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SEHR WICHTIGE Erklärung des "Systems": Schulden, Notenbank, Liquidität, Gold

Geschrieben von dottore am 11. Oktober 2001 11:46:42


Als Antwort auf: Re: Der Debitismus thriumphiert (erneut, leider)... geschrieben von apoll am 10. Oktober 2001 22:42:20:

> >...die Verschuldung der Unternehmen und Privaten ist so gigantisch und unver- >antwortlich, daß keine Fed.Liquidisierung ausreicht um allein den Schuldendienst >zu leisten, aus,Depression oder weltweiter Krieg um all das zu begraben,-uns >natürlich mit, d.hat recht!!!A.

Hi,

vielleicht dazu noch eine kurze, aber sehr wichtige Erklärung.

Die Fed kann niemals den Schuldendienst selbst leisten, da sie Liquidität nur gegen Hereinnahme weiterer Schuldtitel herausrückt.

Die ganze Veranstaltung, der wir heute beiwohnen, heißt eben deshalb "Debitismus", weil die Notenbanken darin keinerlei wirkliche Rolle spielen. Denn sie vergeben niemals Credits!

Sie verschieben z.B. nur M3 nach M1, die M-Summe = Schuldensumme bleibt dadurch aber absolut gleich, wird also nur nach "vorn" geholt; dies obendrein noch gegen den Monopolsatz - fälschlich "Zinssatz"! - der Notenbanken, der selbst wiederum nur durch Hinterlegung weiterer M-Titel bei der Notenbank zuerst abgeholt und danach an sie zurückgegeben werden muss.

Also M-Summe gesamt = 1000. Notenbankfähig davon 500. Fed-Liqudität in Periode 1 = 100, dann noch 400 notenbankfähig. Fed "schafft" mehr Liquitität (siehe aktuell), also Fed-Geld = 200, dann noch 300 notenbankfähig. 500 bleiben aber 500.

Selbst wenn die gesamte M-Summe (= 1000) notenbankfähig erklärt würde, ändert sich dadurch überhaupt nichts.

1000 minus 100 = 900. 1000 minus 200 (Fed "liquidisiert") = 800.

900 plus 100 = 1000. 800 plus 200 = 1000.

Was die Fed (und andere Notenbanken) bestenfalls machen können, ist also Titel (= Schulden = Gesamt-M), die bereits existieren, vorübergehend zu liquidisieren. Die Titel selbst müssen die bedienen, die sie schuldig sind. Die Notenbanken können keine Pfandbriefzinsen usw. bezahlen!

Mit Verschiebungen innerhalb vom Gesamt-M sind aber die Zinsen auf die gesamten Schulden (Gesamt-M) niemals zu bezahlen, denn die laufen auf den 1000 (= M gesamt) ununterbrochen auf, womit sich Gesamt-M ununterbrochen erhöht, damit die Schulden und damit die Guthaben.

Durch die Liquidisierung können zwar aktuell fällige Zinsen bezahlt werden (vorübergehende Verhinderung der bei Insolvenz, in der das gesamte System steckt sonst - siehe Swissair - an irgendeiner Stelle automatisch erscheinenden Illiquidität), aber dies nur, indem "hinten" (also bei Gesamt-M) in Höhe der dann bezahlten (in diesem Falle nur als zedierfähig gebuchten und ergo nur gezeigten) Zinsen wieder neue Schulden gemacht werden.

Daher Greenspans Flehen um "new credits". (Oft genug gepostet).

Notabene: Alle "new credits" in summa kommen out of the blue in die Welt (siehe "Zahlungsziele") und niemals, nachdem jemand "gespart" hat.

"Sparen" ist nur die Zession (Weitergabe; Abtretung) von umlaufenden direkten oder als Schulden-Derivate existierenden Schuldtiteln (wie Banknoten).

Die Vorstellung, es gäbe irgendwann ein vorhandenes "Erstgeld", das "verliehen" werden könnte, und immer weiter, ist komplett falsch! Eine Schuld kann niemals verliehen, sondern der die Schuld darstellende Titel (letztlich Banknote) kann immer nur zediert werden!

Die auf die Schuldtitel zukommenden Zinsen könnten nur dann nicht gebucht werden, wenn die Gläubiger (Zinserwarter) diese in voller Höhe verkonsumieren. Das machen die Gläubiger aber nicht, da sie ohnehin - siehe Vermögensverteilung - sozusagen schon "alles" haben und nur noch marginal mehr verbrauchen können als sie sowieso schon verbrauchen (Ferrari, Gucci, Yachten).

Mangels "new credits", also zusätzlicher Nettoneuverschuldung, kollabiert das gesamte System automatisch - egal welche Faxen die Notenbanken machen.

Beim Kollaps kommt die Große Krise (deflationäre Depression, wie oft genug beschrieben). ALLES wird fallen, alle Kurse, Werte, Preise.

GOLD wird möglicherweise weniger stark fallen, also relativ zu anderen Preisen stabiler bleiben, vor allem, weil Gold eine Preisuntergrenze von höher als null hat (42,22 $ / Unze).

