Debitismus pur: Die Zölle dienen der Externalisierung der Machterhaltungskosten des US-Imperiums!

Ostfriese, Samstag, 27.09.2025, 09:00 (vor 73 Tagen) @ aliter3911 Views
bearbeitet von Ostfriese, Samstag, 27.09.2025, 10:06

Hallo aliter

Was passiert eigentlich mit den Zolleinnahmen? Entweder ist die ganze Geschichte heiße Luft oder bei tatsächlicher Erhebung müsste die US-Regierung bald im Geld schwimmen, wieso will Trump dann den Haushalt kürzen?

Zolleinnahmen sind Teil der Machterhaltungskosten des US-Imperiums, wie dottore in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=365680 Re: 'Gerechter Staat' - wie geht denn das? verfasst von dottore, 08.10.2006, 15:48

Dachte ich zunächst auch. Inzwischen bin ich auf die Abgabe als primum movens gestoßen. … Poster dafür! Die Abgabe (zuerst externalisiert, siehe Tribut, dann internalisiert, vgl. Steuer) setzt einen Zwang in die Welt, den es vorher nicht gegeben hatte (coercive). Dieser Zwang ist grundsätzliche waffengestützt (coercive power), kann sich dann aber immer stärker selbstlegitimieren, ideologisieren, usw. woraufhin gern die Waffe als ultima ratio rerum aus den Augen verloren wird. Nimm die Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll (ZUZ) (O-Ton: "Bei uns geht's immer nur um Geld") - da sind sie schon:

[image]
https://uniformkarriere.com/zuz-zentrale-unterstuetzungsgruppe-zoll/ Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll

und etwas ausführlicher in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=264730 Machtkosten und die USA verfasst von dottore, 03.04.2004, 10:41

zeigt.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

→ Hi,

sog. Reiche können sich so lange halten, wie sie ihre Machtkosten und Machterhaltungskosten externalisieren können: Ich verweise nochmals auf den luziden Aufsatz von Uwe Wagschall in Der Staat 2000). Das war bei Alexander der Perserschatz (nur einmal behehbbar), bei den Athenern und Spartanern Raub, Krieg, Melos, Messenien, die Metöken, usw., wie beschrieben. Bei den Römern die Tribute, die entfielen als keine Gold- und Silberländer mehr erobert werden konnten (Spanien, Dakien) und das römische Bürgerrecht dummerweise allen erteilt wurde (Anfang 3. Jh.). Bei den Spaniern war's Südamerika, bei den Franzosen und Engländern das Kolonialreich (may the British Empire and it's Commonwealth last for a thousand years ... - Churchill).

Dann traten die Amerikaner auf den Plan. Sie konnten per Golddevisenstandard zunächst noch das bei ihnen externalisierte (thesaurierte) Gold ziehen, das sie nach WK I zusammengerafft hatten (Letztbezieher auch der deutschen Reparationen) und als das schnell abschmolz, indem sie ihre Titel im Ausland unterbringen konnten (dort Devisenreserven). Das läuft bei Japan usw. noch immer, aber nicht ewig.

Die Tributländer kaufen die Titel (Japan) noch, um selbst ihre nicht externalisierbaren Kosten ihrerseits durch Staatsverschuldung vorzutragen und um ihre Besteuerungsbasis (einigermaßen laufende Wirtschaft) nicht gänzlich zu verlieren. Somit haben wir inzwischen eine Externalisierung auf Pump. Das kann noch eine Zeitlang vorgetragen werden, wird aber im Laufe der Globalisierung immer schwieriger, und schließlich unmöglich. Der absehbare Zusammenbruch des europäischen Lohnniveaus wird auch die dortigen Mächte als nicht mehr finanzierbar ausweisen. Mit weniger Geld wird halt weniger gekauft, der bereits erfolgte Vorabbezug von Steuern (Staatsschulden) bleibt aber nominal gleich. Deshalb versuchen die Euro-Mächte schon, ihre Machterhaltungskosten zu senken (öfftl. Dienst und sonstige Reformen).

Amerika kann sich noch per Handelsbilanz usw. eine weitere Zeitlang um das Problem herummogeln, dass es selbst bzw. seine Bürger die Machtkosten tragen müssen. Investitionen, um noch einmal weitere Externalisierung zu erzwingen (Kriege) erweisen sich als zu kostspielig und reißen weitere Löcher im Inland (höhere Staatsverschuldung = Steuerzessionen).

Da es niemand im Weltall gibt, dem man noch Kosten aufdrücken könnte, muss man die inzwischen immer notwendigere Internalisierung der Kosten möglichst lange noch auf die inländischen Nicht-Machthalter (der berühmte US-Verbraucher usw.) weiterreichen und hoffen, dass diese ihrerseits auf künftige Einnahmen ziehen (sich verschulden), wobei die Wirtschaft und damit die Steuern (Finanzierung des Machterhalts) noch eine Zeitlang läuft, bis auch die dort vorhandenen Verschuldungsgrenzen (Zessionsmöglichkeiten) erreicht sind und Pay-day ansteht.

Da Machterhalt immer Staatskonsum ist, und der nicht ewig per Vorabbezug von Einnahmen (nachdem es keine Externalisierung mehr gibt) zu finanzieren ist, kann dem US-Imperium, wie allen anderen in der Geschichte davor auch, das Ende prophezeit werden. Noch läuft die Maschinerie und wir schauen amüsiert zu, wie lange noch und lassen uns gern von neuen Strampel-Varianten der Macht aller Staaten zum Zwecke ihres Machterhalts überraschen.

Derweil empfiehlt es sich, selbst die eigenen privaten Machterhaltungskosten (= Einkommen zum Lebenserhalt) zu thesaurieren. Die einen nehmen dazu Gesetzliches Zahlungsmittel (vorläufig zumindest noch), die anderen gehen in Physisches, wobei deren Risiken nicht nur in den Märkten für Thesaurierungsmittel, sondern auch in deren Expropriation liegen. Wer am Ende obsiegt, ist die große Frage. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Noch läuft's ja einigermaßen.

Aber die Zeit wird knapper. Und die Lage von Argentinien bis Afghanistan zu studieren, ist lehrreich. Prolongieren (IWF) bzw. fremde Machterhaltungskosten auf die eigene Verschuldung umzubuchen, hat seine Grenzen. So etwas, wie ein sich selbst tragendes Wachstum und dies weltweit oder gar auf Dauer (Fukuyama usw.) ist und bleibt eine Fiktion. Je länger zugewartet wird, um so donnernder wird sich das unlösbare Problem des Staates als mit bewaffnetem Binnen- und Außenzwang operierende Institution entladen. Vae victis!

Think!

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Gruß - Ostfriese


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung