Ausgangspunkt ist ja stets die notwendige (Erst-) und immer weitere (Neu-)Verschuldung eines Systems

Silke, Dienstag, 03.12.2019, 14:55 (vor 1605 Tagen) @ Ostfriese2241 Views
bearbeitet von Silke, Dienstag, 03.12.2019, 15:36

"Staaten ohne Schulden (= Vorfinanzierung des Machtapparates) nicht definierbar und in der Geschichte - sub summa aller - noch nie gesehen."
@dottore

Schöner Text, lieber Ostfriese,
wie immer [[top]]

jedes debitistische System startet immer erst mit Verschuldung (nie mit Vermögen).
Diese erst führt zu Produktion/Handel/Krieg auf der Nachschuldnersuche oder eben gleich über die Abkürzung Raub, so wie es halt die Macht macht (Abgabenerhebung ex nihilo startet alles).

Ohne Kommentar, aber mit dem Versuch zur vielleicht besseren Einordnung
deines Postings erlaube ich mir, einige Inhalte aus meinen früheren
Beiträgen in Erinnerung zu rufen.

Immer wieder gerne.[[herz]]

Georges Bataille hat schon in Der verfemte Teil das Prinzip der
'unproduktiven Verausgabung' formuliert, das viel umfassender ist als das
knausrige Gesetz der Produktion und des Profits, das wir als Kennzeichen
einer wohlgeordneten Ökonomie betrachten. Nach Bataille entsteht dort, wo
produziert wird, auch Überschuss, der dazu drängt, verausgabt,
verschwendet, ja zerstört zu werden – "willentlich oder nicht, in
glorioser oder katastrophischer Form". Das kann in einem rauschhaften Fest
oder in dessen Negation – dem bisweilen nicht weniger rauschhaften Krieg
– stattfinden.

Ursache:
Start eines urschuldigen Systems, das Vorfinanzierung simulieren und Nachschuldner zwingen muss.

Folge:
- Produktion/Handel/Krieg (Nachschuldner stellen und Abgabeerhebung zur Besicherung der Aufschuldung des Systems),
- Zunahme von Verschuldung, Vermögen, Komplexität und Kritikaltät,
- Zunahme von Zugriffsoptionen auf mehr Potential und auf mehr Ressourcen und Vernichtung derselben,
- Zunahme der zedierbaren Macht im ZM-System und immer weitere Konsolidierung des Machtkreislaufes,
- Zunahme der scheiternden Altschuldner die keine Nachschuldner mehr finden (fallieren mit Ausbuchen von Schulden)und der Verschwendung (Konsum)
-> das ganze endet in einem ständigen Hick-Hack zwischen konkurrierenden und kooperierenden ZMS verschiedenster Art, die fleissig Fission und Fusion betreiben bis entweder:
- die Nachschuldner ausgehen,
- die Ressourcen ausgehen,
- die Komplexität und Verschuldung nicht mehr händelbar ist und...
...das Systemkonglomerat mit einem grossen Knall simplifiziert (nach Joseph Tainter).
Gerne auch noch mit diktatorisch-imperatorischer Zwischenstufe (Demokratien->Militärdiktaturen), die dann aber genau so zerfliegt.

Historisch haben wir gelernt, dass das alles auf Teufel komm raus verhindert werden muss:
Alle garantieren allen alles und alle wissen das und alle wissen aber auch, dass das gar nicht geht (Vertrauen).
Vertrauensverlust = globaler Zusammenbruch und Neuanfang auf deutlich niedrigem und ziemlich anderem Level (Stoneage Reloaded), wie bei allen anderen Lebewesen auch (nimm nur mal ein Carrington-Ereignis oder einen Yukatan-Meteor oder einen Yellowstone-Ausbruch in heutigen Tagen).
Da sind die Grünen Pupse aber ziemlich zügig ziemlich unwichtig.
Historisch kam immer erst die Erwärmung der Ozeane und dann das pöse CO2 (Vostok-Eiskerne usw.) oder eben Methan und sonst was, wenn es denn die Sonne so will.

Die Menschheit mit ihren verschiedenen ineinander greifenden Zentralmachtsystemen ist in Gesamtheit ein Ordnung im Chaos schaffender Prozess "autopoietischer", dissipativer Strukturen (Systemelemente) unter dem Einfluss äusserer formender Potentialstrukturen (Zentralmacht). Alles ist Derivat der Sonnentätigkeit/Geothermie.

