Sich den Plutokratien nach Kräften verweigern

Tempranillo, Dienstag, 12.02.2019, 12:30 (vor 1871 Tagen) @ Falkenauge4406 Views

die heutigen Plutokratien sind ja für jeden, der nicht ein Brett vor dem
Kopf hat, offensichtlich. Aber wichtig ist es, genau den Strukturen
nachzugehen, die diese Macht ermöglichen.

Hallo Falkenauge,

den Strukturen der Geldherrschaft nachzugehen wäre das eine, das andere, sich gegen deren Manipulationsmethoden nach Kräften zu immunisieren.

Das geht am einfachsten und genußvollsten, indem man entweder Französisches heranzieht oder sich der europäischen Vergangenheit zuwendet.

Du nimmst gerne den Weg über Goethe, Schiller, Lessing, Fichte und Humboldt, als hedonistischer Phäake setze ich etwas andere Schwerpunkte.

Geh bitte bei 1:29:30 in dieses Video rein: https://www.youtube.com/watch?v=6lEL0mdEjlg

Wir sehen und hören, wie jemand, Donna Elvira, über ihre emotionale und sentimentale Seite manipuliert wird, mit dezenten Anspielungen auf jende Regionen, die tiefer liegen als der vierte Westenknopf.

140 Jahre vor Edward Bernays und 160 vor dem Einsetzen der alliierten Gehirnwäsche liefern da Ponte und Mozart ein Lehrstück in instrumentalisierter Psychologie.

Zum besseren Verständnis habe ich eine ausgezeichnete englische Übersetzung der italienischen Vorlage genommen und die entscheidenden Passagen, in denen Elvira weichgekocht wird, fett herborgehoben.

DON GIOVANNI
Love is much the same in any form. He who
remains faithful to one is being cruel to the others;
I, who have an overabundance of sentiment, love
them all. Since women cannot think clearly, they
call my natural, kindly feelings betrayal.

LEPORELLO
I have never come across kindness more
abundantly dispensed! Now then, what is it you
want me to do?

DON GIOVANNI
Listen! Have you seen Donna Elvira's little maid?
LEPORELLO
I? No.

DON GIOVANNI
Then you have missed something, my dear
Leporello. Now I want to try out my luck with her,
and I thought, since it is almost evening, that I
would whet her appetite all the more by presenting
myself disguised in your clothes.

LEPORELLO
And why couldn't you present yourself in your own clothes?

DON GIOVANNI
A nobleman's clothes are not very popular among
people of her class.

(He removes his cloak.)
Come on, hurry up!

LEPORELLO
Sir, for more than one reason -

DON GIOVANNI
Keep quiet! I can't stand being argued with!
(They exchange cloaks and hats. Donna Elvira
appears at a window of the inn.)

Trio

DONNA ELVIRA
Keep still, unjust heart!
Do not beat so within my breast!
He is a villain, a betrayer,
and it is wrong to feel pity.

LEPORELLO
Quiet! I hear, sir,
Donna Elvira's voice!

DON GIOVANNI
I want to seize my opportunity.
You stand there!
(He stands behind Leporello and speaks for him,
making appropriate gestures with his servant's arms.)
Elvira, my beloved!

DONNA ELVIRA
Is it the ingrate?

DON GIOVANNI
Yes, my own, it is I,
and I beg for your mercy.

DONNA ELVIRA
Lord, what a strange feeling
awakens in my breast!

LEPORELLO
Wait and see, this madwoman
will still believe what he says!

DON GIOVANNI
Come down here, my lovely,
you will see you are the one
whom my soul adores.
I am really penitent.

DONNA ELVIRA
No, I don't believe you, cruel one! etc.

DON GIOVANNI
Oh believe me, or I'll kill myself!
My darling, please come here! etc.

LEPORELLO (to Don Giovanni)
If you go on, I'll laugh! etc.

DONNA ELVIRA
What a quandary is this!
I don't know what to do!
Oh Lord, please protect
my credulous heart, etc.

DON GIOVANNI
I hope she yields to me quickly!
What a nice little coup this is!
Nowhere have I found
as fertile a talent as mine! etc.

LEPORELLO
Already those lying lips
are again seducing this poor woman;
oh gods, protect her
from her own credulous heart! etc.
(Donna Elvira disappears from the window.)

Donna Elvira läßt sich deshalb so leicht einseifen, weil sie hören möchte, was ihr der ihre Schwäche glänzend erkennende und ausnutzende Don Giovanni in schmeichelnden, aber gelogenen Worten präsentiert.

Nicht anders als Germania, wenn man ihr vorsäuselt, sie als Freundin und Verbündete gewinnen zu wollen, nur die besten Absichten zu hegen, es aber nur darauf abgesehen hat, sie flachzulegen und anschließend um ihre Ersparnisse zu bringen.

Dem Terzett wäre sogar zu entnehmen, was man gegen die emotionalen Manipulationsversuche tun könnte: wie Leporello an Verstand und Bodenhaftung festhalten und bei alledem das Lachen nicht vergessen, selbst wenn man in unseren Zeiten von Systemmedien gehetzt und anschließend vor Gericht gezogen wird, sobald man wie Dieudo und einige Karikaturisten über die falschen Dinge lacht.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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