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OT: Toba – Vulkanausbruch mit Folgen

Geschrieben von Popeye am 05. Oktober 2004 14:26:12


Es ist erst gut 50 Jahre her als der holländische Geologe Rein van Bemmelen erste Anhaltspunkte dafür fand, dass der Lake Toba (hier eine Landsat Aufnahme) vulkanischen Ursprungs ist.

Lake Toba liegt auf Sumatra – (hier eine weitere Satelliten-Aufnahme) in Indonesien – (Lake Toba, im Norden Sumatras südlich der Hafenstadt Medan deutlich erkennbar).

Inzwischen beschäftigt Toba und seine Geschichte alle Wissenschaftszweige, welche die Vorsilbe „Paleo-„ für sich in Anspruch nehmen, weil der Vulkanausbruch von Toba schon vor rund 73.000 Jahren stattfand.
Die Geschichte, die folgt hat also nichts mehr mit uns zu tun – oder vielleicht doch?

Die Dimension eines vulkanischen Ausbruches messen die Geologen in VEI (=Volcanic Explosivity Index mit Übersicht und Erläuterungen). Der Index ist in 10-er Potenzen aufgebaut: Ein Ausbruch mit einem VEI von 2 ist zehn Mal so groß wie ein Ausbruch mit einem VEI von 1 – usw.

Der Vulkanausbruch von Toba vor über 70.000 Jahren, war der größte Vulkanausbruch den homo sapiens sapiens je erlebt hat und – wie vermutet wird – nur knapp überlebt hat.

Die Größenverhältnisse des Ausbruches werden an nachstehenden Schaubild deutlich:


Mount St. Helens (Washington State, USA) der Vulkan, der derzeit wieder böse Vorzeichen gibt, und mit seinem Ausbruch 1980 für weltweites Aufsehen sorgte –(hier zwei Fotos – vorher/nachher)

hat nur ein Volumen von ca. 1 Kubik-km in die Luft geschleudert. Toba hingegen 2.800 mal so viel. Zweitausend-acht-hundert Kubik-Kilometer. Der Ausbruch hinterließ ein Loch von ca. 30 x 100 km. Die ausströmende Lava bedeckte eine Fläche von ca. 20.000 km. Die vulkanische Asche dieses Ausbruches lässt sich heute noch nachweisen und bedeckte eine Fläche von 4 Millionen Quadratkilometern (etwa die Hälfte der Fläche der USA) bis zu einer Mächtigkeit von 6 Metern und einer Entfernung von über 3.000 km. Hinzu kamen gewaltige Mengen an Kohlendioxyd und Schwefeldioxyd die Geologen heute noch in arktischen Eiskernen nachweisen können.
Auf der oben erwähnten Skala der Geologen erreicht Toba mühelos die höchte Stufe VEI 8.

Was waren die Folgen?

Stanley H. Ambrose und Michael R. Rampino haben erstmals 1998 – Literaturangaben am Beitragsende – die These aufgestellt, dass der Ausbruch dieses Vulkans beinahe dazu geführt hätte, dass die Menscheit ausgestorben wäre.

Einige, die bis hierher gelesen haben werden sich an dieses schöne Bildchen erinnern: Wanderwege der Frühzeit. Wie dort zu erkennen erfolgte die erste große Migration „Out of Africa“ vor ca. 70.000 Jahren in Richtung Osten, direkt in Richtung auf Toba.

Ambrose (u.a.) vermuten nun, dass die Toba-Eruption und deren Folgen zu einem Massensterben der frühen Wandertruppen geführt habe (population bottleneck). Dies könnte auch die geringe biologische Variablität des homo sapiens sapiens erklären, die deutlich niedriger ist als bei anderen Primaten. (Über die Zusammenhänge siehe diesen Link).

Im Gefolge des gewaltigen Toba-Ausbruches sanken nämlich die Temperaturen weltweit um durchschnittlich 6 Grad Celsius (volcanic winter) und die nächsten 1.000 Jahre wurden die kältesten Jahre des sog. Pleistozän.

Wie viele haben überlebt? Ambrose u.a. geben einen weiten Bereich an – die häufigsten Werte liegen bei 1.000 bis 3.000 fortpflanzungsfähigen Frauen (breading femals) mit Extremwerten von 40 einerseits und 10.000 andererseits. Insgesamt – so die genetischen Schätzungen – werden weltweit nicht mehr als 15.000 bis 40.000 Menschen überlebt haben.

Glück gehabt!


P.S. There is 1% chance of a magnitude eight event erupting onto the scene in the next 460-7,500 years….Klick

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Literatur:
Stanley H. Ambrose, (1998), Late Pleistocene human population bottlenecks, volcanic winter, and differentiation of modern humans, Journal of Human Evolution, 34:623-651.

Rampino, M.R. & Ambrose, S.H. (2000) Volcanic winter in the Garden of Eden: The Toba super-eruption and the Late Pleistocene human population crash. In F.W. McCoy and G. Heiken, (eds) Volcanic Hazards and Disasters in Human Antiquity. Geological Society of America Special Paper 345:71-82.

Internet:
Der beste Link leider nicht in der Landessprache