Realer Immobilienmarkt kurz- und mittelfristig?

Herzdame ⌂ @, Sonntag, 29.03.2020, 13:55 vor 1489 Tagen 2428 Views

Noch ist ja alles recht frisch und sichtbare Auswirkungen gibt es im real life noch nicht, was die Angebotsseite und Preise betrifft.
Die Mitnahmeeffekte der großen Mieter hatten wir hier schon.
Gewerbliche Immos sind sowieso eine Sparte für sich.

Aber wie wirkt sich die Pandemie und der Stillstand der Wirtschaft auf Wohnungs- und Häusersegment für den Privatmann demnächst und zukünftig aus? Kann man da schon eine Prognose abgeben?

Der Bedarf in Deutschland nach Wohnraum ist nach wie vor vorhanden.
Die "paar" Toten (sorry - in Relation zur Gesamtbevölkerung) werden, was den Immomarkt betrifft, eher im Nanobereich anzusiedeln sein, was die Auswirkung betrifft.

Doch das verfügbare Einkommen schrumpft auf breiter Front quer durchs Land, wenige Krisengewinnler ausgenommen.
Die Mieten dürfen erstmal 3 Monate ausgesetzt werden, was private Kleinvermieter sicher in Schwierigkeiten bringt.
Die Rate bei der finanzierenden Bank muss bedient werden.

Und nach der rechtlich legitimierten Mietaussetzung stehen da mehrere Monatsmieten an, die ein Mensch ohne nennenswertes Einkommen auch nur nicht aufbringt.

Die Bank kann zudem bei EFH/ETW eine Nachbesicherung verlangen, auch wenn dies bei privaten Kreditnehmern wohl noch nicht angewendet wurde. (Bei geschlossenen Immofonds ist das ja eine andere Hausnummer.)

Ich frage mich:
Wird es kurz- oder eher mittelfristig bedeutende Preisänderungen geben bei EFH und ETW und überhaupt mal wieder ein Angebot in dem derzeitig leeren Markt?
Auch wer erstmal pleite ist und seine Hypothek nicht mehr bedienen kann, muss ja irgendwo wohnen nach der Einkassierung seiner Bude durch die Bank..

Galoppierende Inflation geht nur mit drastisch steigenden Zinsen.

Durran @, Sonntag, 29.03.2020, 16:43 vor 1489 Tagen @ Herzdame 1395 Views

Aufgrund der Geldflut wird oder muss es ja zu einer galoppierenden Inflation kommen. Zeitnah.
Also sehen wir erst einen kurzen deflationären Schock mit sinkenden Preisen. Aktien voraus.

Hier könnte man nun Assets kaufen. Das Zeitfenster dafür dürfte recht kurz sein. Diese sinkenden Preise sind der Liquiditätskrise zuzuschreiben. Keiner hat mehr Geld. Kredite und Mieten werden nicht mehr bedient, Autos nicht mehr bezahlt. Der Konsummarkt bricht zusammen.

Um die Situation zu entschärfen, Staaten, Unternehmen und Konsumenten zu entlasten, werden riesige Hilfsprogramme der Notenbanken inszeniert.

Die Geldmenge wird massiv ausgeweitet, jeder und alles gerettet. Helikoptergeld.

Bei einer nun einer einsetzenden Inflation würden sich ja die Schuldner schnell und günstig entschulden. Also werden die Banken alles daran zu setzen insbesondere die Immobilienschuldner nun bei sinkenden Preisen in die teuren Kredite zu zwingen.

Anders kann ich mir dieses dämliche Mieterschutzgesetz auch nicht erklären. Auf irgend einen Mist muss es ja gewachsen sein. Und das waren bestimmt nicht die Politiker.

Folgendes Szenario. Preisverfall aller Immobilien von 50%. Banken fordern von den betroffenen weitere Sicherheiten. Wegen Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und fehlenden Kapital fallen viele Immobilien an die Bank. Danach kurzfristig stark steigende Zinsen.
Dann werden die alten Eigentümer in neue Kreditverträge gedrängt, dann aber mit horrenden Zinsen. Gut für die Banken. Viele werden nun ihre Immobilien verlieren.

Der Wohnungsmarkt dürfte für Jahre tot sein. Wer will bei diesen Vorgängen noch vermieten.
Wenn ich bei meinem bezahlten Mehrfamilienhaus nicht vermiete habe ich außer der Grundsteuer keine Kosten. Vermiete habe ich Kosten, auf denen ich dann sitzen bleibe. Und so werden viele denken. Wer noch Kredite auf diesen Anlageobjekten hat , muss sehr aufpassen. Schwierige Situation. Noch schwieriger wirds für gewerbliche Vermieter. Spezielle Objekte, meist nur einen Mieter, hohe Mietbeträge. die können auch nicht ohne große Investitionen an andere vermieten.

