Auswandern - und die verschiedenen Sichtweisen der damit verbundenen Problematik

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 08.02.2024, 20:52 vor 80 Tagen 2767 Views

Es kommt immer öfter im Sprachgebrauch vor, dieses Wort. Als Vision, als Alternative, als Rettungsanker, - je nach vorliegender Sachlage. Die Schwierigkeiten, die das Vorhaben zum Auswandern oftmals sogar unmöglich machen, nehmen zu. Vor 50 Jahren war das noch wesentlich einfacher. Aber da hatten wir Hochkonjunktur, und derjenige, der in Deutschland lebte, dachte kaum ans Auswandern. Es ging ja alles gut und man hatte Perspektiven.

Ich bin in meinem Leben zweimal ausgewandert. Einmal als junger Kerl, ungebunden und frei wie der Vogel, und das zweite Mal mit Frau und Kind. Die Empfindungen, die Gefühle sowie die Bewertung der Eindrücke, wenn man nach mehr als 50 Jahren wieder seine Heimatstadt besucht, sind natürlich subjektiver Art. Das kann jeder anders sehen und erleben.

Nun geht es hier um Wien, und das muss nicht unbedingt jeden interessieren. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es auch in Deutschland Leute gibt, die einen ähnlichen Schritt getan haben und nun nach Jahrzehnten wieder dorthin zu Besuch kommen, wo sie einstmals ihre Jugendzeit verlebt haben. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es da zu meinen Betrachtungen Parallelen gibt.

Um das Ganze nicht zu lange und unübersichtlich zu machen, drucke ich das nicht in einer langen Wurst ab, sondern nenne die links, wo das bereits erschienen ist, und zwar in zwei Teilen:

Teil 1:

https://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2024/02/eindrucke-eines-exilwieners-von-seiner...

Teil 2:

https://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2024/02/eindrucke-eines-exilwieners-von-seiner...

Auswandern ist Weglaufen

Hannes, Donnerstag, 08.02.2024, 22:57 vor 80 Tagen @ helmut-1 2015 Views

bearbeitet von Hannes, Donnerstag, 08.02.2024, 23:10

Guten Abend Helmut,

Auswandern ist Weglaufen. Alles hat seinen Preis. Wer wegläuft, verlässt Seins, lässt es im Stich, verliert es.

Das mit Wien habe ich gelesen, glaubhaft.

In Magdeburg reißt das auch ein. Wir können hier auch nicht mehr Tanzen gehen, die Ursache ist für mich klar (Manche sagen: Das war Corona, aber ich sage das nicht). Klar, es gibt Schwulenkneipen. Und Rap und so. Aber keinen Tanz mehr. Die stehen mit dem Glas und der Tasche zwischen den Schuhen und wackeln jeder für sich mit dem Arsch, haben Angst, dass man ihnen Tropfen reinmacht. Dann kommt die Sehnsucht nach Tanzen und sie wollen Fred Astair lernen und Swing.
[[wut]]

Das richtige Tanzen kommt nicht wieder. Ich schrieb hier immer mal was von "Erfolgreich Gemeinsinn zerstört?
Hannes, inmitten des Landes S-A d. BRD in der EU, Sonntag, 04.02.2024, 21:21 @ Durran 2808 Views
"

... und so.
[[motz]]

Guck Dir nur beispielsweise die Bilder allein in diesem meinem Beitrag an (leider hat wohl der gelbe Server den Text irgendwann vermurkelt, aber die Bilder sagen genug): "Wisst Ihr noch: „Merkel muss weg“?
Hannes, inmitten des Landes S-A d. BRD in der EU, Dienstag, 18.12.2018, 01:30 6824 Views

"

Ich habe bekanntlich laufend Klo-Lektüre, es wird immer mehr, was mir mein liebes Weib da so hinlegt. Schnipsel heute, fiel mir dazu ein, nicht gescannt, hab's online gefunden, was hier zum Thema "Auswandern" passt, und insbesondere Die-Zeiten-Sind-Vorbei: "spontan mal Tanzen gehen in eine Musikkneipe" dies durchaus auch passend, denn so was kommt von so was:

"Der Anteil der Erwachsenen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten nach eigenen Angaben keinen Sex hatten, stieg zwischen 2006 und 2023 von 9 auf 24 Prozent und in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sogar von 5 auf 28 Prozent. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen allerdings hatten 94 Prozent im letzten Jahr wenigstens einmal Sex.]Der Anteil der Erwachsenen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten nach eigenen Angaben keinen Sex hatten, stieg zwischen 2006 und 2023 von 9 auf 24 Prozent und in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sogar von 5 auf 28 Prozent. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen allerdings hatten 94 Prozent im letzten Jahr wenigstens einmal Sex."

