Mangel war, ist und wird immer sein, wo durch eine Macht Termine gesetzt werden.

Silke, Sonntag, 10.12.2017, 19:09 (vor 2328 Tagen) @ nemo4142 Views

Lieber nemo,

fliegende gebratene Tauben und Flüsse voller Milch und Honig habe ich nie gesehen. Paradies war noch nie, ist nicht und wird nie sein sondern von Beginn an Debitismus im weiteren Sinne.

Ein wenig Debitismus zum repetieren:
Ich denke, das sind wir @Elli und den anderen schuldig...
Wo Termine sind ist auch Mangel zum Termin!
Der @dottore, @Zandow und all die anderen Debitisten meinten zwar richtig, Mangel per se gibt es nicht sondern immer nur Mangel zum Termin mit drohender Sanktion für den Betroffenen.
Aber wir alle leben in einer Welt in der dauernd Termine gesetzt werden und Sanktionen drohen und darum dauernd Mangel besteht.

Wir sind urschuldig = dem Mangel ausgeliefert, der uns kaum im Augenblick beseitigt schon im nächsten Moment wieder anspringt und würgt:
Halte die Luft an, solange du kannst und du merkst was ich meine.
Mangel...Maannggeell...Maaaaaaannnngggeeelll an Sauerstoff in deinem Gehirn.
Der Termin wird dir gesetzt (o2-Partialdruckunterschreitung).
Du hast dich zu entschulden!
Tief einatmen...
Gleiches gilt für Nahrung, Wasser, Wärme, Schlaf, Liebe.

In einer Welt, in der die Sonne früh aufgeht und mich bei über 30 Grad austrocknet, in der die Temperatur nachts unter 0 Grad fällt und mich auskühlt, in der es heiße Sommer und kalte Winter gibt, in der Eiszeiten, Dürren und Fluten, Vulkanismus, Plattentektonik, Klimaveränderungen, Wetterphänomene und kosmische Ereignisse unsere Lebensumstände massiv verändern, in der Essen und Wasser gesucht werden müssen, in der man aufpassen muss, dass man nicht selbst gefressen oder krank wird und man schon im Mutterleib und noch lange nach der Geburt auf Liebe und Vorfinanzierung durch die Eltern, die Familie, die Gemeinschaft angewiesen ist, bis man selber einmal genügend Potential einsetzen kann, um Vermögen in die Gemeinschaft einzubringen ist Mangel unser aller ständiger Begleiter.

Denkst du ernsthaft, bei den Jägern und Sammlern ging es paradiesisch zu?
Schau dir die Kung! an oder die Nuer oder all die anderen noch nicht so sehr zivilisatorisch verseuchten indigenen Gemeinschaften.

In segmentären Gemeinschaften gibt es über die Zeit in einer sich periodisch, zyklisch und singulär verändernden Welt wegen der trotzdem notwendigen ständigen Bedienbarhaltung der Urschulden auch ständig teils schrecklichen Mangel. Es gibt historisch nur kurze Momente ohne Mangel.

Deshalb stehen die Menschen in Gemeinschaften früh auf, "arbeiten" den ganzen Tag, entfalten ihre Potenziale und verbrauchen Ressourcen (sammeln, jagen, Rast/Lagerplätze bauen, Kinder aufziehen, Alte und Kranke mitversorgen, Feinde abwehren, Wissen aneignen und weitergeben, üben, lernen, palavern, Rituale und Gemeinschaftspflege, Nachbarschaftliche Beziehungen pflegen, entdecken, sich verteidigen oder weiter ziehen, Liebe machen und künstlerisch tätig sein usw.) und schlafen nachts unter dem Schutz von eingeteilten Wachen.

Die für den Beginn der Zivilisation nachgewiesenen Naturkatastrophen und Klimaveränderungen z.B. im fruchtbaren Halbmond und in Ägypten wie im ganzen weltweiten Wüstengürtel auch (äußere Ursachen) und die innergemeinschaftlichen Verwerfungen wie Verfälschungen der Zirkulation/ Verlust von Costum und Entstehung von Recht nach U.Wesel und Chr.Sigrist (innere Ursachen) führten früher oder später unter Mangel von irgendetwas wichtigem zur Bedienbarhaltung der Urschulden zum Termin zu der notwendigen Entscheidung:
gemeinsames Ertragen der Sanktion (Untergang) oder Externalisierung der Schulden
= Entsegmentarisierung der Gemeinschaft und Ausbildung machtvoller/potenter/vermögender Zentralinstanzen einerseits und gegenüberstehender ohnmächtiger Masse, die sich ihrer Potenz berauben ließ...
Oder in anderen Worten…
= brutale und/oder charismatische Führer die mit dem Laut, dem Symbol und der Waffe unhaltbare Versprechen abgaben (sich verschuldeten - "ich führe euch aus dem Elend") und die verführte Gefolgschaft mit unerfüllbaren Hoffnungen die ihr Potential als Kredit freiwillig, erpresst oder gezwungenermaßen hingab ("hol uns hier raus, wir folgen dir").

