"Unsere" Automobilindustrie hat die ausreichend zur Verfügung stehende Zeit "technologieoffen" vertrödelt!
Hallo zip, hallo Forum,
Vorab: Die aktuellen Hersteller von Elektro-Lokomotiven sind nicht identisch mit den Herstellern von Dampf-Lokomotiven.
Ja. Sagte ich doch!
Ab 1949 wurde in Deutschland elektrifiziert. Das zog sich bis zum Jahr 1993 hin. Im Jahr 1977 für die letzte Dampflok im Regelbetrieb. Ich möchte nicht kleinlich sein, denn es gibt immer noch Dutzende von Sonderfahrten für Nostalgiker, insoweit ist die Dampflok nicht ausgestorben, sie führt jedoch noch ein Schattendasein.
Ich möchte auch nicht kleinlich sein. Aber ich hatte ja beschrieben, dass Technologien nicht immer aussterben, sondern nach ihrer Ablösung oft noch ein Nischendasein führen. Das gilt auch für die Dampf-Loks. Aber deren Hersteller sind ausgestorben.
Bedeutend aus meiner Sicht ist jedoch der Zeitraum: 1949 bis 1977 sind 28 Jahre „Umstellungszeit“ für die Hersteller, die Zulieferanten für Kupplungen, Radsätze und all dem ganzen Drum und Dran, was es braucht, um eine Lokomotive zu bauen, zu Warten und bzgl. der Logistik bis zur Ausmusterung zu verwalten. Dieser Zeitraum war lang genug, um den daran beteiligten Betrieben eine Umstellung auf die „neue Technologie“ zu ermöglichen.
Das Elektroauto wurde in den 1870er-Jahren bereits VOR dem Verbrennungsmotorfahrzeug (von Daimler und Benz, jeweils 1886) erfunden! "Dank" des ersten Weltkrieges (mit Elektrolastern lassen sich keine Kriege führen) und "dank" der kostensenkenden Serienproduktion von Fords "Model T" sind die damaligen Elektroautos aus dem Markt gedrängt worden und deren Hersteller "ausgestorben". Nischenanwendungen haben sich (z.B.) bei den Paketfahrzeugen bis in die 1950/60er-Jahre bei der Deutschen Post (in der DDR/Ost und in der BRD/West) gehalten.
In der Mitte der 1980er-Jahre startete die Elektromobilität neu, unter anderem bei der "Tour de Sol" in der Schweiz. Das wurde von der Automobilindustrie nicht ernst genommen, obwohl der Sieger der ersten "Tour de Sol 1985" ein Werksteam von Mercedes-Benz war. Und obwohl die erste "World Solar Challenge 1987" in Australien ein Team von General Motors (mit wesentlicher Zuarbeit von Opel) gewann. Danach hat "unsere" Automobilindustrie das Thema "Elektroauto" weitgehend wieder zu den Akten gelegt - zumindest offiziell.
Was die wenigsten wissen: Die "Studie A" von Mercedes-Benz Anfang der 1990er Jahre, der Vorläufer der "A-Klasse", wurde ursprünglich als Elektroauto entwickelt. Die serienmässige "A-Klasse" ist dann beim Elchtest umgefallen, weil sie eben KEINE Batterie unter den Sitzen und damit einen höheren Schwerpunkt hatte, als man einen Verbrennungsmotor eingebaut hatte. BMW hatte mit dem "BMW E1" etwas ähnliches, hat dieses Fahrzeug aber nie in Serie gebaut. Audi setzte auf Hybridfahrzeuge (Audi 100 und Audi A4 Avant als Kombination aus Diesel- und Elektroantrieb), Volkswagen auf die verschiedenen Elektro-Varianten des CityStromers (auf Basis Golf/Jetta).
Exkurs: Anfang der 1990er-Jahre gab es in den USA mit dem EV1 von General Motors ein erstes Serien-Elektrofahrzeug. Dieses Fahrzeug war eigentlich die logische Folge des "Sunraycers", ist dann aber aus "politischen Gründen" wieder in der "Versenkung" verschwunden.
1996/97 ist Audi mit der Serienproduktion des Hybridfahrzeuges "Audi duo" (als Parallel-Hybrid) gestartet, nahezu zeitgleich Toyota mit dem Hybridfahrzeug "Prius" (als Reihen-Hybrid). Der wesentliche Unterschied: Der "Audi duo" wurde nach ca. 100 Stück wieder eingestellt, während Toyota mit einer Serienproduktion von mehr als 1.000 Stück pro Monat "losgespurtet" ist.
„Unsere“ Automobilindustrie hat nicht diese 28 Jahre, um sich neu zu erfinden. Nach einer konzeptionell inhaltslosen „Schockstarre“ im Jahr 2012 (Serienhochlauf vom Tesla Model S inkl. Ausbau Ladenetz „SuperCharger“) hat man sich in DE entspannt zurück gelehnt, nichts getan und gehänselt („Ein Mal in der Woche mit dem Anhänger nach Portugal und zurück – das schafft der nicht!“ Soweit die öffentliche Diskussion).
"Unsere" Automobilindustrie hatte also nach meiner Rechnung bereits mehr als diese 28 Jahre Zeit, aber wie Du es korrekt beschreibst: Man hat sich entspannt zurückgelehnt. Die regelmäßigen Besuche aus China und deren ambitionierte Pläne hinsichtlich Elektromobilität bei den reihum in Europa/USA/Asien stattfindenen EVS-Konferenzen ("Electric Vehicle Symposium") wurden belächelt. Anfang der "Nullerjahre" (z.B.) hatte China angekündigt, die Mobilität der Olympischen Spiele 2008 ausschließlich mit Elektrofahrzeugen zu bestreiten. Ganz haben sie es damals nicht geschafft, aber auch dieses ambitionierte Ziel wurde belächelt und verspottet. Und wo stehen sie heute?
Im Laufe der Zeit wurden seitens der Lobby und Regierung in DE Alibi-Projekte gestartet (exemplarisch: LKW-Strecken mit Oberleitung) und erst ab dem Jahr ca. 2019 fing man (nach Frankreich) in DE an, dem Thema Raum zu geben, was die Produktion dieser Fahrzeuge in Großserie betrifft.
Ja, das sehe ich auch so!
Das ging nicht zuletzt mit der Akte Northvolt alles den Bach runter. Und die Hersteller schaffen nicht die Quoten, um den EU-Strafen zu entgehen, weil sich der durchschnittliche Flottenverbrauch sich nicht durch Verkäufe von E-Mobilen senken lässt.
Ja, das sehe ich auch so!
Aber das sind alles Petitessen. Fakt ist: Die Hersteller in DE haben keine 28 Jahre Zeit, sich neu zu erfinden. Sie haben 24 Monate. Und das werden sie und ihre Zulieferer nicht schaffen. Es fehlt dazu an Allem. Und die Uhr tickt.
Genau DAS meine ich: "Unsere" Automobilindustrie hat die Zeit "technologieoffen" vertrödelt, man hat JETZT keine 28 Jahre mehr Zeit und man wird es wohl nicht mehr aufholen können.
Leider!
Viele Grüße, Ciliegia.