Das ist Frankreich, wir wissen, die sind da nicht alle mehr so locker drauf, wie es ihr Ruf noch ist (Stadt der Liebe und so soll Paris sein?), auch in Marseille und so o lala ...?

Bei uns in "BRD" ist das mit den sog. "zwischenmenschlichen Beziehungen" sicherlich auch nicht besser geworden, durch die Atomisierung der Gesellschaft.

Welche Entwicklung ist daran Schuld (und in Wien?). Genau, Multikulti. "Volk" war mal. Folge: Du fühlst Dich nicht mehr wohl da. Aber andere, und das ist der Punkt. Warum hast Du das zugelassen?
[[ironie]]

Da könnte man weglaufen, hast Recht, Auswandern ist eine Lösung, eine.

H.

Quatsch

Dragonfly ⌂ @, Freitag, 09.02.2024, 01:56 vor 80 Tagen @ Hannes 1679 Views

Auswandern ist Weglaufen. Alles hat seinen Preis. Wer wegläuft, verlässt Seins, lässt es im Stich, verliert es.

Quatsch. Die Juden sind seit 2000 Jahren auf der Flucht und haben ihre Kultur behalten.

Wanderbewegungen scheinen die Regel, nicht die Ausnahme in der Menschheitsgeschichte zu sein.

Warum man auswandert, ist doch egal. Besseres Wetter, niedrigere Steuern, huebschere Frauen.

Man muss ja nicht gleich auswandern.

"A Professional is someone with a backup plan!"

Ein Profi ist jemand mit einem Plan B. Wie lautet Deiner? Ich habe eine Haftpflichtversicherung und die habe ich nicht, weil ich sie eines Tages unbedingt benutzen will.

Obwohl es "Quatsch" ist, auf Deinen Quatsch auch noch zu antworten, hier einige Hinweise

Hannes, Freitag, 09.02.2024, 20:42 vor 79 Tagen @ Dragonfly 835 Views

Auswandern ist Weglaufen. Alles hat seinen Preis. Wer wegläuft, verlässt Seins, lässt es im Stich, verliert es.


Quatsch. Die Juden

Quatsch. "Die Juden" gibt es nicht. Das sind "Neger" und "Weiße", "ungläubige" und "gläubige". Allein zu letzteren könnte ich Dir diverse Erscheinungsformen nennen, weißt Du alles nicht.

sind seit 2000 Jahren

Seit mindestens 2500 Jahren, ad hoc: "Assyrer 722 das Nordreich Israel erobert und seine Elite deportiert hatten", gemeint ist vor Christus.

auf der Flucht

Nö. Sie sind ausgewandert, wenn Du deren missglückten Angriff auf das Roman Empire meinst? Davor wurden sie (wie vor) "deportiert" - keine deutsche Erfindung, aber eine aktuell brisante deutsche Lüge wiedermal, ebenso wie die gelbe Markierung bei der Rekonquista in Spanien erfunden wurde, da sie - die Juden - das Eindringen der Muselmanen unterstützt hatten und somit gekennzeichnet wurden. Sie waren in diesem Land, wo sie zu Hause waren, wiederum unbeliebt geworden und zogen als Sephardische Juden nach Griechenland, Marokko und so? Müsste ich nachgucken, lies selbst. Meines Wissens war das keine Flucht, sondern Ausweisung oder so was.

und haben ihre Kultur behalten.

Welche Kultur? Einheitlich ist bei den Juden nur die Genitialverstümmelung, aber diese auch nur bei den Männern. Ich sage nicht, dass sie keine Kultur hätten, aber "ihre Kultur"? Welche genau meinst Du? Die jahrhunderte alte in Afrika oder welche genau?

Nicht mal die Beschneidung ist Juden-Kultur, denn beispielsweise die Christen in USA ist diese "Kultur" ebenfalls eigen, ad hoc dazu: "Der Anteil von Neugeborenen-Beschneidungen in Krankenhäusern der USA ist nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) von 64,7 % im Jahr 1980 auf 58,3 % im Jahr 2010 zurückgegangen. Die fallende Tendenz erklärt sich teilweise durch den steigenden Anteil an Hispanics, die ihre Kinder nicht so häufig beschneiden lassen wie der Rest der Bevölkerung."

