Alle Überlegungen werden hinfällig, wenn der Beaufort-Wirbel seine Drehrichtung ändert

Ankawor, Donnerstag, 30.06.2022, 12:28 (vor 666 Tagen) @ Manuel H.2086 Views

Zunächst mal, wenn ich erzähle, dass wir in einer Eiszeit leben (definiert durch Eis an den Polen), wird es entweder merkwürdig ruhig um mich, oder jemand holt tief Luft und entscheidet sich, sich mich vorzunehmen und mich aufzuklären.

Dasselbe dürfte wohl demnächst auch passieren, wenn ich verlauten lasse, dass pro Person und Tag in Deutschland fast 10.000 Liter Wasser vom Himmel fallen. So wie es hier neulich ausgerechnet wurde von Mephisto. Auf die Gesichter freue ich mich schon.

Aber Klimafuzzies kann man auch sehr schön ein Fragezeichen auf die Stirn zaubern, wenn man sie fragt, wie sie die Sache mit dem Beaufort-Wirbel einschätzen. Denn wer sich so gut mit dem Klima auskennt, der muss ja voll darüber informiert sein, eine der wichtigsten Grundlagen für unser Klima <img src=" /> Aber die wissen nichts davon.

Für die, die das hier bereits gelegentlich erwähnte Phänomen übersehen haben, ganz kurz und sehr einfach:

Im Nordmeer sammelt sich kaltes Süßwasser aus Flüssen und getautem Eis an der Oberfläche, da es leichter ist als Salzwasser. Aufgrund des stationären Hochdruckgebietes strömen die Winde im Uhrzeigersinn und versetzen diese gewaltigen Wasser- und Eismassen ebenfalls in Drehung.

Ab und zu, sogar ziemlich regelmäßig ungefähr alle fünf Jahre, bildet sich ein Tiefdruckgebiet, dessen Winde diesen Wirbel stoppen und dann gegen Uhrzeigersinn drehen lassen. Dadurch fließt das kalte Oberflächenwasser dann durch die Labradorsee in den Nordatlantik, schwächt den Golfstrom merklich ab, was zu einigen kalten Jahren in Europa führt. Dazu gibt es Aufzeichungen aus den vergangenen Jahrzehnten, wo die Temperaturänderungen und Änderungen des Salzgehaltes im Zusammenhang mit der Drehrichtung des Beaufort-Wirbels festgehalten wurden.

So weit, so gut, eine regelmäßige Wetter- und Klimaerscheinung, die zu verkraften war. Aber es droht Ungemach.

Das regelmäßige Auslaufen des kalten Süßwassers in den Nordatlantik ist nun seit 17 Jahren nicht passiert. Seitdem dreht sich der Wirbel ununterbrochen im Uhrzeigersinn, hat seine Drehung sogar beschleunigt, und es sammelt sich immer mehr kaltes Wasser dort an. Die Wissenschaftler sagen, eine Umkehrung wird unvermeidlich kommen. Dann jedoch ergießt sich nicht nur soviel kaltes Wasser in den Nordatlantik wie bisher, sondern eine gigantische Menge, die den Golfstrom sehr stark schwächen oder sogar zum Versiegen bringen wird. Die Auswirkungen zum Beispiel auf Deutschland werden dabei sehr schnell beginnen. Ohne Golfstrom haben wir kanadische Verhältnisse. Dabei braucht man dann übrigens auch viel Gas.

Mit "Beaufort Gyre" oder "Beaufort-Wirbel" findet man zahlreiche Quellen dazu, deren Raussuchen und Verlinken ich mir hier spare. Wissenschaftliche Quellen von Unis und NASA, keine schwarzmalenden Spinner.

NASA: Die Folgen in Europa würden zwar nicht aussehen wie der Katastrophenfilm The Day After Tomorrow, aber Tatsache ist, dass wir es einfach nicht wissen.

Nun hatten wir Corona, einen Krieg, bevorstehenden Energiemangel und dann noch sowas obendrauf. Tut mir leid, dass ich das mal vorbringen muss.

Immer wieder erstaunlich: 90 % der Menschen haben Angst vor einem Corona-Herbst oder 2 Grad wärmerem Klima in 100 Jahren. Was aber direkt auf sie zukommt, Energiemangel mit Infrastrukturzusammenbrüchen und die Beaufort-Sache beunruhigt niemanden.

PS: Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte:
Meeting des Physical Oceanography Collaboration Team am California Institute of Technology vom 2. Juni 2022, 50 Minuten, Englisch:
https://www.youtube.com/watch?v=FAriNo80sE4


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