Ausbreitung von SARS COV-2 in Bezug auf die räumlich, geographische Mobilität der Bevölkerung

Tyler Durden, Samstag, 23.01.2021, 08:11 (vor 1161 Tagen)2897 Views

Hallo zusammen,

das Thema der Ausbreitung von SARS COV-2 in Bezug auf die räumlich, geographische Mobilität der Bevölkerung wird nach meiner Meinung wenig betrachtet. Habe mir das ganz etwas angeschaut und würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung dazu schreiben würdet.

Die Grundfragen sind für mich:
1. Wie groß ist die Gefahr eines massiven exponentiellen Wachstums von infizierten Personen mit schweren Krankheitssymptomen?
2. Kann ein Lockdown (=Kontaktreduzierung) eine Ausbreitung des Virus verhindern/eliminieren?

Ausgangsannahme: Das Virus breitet sich durch zwischenmenschliche Kontakte aus und eine Kontaktreduktion verhindert die Ausbreitung.

Räumliche Mobilität:

Auf youtube wird in der Reihe: „Die Mathematik hinter der Corona-Berichterstattung“, die mathematischen Kennzahlen und deren Verlauf auf Basis des SIR-Modells erläutert.
Modell-Basis ist ein geschlossener Raum, in welchem jeder infizierte Mensch zufällig andere Menschen infiziert, wobei die räumliche Entfernung keinen Einfluss auf die Infektionswahrscheinlichkeit hat.

Aber in der Realität spielt die räumliche Entfernung sehr wohl eine bedeutende Rolle. Die Wahrscheinlichkeit eines zwischenmenschlichen Kontaktes zwischen zwei Personen ist grundsätzlich umso geringer je weiter entfernt die Personen von einander wohnen.

Die größten Mobilitätsfaktoren ist das Berufspendeln gefolgt von Urlaubsreisen und Tagesausflügen.
Gemäß der Pendlerstatistik pendeln 80% aller berufstätigen Personen weniger als 25km, nur 4,5% pendeln mehr als 50km. Dazu kommen 3,2% mit wechselnder Arbeitsstätte.

Diese Zahlen können auf die Gesamtbevölkerung angewendet werden,
da die übrigen Bevölkerungsgruppen, wie Schüler, Studenten, Rentner doer Hausfrauen ähnliche oder geringere durchschnittliche Bewegungsradien haben.

Hinzu kommt, dass die Metropolregionen sowie die Regiopolregionen Verflechtungsräume bilden innerhalb derer sich der tägliche Pendelverkehr zu einem großen Teil abspielt.
Menschen pendeln aus dem Umland in die Kernstadt und aus der Kernstadt ins Umland.
Bezogen auf die hauptsächlich vorherrschenden Bewegungsmuster der Menschen, bilden diese Regionen in sich mehr oder weniger abgeschlossene Systeme. Das heißt nicht, dass es nicht Verflechtungen zwischen anderen Regiopolregionen gibt, diese sind aber um ein Vielfaches geringer.

Fallzahlen SARS COV-2 positiv im Frühjahr:
Das RKI stellt verschiedene Kennzahlen unter der Krankheit Covid-19 zur Verfügung.
Kleinste zeitliche Einheit ist die Kalenderwoche, kleinste räumlich, geographische Einheit ist der Landkreis.

Ich habe mal versucht anhand der Zahlen Rückschlüsse auf die räumlich, geographische Ausbreitung herzustellen:
Kalender Woche..Fallzahl absolut..Betroffene LK..Betroffene LK %.. Einwohner der LK..Fallzahl in Prozent auf die Einwohner der LK
8...............5.................5..............1,2%............. 2.100.000.........0,00024%
9...............140...............43.............10,4%............ 16.300.000........0,00086%
10..............893...............165............40,0%............ 46.400.000........0,00192%
11..............6434..............383............93,0%............ 80.300.000........0,00801%
12..............22431.............411............99,8%............ 83.100.000........0,02699%

Innerhalb von 5 Wochen hat sich das Virus scheinbar auf sämtliche Landkreise ausgebreitet, also komplett flächig in Deutschland.
Jetzt die Frage:
Wie kann es sein, dass ein Virus, mit einer wöchentlichen prozentualen Fallrate von 0,00024% - 0,02699% bezogen auf die Landkreisbevölkerung, sich so flächig ausbreiten kann?

Betrachtet man die typische Mobilität der Menschen ist eine solche gleichmäßige, flächige Ausbreitung ohne signifikante regionale Clusterbildungen eigentlich nicht möglich.

................................KW8 KW9 KW10 KW11 KW12
maximale Inzidenz eines LK 1,21 29,12 83,42 145,6 187,27
Prozent zur Bevölkerung 0,00% 0,03% 0,08% 0,15% 0,19%

Eine Clusterbildung auf Basis der Landkreis-Inzidenz hat es nicht gegeben. 0,15% und 0,19% der LK-Bevölkerung sind keine Cluster, welche die flächige Ausbreitung begründen könnten.

Eine Inzidenz von 50 heißt 0,05% der Bevölkerung, heißt eine Person von 2000.
Eine Inzidenz von 500 heißt 0,5% der Bevölkerung, heißt zehn Personen von 2000.

