Freies Bildungswesen

Falkenauge, Donnerstag, 01.11.2018, 11:33 (vor 2003 Tagen) @ Tempranillo3569 Views

Das ist der größte Irrtum der Libertarianer, anzunehmen, es würde zu
mehr Freiheit, Wachstum und Wohlstand führen, baut man, wo immer möglich,
den Staat zurück.

Das Ergebnis wird ein noch entsetzlicherer Totalitarismus sein, der
Finanztotalitarismus wie schon nach der Revolution von 1789.


Hallo Tempranillo,

das ist zu kurz gedacht. Unabhängig vom Staat bedeutet inhaltliche und organisatorische Unabhängigkeit. Selbstverständlich ist der Staat für ein freies Bildungswesen nicht verschwunden, sondern er hat einen gesetzlichen Rahmen zu setzen, der garantiert, dass Schulen ohne Profitinteressen d.h. gemeinnützig arbeiten und sich im Rahmen der Grundrechte bewegen. Was bedeutet, dass es um Erziehung zur freien Persönlichkeit nach Art. 2 GG geht.

Damit eine Schule nicht in wirtschaftliche Abhängigkeit kommt, dürfte gesetzlich nicht zugelassen werden, dass Spenden und Investitionen direkt an eine Schule gehen, sondern in einen gemeinsamen Topf des freien Bildungslebens, seiner Selbstverwaltung, zu zahlen sind, von wo aus die Zahlungen anonym an die Schulen gehen.

Also es lassen sich schon Regelungen finden, die solche Auswüchse verhindern.

Mir scheinen die schauerlichen Probleme ohnehin nicht im Staat an sich
ihre Ursache zu haben, sie lassen sich sehr viel eher darauf
zurückführen, daß wir es in unseren Zeiten mit einer singulär
kriminellen Staatsmacht zu tun haben, die das Volk als Todeind betrachtet,
als wäre sie der verlängerte Arm Roosevelts, Churchills, Stalins,
Eisenhowers und Morgenthaus.

Ohne einen durchgreifenden Systemwechsel kann man das Bildungswesen
gestalten wie man will, es wird immer nur der Transmissionsriemen für die
Interessen von Hochfinanz, Großkapital, Transatlantikimperium und einer
geradezu genozidal kriminellen Staatsmacht sein.

Das Entscheidende ist die Existenz einer staatlichen hierarchischen Schulstruktur, die als Instrument für alle möglichen Interessengruppen dienen kann. Ob das die Parteien selber sind oder hinter ihnen stehende gesellschaftliche Kräfte, die sich der Politik-Marionetten bedienen, ist zweitrangig. Das Machtinstrument der Staatsschule ermöglicht dies. Darauf kommt es an. Deshalb führt logisch kein Weg daran vorbei, das Bildungssystem aus den Klauen dieser plutokratischen Oligarchie, um die es sich in Wahrheit handelt, zu befreien.

Selbst wenn im staatlichen Schulsystem eine optimale Pädagogik betrieben würde, wäre es abzulehnen, weil es die angeblich doch wissenschaftlich ausgebildeten Lehrer und die Eltern zu Befehlsempfängern macht und ihre Selbstbestimmung ausschließt, sich alo als Obrigkeitsstaat gebärdet.

Schon Wilhelm von Humboldt schrieb:
„Der wahre Zweck des Menschen – nicht der, welchen die wechselnde Neigung, sondern welche die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt – ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste, und unerlässliche Bedingung.“

„Daher müsste, meiner Meinung zufolge, die freieste, so wenig als möglich schon auf die bürgerlichen Verhältnisse gerichtete Bildung des Menschen überall vorangehen. Der so gebildete Mensch müsste dann in den Staat treten und die Verfassung des Staates sich gleichsam an ihm prüfen.“

„Überhaupt, soll die Erziehung nur, ohne Rücksicht auf bestimmte, den Menschen zu erteilende bürgerliche Formen, Menschen bilden; so bedarf es des Staates nicht. Unter freien Menschen gewinnen alle Gewerbe bessern Fortgang, blühen alle Künste schöner auf, erweitern sich alle Wissenschaften. (…) Bei freien Menschen entsteht Nacheiferung, und es bilden sich bessere Erzieher, wo ihr Schicksal von dem Erfolg ihrer Arbeiten, als wo es von der Beförderung abhängt, die sie vom Staate zu erwarten haben. (…) Öffentliche Erziehung scheint mir daher ganz außerhalb der Schranken zu liegen, in welchen der Staat seine Wirksamkeit halten muss.“

Vgl.: https://fassadenkratzer.wordpress.com/2017/06/26/die-grenzen-der-wirksamkeit-des-staate...


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