Vielen Dank, werter Reffke,
für Deinen LINK zu dem achguten Artikel, der zwar einen realistischen Anlauf nimmt, den Blick in die Zukunft aber leider noch nicht öffnet. Deswegen bitte die Fortsetzung des Artikel hier bei Gelegenheiten wieder annoncieren ...
Solange die Zukunft noch nicht eingetroffen ist, beschäftigen wir uns ersatzweise mit der Gegenwart. Denn da zieht eben Jens Spahn in der Beliebtheit an Angela Merkel vorbei. Warum? Offenbar überzeugt er durch seine Handlungen und durch sein Auftreten die Mehrheit der Graften in den Umfragen, „als Gesundheitsexperte die Probleme unserer Zeit [zu] lösen“ (diese Formulierung stammt aus einem SPIEGEL-Interview von 2012, in dem er seine politischen Intentionen beschreibt).
Gelernt hatte Spahn zwar nur Bankkaufmann, mit Abschluß 2001, aber er ist seit seinem Bundestagsmandat 2002 ständig in gesundheitspolitischen Ausschüssen unterwegs. Neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter hat er (deshalb ziemlich lange ...) noch Politikwissenschaft an einer Fern-Uni studiert. Machtpolitisch gesehen ist er eine transatlantische Zeugung, wie man in Wikipedia nachlesen kann:
ZITAT: Im Jahr 2012 wurde er von 'Friends of Europe', einer europäischen „Denkfabrik, in der Lobbyisten und Vertreter der EU-Institutionen zusammenarbeiten“, unter die „40 under 40 – European Young Leaders“ gewählt. Spahn absolvierte das „Young Leader Program“ für aufstrebende Führungskräfte in Politik und Wirtschaft, ein Partnerprojekt der Atlantik-Brücke und des American Council on Germany.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Spahn#Herkunft,_Ausbildung_und_Privates
Konsequenterweise erhielt er, für seine Treue und für seine Leistungen, im Jahr 2017, parallel zu seinem 'Master of Arts', auch die Einladung zur Bilderberg-Konferenz in den USA. Worin bestanden die Treue und die Leistungen?
Neben seiner Abgeordnetentätigkeit und neben dem Studium war er die ganzen Jahre intensiv unterwegs als Lobbyist für die Pharmaindustrie - teils mit einer eigenen Gesellschaft unter der Firmierung POLITAS, teils als Beiratsvorsitzender in der eminent wichtigen 'Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen'. Details findet man hier:
https://lobbypedia.de/wiki/Jens_Spahn
und ganz besonders hier:
https://lobbypedia.de/wiki/Gesellschaft_zum_Studium_strukturpolitischer_Fragen
Das ist wohlschmeckender Kaffee mit feinster, süsser Sahne, serviert in den Räumen und in der Mittagspause des Bundestages ...
Die Lobby-Kontakte Spahns ziehen sich bis in seine Wohnungskäufe, wie man etwa hier nachlesen kann (Verbindungen zu günstigen Krediten, aufgrund alter Kontakte ..., sind hierbei eingeschlossen; in Berlin besitzt Spahn Anteile an inzwischen drei Immobilienobjekten; in einem davon ist oder war - so genau verstehe ich es nicht - Herr Lindner von der FDP sein Mieter, so wie der grüne Özdemir mit ein Partner in der o.g. 'Gesellschaft' war ... - eine einheitliche geschlossene extra Klasse eben):
https://m.tagesspiegel.de/politik/nach-wohnungskauf-fuer-980-000-euro-wie-jens-spahn-ei...
Es wird hier beschrieben, wie der (Spahn altbekannte) Verkäufer einer der Immobilienobjekte parallel vom Käufer Spahn einen eventuell überbezahlten Job in einer Firma bekam, deren Mehrheitsbeteiligung der Bund hält, ausgeübt vom Gesundheitsminister: Geschäftsfeld ist die Entwicklung unserer digitalen Krankenakte ...
Nur der Vollständigkeit halber: der Ehemann des Herrn Spahn, Daniel Funke, ist Chef-Lobbyist für die Hubert Burda Media KG tätig (zB. Bunte, Focus, CHIP, DLD, XING u.ä.).
Jens Spahn war ein paar Jahre auch parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Er hat da wohl soweit Einblick bekommen ..., dass es ihm ein Leichtes ist, am heutigen Tag den ach so klammen Krankenhäusern in Deutschland für 2021 die Gehälter ihrer Angestellten zu garantieren. Denn zu den künftigen Machtstrukturen wird es gehören, einen immer größeren Prozentteil der Bevölkerung mit Transferleistungen direkt vom so genannten 'Staat' abhängig zu machen (d.h. möglichst vielen wirtschaftlich eigenständigen Subjekten soll der Boden unter den Füßen weggezogen werden). Doch will ich nicht zu weit in die Zukunft greifen, warte vielmehr auf die Fortsetzung des eingangs genannten achguten Artikels ...
Ich hatte meinen Beitrag damit begonnen, die reale Gegenwart der Machtausübung beschreiben zu wollen. Der wichtigste LINK, den ich gab, war der zur "Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen", die es seit 1959 (!!!) gibt. Diese Gesellschaft und der "Fall" Jens Spahn sind ein Musterbeispiel dafür, wie Politik aktuell funktioniert. Spahn wurde von der örtlichen CDU 2002 den Wählern auf dem Silbertablett präsentiert und direkt gewählt. Als seither kontinuierlicher Abgeordneter des Volkes ist er allerdings mehr und mehr in die Lobby-Szene der Gesundheitsindustrie hineingewachsen, und er kann heute deren Geschäftsmodell seinen Wählern als Wohltat präsentieren. Besser könnte es gar nicht laufen.
Transatlantiker gehen immer auf Nummer sicher. Wenn sie Merz als Kandidaten nicht durchbekommen, haben sie mit Spahn einen absolut gleichwertiges Pferd auf der Bahn. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass sie auch einen Söder nehmen würden, dann dann hätten sie ein wenig Spaß und (laufende) Abwechslung, wenn der das Rennen machen würde. Verlieren tun sie in gar keinem Fall.
Gelangweilt, aber mit freundlichen Grüßen,
Weiner