So schaut's aus.

nereus, Dienstag, 03.09.2019, 07:40 (vor 1697 Tagen) @ Plancius4808 Views

Hallo Plancius!

Du schreibst: Für mich ist es einfach deprimierend, egal, wo ich beruflich hinkomme, nur noch von Leuten umgeben zu sein, die die offiziellen Parolen von Regierung und Medien nachbeten.

Deprimierend ist wohl die richtige Umschreibung.
Man ist entsetzt und niedergeschlagen zugleich über so viel geballte Dummheit.

Lieblingsthema ist Donald Trump. Fängt mal jemand ein politisches Thema an, ist es einfach en vogue, sich über Trump zu echauffieren.

Trump kann noch ergänzt werden durch Putin und die AfD und ganz aktuell gerade Boris Johnson, der sich wohl zum Ziel gesetzt hat, das BREXIT-Drama endlich zu beenden.

Für mich ist es immer schwer auszuhalten, mich nicht zu äußern, weil ich mich als Kritiker der aktuell gültigen Ideologie in einer absoluten Minderheitenposition befände und ich sofort als Nazi abgestempelt würde.

Nicht nur das.
Es sind weitestgehend intelligente Leute, deren Meinungen ich in vielen anderen Sachen durchaus teile und durch deren Einschätzung ich auch immer wieder einmal etwas dazu lernen konnte.
Aber wenn es um Politik geht, sinken gestandene Persönlichkeiten auf Sprechblasenniveau zusammen, so, als hätte man irgendwo den Stöpsel gezogen. Man hört förmlich die Luft entweichen. [[freude]]

Häufig sind die fanatischsten Verfechter der politischen Korrektheit Ex-Ossies, die vor Herbst 1989 in den Westen übergesiedelt sind. Ossies, die sich nach der Wende im Westen niedergelassen haben und dort erfolgreich eine bürgerliche Existenz aufgebaut haben, sind in politischer Hinsicht nach meinen Erfahrungen auch opportunistisch und linientreu.

Diese Spezies ist mir seltsamerweise im Westen noch nicht begegnet, aber recht zahlreich im Osten.
Die, die es nach der Wende geschafft haben und das auch ganz gerne zeigen, reden oftmals einen Scheiß daher, daß es einen gruselt.
Aber strenggenommen hat es den selben Stallgeruch, wie der SED-Mief, der sich lähmend über die Ostzone gelegt hatte.
Man machte (und macht) mit, weil man nicht unter die Räder kommen wollte und will.

Das Paradoxe dabei ist, dass ich sowohl den beruflichen und - abgesehen vom Politischen - auch den privaten Umgang mit den Menschen, mit denen ich beruflichen Umgang habe, schätze. Prinzipiell sind die meisten in ihren Grundwerten konservativ, sie sind weit gereist, sie sind ehrlich im Umgang miteinander, sind zuvorkommend ..

Daran habe ich mich weiter oben schon abgearbeitet.
Gut, daß Du Ähnliches beobachtest.

Und jetzt kommt eine spannende Bemerkung.

Es ist schon eigenartig, wenn mich der Gesang des örtlichen Kirchenchors zu Bachs Weihnachtsoratorium zu Tränen rührt, dieselben Frauen jedoch andererseits gleichzeitig auch in der lokalen Flüchtlingshilfe aktiv sind ..

Christlich/gutmenschlich gesehen paßt das erst einmal zueinander.

.. und durch ihre Tätigkeit zum Totengräber unserer Kultur werden und mich bei Artikulation meiner politischen Ansichten am liebsten auf einem Scheiterhaufen brennen sehen würden.

Nennen wir es einfach, was es ist: NAIV!
Der implementierte Schuldkomplex kann endlich abgearbeitet werden.
Möglicherweise ist Dir ebenso schon aufgefallen, daß diese Fanatiker auch bei einer differenzierten Betrachtung der deutschen Geschichte keinen Spalt Luft lassen können.
Alleine der Versuch die Kriegsdramen in einen größeren Rahmen zu setzen, sorgen schon für funkelnde Augen.

Die pawlowsche Abrichtung der Nachkriegsdeutschen auf die H-Religion mit gleichzeitiger und kontinuierlicher Anhebung des Lebensstandards hat vor allem die Folgegenerationen zu ideologischen Narren gemacht.
Die Sinne vieler Ossis erhielten durch die Scheinrealität des Sozialismus eine Zwangsimpfung, deren Wirkung bis heute anhält.

Was glaubst Du, wie diese "tollen" Leute reagieren, wenn ihnen eines Tage der ganze Scherbenhaufen ihrer Illusionen vor die Füße fällt und sie ihres „Lebensstandards“ zwangsweise beraubt werden?
Dann dürfte die Post abgehen.

mfG
nereus


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