Dieses Mietgesetz ist Wahnsinn!

Zahlungsaufschub für Eigentümer + billige Kredite nutzen

Herzdame ⌂ @, Sonntag, 29.03.2020, 16:59 vor 1489 Tagen @ Durran 1206 Views

Hallo Durran,

aus der FAZ:

"Mieter dürfen laut dem Bundesratsbeschluss vom Freitag mit ihren Mietzahlungen zwischen April und Juni in Verzug geraten, ohne dass ihnen gekündigt werden darf. Der Eigentümerverband Haus & Grund warnt, dass viele private Vermieter deshalb ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten.

Allerdings können sie ihrerseits von dem dreimonatigen Zahlungsaufschub für Darlehensverträge Gebrauch machen, der ebenfalls verabschiedet wurde.
Gewerbliche Vermieter können auf die KfW-Kredite zurückgreifen."

..

Eben erst entdeckt - parallel zum 3monatigen Mietausfall gibt es den 3monatigen Zahlungsaufschub für Darlehen für die Privatvermieter.
Man verschiebt das Problem allseits für ein Quartal.
Danach wird es interessant..

Ggf. alle Vorauszahlungen als Vermieter stoppen

Dieter, Sonntag, 29.03.2020, 17:22 vor 1489 Tagen @ Herzdame 1098 Views

Hallo,
sollten Mieter berechtigterweise nach neuem "Recht" nicht zahlen, dann würde ich als Vermieter sämtliche Vorauszahlungen einstellen für diese Wohnimmobilien, ggf. anteilig.

Also keine Abschläge mehr an die Versorger, die Stadt, ggf. Est-Vorauszahlungen sofort anpassen lassen.
Das sollten alle Vermieter machen, um entspr. Druck aufzubauen.

Gruß Dieter

Gewohnt wird auch weiterhin

Echo @, Sonntag, 29.03.2020, 16:55 vor 1489 Tagen @ Herzdame 1190 Views

bearbeitet von Echo, Sonntag, 29.03.2020, 17:26

Spekulation mit Immobilien ist generell ein heißes Eisen - die Party kann jederzeit schlagartig vorbei sein, und dann ist das Betongold plötzlich illiquide und verliert an Wert. Bereits im letzten Sommer haben die Medien verlauten lassen, dass sich die Münchner Immo-Party ihrem Ende neigt. Schlimmstenfalls haftet der private Immobilienbesitzer mit seinem kompletten Eigenkapital. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Staat den Handlungsspielraum der Banken einschränkt, sodass nicht alle Immos schlagartig in der Zwangsversteigerung landen. Sich aus dem Markt vorübergehend rauszuhalten ist sicherlich keine schlechte Idee. Hat man am Tiefpunkt der Krise noch Cash, dann lohnt sich der Einstieg.

Wer bereits jetzt halstief drin steckt, der wird das alles wohl oder übel aussitzen müssen. Klötze am Bein kriegt man jetzt sicher nicht mehr los, und selbst ein schneller Verkauf birgt für den Verkäufer Risiken, denn im Zuge einer Finanzkrise auf zu viel Cash zu sitzen ist eher schlecht als recht.

Private Mieter haben ja eher viele Rechte - die wird man bei Säumigkeit nicht so schnell los. Bei Gewerbeimmos ist es zwar etwas einfacher für Vermieter, doch im Wirtschaftsabschwung gibt's dort umso mehr Leerstand. Etwaige Wohnschulden hingegen würden ja nicht ohne weiteres verschwinden sondern nur aufgeschoben bis zur Vollstreckbarkeit.

Ich selber habe die Ladenflächen- & Hoteldominierten Immofonds letzte Woche abgestoßen - geht derzeit noch mit kleinen Abschlägen. Im Gegensatz zu offenen Immo-Fonds ist das Investieren in Immobilien-AGs auch weiterhin halbwegs liquide und mit dem kleinen Geldbeutel möglich, doch die Kurse haben noch Platz nach unten.

Immerhin: Wohnimmobilien sind auch weiterhin gefragt. Es ist nicht davon auszugehen, dass viele Menschen wegsterben. Vielleicht sollte man in Zeiten wie diesen allerdings weniger auf teure Luxusimmobilien setzen, sondern mehr den vernünftigen Altbestand. Leider ist die Immobiliengesetzgebung darauf ausgelegt, eher hohe Bau- und Sanierungskosten zu verursachen. Auch die sogenannten Sozialwohnungen sind dann deutlich teurer.

