Eine Infektion mit HPV verläuft in der Regel unbemerkt, verursacht keine Beschwerden und heilt meist von selbst aus.

solstitium @, Montag, 25.10.2021, 14:33 vor 886 Tagen 3265 Views

bearbeitet von solstitium, Montag, 25.10.2021, 14:38

Eine Infektion mit HPV verläuft in der Regel unbemerkt, verursacht keine Beschwerden und heilt meist von selbst aus.


HPV Impfung, da war doch auch mal was, worum ging es?

Gebärmutter Hals Krebs.

Ja und die Sache stank auch schon gewaltig, aber man könnte seine Tochter ja warnen, Finger weg von dem Shit.

Alter Hut.

Nun, das ist wieder mal unpräzise, weil das RKI diese Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs ja längst schon auch den Jungs empfiehlt.

Ja, nee is klar!

https://www.gesundheitsinformation.de/hpv-impfung-gegen-gebaermutterhalskrebs.html


https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html

[image]

Und wer bei FB was dagegen sagt, wird na klar gesperrt.


Es darf geraten werden, was hier noch Alles in der Pipeline liegt.

Dr. Wodarg sagt in Sitzung 75 konkret, daß Pharma schlicht gezwungen wurde, den Investoren was anzubieten, damit sie nicht woanders hin gehen.

Den zweiten Teil des Textes sagte er allerdings nicht.

In einer Gesellschaft ohne Investoren, gibt es das Problem nicht.

Denn in einer Gesellschaft mit Investoren, passiert das immer und immer wieder!

--
https://dasgelbeforum.net/index.php?id=568547
[image]

"...nein, wer NICHT kämpfen will, der fällt genauso!"
(Zur Erklärung, man "fällt" im Krieg, ohne Krieg hieße es man stirbt!)

Mündliche Anhörungen - Gemeinsamer Bundesausschuss

Langmut @, Montag, 25.10.2021, 14:56 vor 886 Tagen @ solstitium 2177 Views

Hallo in die Runde,

seit 2020 hat Big Pharma die Kontrolle über alles Lebendige auf dem Planeten endgültig übernommen.

Man hätte es viel früher erahnen können:

Es wird alles öffentlich verhandelt, hier zwei exemplarische Beispiele:

Wirkstoff Crizotinib

Wirkstoff Glasdegib (D-565)

Der Krieg gegen das Virus geht noch länger weiter, nach meinem Dafürhalten dauert das ganze so um die 60 Monate, also liegt gerade mal das erste Drittel hinter uns.

Bleibt übrig!

Langmut

--
Ich bin recht und das ist auch gut so.

Der Unterschied zwischen schlau und dumm.
Ein schlauer Mensch kann sich dumm stellen.

Arbeit finde ich gut, da könnte ich anderen stundenlang zuschauen. (Diogenes von Sinope)

Big Pharma oder Finanzoligarchen/konglomerate?

Konjunktion ⌂ @, Irgendwo und Nirgendwo, Montag, 25.10.2021, 17:09 vor 886 Tagen @ Langmut 1513 Views

Hallo Langmut,

"seit 2020 hat Big Pharma die Kontrolle über alles Lebendige auf dem Planeten endgültig übernommen."

Aus meiner Beobachtung heraus, sehe ich eher die Finanzoligarchen-/konglomerate als Kontrolleure. Hier am Beispiel von Pfizer Inc. (https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/PFIZER-INC-23365019/unternehmen/):

Name Aktien %
The Vanguard Group, Inc. 432 721 863 7,72%
SSgA Funds Management, Inc. 278 568 311 4,97%
Wellington Management Co. LLP 241 721 238 4,31%
Capital Research & Management Co. (World Investors) 240 189 415 4,28%
Capital Research & Management Co. 142 320 700 2,54%
BlackRock Fund Advisors 121 450 367 2,17%
Geode Capital Management LLC 96 381 189 1,72%
Northern Trust Investments, Inc.(Investment Management) 64 250 392 1,15%
Norges Bank Investment Management 60 296 992 1,08%
State Farm Investment Management Corp. 56 536 168 1,01%

Und das dürft bei den Meisten ähnlich aussehen.

