Zu Wikipedias fehlerhaftem Merit Order Beitrag und Deiner Meinung

eesti, Schwedt und Cranz(Ostpreußen), Sonntag, 04.09.2022, 18:20 (vor 620 Tagen) @ paranoia3008 Views

Nein, die Käufer legen keine Mengen fest. Sie bieten in einer Auktion. "Aus dem Netz ziehen" beschreibt Endverbraucher, die typischerweise keine EEX-Benutzer sind.

Natürlich handeln nicht die Endverbraucher (in der Regel) an der EEX, sondern die Stromversorger, die sich ihrerseits von den Stromanbietern (Kraftwerksbetreibern) zu erwartende Strommengen im Voraus oder im Tageshandel Elektroenergiemengen sichern.

Die Käufermenge gibt es nicht. Es gibt nur eine Nachfragekurve.

Das ist doch jetzt Wortklauberei! Die erwartete Nachfragekurve sagt ja aus, welche EE-Mengen erwartungsgemäß zusätzlich zu den sowieso einspeisenden "grünen" E-Energiemengen von anderen Kraftwerken zugekauft (erzeugt) werden müssen.

Dazu muß eben der letzte Stromproduzent animiert werden, sein Kraftwerk kurzfristig ans Netz anzuschließen.
Da er das als letzter Erzeuger nur sporadisch macht, braucht er hohe Marktpreise, um seine Fixkosten raus zu kriegen. Und genau sein Preisbedarf für einen finanziell rentablen kurzfristigen Stromeintrag bestimmt, wie hoch die Preise für alle sind.
Nur langfristig bestimmen die Preise der normalen Preisbildung den Markt wie von Dir beschrieben.

Wieso langfristig? Es gibt sogar Stundenauktionen.

Da hast Du jetzt nicht verstanden, was ich aussagen wollte. Natürlich gibt es alle möglichen Voraussicherungen und somit Bestellungen von EEnergie, sogar Augenblicksentscheidungen der Netzbetreiber, die z.B. Sofortabschaltungen von Großverbrauchern anweisen können.

Und da wären wir wieder dabei, daß die "erneuerbaren Energieproduzenten" nicht dafür garantieren müssen, daß der Strom auch produziert wird, wenn er benötigt wird, sondern daß das die althergebrachten Stromerzeuger finanziell und energetisch leisten müssen.
Je mehr erneuerbare Energien erzeugt wird, um so geringer wird die Einspeisezeit der althergebrachten Kraftwerke und um so höher ist der Grenzstrompreis, der nun notwendig ist, um die regulären Kraftwerke nicht in die Endabschaltung , also Stillegung zu bringen.

Ja, aber erneuerbare Energien können günstig angeboten werden und drängen die teureren Kraftwerke aus dem Markt. Der Großhandelsstrompreis fällt durch hohe Erzeugung von erneuerbaren Energien. Wenn es genügend Dacias gibt, braucht keiner einen Maybach zu kaufen, weil er gerade Mobilität braucht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order

Im wikipedia steht eine Wunschvorstellung der Befürworter der grünen Stromlobbyisten, die mit der Realität nicht einmal ansatzweise übereinstimmt.
Der Strompreis hat sich durch die Energiewende verzehnfacht, am Stromspotmarkt.
Du und der Wikipediaeintrag zu Merit Order suggeriert einen Effekt, der in der Realität nicht eintritt.
Warum ist das so?
Wikipedia schreibt, daß die unwirtschaftlichsten althergebrachten Kraftwerke durch Erhöhung der billigen Ökostromerzeugermengen aus dem Markt gedrängt werden.
Das stimmt nur insoweit, daß wirklich die unwirtschaftlichsten Kraftwerke aus dem Markt gedrängt werden, was sehr positiv ist (besser wäre).
In der Realität ist die Lage aber völlig anders.
Zum Einen ist die Kostenstruktur erheblich verzerrt. Das hat seine Ursache in willkürlichen Belastungen durch den Gesetzgeber (Kernelementesteuer, CO2-Steuer, Kohlepfennig, Zwangsabschaltungen, somit Erhöhung der kalkulierten Stromkosten durch Erhöhung der Fixkosten...). Es ist oft nicht der wirklich billigste Anbieter, der sich vom Markt verabschiedet, sondern, der durch staatliche Manipulation am teuersten gemachte Energieerzeuger.
Zum andern, und ganz entscheidend in der jetzigen Phase wird vergessen, daß die Ökostromanbieter ihren Strom dann in den Markt drücken dürfen, wenn sie gerade Strom erzeugen.
Die Ökostromerzeuger müssen nicht dafür sorgen, daß der Strom auch dann erzeugt wird, wenn er gebraucht wird.
Dafür sind ausschließlich die Stromerzeuger zuständig, die der konventionellen Stromerzeugung zuzurechnen sind. Sie müssen nun egal zu welchen Kosten, dafür sorgen, daß der Strombedarf zu den Zeiten und Quoten gesichert wird, wenn die Ökos nicht (ausreichend) liefern können.
Diese ständige Hoch- und Runter-Fahrerei ist sehr materialzerstörend und generell steigen die Fixkosten für die Durchschnittskosten der regulären Kraftwerke um so höher, je mehr der Anteil der Ökostromerzeugung zunimmt, und somit die tatsächliche Laufzeit der Kraftwerke immer mehr abnimmt.
Um rentabel arbeiten zu können steigen die Mindeststrompreise für den Weiterbetrieb der konventionellen Kraftwerke massiv an.

Derzeit haben wir noch eine Sondersituation, weil die derzeitigen Regierungslenker von Marktwirtschaft keine Ahnung haben und rein ideologisch denken, man nennte sie nicht umsonst "Grüne Khmer".
Den Kohleförderern wurde gesagt, daß man mittelfristig ganz von Kohle weg will. Daraufhin wurden neue Kohleminen nicht mehr entwickelt. Dazu boykottiert China australische Kohle, Europa russische Kohle, was die Kohlepreise weltweit zusätzlich durch lange Wege (Transportmittelbedarf deutlich gestiegen) zusätzlich extrem verteuert hat.
https://tradingeconomics.com/commodity/coal
Das gleiche sahen wir beim Erdgas, wo man keine billigen Erdgaslieferungen will, sondern lieber extrem teures Gas aus fernen Quellen aufkauft.
https://tradingeconomics.com/commodity/eu-natural-gas
Nur Braunkohle liefert weiter zu tiefen Preisen, aber die ist ja auch tendenziell vor der Stillegung, spielt bei der Preisfindung faktisch keine Rolle, da sie nicht an die Grenzkosten heran kommt.
Entscheidend sind die nun immer teurer zu betreibenden Steinkohle- und Gaskraftwerke, die die zeitlich immer kürzeren Lieferbedarfszeiten zu immer höheren Kosten bedienen.
Ja, theoretisch geht das teuerste Kraftwerk vom Netz, aber alles andere bei der Preisbildung wird fanatisch ausgeblendet, man will die Folgen durch Sonderzahlungen an die Bürger kompensieren, vergißt aber, daß die Politik erstens diese hohen Kosten bei allen Punkten selbst erzeugt hat und zweitens sind diese Hilfen keine Hilfen der Politik, sondern das bezahlen ja nicht die Politiker, sondern die Steuerzahler selbst, man verteilt nur immer mehr um, geht immer weiter in Richtung Sozialismus.
Und da kam ich 1989 her und wollte da eigentlich nicht mehr hin.


verzweifelter Gruß
eesti

--
MfG
LR

Alles ist ein Windhauch.


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