Dies scheint die konträre Entwicklung von Gold zum CRB-Index bereits anzudeuten. Während der CRB die "magische" Marke von 200 inzwischen deutlich unterschritten hat (traditioneller Chart-Alarm, überdies Deflations-Signal!) und über Jahresfrist vom Hi 235,01 auf zwischendurch schon 182,67 gefallen war, hat sich Gold von seinem Tief in den 250ern ganz ordentlich entwickelt (ca. 285/290 aktuell).

Ob und wann Gold haussiert oder ob einen Hausse gar schon gestartet ist, kann ich nicht beurteilen.

Allerdings kann ich garantieren, dass für eine neue Gold-Hausse nicht monetäre und damit inflationäre (Inflation in der Güterwelt) Ursachen in Frage kommen und alle diesbezüglichen Analysen ergo zu nichts führen.

Steigendes Gold in einer Rohstoff-Deflation ist etwas höchst Beunruhigendes - Glückwunsch allen Gold-Haussiers!

Wenn neue, große Gold-Hausse, dann hat sie ganz andere Ursachen (psychologische Kaufbereitschaft), möglicherweise liegen sie im Gesamtszenario begründet (Globalisierungskrise, drohender Weltbürgerkrieg, Islamprobleme, Gold als Waffenbeschaffungsmetall usw.).

Das Problem beim GOLD ist aber nicht Kauf und Beschaffung, notfalls eben zu höheren oder sogar sehr hohen Preisen, sondern es entsteht bei seiner anschließenden Verwendung als ziviler Kaufkraft. Es wird Gold-Haves und Gold-Have-Nots geben (siehe dazu die Diskussion: "Werde ich als Goldbesitzer erschlagen?").

Zurück zum Grundszenario:

Technisch gesehen gäbe es einen Ausweg aus der weltweiten Insolvenz, nämlich die Herausgabe von Notenbankgeld ohne (!) gleichzeitige Hereinnahme von bereits existierenden Schuldtiteln (nicht mal von Staatspapieren).

Probleme dann:

1. Es müssten alle Notenbankgesetze geändert werden (vor allem bei der EZB extrem schwierig, da EZB-Recht = Völkerrecht). Dies machen "harte" Notenbanken wie die Bundesbank NIEMALS mit!

2. Das dann "netto" ausgegebene Notenbankgeld müsste "irgendwie" verteilt werden. Ein Verfahren dafür ist nicht vorstellbar.

Da nur Banken "Geschäftspartner" der Notenbanken sind, müssten sie das Nettogeld irgendwie erhalten. Welche Bank erhält wieviel? Windhundverfahren, Losverfahren, First come, first serve?

3. Ginge das neue Nettogeld an die Staaten (das Phänomen "Kassenkredite" wurde gerade erst abgeschafft), dürfte der Vorgang auch keinerlei Rückzahlungsklausel enthalten, und einen "Zinssatz" schon gar nicht.

Selbst wenn: An wen sollte der Staat das Geld verteilen?

Jeweils an die Firma, deren Schulden gerade notleidend geworden sind? Dann würden alle Schuldner sich sofort als illiquide erklären, um an das Kostnix-Geld vom Staat zu kommen. Firma X bleibt einfach die Zahlung (Rückzahlung) schuldig und darf sich beim Staat anstellen, um Nettogeld zu kriegen - noch dazu ohne Rückzahlungsverpflichtung?

4. Dann stehen sehr schnell sämtliche Schuldner beim Staat auf der Matte. Und wenn Firma X das darf (und alle anderen Firmen und Banken auch), dann stehen auch alle Verbraucher auf der Matte, die ihr Konto überzogen haben.

Und wer noch keins überzogen hat, überzieht schnell eins. Denn er kriegt ja Kostnix-Geld vom Staat, mit dem er seine Minussalden ausgleichen kann.

Und so weiter.

5. Es könnte Nettogeld auch flächendeckend abgeworfen werden. Was ist mit den Schuldnern, die gerade im Ausland Urlaub machen? Wer berechnet die Windrichtung? Was ist mit Geld, das im Wald verschwindet? In den Bodensee flattert? Müssten nicht ganz viele Hubschrauber mehr Kostnixgeld direkt über der Swissair-Zentrale abwerfen als überm Jungfrau-Joch?

Es gibt keinerlei Logistik, die hier Präzision schaffen könnte, also das Geld genau dem Schuldner zukommen ließe, der es braucht, weil er gerade Liquiditätsprobleme hat, bzw. dem, der überhaupt Schulden hat.

Es wird also alles seinen Weg gehen. Und dieser Weg wird in etwas enden, von dem wir uns keinerlei Vorstellung machen!

Früher oder später. Und wenn kein Wunder geschieht ("new credits"!) vielleicht leider schon sehr bald.

Jeder sollte sich also entsprechend seiner persönlichen Lage und Umstände vorbereiten.

Sehr trauriger Gruß

d.

Falls jemandem das mit dem "debitistischen System" und der Rolle der Notenbanken darin nicht klar ist: Ich erkläre es gern noch einmal und beantworte gern alle diesbezüglichen Fragen. So etwas wie eine "optimale" oder "für alle" geltende Vorbereitung auf eine Große Krise kann ich allerdings auch nicht nennen.