Ich musste das Ganze erst einmal in Ruhe überdenken.
Hallo,
vielen Dank für dein großes Vertrauen.
Wir bewegen uns hier im öffentlichen Raum und ich werde in Zukunft nicht mehr deinen und den Namen deiner Tochter nennen. Es ist bei dem eher seltenen Namen deiner Tochter zu leicht möglich, dass jemand aus ihrem sozialen Umfeld auf diesen Thread stösst.
Ich halte es deshalb auch für sinnvoll den Chef zu bitten die Namen aus den bisherigen Postings durch eine Abkürzung mit dem ersten Buchstaben zu ersetzen.
Am Sonntag, als L. mit ihrer Freundin ungezwungen im Garten gespielt und
gelacht haben, ist sie ab und zu bei mir vorbei gekommen, hat mir Hallo
gesagt und ich sah, dass ihr rechtes Augenlid des öfteren und längere
Zeit halb geöffnet war.
Das tat meiner und ihrer Seele gut und ich atmete tiefer und
ausgeglichen.
Das sind gute Nachrichten und ich hoffe sehr, dass sie ihr Trauma überwindet und der Lidkrampf sich allmählich wieder verabschiedet.
Mit meiner zehnjährigen Tochter hatte ich noch nie einen größeren
Streit.
Regeln und Konsequenzen sind aparte pädagogische Maßnahmen für die
Erziehung.
Zur Vater–Kind-Beziehung gehören vor allen Dingen Liebe, Zuwendung,
Vertrauen, Kuscheln, Verständnis, Rituale und Respekt.
Den Umgang gestalten wir freundlich und höflich miteinander und wir
teilen uns einander mit, das wir uns lieb haben.
Das Vertrauen deiner Tochter zu Dir ist sehr wichtig.
Schläge lehne ich vehement ab, da mein Vater (Alkoholiker) mich in meiner
Kindheit oft krankenhausreif geschlagen hat.L. teilte mir in ihren jüngeren Lebensjahren mit und habe es selbst
miterlebt, dass sie Schläge von ihrer Mutter bekam, weil sie den Teller
nicht leer gegessen hat.
Sie schreit unser Kind viel an und L. weint dann, sie kann sich
gegenüber ihrer Mutter in diesen Belangen nicht durchsetzen.
Ihre Mutter drohte ihr, dass L. nichts davon ihrem Vater erzählen
soll.
Aber L. erzählte mir trotzdem davon, weil wir uns einander sehr
vertrauen und ihr Verhalten und Mimik deutete mir auf eine körperliche und
seelische Erniedrigung hin.Ich verbat mir bei mehreren Gesprächen mit der Mutter, unser Kind zu
schlagen, weil ich dies explizit in Äthiopien erlebt habe.
Ich denke, dass L. durch die Gewaltausübung ihrer Mutter ihren Teller
leer zu essen müssen, vieles nicht essen mag, nicht einmal probiert wie
Nahrungsmittel schmecken und nur eine geringe Auswahl von Nahrungsmitteln
zu sich nimmt, z.B. kein Gemüse, wenig Obst.
Darüber spreche ich mit ihr und das Ernährung gut für die Gesundheit
ist.
Ihre Mutter fördert sie nicht in allen Belangen, sie lernt nicht mir ihr
für die Schule, kein Interesse, aber L. soll gute Noten schreiben und
soll studieren.
Die Mutter von L. ist krank. Sie bedarf sehr dringend professioneller Hilfe.
Schläge sind Kindesmisshandlung.
L. ist überall beliebt, sie ist sehr einfügsam und einfühlsam. Sie
ist sehr sensibel und merkt in meinen Gesichtszügen, wenn ich mal traurig
bin oder beruflich gestresst bin. Sie nimmt mich in den Arm und frägt nach
und weint manchmal, wenn meine Traurigkeit nicht schnell genug aus meinen
Gesichtszügen verschwindet.Sie hängt nicht dem Konsum nach und hat auf materielle Dinge keine Lust,
fernsehen tun wir nicht, außer DVDs.
Lieber spielen wir miteinander, Sageland, Rummikub, klassische Spiele,
Basteln, Experimente, wir gehen in den Wald, Bauernhof, Heidelberger
Schloss, Neckarwiese, Theater, Zirkus usw.
Sie kauft mir keine Geschenke zum Geburtstag, Osterfest oder Weihnachten,
sie bastelt lieber etwas und schreibt, was sie von ihrem Papa hält, z.B.
„Lieber Papa, ich schenke dir zu Ostern dieses Geschenk. Ich liebe dich
so groß wie Gott, nein, sogar noch viel größer als Gott, obwohl kein
Mensch weiß, wie groß er ist. Mit freundlichen Grüßen, L.“.
