sich noch einfach in die klinische Obhut fallen lassen. Und immer auch auf den eigenen Körper hören.

VG Jacques


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