"Eine Systemanalyse kann erst gelingen, wenn man sich der Tatsache bewusst wird, dass es keine Handlung (aktive Potenz) ohne Fähigkeit (Potential, Macht) gibt. Diese Erkenntnis erfordert es, nach der Herkunft der Potentiale zu fragen. So wie man es bei jeder Potentialanalyse (Machtanalyse) macht. Das Zentralmachtsystem in welchem wir alle aktiv sind (handeln), es basiert eben auf Befähigungen der Individuen (Macht- / Potentialzessionen), nicht auf einer von der Zession unabhängigen "Fähigwerdung der Individuen" (Die Macht ist mit Dir!).
Eine Anzahl von Individuen als "autopoietischer Schmarrn" ist eine Simulation, die über die für die Entstehung und Eingrenzung der Individuen notwendigen Machtstrukturen und deren Fortentwicklung hinwegtäuscht.
Die Menschen sind Getriebene der Zentralmacht. Diese Ohnmachtstellung, deren Fundament (nicht Ursache!) die Abgabe ex nihilo bildet, sie erstickt bei genauer Überlegung jede trügerische Sehnsucht nach einem pseudointellektuellen Prozess der Selbsterschaffung (Autopoiesis).
Ich hatte schon erklärt, dass es keine roten Potentialpfäden zwischen den aktiv werdenden Individuen gibt, sondern dass alles Potential, welches das Individuum nach der gewaltsamen Unterwerfung abgetreten bekommen hat, immer und ausschließlich einen zentralinstanziellen Bezug aufweist, egal wie mächtig und widerstreitend wir uns während dieser Zession auch fühlen. In der Wirtschaft wartet in Bezug auf das Gesamtsystem keine "wahre Macht" auf, sondern nur Machtzession.
Erst durch den zentralinstanziellen Bezug entsteht die Masse der Individuen, erfolgt die Eingrenzung von ursprünglich akephalen und egalitären Gemeinschaften (keine Individuen) bzw. erster Segmente mittels gewaltsamer und betrügerischer Zerschlagung in die Potential- und Handlungsräume der Zentralmacht."
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=420241

Dieses Gesetz meint er auch im rituellen Potlatsch der Kwakiutl-Indianer
nachzuweisen – einem exzessiven Fest des gegenseitigen Beschenkens, das
bis zur Zerstörung ganzer Reichtümer ging.

Ja.

Die Müllberge, der Dreck, die Verausgabung der Kräfte und der Werte und
das selbstzerstörerische Leben der Medienstars
(Amy
Winehouse
) als Gesten der Verschwendung
('Polterabend'
in Meißen
) sind auch für Jean Baudrillard Zeichen des Reichtums
unserer Gesellschaft, um uns unserer eigenen Vitalität und Kraft zu
vergewissern – Verausgaben hat für ihn die Bedeutung von
Verschwendung.

Das sind alles Folgen von Ursachen und nicht umgedreht.

Auf der
Seite
64
ist zu lesen:

"Alle Gesellschaften haben seit jeher verschwendet, vergeudet,
verausgabt und über das unbedingt Notwendige hinaus konsumiert – aus dem
einfachen Grund, dass sich das Individuum wie die Gesellschaft im Verbrauch
eines Überflusses, von etwas Überflüssigem nicht nur als existent,
sondern als lebendig erleben."

Er ist kein Debitist. Er hat es nicht verstanden.
Es geht stets um Verschuldung und nicht um Verschwendung.

Eduard Lüning schreibt und sagt:
"Mit Dosenpfand zum
Wohnmobil"

Wir leben mit dem Dreck, dem Abfall und dem Müll in einer
Überflussgesellschaft des Konsums, weil wir unersättlich sind – und
fühlen uns wohl dabei.

Nein, nein...
Auf der Ebene der Thermodynamik erklärt verschaffen sich dissipative Systeme Exergie, entfalten sich dabei und müssen Entropie (Schulden und Müll) exportieren (Nachschuldner in "weit weit weg" und in "später und morgen"), sonst gehen sie unter.
Wir wollen das nicht - wir müssen als urschuldige Systeme, weil wir, sobald wir in der Welt sind, unsere Existenz per Nachschuldnerstellen in Raum und Zeit (ja, ich weiss, das sind nur Konstrukte) verteidigen müssen.

