Das Gibson-Paradoxon unschwer erklärt ...

Beo2, NRW Witten, Donnerstag, 16.03.2023, 10:42 (vor 401 Tagen) @ Ostfriese1945 Views
bearbeitet von Beo2, Donnerstag, 16.03.2023, 10:54

Das Gibson-Paradoxon besagt … dass es monetaristisch nicht zu erklären ist, warum Preise und Zinsen parallel steigen, ...

Doch doch, es ist sogar sehr leicht zu erklären:
Wenn die Zinsen steigen, steigen eben die Kapitalkosten der produzierenden Unternehmen - sofern sie fortlaufend auf Kredite angewiesen sind - die diese gestiegenen Kosten irgendwohin reinpacken wollen oder müssen. Wo packen sie sie hin? Zunächst in ihre Preise natürlich! .. und im weiteren in real sinkende Löhne. Dies ist die erste "natürliche" Reaktion der Realwirtschaft auf steigende Zinsen.

Nun sinkt aber die reale Kaufkraft der meisten Einkommen - insbesondere bei den Lohnabhängigen und den gesetzl. Rentnern = 80% der Bevölkerung - was zu weniger Konsum bei den Verbrauchern führt bzw. führen muss, wie aktuell zu beobachten ist (anno 2022-23). Darauf hin hagelt es Insolvenzen bei den KMUs und Händlern. Die Folge ist: sinkendes Wirt.wachstum oder Rezession. Auch Bankenpleiten sind zu erwarten.

Erst später und allmählich kommen die Preise unter deflationären Druck, da der Wettbewerb um Kunden sich verschärft. Stark verzögert beginnen also die Preise in der Realwirtschaft zu sinken.

... da doch Preise nur steigen können, wenn sich die 'Geldmenge' erhöht, ...

Nein. Wenn die Geldmenge (durch die ZB) erhöht wird, steigen zunächst die Preise bei den börsennotierten Assets - was ein Indiz für steigende private Geldvermögen bei einem Teil der Bevölkerung ist. Nicht aber die in der Realwirtschaft. Wenn die Preise auch in der Realwirtschaft steigen - ausgenommen bei den Luxusgütern (denn dort steigen sie immer) - hat es in der Regel andere Ursachen als gestiegene Geldmenge.

... eine gestiegene Geldmenge aber zu sinkenden Zinsen führen müsste, ...

Gestiegene Geldmenge, welche zunächst immer zu Inflation lediglich bei den börsennotierten Assets führt, betrifft die Preise in der Realwirtschaft in der Regel nicht oder kaum.
Sinkende Zinsen kann es nur bei sinkender Kreditnachfrage geben oder durch verstärktes Auflösen von Spar-/Rücklagen (bzw. bei Umschichtung von Liquidität weg von den Börsen hin in die Realwirtschaft) .. d.h. beim Überangebot von Liquidität in der Realwirtschaft.

Beim Reden von potentiell nachfragewirksamer "Geldmenge" (Liquidität M1) muss immer unterschieden werden, wo sich diese Geldmenge aufbläht und wo sie gleichzeitig stagniert oder sogar sinkt: nämlich in der Realwirtschaft ODER in der börsennotierten Finanzwirtschaft.

... da doch die 'Geldmenge' nur steigen kann, nachdem mehr Geld angeboten wurde, was nach den Regeln von Angebot und Nachfrage den 'Preis' für Geld (Zins) aber senken muss.

Derjenige Teil der liquiden "Geldmenge", der sich an den Assetbörsen befindet (womit also dort "gezockt" wird) und sich dort sogar aufbläht, kauft Nichts in der Realwirtschaft. Deshalb kann sie auch nicht zu erhöhter Kreditnachfrage führen. Sie kann auch nicht zu Überangebot an Liquidität oder zu sinkenden Zinsen in der Realwirtschaft führen.

Mein FAZIT: Die Geldmenge (M1, evtl. M2) hat in der Regel keine DIREKTen Auswirkungen auf die Preis- und Zinsentwicklung in der Realwirtschaft .. abgesehen von Extremsituationen wie z.B. einer Hyperinflation infolge eines Börsencrash. Sie hat jedoch direkte Auswirkung auf die Bildung (oder Minderung) privater Geldvermögen bei den Reichen und Superreichen.
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Aber sag mal: @dottore's Jünger bestreiten doch, dass es so etwas wie "Geldmenge" überhaupt gibt! Worüber machst Du dir dann Gedanken? Wirfst Du hier Nebelkerzen?

Mit Gruß, Beo2


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