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Ein volkspädagogisch erwünschtes Geschichtsbild – Revisionismus

Geschrieben von Popeye am 30. Januar 2005 10:40:45

Dieser Beitrag und die Literaturhinweise sind für @bonjour und andere Forumsleser gedacht, die den 2. Weltkrieg und Nachkriegsjahre und ihre geschichtlichen Konflikte nicht persönlich erlebt haben.

Balzac schrieb einmal: „Es gibt zwei Arten von Weltgeschichte: die eine ist die offizielle, verlogene, für den Schulunterricht bestimmte; die andere ist die geheime Geschichte, welche die wahren Ursachen der Ereignisse birgt.“

Ich halte diese Aussage für falsch. Es gibt, so meine ich, keine „richtige“ Geschichtsschreibung. Geschichte ist immer interpretationsbedürftig und ähnlich wie in der Relativitätstheorie hängen die wahrgenommenen Ereignisse und ihre kausalen Abläufe vom Standort des Beobachters ab.

Fraglos ist es jedoch so, dass Deutschland nach dem Ende des zweiten Weltkrieges unter dem Einfluss der Alliierten „umerzogen“ wurde. Der große amerikanische Publizist Walter Lippmann sagte zu diesem Thema: „Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher der Besiegten gefunden hat und von der nachfolgenden Generation auch geglaubt wird, kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden.“ Golo Mann nannte dieses Ziel einmal: Ein „volkspädagogisch erwünschtes Geschichtsbild“.

Diese Umerziehung Deutschlands verbindet sich - am radikalen Ende - mit Namen wie Louis Nizer, (What to do With Germany?, 1944), Robert Vansittart,(“Black Record”, Radiosendung & Buch ab 1940), Henry Morgenthau (Germany is our Problem, 1944) u.a., die sich alle mit der „Deutschen Frage“, also der politisch gewollten Umerziehung und Umstrukturierung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg beschäftigen und der rechtsradikalen Szene als Anschauungsmaterial der verwerflichen Absichten der Alliierten noch heute gute Dienste leisten.

Wer zu dieser Literatur greift muss zum Verständnis lange vor der Hitlerzeit - am besten bei den Ursachen des 1. Weltkrieges - beginnen.
Stellvertretend für viele andere Bücher sei für diesen Themenkomplex die Dissertation von Jörg Später, Britische Debatten über Deutsche und Nazis 1902-1945 für die Neugierigen empfohlen.

Zum Thema der „Umerziehung der Deutschen“ ist das Buch ”Charakterwäche” von Caspar von Schrenck-Notzing das Standardwerk der revisionistischen Literatur geworden.
Lesbar, wenn auch aus meiner Sicht nicht ganz so gut, ist auch das Buch von Rudolf Czernin, Das Ende der Tabus.

Das Buch, das den besten Einstieg und einen hervorragenden Einblick in die „Besatzungszeit“ bietet, ist der erste wirkliche „Bestseller“ der Republik: Der Fragebogen von Ernst von Salomon.

Liest man dort „die Wahrheit“ – sicher nicht - s.o..Aber, wie schrieb F. Karl Fromme (ehemaliger Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) 1994 in einem Beitrag mit dem Titel ‚Strafrecht und Wahrheit’: „Historische Wahrheit kann nicht durch das Strafrecht festgeschrieben werden: einem Liberalität verpflichteten Staat steht das nicht gut an so schmerzlich und peinlich es im Einzelfall sein mag.“

Merke: Wahrheit gibt’s per Gesetz