Zum Vergleich: Man wirft eine Münze 2000 mal. 999 Kopf 1001 Zahl. Abweichung 1 vom Erwartungswert.
Mann wirft die Münze noch mal 2000 mal. 990 Kopf, 1010 Zahl. Abweichung 10 vom Erwartungswert.
Die Abweichungen vom Erwartungswert, lassen bei der hohen Anzahl der Versuche (2000 Würfe) im Verhältnis zur geringen Abweichung nicht den Schluss zu, dass die Münzwürfe generell ungleich verteilt sind.
Ich will damit sagen, dass selbst eine Inzidenz von 500 oder z.B. 1000 keine Rückschlüsse auf einen Cluster zulässt.
Die Inzidenzen von 50 oder 500 sind statistisch nicht signifikant, auch wenn sie rot und dunkelrot in den Deutschlandkarten eingefärbt werden.

Gemäß den Mobilitätsdaten ist die Mobilität der Bevölkerung ab KW11 bis KW14 stark gefallen, anschießend bis in den Sommer kontinuierlich gestiegen.
Die Fallzahlen hatten in KW14 ihr Maximum und sind dann kontinuierlich gesunken, also genau entgegengesetzt zur steigenden Mobilität.
Eine Kausalität zwischen Mobilität und Fallzahlen kann somit nicht hergestellt werden.

Fallzahlen SARS COV-2 positiv im Sommer:
Zwischen Kalenderwoche KW21 und KW31 waren 70% der Landkreise (290 von 412) mit kumuliert 42Mio Personen mindestens 1 Woche ohne einen Fall.
Die absolute Anzahl an Positiven lag wöchentlich zwischen KW21 und K31 zwischen 8 und 14 Personen pro Landkreis (Landkreise ohne Fall nicht berücksichtigt).

D.h. das Virus war praktisch nicht mehr existent im Sommer(den Fallzahlen nach). Wenn die Nachverfolgbarkeit mit Quarantäne tatsächlich funktionieren würde, hätte man das Virus vollständig eliminieren können.
Meiner Meinung ist es zu einfach Reiserückkehrer und Pendler aus dem Ausland die Schuld zu zuschieben, dass es nicht geklappt hat, denn im europäischen Ausland waren die Fallzahlen ja ebenfalls gering.

Die allgemeine wissenschaftliche Meinung, basierend auf den SEIR/SIR-Modellen, dass die Anzahl der zwischenmenschlichen Kontakte der alles entscheidende Hebel ist, halte ich für sehr fragwürdig.
Vielmehr hat offensichtlich die Saisonalität den Haupteinfluss auf die Fallzahlenentwicklung.

Die extrem geringe prozentuale Fallzahl bei gleichzeitig flächiger Ausbreitung, lässt zwei Schlüsse zu:
1. Wenn die Verbreitung tatsächlich nur über Kontakte erfolgt, muss die Dunkelziffer der Personen, die mit dem Virus in Kontakt sind/waren und weitergeben um einen Faktor X größer sein, als die Fallzahlen.
3. Entscheidend für eine Erkrankung ist vor allem die Verfassung des Immunsystems des Einzelnen. Alte Personen mit schwachem Immunsystem haben häufiger Symptome mit schweren Krankheitsverläufen.

Die Dunkelziffer wird im Zusammenhang der Infektionssterblichkeit hier und hier thematisiert. Ausschnitte zeigen Herrn Wieler, der eine Dunkelziffer von 4-5 benennt und Herrn Drosten, der von einer Dunkelziffer von 6-8 spricht.

Bei knapp 30 000 Fällen bis einschließlich KW12 wären mit einer Dunkelziffer von 5 rund 150 000 Menschen (0,18% der Bevölkerung) mit dem Virus in Kontakt gekommen.
Aus meiner Sicht immer noch schwer vorstellbar, dass sich das Virus mit nur 150 000 Infektionen so flächig verteilen konnte.

Würde es sich um ein Virus mit exponentieller Ausbreitung handeln, so wäre deutlich zu beobachten, dass sich das Virus in lokalen Epizentren sehr stark ausbreiten und sich deutlich messbar und nachverfolgbar in die umliegende Landesfläche „auswalzen“ würde.
Wenn ich die geographische räumliche Verteilung der positiv getesteten Personen betrachte, so sehe ich eine sehr große Gleichverteilung über ganz Deutschland, ja ganz Europa, die sich extrem schnell eingestellt hat, wenn man die Fallzahlen betrachtet.

Dies spricht für mich für eine sehr hohe Dunkelziffer/Grundimmunität, die bedeuteten würden, dass das prognostizierte exponentielle Wachstum der Fallzahlen zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht mehr möglich wäre.

Bei 2,1 Millionen Fällen und einer Dunkelziffer von 4 - 8 wären zwischen 10 und 20 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen, wobei ich glaube, dass die Dunkelziffer/Grundimmunität wesentlich höher sein muss, sonst wäre es nicht zu dieser schnellen flächigen Ausbreitung gekommen.

Es ist völlig absurd und unseriös das Virus gerade in den Wintermonaten durch einen strikten Lockdown nachhaltig reduzieren oder gar eliminieren zu wollen, wie es Wissenschaftler wie Frau Brinkmann, Frau Priesemann oder Herr Meyer-Hermann fordern.
Wenn man dies nicht einmal in den Sommermonaten geschafft hat, als die Fallzahlen extrem niedrig waren, so ist es im Winter ausgeschlossen.
Kalt-feuchte Umgebungen wie in den Herbst- und Wintermonaten oder in einer Fleischfabrik helfen dem Virus zu existieren und sich auszubreiten.

Ein wesentlich sinnvollerer Hebel ist die Stärkung des Immunsystems der Bevölkerung: Frische Luft, Bewegung, kein Stress, Vitamin C, Zink, Vitamin D3, K2.
Leider Punkte, die politisch und medial kaum Beachtung finden.


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