Zu Scott Ritter

Manuel H., Montag, 30.01.2023, 23:18 (vor 443 Tagen) @ Odysseus2607 Views

Ich hab in meiner privaten Korrespondenz genau diesen Text genommen, in der Hoffnung, dass mein Bekanntenkreis sich das dann anhört. Rückmeldung nur eine: "Kreml-Nazis und Wagner-Truppen müssen unbedingt raus aus der Ukraine!"

An Scott Ritters Rhetorik stört mich allerdings der anti-deutsche Impetus. Ich kenne den von vielen Amis, gerade von solchen, die dem Deutschen eigentlich zugetan sind. Immer der große Respekt vor der deutschen Effizienz bei gleichzeitiger Angst, die Deutschen könnten wieder durchdrehen (eine Sache um ihrer selbst willen tun).

Dabei übernimmt er alle Klischees der Sieger Geschichtsschreibung, die schlichtweg überwiegend auf Lügen beruhen. Wir haben keine friedliebende Sowjetunion überfallen. Nur so als Stichwort.

Auch die Simplifizierung Bandera = Nazi, den ja gerade die russischen Medien pflegen, aber auch Scott Ritter, ist schlichtweg a-historisch.

Ja, die Ukrainer begrüßten die Deutschen als Befreier, sie hatten gerade den Holodomor hinter sich, den Stalin deswegen veranstaltet hatte, weil er der Hochfinanz Getreide zur Bedienung der Kredite für die Aufrüstung gegen den Westen (Weltrevolution) zu liefern hatte.

Den Nazis wiederum schwebte vor, dass die von der Moskauer Zentrale (aus deren Sicht alles böse jüdische Bolschewisten finanziert von der jüdischen Wall Street) unterdrückten Völker aus der Zwangs-Sowjetunion ausbrechen und ihre Souveränität erklären. Die Mär von der Untermenschen These ist doch Sieger-Geschichtsschreibung, Prussia und Russia hatten aus völkischer Sicht eine Wurzel, schaut beliebige Videos von Flaneuren in Minsk oder Odessa, die Leute dort sehen heute noch aus wie aus einem Nazi-Bilderbuch, ganz anders als Frankfurt oder Berlin-Neukölln.


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