Mit der Entstehung von sich gewaltsam entfaltenden Zentralmachtsystemen und ihren Abgabekonstrukten, die auf Tribut und Besteuerung abzielen (mächtige Zentralinstanzen <-> ohnmächtige Massen) nachweislich an vielen Stellen auf der Erde zu teils ähnlichen, teils unterschiedlichen Zeitpunkten -dort wo Zivilisation aufpoppte- war naheliegend, mit dem überfallen von Nachbarstämmen wie in der Überlagerungstheorie von Ibn Chaldun/Oppenheimer u.A. beschrieben, zu beginnen. Viehzüchter gegen Ackerbauern. Viehzüchter gegen andere Viehzüchter. Bauern gegen Bauern. Patriarchat gegen matrilokale, matrifokale, matrilineare Strukturen aber auch umgedreht (z.B. Irokesen).
Treiber war und ist die nicht einholbare Vorfinanzierungsproblematik und damit notwendige systemische Aufschuldung, eine immer massivere Nachschuldnerjagd und immer größerer Ressourcenverbrauch um das System weiter zu finanzieren = die Grenzen für Insolvenz/Fallieren auf Kosten anderer in Raum und Zeit und unter Zunahme von Komplexität immer weiter in die Zukunft und Nachbarschaft zu schieben.

Es wurde globalisiert, fusioniert, fissioniert evolviert und voilà!...
...nun sind wir hier:
- nach geschätzten über 14400 Kriegen mit über 3,5 Milliarden Kriegstoten
- in einer zerstörten ausgelaugten und irreparabel geschädigten Umwelt
- auf abermillionen Pulverfässern sitzend
- mitten in einem 6. Massenaussterben
- mit beschädigten Genen, Memen und morphischen Feldern
- überlebt zu einem sehr hohen Preis
- wild entschlossen, weiter zu überleben zu einem noch viel höheren Preis...
...der Unterwerfung unter Maschinen und Algorithmen (die Blockchain wird es richten...höre dir die Visionen von Craig Stephen Wrigth z.B. hier hier und hier an, egal ob er nun zum S.Nakamoto-Team gehört(e) oder nicht, und du bekommst eine Ahnung, was kommt)
Alles was sich die Menschheit ausgedacht hat wurde irgendwann Realität oder mehr oder weniger perfekt simuliert - wir leben in einer Welt am Draht, im 13th Floor.
Ich weiß nicht einmal, ob du nicht auch ein Algorithmus bist...

solange der Mensch in kleinen überschaubaren Systemen lebt, gibt es
keinen Mangel.

Doch. Lebewesen stehen unter Termindruck= Mangel zum Termin.

Der Mangel entsteht erst durch die Entropie, also den Energieverlust
komplexer Systeme,
die immer mehr Energie verbrauchen um zu funktionieren und eben durch
Korruption,
oder dem kapitalistischen Wirtschaften nur zum eigenen Vorteil.

Nein. Lebewesen sind dissipative Strukturen, die Entropiereduktion mit Komplexitätszunahme unter Energieverlust im Gesamtsystem betreiben, wie @elmar richtig beschrieben hat "In der Gegenwart leben können, solange die Vergangenheit angepumpt werden und die Zukunft vernichtet werden kann" bis das ganze ZMS in formloser Gewalt untergeht, aus der es ja auch entstanden ist.
Das nennt sich Debitismus.
Niemand hat einen Vorteil aus dem Debitismus und aus der Wirtschafterei. Wenn ich anderen Menschen oder meiner Umwelt direkt oder indirekt Schaden zufüge, schädige ich mich selbst oder Teile von mir (Kinder, Enkel, Urenkel, Familie usw.). Die Tragik der Allmende wird irgendwann immer auch zur Tragik des Individuums.

Als Beispiel kann man Deutschland und Russland anführen. Wenn es keinen
ideologisch
bedingten Klassenfeind gäbe, wie immer suggeriert wird, könnten
Deutschland und
Russland in perfekter Weise zum Vorteil aller kooperieren. Da aber
amerikanische
Interessen in Deutschland ganz oben auf der Agenda stehen, wird
künstlicher Mangel
auf beiden Seiten erzeugt. Der Mangel ist also nicht die Ursache, sondern
die
Wirkung. Die Ursache liegt im Machtkartell einer korrupten Elite.

Simulationen und VT's.
Ich denke lieber nicht mehr über die Simulationen „Staat“ „Politik“ und „Ökonomie“ nach, sondern das dahinter stehende ZMS mit seiner Potentialität und Ohnmacht, seinen Be- und Entmächtigungen mit seinen Verbrechen und Simulationen. Das spart viel Zeit und Energie.