"haben ihre Kultur behalten"? Welche meinst Du? Die vor tausend Jahren oder die vor Zweitausend Jahren? Einen "Quatsch" haben sie behalten! Es gibt auch bei den Juden einen Fortschritt, erzähle nicht so einen "Quatsch"!

Quelle wie vor zur Genitalverstümmelung bei Männern als angebliche Judenkultur: "Innerhalb des in Deutschland im 19. Jahrhundert aufkommenden Reformjudentums gab es Stimmen, die das alte Ritual abschaffen oder zumindest modifizieren wollten. Der Rabbi Samuel Holdheim vertrat 1844 in seinem Buch Ueber die Beschneidung den Standpunkt, dass die Zirkumzision kein Sakrament und damit für die Zugehörigkeit zum Judentum keine Notwendigkeit sei."

Das halte ich durchaus für Fortschrittlich. qed (Es gibt auch bei den Juden einen Fortschritt)

Finde ich verwerflich, eine Unkultur im Viktorianischen England: "„Eine Abhilfe für Masturbation, die bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung […] Die Operation sollte durch einen Chirurgen ohne Betäubung vorgenommen werden, da der damit verbundene Schmerz einen heilsamen Effekt auf den Geist hat, insbesondere wenn er mit der Vorstellung von Bestrafung verbunden ist.“

– John Harvey Kellogg, 1888"

"In Deutschland finden nichtrituelle Beschneidungen auch bei Säuglingen immer mit örtlicher Betäubung statt." Aha, nach jüdischer Kultur rituell ohne Betäubung: "Bei der rituellen jüdischen Beschneidung, der Brit Mila, wird der Eingriff von einer speziell ausgebildeten Person, dem sogenannten Mohel, durchgeführt. "

"Das jüdisch-orthodoxe Ritual Metzitzah B'peh (Saugen des Blutes vom Penis des Babys mit dem Mund) ist in den Vereinigten Staaten umstritten, weil es in mehreren Fällen zu Infektionen mit Herpes simplex Typ 1 (HSV-1), Hirnschäden und Tod geführt hat."

So, genug "Kultur" gemacht für heute Abend.
[[ironie]]


Wanderbewegungen scheinen die Regel, nicht die Ausnahme in der Menschheitsgeschichte zu sein.

Ja, man nennt das Nomadentum. Bin ich aber nicht, Zigeuner oder so. Als ich jung war, bin ich bis an die Schwarzmeerküste getrampt. Da Wanderbewegungen bei mir nicht die Regel sind, eher die Ausnahme, gehöre ich wohl Deiner Meinung nach einer exotischen Menschengruppe an?

Also auch: "Quatsch"!

Warum man auswandert, ist doch egal.

"Quatsch"! Frag mal die Vertriebenen, ob die das auch so cool sehen wie Du.

Besseres Wetter, niedrigere Steuern, huebschere Frauen.

Deutschland war mal bekannt für seine schönen Frauen, frag die GI's über german frolleins nach 45.


Man muss ja nicht gleich auswandern.

"A Professional is someone with a backup plan!"

Bildungssprachlich getarnter "Quatsch"!

Ein Profi ist jemand mit einem Plan B.

Olsenbande, ich weiß ...

Wie lautet Deiner?

Verrate ich nicht Jedem.

Ich habe eine Haftpflichtversicherung und die habe ich nicht, weil ich sie eines Tages unbedingt benutzen will.

Sondern? Weil sie Pflicht ist?

Guten Tag

H.

Zum Begriff "Weglaufen"

helmut-1 @, Siebenbürgen, Freitag, 09.02.2024, 05:56 vor 80 Tagen @ Hannes 1500 Views

Das Wort "Weglaufen" erfordert eine verbale Ergänzung, nämlich das Wort "wovor?"

Was waren meine Motive?

Zum 1. Weglauf:

Nach der Zeit beim Militär zog es mich nach draußen, ich wollte auch andere Länder kennenlernen. Einige Zeit bin ich in Skandinavien herumgegurkt, um dann letztlich dem Druck meiner Bundesbrüder nachzugeben, mein in Wien abgebrochenes Studium in Deutschland fortzusetzen und zu beenden. Das habe ich auch gemacht. Mit dem Unterschied, dass die Finanzierung des Studiums dort wesentlich erleichtert wurde. Damals gabs AFG, und ich musste nur den Nachweis bringen, dass ich 2 Jahre in Deutschland versicherungspflichtig gearbeitet habe.

