wir lügen, wir betrügen, wir stehlen

Weiner, Samstag, 28.09.2019, 00:15 (vor 1665 Tagen) @ aman131959 Views

Hallo Aman!

Dein nachfolgender Satz ist der richtige:

also kümmern wir uns um unser eigenes Überleben an erster Stelle

Und dabei brauchen wir den Herrn Trump überhaupt nicht. Hast Du schon mal daran gedacht, dass der ein genauso großer Lügner und Luftblasenversprecher sein könnte wie sein Außenminister?

https://www.youtube.com/watch?v=qfrhATD4nM0

(nicht mal 2 Minuten, und sein US-Publikum klatscht ihm auch noch Beifall!!)

Der berühmte Arzt Virchow war ein engagierter Sozialrefomer und wurde in den Reichstag gewählt. Dort hat er eine Aussage Bismarcks "stark angezweifelt", worüber Otto sich dermaßen aufgeregt hat, dass er Virchow zum Duell herausforderte. Im privaten Kreis hat Bismarck dann das Wort fallen lassen: In der Politik gehört Lügen zum Geschäft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Virchow#Politiker

Öffentliche Reden von Politikern haben nur einen Zweck: die Zuhörer zu erregen und zu (ver-) führen. Deswegen höre ich mir grundsätzlich keine an. Ist komplette Zeitverschwendung.

Ich mußte mich heute Nachmittag (für einen geplanten Vortrag) mit dem Erzherzog Franz Ferdinand und seinen Reformplänen für die Habsburgermonarchie beschäftigen. Ihm haben "Vereinigte Staaten von Großösterreich" vorgeschwebt, etwa bis Saloniki reichend, d.h. Austria als Ordnungsmacht auf dem Balkan (bei allgemeinem Wahlrecht). Schon damals, und daran hat sich bis heute praktisch nichts geändert, waren in dieser Region alle sich spinnefeind.

Du kannst es Dir also gerne wünschen

Die Rückkehr zur Heimat, für die es sich zu leben und zu sterben lohnt.

Aber die geschichtliche Realität ist eine andere: sowohl die Mitbürgerschlafschafe in Deiner Heimat wie auch die Wolfsbürger in der Nachbarschaft außerhalb Deiner Heimat werden Dir Tag und Nacht den Nerv rauben.

Und Trump kann in seiner von Dir verlinkten Rede gerne vorschlagen, dass kleine Nationen aus lauter Patrioten existieren sollten, die gutnachbarschaftliche Beziehungen zueinander pflegen mögen. Aber auch das kommt in der Geschichte nur im Ausnahmefall vor. Es sind nämlich immer die Großen, die die kleinen und friedliebenden Nationen umherschubsen und drangsalieren, und die USA sind dabei eines der übelsten Bespiele in der gesamten menschlichen Geschichte. Trump selbst, das habe ich hier zu zeigen versucht, ist dabei überhaupt keine Ausnahme.

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=497131

Er kann die nach wie vor besonders kommerziell militärische Expansion der USA (er und seine Freunde wollen ja verdienen!!) unter seinem patriotischen Gesabbere und unter seinen Lügen nur sehr gut verbergen.

Wer sich übers Wochenende ein bißchen mit Staatstheorie und mit der Unfähigkeit des Menschen zu vernunftbestimmter sozialer Organisation beschäftigen möchte, dem empfehle ich Immanuel Kant:

Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht

https://de.wikipedia.org/wiki/Idee_zu_einer_allgemeinen_Geschichte_in_weltb%C3%BCrgerli...

Der schwieriger zu lesende Orginaltext findet sich hier:

https://gutenberg.spiegel.de/buch/idee-zu-einer-allgemeinen-geschichte-in-weltburgerlic...

Er enthält den berühmten Satz: Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.

Kant nimmt (in meiner Interpretation seines Textes) an, der geschichtliche Prozess laufe am Ende darauf hinaus, dass die Menschheit, nach entsprechend langem Leiden und Irren, sich in Form einer Groß-Republik, bestehend aus multilateral miteinander verknüpften Einzel-Republiken, organisiert. Die Grundlage einer solchen Einzel-Republik mag ein mehr oder weniger homogenes Volk sein. Genauso möglich wäre aber auch "Multikulti und -anämie", wenn sich die einzelnen Bürger einer solchen bunten Republik displiniert und offen unter einer gemeinsamen Anschauung oder unter einem gemeinsamen Zweck zu vereinigen vermögen (wofür sich in der Geschichte genügend erfolgreiche Beispiele finden).

Eines ist ganz klar: wenn es überhaupt eine Lösung gibt, muß es eine globale sein, mit meinetwegen 8 - 10 Milliarden Menschen in 200-500 Staaten. Alle anderen Züge sind bereits abgefahren. Es ist eigentlich die historische Leistung des Abendlandes gewesen (über die letzten 500 Jahren erarbeitet), die Menschheit an diese Schwelle geführt und auch die Mittel bereitgestellt zu haben, diese Schwelle nun zu überschreiten.

Wären wir alle wahre Menschen, könnten wir diese Sache in 30 - 50 Jahren zum Erfolg bringen. Aber viele unter uns sind Schlafschafe, sehr viele auch Wölfe. Und so wird es 300 - 500 Jahre dauern und ziemlich blutig und schmerzhaft sein.

Das waren, mit freundlichen Grüßen, Weiners ausschweifend philosophische und historische Gedanken zum Wochenende.


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