M.S. Cahen war sogar noch mehr auf meiner Linie

Tempranillo, Mittwoch, 01.07.2020, 11:50 (vor 1396 Tagen) @ Tempranillo2113 Views

*Der Messias ist für uns am 28. Februar 1790 mit der Erklärung der Menschenrechte gekommen. Der Messias, den wir erwarten, ist die Verbreitung des Lichts (lumières, im Französischen synonym für Aufklärung, T.), das ist die Anerkennung aller Rechte, das ist die Emanzipation der gesamten Menschheit*, (Archives israélite, 1847, S. 801.).

Welches Volk der G.ttesmann als Menschheit betrachtet, muß ich jetzt nicht wieder breittreten und auch nicht, um welche und vor allem wessen Rechte es ihm gegangen ist.

Völlig konsequent haben Revolution und Menschenrechte auch zur völligen rechtlichen Gleichstellung einer gewissen Minderheit geführt.

Die Verbindung aus Revolution, Menschenrechten und Messianismus fand in Heines *Buch le Grand* ihren Niederschlag, das Napoleon Bonaparte, Vollender der demokratischen Revolution, mit messianischen Tönen feiert.

Heine, Das Buch Le Grand:

Aber wie ward mir erst, als ich ihn selber sah, mit hochbegnadigten, eignen Augen, ihn selber, Hosiannah! den Kaiser.

Es war eben in der Allee des Hofgartens zu Düsseldorf. Als ich mich durch das gaffende Volk drängte, dachte ich an die Taten und Schlachten, die mir Monsieur Le Grand vorgetrommelt hatte, mein Herz schlug den Generalmarsch – und dennoch dachte ich zu gleicher Zeit an die Polizeiverordnung, daß man bei fünf Taler Strafe nicht mitten durch die Allee reiten dürfe.

Und der Kaiser mit seinem Gefolge ritt mitten durch die Allee, die schauernden Bäume beugten sich vorwärts, wo er vorbeikam, die Sonnenstrahlen zitterten furchtsam neugierig durch das grüne Laub, und am blauen Himmel oben schwamm sichtbar ein goldner Stern. Der Kaiser trug seine scheinlose grüne Uniform und das kleine, welthistorische Hütchen.

Er ritt ein weißes Rößlein, und das ging so ruhig stolz, so sicher, so ausgezeichnet – – wär ich damals Kronprinz von Preußen gewesen, ich hätte dieses Rößlein beneidet. Nachlässig, fast hängend, saß der Kaiser, die eine Hand hielt hoch den Zaum, die andere klopfte gutmütig den Hals des Pferdchens – Es war eine sonnigmarmorne Hand, eine mächtige Hand, eine von den beiden Händen, die das vielköpfige Ungeheuer der Anarchie gebändigt und den Völkerzweikampf geordnet hatten – und sie klopfte gutmütig den Hals des Pferdes.

Auch das Gesicht hatte jene Farbe, die wir bei marmornen Griechen- und Römerköpfen finden, die Züge desselben waren ebenfalls edel gemessen, wie die der Antiken, und auf diesem Gesichte stand geschrieben:

Du sollst keine Götter haben außer mir.

Ein Lächeln, das jedes Herz erwärmte und beruhigte, schwebte um die Lippen – und doch wußte man, diese Lippen brauchten nur zu pfeifen, – et la Prusse n'existait plus – diese Lippen brauchten nur zu pfeifen – und die ganze Klerisei hatte ausgeklingelt – diese Lippen brauchten nur zu pfeifen – und das ganze Heilige Römische Reich tanzte. Und diese Lippen lächelten und auch das Auge lächelte – Es war ein Auge klar wie der Himmel, es konnte lesen im Herzen der Menschen, es sah rasch auf einmal alle Dinge dieser Welt, während wir anderen sie nur nacheinander und nur ihre gefärbten Schatten sehen.

Die Stirne war nicht so klar, es nisteten darauf die Geister zukünftiger Schlachten, und es zuckte bisweilen über dieser Stirn, und das waren die schaffenden Gedanken, die großen Siebenmeilenstiefel-Gedanken, womit der Geist des Kaisers unsichtbar über die Welt hinschritt – und ich glaube, jeder dieser Gedanken hätte einem deutschen Schriftsteller, zeit seines Lebens vollauf Stoff zum Schreiben gegeben.

Es ist alles so klar, liegt in sonnenheller Deutlichkeit vor uns, aber gegen die vernagelten deutschen Gehirne kommt man mit den besten Quellen und Belegen nicht an.

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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