Konkreter schwerer Pflegefall / Bitte um Rat

Leserzuschrift @, Freitag, 16.06.2017, 13:58 vor 2507 Tagen 3400 Views

Hallo Forum!

Zustände in Pflegeheimen waren jüngst wieder Thema im Gelben Forum. Mein Bruder und ich müssen uns zur Zeit um einen Pflegefall (ein schwerer Fall, Pflegegrad 4 (vier), Höherstufung bereits beantragt) kümmern. Der macht sich Sorgen wegen der hohen Kosten eines Pflegeheimes. Mein Bruder macht sich Sorgen wegen der Zustände in Pflegeheimen. Aber der Hausarzt, der ambulante Pflegedienst und ich wissen, daß wir überlastet sind und das nicht mehr länger durchhalten. Der Hausarzt meinte bereits, man könnte unseren Pflegefall zwangseinweisen, sobald ein Platz in einem Pflegeheim gefunden wird. Lange Wartezeiten sind auch noch ein Problem, man findet nicht mal einen Platz für Kurzzeit- oder Verhinderungspflege. Das wird wohl darauf hinauslaufen, daß wir mit einem beliebig teueren Pflegeheim werden Vorlieb nehmen müssen. Aber die Kosten sind tatsächlich ein Problem. Mein Bruder und ich machen, obwohl die Einstufung erst letztes Jahr und damit viel zu spät vorgenommen wurde, schon seit Jahren nichts anderes als täglich und praktisch rund um die Uhr unseren Pflegebedürftigen zu bedienen. Der bezieht eine eher geringe Rente, also haben wir alle kaum Geld.

Wer schon Texte von mir gelesen hat, der wird erwarten, daß ich bereits eine intelligente Lösung gefunden habe. Viele Auswege gibt es nicht. Die Vorteile der EU zu nutzen fiel mir dazu ein. In Osteuropa gibt es Pflegeheime, die sich auf deutsche Kundschaft spezialisiert haben. Gemäß EU-Recht müssen deutsche Pflegeversicherungen dafür bezahlen. Deutschland muß immer erst dazu gezwungen werden, sich an das Recht zu halten, das es selbst den übrigen EU-Mitgliedern aufgezwungen hat. Zum Glück haben das in diesem Fall bereits andere juristisch durchgeboxt. Für ein Pflegeheim in Ungarn oder Bulgarien reicht sogar der Betrag aus, den die deutsche Pflegeversicherung bezahlen würde. Wartezeiten scheinen mir auch kürzer zu sein.

Mein Bruder meint dazu jedoch, daß osteuropäische Pflegeheime sicherlich nicht besser sind, sondern man aus dem Ausland lediglich nichts von den Mißständen erfährt. Das erscheint mir etwas unlogisch, weil manche osteuropäische Pflegeheime mit deutschen konkurrieren wollen, aufgrund der hohen Kosten und der unglaublichen Zustände in deutschen Pflegeheimen. Leider können wir nicht vor Ort herausfinden, wer Recht hat, weil wir mit der Pflege beschäftigt sind. Der Hausarzt hält es für eine Schnapsidee und unser Pflegefall selbst ist zu dement, um seine Situation ganz zu begreifen. Mein Bruder hat diese wahrscheinlich auch nicht verstanden. Er weigert sich auch nur zur Kenntnis zu nehmen, daß wir eigentlich keine andere Alternative haben.

Ich bin natürlich für alternative Vorschläge offen, falls jemand welche kennt. Ansonsten möchte ich nach Erfahrungen mit osteuropäischen Pflegeheimen fragen. Wie sind die Zustände dort? Besonders in ungarischen oder bulgarischen Pflegeheimen? Wie bekommt man einen echt schweren Pflegefall zu noch einigermaßen vernünftigen Kosten dorthin transportiert? Oder geht das gar nicht und der Plan scheitert daran?