Natürlich habe ich dann die letzten Monate im Fernverkehr gearbeitet, weils da die meiste Kohle gab. Schließlich bekam ich ja 80% des letzten Nettolohnes für die ganze Zeit des Studiums, und dazu noch Wohngeld. Alles nicht rückzahlbare Zuschüsse, ohne die Verpflichtung, danach weiter in Deutschland zu arbeiten, damit der Zuschuss wieder zurückfließt. Hätte ich eigentlich erwartet, als Nicht-EWG-Ausländer, dass ich da irgendwas unterschreiben müsste, aber da kam nichts.

Fazit: der erste Weglauf war wirtschaftlich begründet.

Zum 2. Weglauf:

Das war in meiner 2. Ehe, und unser kleiner Junge war damals 2 Jahre alt. Die Kämpfe mit den beiden Großen aus der 1. Ehe, die nächtelangen Diskussionen, die Drogen auf dem Schulhof, etc. ich hatte große Zweifel, dass ich das nocheinmal durchstehe. Dazu sah ich in den 90er Jahren schon, dass da vieles den Bach hinuntergeht. Das Niveau der Schulbildung ging nach unten, das Märchen "die Renten sind sicher", wurde entlarvt, viele Dinge, die eigentlich früher selbstverständlich und auch "normal" waren, haben sich in der Gesellschaft geändert, oft auch aufgrund der EU.

Dann hatte ich ein Gespräch mit einem Direktor der Volksschule, in die unser Junge später gekommen wäre. Im Verlaufe des Gesprächs riet mir der Mann: Wenn ich was Optimales für meinen Sohn erreichen will, dann solle ich mir eine deutsche Auslandsschule suchen. Nachdem meine Frau aus einer Stadt in Siebenbürgen kam, wo die deutschen Strukturen erhalten geblieben sind, ging die Entscheidung in diese Richtung. Dazu hatte ich mir schon gleich nach dem Umsturz 1989 in dieser Stadt im Zentrum ein Haus gekauft, damals mehr im Sinne einer Geldanlage, und die deutsche Volksschule und das deutsche Gymnasium lagen einen Steinwurf von uns entfernt.

Die Rechnung ist auch aufgegangen, - in diesen Schulen herrschte damals noch Ordnung, auch Schuluniformen, etc. Der Junge ist so geworden, wie wir uns es gewünscht hatten.

Fazit: der zweite Weglauf hatte soziale Gründe, - denn für die Bestreitung der Lebenshaltungskosten hätte ich über meinen Betrieb in Deutschland noch genügend Möglichkeiten gehabt.

Warum beschreibe ich das so detailliert:

Jeder, der auswandert, hat seine Gründe, die nicht unbedingt die selben sein müssen. Diese Gründe mögen in der jeweiligen Zeit liegen, in der die Entscheidung getroffen wurde, können auch persönlich bedingt sein und mit dem staatlichen System nichts zu tun haben.

Gerade wieder ist eine Reportage in den sozialen Netzwerken (Rumänien) zu finden, wo ein vor fast 40 Jahren ausgewanderter Deutscher wieder in das kleine Dorf zurückging, aus dem er damals abgehaut war (er ging illegal nach Jugoslawien und dann nach Deutschland). Nun ist er in Rente und meint, dass es ihm "reicht", - die Zustände in Deutschland sidn für ihn nicht mehr besonders lebenswert. Natürlich lebt man mit der Rente aus Deutschland in Rumänien sorgloser als in Deutschland. Und er ist nicht der Einzige, es werden immer mehr; - auch diejenigen, die eigentlich keine Wurzel hier hatten. Allerdings ist das eher die Ausnahme, dass sich da einer in den sozialen Netzwerken "outet", die meisten, die hierher umsiedeln, schweigen.

Das ist nicht "Weglaufen"

Hannes, Freitag, 09.02.2024, 19:40 vor 79 Tagen @ helmut-1 776 Views

Das Wort "Weglaufen" erfordert eine verbale Ergänzung, nämlich das Wort "wovor?"

Was waren meine Motive?

Zum 1. Weglauf:

Nach der Zeit beim Militär zog es mich nach draußen, ich wollte auch andere Länder kennenlernen. Einige Zeit bin ich in Skandinavien herumgegurkt, um dann letztlich dem Druck meiner Bundesbrüder nachzugeben, mein in Wien abgebrochenes Studium in Deutschland fortzusetzen und zu beenden. Das habe ich auch gemacht. Mit dem Unterschied, dass die Finanzierung des Studiums dort wesentlich erleichtert wurde. Damals gabs AFG, und ich musste nur den Nachweis bringen, dass ich 2 Jahre in Deutschland versicherungspflichtig gearbeitet habe.

