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Re: "Geldmenge" wird per se falsch berechnet

Geschrieben von dottore am 16. April 2003 16:14:48


Als Antwort auf: @dottore - Bitte um Beurteilung geschrieben von Miesespeter am 16. April 2003 14:03:56:

>In der Tat ist es klar (und bekannt), dass eine Inflation nicht zwangslaeufig auf eine Geldmengenausweitung folgt, solange letztere durch tatsaechliche Wertschoepfung 1:1 begleitet wird.

Hi,

gekauft wird immer nur auf Kredit. Mit Geld wird der Kredit abgelöst. Das muss man nur gedanklich "entzerren", dann haut's schon hin.

Über die Preise (ergo Inflation hier) entscheidet nicht das "vorhandene" Geld, dennn das dient nur dazu um bereits bestehende Kredite abzulösen. Entscheidend ist und bleibt die Kreditsmme bzw. deren Entwicklung.

>Mir scheint der Einwand Niquets durchaus berechtigt zu sein, wenn auch nicht neu.

Ja der erste Teil ist olle Kamelle.

>Allerdings nur solange die Geldmengenausweitung auf Schuldner zurueckgeht, die auch tatsaechlich zur Leistung faehig (und willens) sind.

Dann ist es eben keine Geldmengen-, sondern eine Kreditsummenausweitung (Du sprichst selbst von Schuldner). Die Leistungsfähigkeit des Schuldners besteht darin, mit GZ leisten zu können und zwar immer erst nach dem Kaufkontrakt (entweder sofort oder eben nach Jahren).

>Ist das bei der Notenbank beliehene Aktivum hingegen ein Regierungspapier, staatlich Garantie oder ein hoffnungslos ueberbewerteter Titel (Bankforderung an AOL-Time Warner),

AOL-Papiere sind nicht ZB-fähig.

>dann ist der Effekt ebendar justament, als haette die Notenbank zusaetzliches Geld mit dem Hubschrauber abgeworfen.

Ja, aber es muss zurückgezahlt werden. In der Hyperinflation von 1923 lag der Stand der Staatsschulden, die in der ZB gelandet waren (im Gegenzug gab's zuletzt noch einseitig bedruckte Minischeine) am Ende am höchsten (RB-Bilanz 1 106992 603 Billionen M). Hätte der Staat dies zurückgezahlt, hätte es eine entsprechende Steuer erheben müssen (die Scheine dann zurück in die RB) und es wäre wieder das Preisnviveau von früher gekommen.

>Ein Realgut, dass dem Geld entgegenstehen koennte, wird im Anschluss an die Geldmengenausweitung hierbei im zweiten Schritt nicht produziert.

Die "Geldmenge" besteht - außer aus ZB-Geld - zu mehr als 97 % aus Krediten (spätere Fälligkeit), was Obiges unterstreicht. Wenn von "Geldmenge" die Rede ist, handelt es sich um Kreditsummen.

Als Witz kommt noch dazu: Die "Geldmenge" wird falsch berechnet, weil die in der ZB liegenden Titel (gegen die ZB-Geld herauskommt) in M3 nochmals erscheinen, da niemand weiß, welche Titel (z.B. Bankobligationen) in der ZB liegen.

Käse also.

>Auch wird ein solcher Kredit nie durch Leistung getilgt, sondern auf diverse Art 'umgeschuldet', d.h. aufgebucht. Die entstandene Geldmenge bleibt also ohne Deckung in der Welt.

Die "Geldmenge" ist eine Kreditsumme. Ob die Kredite durch am Markt realisiertes BIP später einmal erfüllt werden ("dann "gedeckt" sind), ist offen.

Dieser Passus von Niquet ist Unsinn:

"Die Quantitätsgleichung stimmt freilich trotzdem immer, schließlich ist sie eine Tautologie, die nicht mehr aussagt als dass alles, was physisch verkauft wird, auch mit Geld bezahlt werden muss."

Der Preis wird beim Verkauf (Kaufkontrakt) gemacht, ob er später (und sei das "Später" Sekunden) erfüllt wird - wer weiß?

>"Das ist richtig, aber auch unendlich trivial. Ist viel Geld da und wird wenig gekauft, dann reduziert sich die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes."

Ds ist ganz falsch, da Geld und Kauf nichts miteinander zu tun haben. Es kann heute 1000 Geld geben und 100000 auf Kredit gekauft werden - ohne dass sich ein Geldschein bewegt. Umlaufgeschwindigkeit des Geldes = Null. Umgekehrt kann mit 1000 Geld (in hintereinander liegenden Geschäften z.B.) 100000 gekauft werden (also sofortige Bezahlung). Umlaufgeschwindigkeit = 100.

>"Und steigen die Umsätze an, dann erhöhen sich die Preise nur dann, wenn realwirtschaftlich einiges darauf hindeutet, was derzeit jedoch keineswegs der Fall ist. Ansonsten erhöht sich schlicht und einfach nur die Geschwindigkeit, mit der das Geld in der Wirtschaft umläuft."

Die Umsätze haben mit Geld absolut nichts zu tun und ergo auch nichts mit der Umlaufgeschwindigkeit.

Stell Dir vor, alle Deutschen versuchen, sich Morgen ein Cabrio zu kaufen, Preise steigen wie irre, da zu wenig erhältlich - Summe sagen wir dennoch 500 Mio €. Und alle kaufen die Cabrios auf Pump, den Kredit räumen die Verkäufer ein, Zahlungsziel 3 Monate...

Geldumlaufgeschwindigkeit = Null.

Gruß!