zu "Ungarn muss man sich leisten können"

reefan, Ungarn, Donnerstag, 14.10.2021, 17:06 (vor 922 Tagen) @ Ikonoklast2442 Views
bearbeitet von reefan, Donnerstag, 14.10.2021, 17:25

das stimmt natürlich, die Immobilienpreise haben sich inden letzten zwei Jahren glatt verdoppelt - aber von einem extrem niedrigen Niveau aus. Und ich ich bin mir nicht so sicher, ob das zum Nachteil der Ungarn ist, da sehr viele Menschen dort auf ihrem eigenen Grund leben, natürlich mit Ausnahme der Städter.

Um die Preise etwas greifbarer zu machen: Land ist spottbillig, selbst im westlichen Teil, einige Dutzend Kilometer südlich vom Balaton, kostet der Quadratmeter Land in der Größenordnung von 0,50 bis 0,80 Euro. Eine brauchbare Immobilie (Bauzustand 60-er bis 70-er Jahre) mit 100 m² Wohnfläche, div. Nebengebäuden, eigenem Brunnen und gemauertem Gewölbekeller im Garten und einem halben Hektar Grund kann man mit etwas Glück immer noch in der Gegend von 25.000.- bis 30.000.- Euro bekommen - weit im Süden oder im Osten zu einem Bruchteil davon. Da sollte man allerdings noch 10.000 bis 20.000 Euro reinstecken, um dann halbwegs einen deutschen (einfachen) Standard zu haben. Diese Beträge muss man jedoch vor dem Hintergrund der sehr preiswerten ungarischen Handwerker-Stundenlöhnen von 6-8 Euro sehen. Dann wird klar, dass man damit schon einiges bewegen kann.

Die guten und preiswerten Objekte muss man inzwischen zwar schon suchen, aber sie sind noch immer zu bekommen. Sehr vorteilhaft bis unumgänglich sind dabei die deutschen Auswanderergruppen vor Ort, von denen man z. T. eine sehr gute Unterstützung bekommt, bis hin zu Übersetzungsdiensten und Begleitung bei Ämtergängen. Das ist übrigens ein ganz anderer Menschenschlag als die hiesige Mehrheit, i. d. R. sehr aktiv und politisch kritisch (klar - sonst wären sie nicht ausgewandert).

Ob sich die Hoffnung auf eine Möglichkeit zum "buy the dip" erfüllt? Ich habe da meine Zweifel.

Zur Arbeitsituation: eine dort lebende Bekannte sagte mir, dass sie noch jedem Deutschen, der das wollte, erfolgreich beim Aufbau einer Existenz geholfen hat. Und ich denke, das ist gar nicht sooo schwer, wenn man sich nicht ganz dumm anstellt. Wenn man allerdings arrogant rüberkommt, wie so manche, dann wird man gemieden und dann ist man ziemlich schnell verloren.
Ein Sternekoch, den ich kenne, möchte z. B. in der Gegend südlich des Balaton, wo viele ältere Deutsche (bisher) sehr gut von einer auskömmlichen Rente leben, sowas wie "Essen auf Rädern" für die vielen Rentner anbieten. Ich bin mir sicher, dass das ein großer Erfolg werden kann. Logisch ist das mit viel Arbeit und vermutlich auch geringerem Einkommen als hierzulande verbunden.
Aber in den zwei Wochen im Sommer habe ich in Ungarn keine einzige Maske gesehen, weder beim Enkaufen noch beim Open-Air-Konzert auf dem Stadtplatz. Ein inzwischen fast vergessenes Gefühl von Freiheit - und das ist auch einiges wert.

Man muss neugierig sein und mit offenen Augen umherschauen und natürlich ein bisschen Unternehmergeist mitbringen. Dann klappt das schon.

Noch sind die Grenzen offen - wer weiß, wie lange noch...

Viele Grüße
reefan

PS:
auch viele Ungarn verstehen, was abläuft. Besagte Bekannte erzählte mir, dass der Bürgermeister ihres Dorfes (wenige Hundert Einwohner), den großen Gemeindekeller nun mit Lebensmittelvorräten für sein Dorf auffüllt.


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