Vonovia hat verhältnismäßig wenig Eigenkapital (unter 50%). Und Wohnungsgenossenschaften machen einen Großteil des Geschäfts mit der Bauträgerschaft, weniger mit Vermietung. Hier lauern Potenzielle Abschreibungsrisiken, vor allem wenn die Grundstücke im Preis verfallen.

Weitere drastische staatliche Maßnahmen wären vor allem bei einer potenziellen Währungsreform zu erwarten - die Zwangshypothek ist ein allbekanntes Mittel. Derartige Maßnahmen sind typischerweise aber eher sozialverträglich gestaltet: Es gäbe für die Eigentümer zwar einen finanziellen Dämpfer, doch der Lastenausgleich findet verteilt über viele Jahrzehnte statt. Das wird die privaten Eigentümer und Gesellschaften eher nicht umwerfen. Und im Falle der Hyperinflation ist auch die Sache mit dem Eigenkapital gar nicht mehr so wichtig. Etwaige Kreditentwertung würde dann über die Kreditgewinnabgabe abgeschöpft.

Solange Unsicherheit herrscht, geht's tendenziell eher seitwärts oder abwärts. Gelegenheiten zum Einsteigen kommen eher später als früher.

Mieter, die die Miete ab April wg. Corona nicht zahlen und gleichz. Wohngeld bekommen, begehen Betrug. oT.

Dieter, Sonntag, 29.03.2020, 17:26 vor 1489 Tagen @ Echo 946 Views

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Nur wenn man bewusst einen Irrtum erzeugt

Echo @, Sonntag, 29.03.2020, 17:32 vor 1489 Tagen @ Dieter 1046 Views

also bewusst lügt, um sich einen finanziellen Vorteil zu verschaffen. Auch der Tatbestand der Unterschlagung greift soweit ich weiß nur bei beweglichen Sachen, und wäre auch nur gegeben, wenn das Wohngeld zweckgebunden eintrifft. Bei so viel krimineller Energie nützt das Anzeigen dem Vermieter aber nichts, das sind dann sicherlich Leute die eh schon alles verloren haben und nichts zu pfänden haben.

Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes

Dieter, Sonntag, 29.03.2020, 17:47 vor 1489 Tagen @ Echo 1086 Views

Hallo,

bei den meisten Fällen dürfte es sich um "Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes" handeln, welches der Mieter beantragt und von den Ämtern aufgrunddessen, sofern die Wohnung angemessen ist, einen entsprechenden Betrag überwiesen bekommt, der die Kaltmiete, sowie die Nebenkosten und Heizung/Warmwasser abdeckt.
Der Empfänger/Mieter hat dem Amt unverzüglich mitzuteilen, wenn sich Verhältnisse ändern, z.B. wenn er aufgrund der neuen Regelung meint die Mietzahlung einstellen zu können.

Gruß Dieter

Gedanken zu 2 versch. Wohnungstypen:

Dieter, Sonntag, 29.03.2020, 17:38 vor 1489 Tagen @ Herzdame 1254 Views

Hallo,

mal ein paar Gedanken zu einem besonderen Segment des Wohnungsmarktes:

Wohnungen von 130 bis 200qm Wohnfläche und gehobener Ausstattung.

Bislang waren derartige Wohnungen aufgrund der derzeitigen Zinspolitik außerhalb der Boomstädte schwieriger zu vermieten, da das infrage kommende Mieterpotenzial zu ähnlichen oder geringeren Kosten auch selbst bauen oder kaufen konnte. Bei allgemeiner Sorglosigkeit bezüglich zukünftiger Erwartungen schien es auch kein Problem zu sein, sich langfristig mit Schulden zu beladen.

Durch die derzeitige Krise treten Unsicherheiten über die finanzielle Zukunft der Besserverdienenden ein, sodaß der eine oder andere, der vorhatte eine Wohnimmobilie zu erwerben oder bauen zu lassen, die langfristige Investition und Bindung scheut und statt dessen zumindest bis wieder Sicherheit hergestellt ist, das risikolose Wohnen zur Miete bevorzugt.
Insofern könnte es sein, daß speziell für diese Klientel eine neue Situation entsteht.

Das 2. Segment: die Wohnungen mit geringerem Standard, die typischerweise an Mieter vermietet werden, die eine öffentliche Förderung bekommen. Hier sollte es rein rechtlich keine finanziellen Einschränkungen geben, auch wenn diese Mieter ihren Job aufgrund Corona verlieren. Zumindest der Mietteil, der aus öffentlichen Mitteln kommt, sollte an den Vermieter weitergereicht werden. Bei Verdacht, daß der Mieter die Beträge auf andere Weise verkonsumiert wäre eine Anzeige wg. Betrug/Unterschlagung angebracht.


Gruß Dieter

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