Oder noch besser, die Ursache ist Machtstreben und Gier.

Nein, MANGEL.
Gier entsteht aus Angst, Not und Hilflosigkeit in einem ZMS, aus nicht zu befriedigendem Schuldendruck.
In einer Gemeinschaft macht Gier keinen Sinn, wird abgelehnt und gebannt, es wird gegeben und geschenkt. Das macht glücklich. So sind wir geschaffen. Wir wollen Kinder friedlich beim aufwachsen begleiten und mit anderen Menschen tolle Sachen machen und nicht Kriege führen, Leid zufügen, lügen, stehlen, rauben und morden.
(„Anatomie der menschlichen Destruktivität“ von Erich Fromm noch mal überfliegen.)

Die Menschheit stand aber leider wiederholt und an verschiedenen Orten vor der Entscheidung:
Weitermachen wie bisher in segmentären Gesellschaften, wie sie heute noch vereinzelt zu beobachten sind und damit bei Überlastung untergehen wie die amerikanischen Stämme, das alte Europa oder die anderen weitgehend friedlichen Stämme in den fruchtbaren Gebieten dieser Welt in Afrika, Eurasien und Australien oder Entsegmentarisierung und Installation von Zentralmachtsystemen die sich krebsartig globalisieren, verschmelzen und mit ihnen mehr schlecht als recht, mehr krank als gesund überleben.

Wenn Machtstreben, Gier und Entropie zusammen kommen, dann fallen
Zivilisationen. Die Zeugnisse davon können wir überall in den antiken
Kultstätten
bewundern.

Es sind Folgen der Entstehung einer Zivilisation - der Entstehung eines Zentralmachtsystems als unglückliches Überlebensmodell.
Das weltweite ZMS ist noch nicht gefallen. Es ist erwachsen geworden.

Daran können wir höchstwahrscheinlich nichts ändern, außer vielleicht
durch das
Freiheitsstreben einzelner Kulturgruppen, wie den Katalanen usw.

Erkennen und Verstehen der Simulation, des Debitismus, seiner Unumgänglichkeit und mildern seiner Wirkung in der Gegenwart.
Stärkung der Segmente, Gemeinschaften pflegen, mehr Liebe und weniger Hass, Kette der guten Taten, sich weniger ängstigen und manipulieren lassen, sich an die Wurzeln der Menschheit erinnern, das hier und jetzt für sich, die Nächsten und Nahen erträglich gestalten und so wenig wie möglich Ferne schädigen, sich und anderen einfaches und gutes tun, sich aus dem System herausnehmen, so gut es geht.

Auch halte ich Mangel nicht für den Antrieb der Evolution,

Termindruck von Urschuldnern und dann zusätzlich von Abgabeschuldnern bei der Spezies Mensch und in Ansätzen bei einigen anderen Tierarten.

sondern eher
den
Wunsch nach Wissen und Entwicklung.

Das ist die Folge von Mangel.
Wenn ich dauernd hungrig bin überlege ich mir wie ich das ändern kann.
Wenn ich neugierig bin mangelt es mir an Neuem.

Aber inzwischen sind wir dort
angelangt,
wo der Mangel bekämpft werden muss. Dieser ist jedoch systembedingt.
Die Ironie der Geschichte ist doch, dass eine gierige
Überflussgesellschaft
nun Mangel bekämpfen muss, aber niemals das System selbst dafür
verantwortlich
macht. Auf diese Weise kann der Mangel immer weiter fortschreiten, bis
hin zur Verarmung ganzer Länder und Kontinente.

Die Menschheit ist schon vor über 6000 Jahren untergegangen.
Entstanden ist ein inzwischen globalisiertes Zentralmachtsystem, dass sich immer mehr ausdifferenziert, entwickelt und an Komplexität zunimmt, bis es die für seinen Systemerhalt nötigen Rechts- und Handlungsräume nicht mehr verteidigen kann, die Vorfinanzierung nicht weiter simulieren kann, die ausreichenden Nachschuldner nicht mehr herein zwingen kann, die Ressourcen und das Potential nicht mehr ausreichend rauben kann und über das Stadium eines globalen Imperium's der Netzwerke in formloser Gewalt untergeht.
Spenglers Fellachentum wird nicht eintreten sondern eine riesige verseuchte weltweite Wüste, in der ein AKW nach dem anderen hochgeht und das verrottende Waffenarsenal, die ungewartete Infrastruktur nicht mehr entschärft wird .
Die Simulation der dauerhaften Erträglichkeit der Welt und des Überwindens von Mangel wird zu ihrem Ende kommen.
Wir haben nur, was uns die Sonne gegeben hat, gibt und geben wird.
Mehr nicht.

Liebe Grüße
Silke


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