Natürlich habe ich dann die letzten Monate im Fernverkehr gearbeitet, weils da die meiste Kohle gab. Schließlich bekam ich ja 80% des letzten Nettolohnes für die ganze Zeit des Studiums, und dazu noch Wohngeld. Alles nicht rückzahlbare Zuschüsse, ohne die Verpflichtung, danach weiter in Deutschland zu arbeiten, damit der Zuschuss wieder zurückfließt. Hätte ich eigentlich erwartet, als Nicht-EWG-Ausländer, dass ich da irgendwas unterschreiben müsste, aber da kam nichts.

Fazit: der erste Weglauf war wirtschaftlich begründet.

Zum 2. Weglauf:

Das war in meiner 2. Ehe, und unser kleiner Junge war damals 2 Jahre alt. Die Kämpfe mit den beiden Großen aus der 1. Ehe, die nächtelangen Diskussionen, die Drogen auf dem Schulhof, etc. ich hatte große Zweifel, dass ich das nocheinmal durchstehe. Dazu sah ich in den 90er Jahren schon, dass da vieles den Bach hinuntergeht. Das Niveau der Schulbildung ging nach unten, das Märchen "die Renten sind sicher", wurde entlarvt, viele Dinge, die eigentlich früher selbstverständlich und auch "normal" waren, haben sich in der Gesellschaft geändert, oft auch aufgrund der EU.

Dann hatte ich ein Gespräch mit einem Direktor der Volksschule, in die unser Junge später gekommen wäre. Im Verlaufe des Gesprächs riet mir der Mann: Wenn ich was Optimales für meinen Sohn erreichen will, dann solle ich mir eine deutsche Auslandsschule suchen. Nachdem meine Frau aus einer Stadt in Siebenbürgen kam, wo die deutschen Strukturen erhalten geblieben sind, ging die Entscheidung in diese Richtung. Dazu hatte ich mir schon gleich nach dem Umsturz 1989 in dieser Stadt im Zentrum ein Haus gekauft, damals mehr im Sinne einer Geldanlage, und die deutsche Volksschule und das deutsche Gymnasium lagen einen Steinwurf von uns entfernt.

Die Rechnung ist auch aufgegangen, - in diesen Schulen herrschte damals noch Ordnung, auch Schuluniformen, etc. Der Junge ist so geworden, wie wir uns es gewünscht hatten.

Fazit: der zweite Weglauf hatte soziale Gründe, - denn für die Bestreitung der Lebenshaltungskosten hätte ich über meinen Betrieb in Deutschland noch genügend Möglichkeiten gehabt.

Warum beschreibe ich das so detailliert:

Jeder, der auswandert, hat seine Gründe, die nicht unbedingt die selben sein müssen. Diese Gründe mögen in der jeweiligen Zeit liegen, in der die Entscheidung getroffen wurde, können auch persönlich bedingt sein und mit dem staatlichen System nichts zu tun haben.

Gerade wieder ist eine Reportage in den sozialen Netzwerken (Rumänien) zu finden, wo ein vor fast 40 Jahren ausgewanderter Deutscher wieder in das kleine Dorf zurückging, aus dem er damals abgehaut war (er ging illegal nach Jugoslawien und dann nach Deutschland). Nun ist er in Rente und meint, dass es ihm "reicht", - die Zustände in Deutschland sidn für ihn nicht mehr besonders lebenswert. Natürlich lebt man mit der Rente aus Deutschland in Rumänien sorgloser als in Deutschland. Und er ist nicht der Einzige, es werden immer mehr; - auch diejenigen, die eigentlich keine Wurzel hier hatten. Allerdings ist das eher die Ausnahme, dass sich da einer in den sozialen Netzwerken "outet", die meisten, die hierher umsiedeln, schweigen.

Guten Abend @helmut-1,

was Du da von Dir beschreibst, ist für mich kein "Weglaufen".

Begriffsabgrenzung "Weglaufen" und Anderes, z. B. "Flucht":

Die Gesellen des Handwerks gingen in ihrer Jugend auf die Walz. Was hat das mit "Weglaufen" zu tun? Es waren die Wanderjahre, wo ein Junger Mensch offen ist, hier dafür, andere Handwerkstechniken "mit den Augen zu stehlen" sagte man früher.

