Wien galt traditionell als das "Tor zum Balkan"

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 05.04.2020, 20:17 (vor 1475 Tagen)1981 Views
bearbeitet von helmut-1, Sonntag, 05.04.2020, 21:09

Was ich nicht wusste, das gilt seit Neuestem nicht nur für Wien, sondern auch schon für St. Pölten, der Landeshauptstadt vom Land Niederösterreich.

Da schreibe ich an die zuständige Stelle bei der WKÖ (österr. Wirtschaftskammer), "füttere" die mit praktikablen Vorschlägen, was die Aufnahme der Tätigkeit der 24-Std. Pflegekräfte betrifft, bekomme anfangs schöne Worte am Telefon, Zusicherungen der Rückantwort, - aber faktisch kommt gar nichts.

Anlass war ein Flug, der den Pflegerinnen von "Cura domo" (= Agentur von Pflegekräften aus Rumänien in Österreich) zugute kam:

https://ibb.co/Gc3dtP5

Um das Ganze nicht zu lange werden zu lassen, - nur ein paar Auszüge aus meinen Mails:

30.3.2020:
Es geht um die angeblichen Flüge, die von Österreich aus organisiert werden, um die Pflegerinnen zu den Betreuungsplätzen zu bringen. Die in RO ansässigen Pflegerinnen, die liebend gerne nach Österreich kommen würden, um ihren Dienst aufzunehmen, sind verunsichert, weil es keine offizielle Information von Seiten der WKÖ im Net gibt, wo man die Bedingungen nachlesen kann und dadurch eine Rechtssicherheit erhält.

Sollte es tatsächlich zutreffen, dass man auf der Seite der WKÖ nichts nachlesen kann, dann interessieren mich folgende Angaben:

a) Von welcher Stadt in RO aus gehen diese Flüge
b) Vermutlich werden diese nach Wien-Schwechat geleitet
c) Mit welchem Datum sind diese Flüge möglich, einschl. Uhrzeit
d) Wo kann man sich für diese Flüge anmelden
e) Man spricht von einem Flugpreis von ca. 90 €/Person, niemand weiß, ob hier eine Gepäcksmöglichkeit besteht oder nur Handgepäck möglich ist
f) Es gibt keine klare Aussage darüber, ob dieser Flug von österr. Seite aus bezahlt wird, ob diese Kosten als nicht rückzahlbaren Zuschuss anzusehen sind oder ob diese später von den Pflegerinnen zurückverlangt werden können
g) Es ist nicht bekannt, auf welchem Weg die Pflegerinnen vom Flughafen zum Hotel in Schwechat gelangen
h) Es ist die Rede davon, dass die in Wien ankommenden Pflegerinnen in einem Hotel in Schwechat 2 Wochen lang in Quarantäne bleiben, mit einer täglichen Übernachtungsgebühr einschl. Verpflegung von 20 €/Tag. Auch hier herrscht die Rechtsunsicherheit, wer für diese Kosten definitiv aufkommt.
i) Genauso ist nicht bekannt, in welchen Konditionen die Unterbringung im Hotel erfolgt, damit eine Infektion der Pflegerinnen vion dritter Seite, aber auch untereinander ausgeschlossen werden kann. Das schließt die Unterbringung (Einzeln oder Doppelzimmer) sowie die Art und Weise der Verköstigung mit ein.
j) Es ist nicht bekannt, auf welchem Weg dann die Pflegerinnen zu ihrem Einsatzort gelangen und wer diesen Transport organisiert und bezahlt.

Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass kaum jemand bereit ist, in Unkenntnis der Rechtslage von RO aus eine Reise anzutreten, so sehr das auch von den Pflegerinnen gewünscht wird.

2.4.2020
Zu meinen beiden Mails möchte ich noch ergänzende Frage stellen:

k) Wie will man verhindern, dass auf diesem Flug durch die enge Nähe der Sitzplätze nicht unkontrolliert weitere Ansteckungen erfolgen?

l) Hat man durchgerechnet, was von Rumänien aus ein Sonderzug nur für Pflegekräfte kosten würde, wo in jedem Abteil (üblich 6 Sitzplätze) nur 4 Plätze belegt werden und jeweils der mittlere Sitzplatz frei bleibt? Dieser Sonderzug könnte in dieser Form durch Ungarn fahren, in dem er keine Stopps zum Ein- oder Aussteigen macht.

Beispiel:
Morgens zeitig die Abfahrt z.B. von Hermannstadt, bis am Abend ist der Zug in Wien, oder Sonderhalt in Schwechat, Transport ins Hotel von jeweils zwei Pflegekräften durch Taxi, Unterbringung im Hotel genauso, sofortiger Schnelltest, der bereits am nächsten Morgen vorliegt, und die Pflegekräfte können dann zum jeweiligen Einsatzort gebracht werden. Auflage für die Pflegekräfte während der Fahrt bis zum Ergebnis des Schnelltests: Mundschutz.