Ich bin natürlich für alternative Vorschläge offen, falls jemand welche kennt. Ansonsten möchte ich nach Erfahrungen mit osteuropäischen Pflegeheimen fragen. Wie sind die Zustände dort? Besonders in ungarischen oder bulgarischen Pflegeheimen? Wie bekommt man einen echt schweren Pflegefall zu noch einigermaßen vernünftigen Kosten dorthin transportiert? Oder geht das garnicht und der Plan scheitert daran?

Es besteht noch ein weiteres Problem. Zwar dürfen mein Bruder und ich aufgrund einer Vorsorgevollmacht Entscheidungen treffen. Die erstreckt sich im Prinzip auch auf finanzjelle Angelegenheiten. Aber von Banken wird die Vorsorgevollmacht nicht anerkannt. Dafür wäre eine notarielle Vollmacht erforderlich, der Notar würde (laut Auskunft der Bank) einen Gutachter mitbringen und dann würde die Ausstellung der Vollmacht wahrscheinlich an der schon nebenbei erwähnten Demenz scheitern. Deshalb können mein Bruder und ich Rechnungen nicht selbst unterschreiben, sondern müssen uns die Unterschriften holen und das erfordert manchmal einige Stunden Überzeugungsarbeit aufgrund der Demenz. Sich die Unterschriften aus Ungarn oder Bulgarien zu holen wäre natürlich noch schwieriger. Trotzdem möchten wir nicht riskieren, daß aufgrund eines Gutachter-Urteils ein Betreuer bestellt wird, weil man über das Betreuerunwesen sogar noch schlimmere Dinge hört als über das deutsche Pflegesystem. Darum ist dieses Problem noch ungelöst und Rat und Vorschläge dazu wären schön.

Gruß,
Ranma

Servus Ranma!

Rotti @, Pampa, Freitag, 16.06.2017, 15:16 vor 2507 Tagen @ Leserzuschrift 2608 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 16.06.2017, 15:23

Dein Fall erinnert mich an mich selbst. Seit 2 Jahren bin ich der Betreuer meiner Mutter (dement, Pflegestufe 5 ). Das kannst du am Vormundschaftsgericht beantragen. Das Ganze hat nur ein paar Monate gedauert. Antragstellung beim Vormundschaftsgericht. Zuerst kam ein Herr vom Landratsamt vorbei und hat geschaut, ob dieses Verfahren überhaupt gestartet wird. Dann kommt ein Mitarbeiter des Vormundschaftsgerichtes vorbei und nimmt alle wesentlichen Details auf,anschließend ein Psychiater. Zuletzt macht sich ein Richter persönlich ein Bild von der Situation und entscheidet über deinen Antrag. Wenn positiv beschieden wird, wirst du am Gericht von einem Rechtspfleger "vergattert", d.h. du wirst über deine Rechten und Pflichten aufgeklärt und kannst dich immer um Rat an ihn wenden. Am Ende bekommst du eine gerichtlich beglaubigte Urkunde, in der alles wesentliche festgehalten ist.

Nun zum Heim

Bei Pfelgestufe 5 bekommt der Patient ca 2000 Euro für Sachleistungen (Pflege im Heim). Hier in der Gegend kostet solch ein Heimplatz um die 4000 Euro pro Monat. Bleibt also ein Eigenanteil von 2000 Euro von dem man noch die Rente abzieht. Die dann bleibende Lücke kann über die Sozialhilfe aufgefüllt werden.
Sollte der zu Pflegende ein Elternteil von euch sein, so müsst ihr einen gewissen, leistbaren Beitrag zuschießen (das darf euch finanziell nicht überfordern).
Also nicht verzagen und Infos einholen. https://www.pflegeverantwortung.de/pflegehilfe-pflegefall/pflegeberatung/pflegestuetzpu...

M.f.G.
Rotti

Ps
Das hat alles ca 450 Euro an Gebühren gekostet.

--
Ich esse und trinke, also bin ich.

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