Es berührt mein Herz und meine Seele.
Sie ist soooo wunderbar.
Und sie frägt mich immer, ob sie dies oder das darf und ich erlaube es
ihr meistens.
Beide Eltern sind die wichtigsten natürlichen Bezugspersonen.
Elterliche Liebe ist in einem intakten Verhältnis bedingungslos und unendlich.
Sie dürfte ihrer Mutter gegenüber auf Grund der Misshandlung sehr distanziert sein.
Deine Tochter ist durch die Misshandlungen der Mutter traumatisiert.
Sie benötigt nach meiner Einschätzung ebenfalls professionelle Hilfe.
Eine gute Anlaufstelle könnte die Klassenlehrerin sein, die oft eine wichtige Bezugsperson für Kinder ist. In der Regel gibt es einen Schulpsychologen und Sozialarbeiter, die euch gegebenenfalls unterstützen können. Es ist meist nicht einfach sich einzugestehen, dass man fremde Hilfe benötigt. Im Zweifel ist das Jugendamt eine kompetente Anlaufstelle. Schau Dir bitte den unten verlinkten Film an.
Aber, ich mache mir große Sorgen. Draußen, diese Realität ist unsozial
und oft leer, der Umgang miteinander ist unpersönlich und destruktiv,
natürlich will und kann ich dies nicht verallgemeinern. Da kommt bei mir
schon die Sorge hoch, kann L. sich dort aufgehoben und wohl fühlen?
Kann sie sich dort durchsetzen, kann sie mit ihrer einfühlsamen Art
bestehen?
Wie kann sie sich besser durchsetzen, vielleicht fehlt ihr das nötige
Selbstbewusstsein?
Macht sie das nicht in irgendeiner Weise krank, auch seelisch?
Ich mache mir viele Gedanken und Sorgen, hängt ihr Lidschluß womöglich
damit zusammen?
Eine gute Vorbereitung auf die Realität kann sich an den Bedürfnissen deiner Tochter orientieren. Ich habe Zweifel, dass sie sich aus eigenem Interesse Ballett, Geige und Klavier, und damit für 6 Stunden zusätzliche Disziplin + die häuslichen Übungszeiten gewählt hat.
Geh mit ihr gelegentlich zu Fussball-, Handball-, Basketball- Volleyballspielen gleichaltriger Kinder, je nach regionalem Angebot. Vielleicht interessiert sie sich auch für Judo, Selbstverteidigung oder Geräteturnen. Ein unverbindliches Probetraining für einen Monat, kann ihr helfen herauszufinden, was für sie das Richtige ist. Sie selber darf wählen! Jeder Wechsel bedeutet immer die Aufgabe sozialer Kontakte und einen Neubeginn.
Ich weiß, es gibt Wege die eine Erleichterung bringen können und begebe
mich auf die Suche.
Ich gebe meiner Tochter mein Leben.
Deine Tochter weiß selber am besten, welches soziale Umfeld sie für ihre weitere Entwicklung benötigt. Ich vermute, dass sie vieles tut, um Lob zu erhalten oder Strafe zu vermeiden.
Angst vor Misshandlung und Schlägen verändert in extremer Form das Verhalten eines Menschen. Die Angst führt oft zu einem unbewussten Zwang sich zu schützen und entsprechend stark verändertem Sozialverhalten. Eine riesige Aufgabe im Leben eines misshandelten Menschen ist es diese Angst zu überwinden. Dabei halte ich professionelle Hilfe für notwendig.
Das Überwinden dieser Angst nach Misshandlungen, könnte auch für Dich eine noch nicht bewältigte Aufgabe sein.
Es gibt am rechten Ohrläppchen, einen Akupunkturpunkt, der bei der Überwindung von Ängsten hilfreich ist. Er darf nur bei sehr strenger Indikation genutzt werden, da er u. U. eine Veränderung der Persönlichkeit bewirkt. Angst ist nicht selten die unsichtbare Grundlage von Aggressionen.
Lieber Vatapitta, Sachverhalte können zur Lösung eines vorübergehenden
Problems beitragen.
Habe Dank für deine Mitwirkung.
Habe Dank für dein großes Vertrauen.
Hiermit enden meine Möglichkeiten und auch meine Kompetenz Hilfe zu leisten.
Alles Gute für Euch drei.
Vatapitta
PS: Der Fall Bruckner - ARD zeigt exemplarisch die Arbeit und die Möglichkeiten des Jugendamtes im Fall eines misshandelten Jungen und dessen überforderter Mutter. - Sehr empfehlenswert, 89 Minuten.
--
Chronisch sind die Schmerzen dann, wenn der Doktor sie nicht heilen kann. http://www.liebscher-bracht.com/