Paul C. Martin: Ich halte sowohl die von den etablierten Sinekure-Historikern immer wieder aufgetischte "Empörung" und …

Ostfriese, Montag, 29.01.2024, 18:17 (vor 93 Tagen) @ ebbes2070 Views

Hallo ebbes

Nur wenn Israel stark (egal wie), inmitten von Feinden bleibt, kann es überleben.

Exakt, wie dottore in

Re: 'Zivilisation', 'Kultur', Gewalt & Forums-Gejaule verfasst von dottore, 29.07.2006, 19:04

zu berichtet weiß. Gleichzeitig gelten die Inhalte meines an @nereus gerichteten Postings.

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→ Hi Holmes,

wenn ich nochmals mit Wolfgang Sofsky*) antworten darf ("Traktat über die Gewalt", 1996, als Fischertaschenbuch 2005 für 8,95 Euro und sehr zu empfehlen):

vielen Dank für die Ausarbeitung. Sehe ich das richtig, dass Du auch die Tragik der Zivilisation erkennst, ohne aber einen Ausweg nennen zu können?

"Der Glaube an die Zivilisation ist ein eurozentrischer Mythos, in dem sich die Moderne selbst anbetet. Er entbehrt der realen Grundlage." [Wie wahr!]

Sofsky's Ableitung ist auf die Kürze die:

Gewalt stiftet Kultur, Kultur stiftet Gewalt.

Ein Rondo assoluto, das wir "Weltgeschichte" nennen.

Kann es wirklich keinen geben, oder fällt uns nur keiner ein?

"Der Preis des sozialen Friedens ist die innere Repression." [Die Komplettversklavung schafft die ersehnte Ruhe - nichts wahrer als das!]

Ich befürchte, dass es wirklich die Tragik der Menschheit ausmacht, einerseits im Schatten der Macht ganz wahnsinnige Fortschritte in Kunst und Wissenschaft gemacht zu haben, aber das System als solches doch immer wieder sehr labil und zerbrechlich ist und droht, sich selbst zu vernichten.

Sofksy zitiert Cioran ("Der Absturz in die Zeit", 1980):

"Das Heimweh nach der Barbarei ist das letzte Wort jeder Zivilisation."

Und schreibt selbst:

"Die domestizierte Sittlichkeit, welche die Despotie der Ordnung ersetzen wollte, steigert das Bedürfnis nach Entfesselung. Der Exzess lauert auf seine Stunde, und er drängt umso heftiger hervor, je schwerer die Ketten der Kultur auf den Menschen lasten... "

Und:

"Die Kultur erhöht die Potenz zur Zerstörung ihrer selbst." [Tja, weshalb am "Höhepunkt" jeglicher "Kultur" &"Zivilisation" just deren Ende eintritt, komisch gell?]

Warum scheint es ausgeschlossen, dass eine "nachhaltige" Zivilisation existieren kann?

"Ihr Paradoxon [i.e. das von Kultur & Zivilisation] liegt darin, dass sie selbst die Mächte hegt und pflegt, die sie einzugrenzen trachtet."

UND JETZT ZUM KERN:

"Zum Kernbereich der materiellen Kultur gehört die Herstellung von Waffen. Kaum ein anderes Artefakt hat mehr Forscherdrang auf sich gezogen als die Waffe."

"Die Waffentechnologie ist kein Nebenprodukt der Kultur. Sie ist eines ihrer bevorzugten Experimentierfelder."

"Die Zwischenzeiten der Friedfertigkeit sind nur Episoden... In den Annalen der Kultur und Gesellschaft sind sie nichts als leere Blätter."

FOLGE:

"Das Zentralorgan der sozialen Kultur ist kein Hort des Friedens, es ist eine Stätte der Gewalt."

SUMMA:

"Massenkrieg und Völkermord... die Entfesselung absoluter Gewalt (ist) keine Regression in den primitiven Urzustand der Seele, kein Rückfall in die Barbarei. Die GEWALT ist selbst ein Erzeugnis der menschlichen KULTUR."

[Genau auf diesem baut die (um das Macht- und Gewaltphänomen erweiterte) Theorie des Debitismus auf.]

*) Der Mann argumentiert kenntnisreich und scharfsinnig. Eine der vielen Tragödien des modernen Wissenschaftsbetriebes: Kein Ökonom kennt ihn und baut seine Ableitungen/Erkenntnisse daher nicht in seine Modelle ein. Das Phänomen kennen wir bestens: Dass der sog. "Wirtschaftstheorie" eine Abgaben- und damit Zwangs- und damit Waffentheorie vorgeschaltet werden müsste, nehmen die "Ökonomen" nicht nur Kenntnis. Sie setzen einfach mit dem "Wirtschaften" ein, ohne zu erklären, was es damit wohl auf sich hat bzw. wie es entstanden sein mag.

Privater Nachsatz:

… "Sprachlosigkeit" über die "Verbrechen" diverser "Kulturvölker" für ebenso undurchdacht, unreflektiert und demnach lächerlich wie auch die hier im Forum in seitenlangen Postings zu lesende "Kritik" an den aktuellen Vorgängen / Zuständen im Nahen Osten.

Gern kann sich jeder seinen "Frust" von der Seele schreiben. Er muss sich jedoch vorhalten lassen, nichts über den Ablauf der Weltgeschichte zu wissen und keinerlei Reflexionen darüber mächtig zu sein. Dieses Gejaule ist das trotziger Kinder, die glauben, dadurch, dass sie mit dem Fuß aufstampfen, irgendetwas zu bewirken oder gar "ändern" zu wollen / können.

Sofsky beendet seinen Gewalt-Traktat mit der (rhetorischen) Frage, ob ein so anerkannter Gewalt- und Kriegsgegner wie Freud, hätte er den 2. Weltkrieg mit allem Drumherum noch erlebt, danach sich der Frage verweigert hätte, "ob überhaupt ein Experiment der Kultur jemals wiederholt werden sollte."

Historiker, Ökonomen & ähnliche: Sie wissen überhaupt nicht, was für ein Schwachsinn aus ihren Federn quillt!

Lieber Holmes, Du bist genau am Nerv - nun bohr ihn auch an!

Quelle: https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Friede+und+Macht+und+Kultur+...

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Gruß - Ostfriese


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