Milei ist eine Abrisskanone

Miesepeter, Dienstag, 27.02.2024, 16:20 (vor 61 Tagen) @ nereus2166 Views
bearbeitet von Miesepeter, Dienstag, 27.02.2024, 16:24

Hallo Nereus,

Wir sollten hier unterscheiden.
Die ökonomische Logik, die Krall oder Mross vertreten, dürfte wenig bis nichts gemein haben mit der religiösen Inbrunst des Argentiniers.

Die ökonomische Logik Mileis, eines Anarchokapitalismus, ist in etwa identisch mit dem Ökonomieverständnis PCMs, bevor er den Debitismus ausarbeitete und im DGF begann zu posten.
Die Ausführungen, warum dieses Verständnis völlig unzureichend ist, sind nirgendwo so substantiell in Breite und Tiefe vorhanden wie in diesem Forum.


In der Sache liegt Milei ja nicht ganz falsch, wenn er den staatlichen Steuer- und Subventions-Dschungel, der zu ausweglosen Schuldenspiralen führt, mit der Machete frei schlägt. In dieser Hinsicht ist er ein Revolutionär.
Das heißt, man wird ihm wohl auch Unterstützung bieten, damit das einmalige Experiment funktioniert.

Ebenso wie man Jelzin unterstützt hat.


Ich halte das für gefährlich, denn dieses Muster soll uns den Verstand vernebeln.
Wir werden vermutlich zunächst einen wirtschaftlichen Aufstieg Argentiniens erleben und man wird auch die Lasten abfedern, um als leuchtendes Beispiel für Nachfolger zu funkeln.

Argentinien ist in der gleichen Position wie die UdSSR Anfang der 90er Jahre. MIt Ausnahme einiger Rohstoffe sind sie am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig, die Bevölkerung wird mit einem Sozialismus auf niedrigstem Niveau ruhig gestellt. Die Rohstoffreichtümer gehören lediglich nicht dem Staat, sondern einigen wenigen Plutokraten.

Jetzt kommt also die Schocktherapie, die kleine soziale Hängematte wird zerlegt, angeblich in der Hoffnung, dass dies unternehmerische Impulse in der Bevölkerung freisetzt. Das Ergebnis wird die totale Verelendung der Bevölkerung sein, während sich internationale Plutokraten alles unter den Nagel reissen werden, was irgendwie erwerbbar ist. Danach wird Argentinien aussehen wie die Ukraine 2014.

Argentinien ist aber nicht deshalb nicht konkurrenzfähig, weil die Bürokratie gross ist und die Steuern hoch. Die Löhne sind im internationalen Vergleich niedrig, Rohstoffe liegen vor der Tür. Aber die Argentinier sind nie im industriellen Zeitalter angekommen, es sind die Menschen, die dort im Industriekapitalismus nicht konkurrenzfähig sind. Sie können nicht gegen die Chinesen konkurrieren. Und im Postindustrialismus werden sie das auch nicht können.

Auf lange Sicht sehe ich aber schwarz, denn die Hyänen sitzen schon am Feldrand, um sich die Früchte zu sichern.

Und so wird es dann enden.
Argentinien sehe ich als neuestes Soziallabor für den kompletten Abriss nationaler Solidaritäten, die Währung wird nun noch komplett dem New Yorker Diktat unterworfen, und Gegenbewegungen können dann ihrerseits bald als nationalistisch, rechtsradikal und antisemitisch bekämpft werden.

Gruss,
mp


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