Medien

Ostfriese, Mittwoch, 04.10.2017, 10:20 (vor 2396 Tagen) @ Heinz3139 Views

Hallo Heinz,

auch Peter Scholl Latour hat immer wieder betont, dass man vor Ort sein muss, um sich ein Bild von den Abläufen in historischen Situationen machen zu können.

Die Medien sind mit ihrer grundlegenden "Einseitigkeit der Kommunikation" (S.91) die zentrale technische Institution der Macht – denn "die Macht gehört demjenigen, der zu geben vermag und dem nicht zurückgegeben werden kann". Drei mediale Dinge zeigen sich sehr deutlich. Mit Hilfe der elektronischen Medien beginnen sich die Informationen in einem Rausch der Bilder mit Lichtgeschwindigkeit weltweit zu verbreiten. Die 'Guardia Civil' schlägt mit ihren Äxten von außen die Glastüren der Eingänge ein und drinnen warten schon die internationalen TV-Network mit ihren Liveberichten. Damit einher geht die Vervielfältigung der Zeichen (Bilder, Texte, 'Erweiterte Realität') – je mehr von ihnen gesendet werden, desto mehr muss man von ihnen herstellen (und vice versa). Wenn ein Zeichen ein Realitätsfragment darstellt, dann steigt mit der Zahl der zirkulierenden Zeichen die Zahl der Realitätsfragmente insgesamt. Wir erleben eine 'fraktale Zersplitterung' der Wahrnehmung. Die Menschen haben keine einheitliche Vorstellung mehr von sich selbst und den Ereignissen, in denen sie sich wiederfinden. Die Verbildlichung und Verzeichnung der Welt bringt alles an die Oberfläche der Bildschirme – die virtuelle Überrepräsentanz der Bilder führt geradewegs in die Ununterscheidbarkeit von Zeichen und Wirklichkeit. Michael Wetzel sagt (zitiert nach Stefan Höltgen): "Das Bildsein gewinnt ontologischen Vorrang vor dem Sein."

Der lokale spanische Staat und die einhergehende europäische Zentralmacht werden sich die entstehende Desorientierung, Angst und Ohnmacht der Massen – nach passenden und schon zu beobachtenden Schockwellen – im Sinne ihrer Ideologie zunutze machen, um neue Hoffnungen zu definieren und zu schaffen. Zuletzt wird der Ruf nach der EU erhört. Ich denke, dass wir uns dessen sicher sein können.

Gruß â€“ Ostfriese


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