Das kann man auch mit der von dir und @Ashitaka[[herz]] früher angesprochenen Frequenzialmacht-Theorie erklären.
Dann kann aber leider niemand hier mehr folgen.[[sauer]]

@dottore noch einmal ein bisschen sortierend:
Ein Wirtschaften ohne Staat ist nicht vorstellbar: Besicherung von (Unter-)Eigentum plus Erfüllung von Kontrakten. Hat mit "Wirtschaftsaktivitäten" zunächst nichts zu tun, ist vielmehr die Grundvoraussetzung jedes Kapitalismus. Oder was würde die Kapitalistenklasse ohne Staat machen? Sie gäbe es gar nicht. Etwas anderes sind Staatsaktivitäten im Rahmen des privatwirtschaftlichen debitistischen Prozesses. Das öffentlich-rechtliche Gebilde tritt in "Krisen" ein, d.h. ersetzt die ansonsten privat erscheinenden Nachschuldner (Keynesianismus). Geld ist ebenfalls ein Macht-Derivat. Die Macht ("Herrscher", "Staat") kann als einzige Entität Schulden (Abgaben) ex nihilo in die Welt setzen.
Der Mainstream kennt das Konzept in der Regel nicht, da er fest ans Tauschparadigma glaubt (Geld = Tauschmittel) und über das, was aus Schuldverhältnissen automatisch resultiert, weil Zeit abläuft, nicht nachgedacht hat (Geld = Schuldendeckungsmittel - oder was geht bei der derzeitigen Kreditkrise ab? Wird/wurde da etwa Geld nicht "richtig" getauscht? Oder fehlt es gar, um bestehende Kreditverhältnisse termingerecht zu erfüllen?)
Die künftige Entwicklung ist ziemlich einfach abzusehen: Treffen genügend (summenmäßig) Nachschuldner ein (inkl. ZBs und Staaten, siehe USA mit dem 180 Mrd "Konjunkturpaket"), geht's weiter. Falls nicht, geht's nicht weiter.
Was ist eigentlich eine "Finanzkrise"? Doch wohl etwas, das sich ereignet, falls "Geld fehlt". Da alles Geld nur über Schuldverhältnisse definierbar ist (Schuld-/Kreditgeld), muss es wohl de facto et jure an "new credits" fehlen.
Urschuld hat mit dem Termin zu tun (der auch nicht groß definiert werden muss). Existieren Schulden (Verpflichtungen o.ä.) und werden diese nicht zum Termin bedient, geht der Schuldner unter - es sei denn es existieren keine Sanktionen, was bei Nichtbedienung der Urschuld nicht vorstellbar ist. Die Sanktion ergibt sich aus den bekannten physischen Gegebenheiten des Lebewesens Mensch.
Zusammenbruch kommt, sofern es nicht zu "new credits" kommt. Dann reißt der Kettenbrief. Kredite werden zuerst notleidend (non performing), dann ausgebucht.
Produktionen muss vorfinanziert werden, jedemfalls die am Markt realisierten immer, da die Faktorkosten des Unternehmens nicht ausreichen, um das Hergestellte inkl. Zins und Gewinn vom Markt zu nehmen.
Wachstum (gesamtwirtschaftlich) ist keine Prämisse, sondern die Folge vorhandener Verschuldung (gesamtwirtschaftlich).
Der Fehler von H/St ist der Ausgangspunkt: Sie gehen von Eigentum "als solchem" aus, das belastet wird. Ich von ertragbringenden Eigentum.
Der ist ganz simpel. Existente (Kontrakt-)Schulden bedingen Nettoneuverschuldung.
Grundsatz: Es fehlt IMMER Geld (Schuldendeckungsmittel).

wenn Bernanke und Co. jetzt mit der Nummer
durchkommen sollten, dann hilft kein Lamentieren und kein Theoretisieren.
Dann haben die recht, und wir nicht ...“

Sie treten als (kurzfristige) Netto-Neuschuldner auf. Stoppen sie Morgen ihre Aktionen - was passiert dann Übermorgen?
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=18183

Liebe Grüße
Silke

PS. Richtig so, nicht aufgeben...[[herz]]
PPS. Hast du hier absichtlich nicht geantwortet?
Euer sicher richtiges Konzept (es gibt nur "Wirkung" und keine "Dinge")ist halt für Apfelpflücker wie mich sehr schwer fassbar und dann anderen Apfelpflückern noch weniger vermittelbar.


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