In einem Interview erklärte der zuständige Leiter der Fachgruppe "Personenbetreuung", Herr Robert Pozdena:

Auf das Coronavirus werden die Betreuerinnen nicht getestet. Es gebe nicht genügend Tests am Markt, heißt es vom Land und der WKNÖ. Robert Pozdena, Obmann der Personenbetreuer in der WKNÖ, appelliert, dass Personenbetreuer als systemrelevant eingestuft werden sollen: „Wenn wir den Zugang zu diesen PCR-Tests (Anm.: Polymerase-Ketten-Reaktion) hätten, dann müssten sie nicht in die Quarantäne, dann könnten wir bestehende Betreuerinnen viel schneller ablösen.“

aus:
https://noe.orf.at/stories/3041648/

Dass so ein Schnelltest verfügbar ist oder zumindest in absehbarer Zeit wird, das interessiert aber niemanden. Ich habe zwei Firmen, die diesen Schnelltest anbieten, angeschrieben, innerhalb welcher Zeit 10 - 15 T Tests organisiert werden könnten. Eine davon ist sogar in Österreich.

Und nun erfahre ich über verschiedene Kommentare im standard.at, dass Herr Pozdena eine Art der Doppelfunktion vertritt. Irritiert war ich nur deshalb, weil ich immer noch auf Antwort gehofft hatte:

31.3.2020:
Sehr geehrter Herr ..,

vielen Dank für Ihre Anrufe und auch Ihre Schreiben.

Gerne gebe ich Ihnen morgen detailliert zu Ihren Fragestellungen Auskunft.

Da Sie mir Ihre Telefonnummer hinterlassen haben, werde ich mich morgen verlässlich telefonisch bei Ihnen melden.

Einmal kam ein ein kurzer Anruf, als ich die Hände voll hatte und nicht abheben konnte, beim sofortigen Rückruf (und bei ca. 15 nachfolgenden Anrufversuchen) waren die zuständigen Leute immer in einer Telefonkonferenz und nicht zu sprechen.

Die Realität habe ich vorhin in zwei Kommentaren im Standard kommentiert:

Es wird ja oft viel Unnötiges hier im standard veröffentlicht
Aber der Hinweis von K52 (weiter unten) bringts in voller Länge. Hab den Tipp nachrecherchiert. Die Firma "Cura domo" hat mit finanzieller Unterstützung der WKÖ den Flug (oder sind es schon mehrere?) von RO nach A organisiert, wobei ausschließlich die Pflegerinnen von Cura domo transportiert wurden.
Ursprünglich, als ich das auch über fb in RO mitbekommen habe, sah das so aus, als ob das eine private Aktion von Cura domo als Agentur für Pflegekräfte gewesen wäre. Nun habe ich von der "Doppelfunktion" des Herrn Pozdena erfahren, als Fachgruppenleiter bei der WKÖ.
https://curadomo.at/24h-betreuung/ueber-uns/
https://www.wko.at/service/funktionaer.html?rollenid=3221147
Ich dachte, sowas gibts nur hier in Rumänien......

Der anschließende Kommentar:

Dadurch erklärt sich so manches
In erster Linie die Schweigsamkeit der zuständigen Stelle bei der WKÖ, der Herr Pozdena vorsteht, - telefonisch überschwänglichen Dank für die Vorschläge, - aber Rückmail = Null.
Denn die Vorschläge, die praktikable Möglichkeiten für die Pflegerinnen aufzeigen, um die Betreuung der alten Leute in Österreich aufnehmen zu können, würden ALLEN Pflegerinnen zugute kommen.
Cura domo hat ja in erster Linie die Pflegekräfte aus dem Banat unter Vertrag, weshalb der Flug nicht von Hermannstadt (Sibiu) sondern von Temeschburg (Timisoara) abging.
Tja, an der Quelle saß der Knabe, - klar, dass ich dann bis zum St. Nimmerleinstag auf die Antwort für meine Vorschläge warten kann. Die allgemeine Umsetzung wäre ja gegen die Interessen von Cura domo.

Mein persönliches Fazit:
[[kotz]]

Als überzeugter Österreicher, der seit einem halben Jahrhundert außerhalb Österreichs lebt, war und bin ich immer stolz auf mein Land. Es gibt nur einen österr. Zeitgenossen, für den ich mich schämen muss, und der heißt Schweighofer. Was der in den Wäldern Rumäniens treibt, das ist schon mehr als abscheulich. Nun kommt ein weiteres Beispiel dazu.

Das, was hier betrieben wird, ist ein praktiziertes Beispiel eines Interessenskonfliktes par excellence, - und niemand regt sich auf. Hoffentlich sind die Österreicher in Zukunft schweigsamer, wenn es um das Thema "Korruption in Rumänien" geht.


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