Meinen Bengel zum Beispiel habe ich ebenso in der Ferne ausbilden lassen, nudging, Gesellenbrief nach dreieinhalb harten Jahren in der Fremde, dann Studium. Ihm hat es gefallen, nun zu Hause zu bleiben, in seiner geliebten Heimatstadt. Ist der "weggelaufen"? Nein.

Du weißt schon, was ich meine: Weglaufen vor dem eigenen Ich ist sinnlos, auch "auswandern" genannt, denn das Ausland machte alles nur noch schlimmer, kostet Kraft. Das werden Dir Exilanten bestätigen, auch die, die fliehen mussten, was wiederum ein ganz anderer Sachverhalt ist.

@Dieter hat so was erklärt hier, jedenfalls habe ich ihn so verstanden, dass er auf seine Heimat doch nicht ganz verzichten will.

So, sollte genügen zwecks Klärung?

LG

H.

Auswandern ist auch eine Art von Flucht oder von Vertreibung

Dieter @, Freitag, 09.02.2024, 10:08 vor 80 Tagen @ Hannes 1228 Views

bearbeitet von Dieter, Freitag, 09.02.2024, 10:13

Hallo Hannes,
wenn man keine reale Perspektive sieht, sein Leben in der Form gestalten zu können, wie es einem vorschwebt und man eine Alternative dazu kennt oder meint zu kennen, dann macht Auswandern Sinn.

oder wenn das persönliche Umfeld oder umumkehrbare Entwicklungen der Gesellschaft einen psychisch oder materiell nötigen, dann ist das Wort "Vertreibung" gerechtfertigt als Grund der Auswanderung.

Bei der Entwicklung der BRD innerhalb der letzten 2 Jahrzehnte gilt für viele das letztere.
Die Entscheidung für das eine oder andere fällt um so leichter, je weniger man verwurzelt ist. Da vermutlich 1/3 der Bundesbürger einen Flüchtlings- und Vertreibungshintergrund (Folge II WK) haben ist die Gruppe derer, die nicht seit Generationen fest mit der Heimat verbunden sind, recht groß.

Gruß Dieter


PS: Persönlich halte ich es mit der 2-Staaten-Lösung, also mit beiden Füßen jeweils in 2 versch. Staaten stehen zu können - je nach Gusto und Entwicklung. Meine mentale Heimat liegt als Familien"erbe" eher in Ostpreußen.

--
Es wird Zeit, daß die NATO, eine aggressive Partei, verlieren lernt.

Hier sehe ich mich etwas wie im Spiegel

helmut-1 @, Siebenbürgen, Freitag, 09.02.2024, 18:40 vor 79 Tagen @ Dieter 790 Views

Die Entscheidung für das eine oder andere fällt um so leichter, je weniger man verwurzelt ist.

Nach mehr als drei Jahrzehnten Tätigkeit in Deutschland musste ich beim Wegzug feststellen, dass ich sehr viele Freunde und Bekannte dort gefunden hatte, was mir den Abschied teilweise sehr schwer gemacht hat. Aber die Beziehung war hauptsächlich personeller Art. Zum Land selbst, zum Boden, zur Erde, wie man sagt, konnte ich niemals eine Beziehung entwickeln, auch nicht nach 30 Jahren. Obwohl ich dort meine beiden Ehen geschlossen hatte und alle meine Kinder dort geboren wurden.

Warum, das weiß ich nicht.

Anders in Siebenbürgen, in Rumänien. Da fühlte ich ich vom ersten Tag an so, als wenn ich in einem früheren Leben hier schon einmal gelebt hätte, wenn man an die Reinkarnation glaubt.

Interessante Meinung

helmut-1 @, Siebenbürgen, Freitag, 09.02.2024, 18:35 vor 79 Tagen @ D-Marker 1021 Views

Diesmal ist es zu spät, Europas Niedergang lässt sich nicht mehr aufhalten. „Der Kontinent ist nicht in der Lage, sich von seiner derzeitigen wirtschaftlichen, militärischen und demografischen Krise zu erholen“, schreibt der Redakteur Allister Heath

Fatal, wenn er recht hätte.

Ich finde, das fasst die Lage ganz akkurat zusammen.

FOX-NEWS @, fair and balanced, Samstag, 10.02.2024, 08:15 vor 79 Tagen @ helmut-1 892 Views

Allerdings kann man die Entwicklung so nicht fortschreiben. Es wird ein Kipppunkt kommen, der die Katharsis einleitet, die zu etwas neuem führen wird.

Grüße

--
[image]
Läuft in Deutschland ...

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