VG

--
Als Konjunktion wird in der Logik eine bestimmte Verknüpfung zweier Aussagen oder Aussagefunktionen bezeichnet.

Hier in CR sagt man: "die Schmetterlingskrankheit" o.T.

Mirko, Česko, Montag, 25.10.2021, 17:28 vor 886 Tagen @ solstitium 1456 Views

Da wäre ich mir nicht so sicher

Mephistopheles, Montag, 25.10.2021, 17:41 vor 886 Tagen @ solstitium 1685 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Montag, 25.10.2021, 17:44

...dass die durch die Infektion verlorene und zu Akronymen verkümmerte Lese- und Rechtschreibfähigkeit jemals wiederkommt.

Gruß Mephistopheles

und woher kommen die Investoren?

Weiner, Montag, 25.10.2021, 18:22 vor 886 Tagen @ solstitium 1840 Views

Denn in einer Gesellschaft mit Investoren, passiert das immer und immer wieder!

Hat der Debitismus darauf eine Antwort? Oder ist er diesbezüglich indifferent und neutral - weil Überschüsse, Akkumulationen und Mehrwerte, die eventuell sogar kriminell, wenigstens aber unethisch erlangt wurden, im Debitismus einfach kein Thema sind?

Neulich war Michael Hudson im Gespräch mit Thomas Piketty (letzterer gehört eigentlich zum Establishment) über genau dieses Thema der Akkumulation bei den 1% "Reichen". Anlass für die Diskussion war der Todestag von David Graeber, Autor von "Zins - die ersten 5000 Jahre". Ich habe die Transkription des Gespräches übersetzt und stelle sie hier nachfolgend ein, der Länge wegen verteilt über zwei weitere Folgebeiträge.

MfG, Weiner

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die nachfolgende Diskussion zwischen Michael Hudson und Thomas Piketty fand am 23. September 2021 statt und ist auf YouTube verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=GWT0uvBLDbo

Das Transskript findet sich auf: https://michael-hudson.com/2021/10/piketty-vs-hudson/. Es wurde mit 'google.translate' übersetzt und die maschinelle Übersetzung wurde hernach frei - aber hoffentlich sinngemäß und richtig - ‚überprüft‘.

Die Diskussion wurde von Lynn Parramore moderiert und von David Graebers Witwe Nika eingeleitet.

Nika: Hallo, ich bin Nika. Ich bin Davids Frau. Dies ist eine Veranstaltung zu Ehren des ersten Todestages von David Graeber, eine Veranstaltung auch gegen den Ungeist seiner Ablehnung durch arrogante Akademiker, und eine Veranstaltung wegen der für uns so dringenden Notwendigkeit, aus der Krise, in der wir uns befinden, herauszukommen. Dafür haben wir dieses gemeinsame Projekt ins Leben gerufen, und hiermit also an alle: Willkommen zur ersten Veranstaltung dieser Reihe!

Heute sprechen wir über die Frage „Was sind Schulden“. Bei der nächsten Veranstaltung wird es um die Natur des Geldes gehen. David war wahrscheinlich der berühmteste Anthropologe unserer Zeit und der meistverkaufte Autor. Trotzdem hat er seinen Computer - er nannte ihn seinen "Alptraum" – nun zusammengeklappt, in den er alle Belege, bürokratischen Papiere, Rechnungen und Unterlagen über seine akademischen Arbeiten eingespeichert hatte. Er betrachtet die Idee des isolierten Individuums als Mythos. Was David viel mehr interessierte, war der Dialog. Er glaubte, dass nur im Dialog, im Aufeinanderprallen der Meinungen Antworten gebildet werden und menschliches Bewusstsein geboren wird. Wir Menschen, so David, sind das Produkt unserer sozialen Beziehungen. Deshalb war es ihm so wichtig, in Situationen eingebunden zu sein, in der Menschen kollektiv denken und handeln.

Die David-Graeber-Stiftung wird denselben Weg gehen. Wir haben mehrere Projekte geplant, von der gemeinsamen Bearbeitung seiner Archive bis hin zur Veröffentlichung von „The Anthology of The Fight Club“, beginnend mit der ersten Debatte zwischen David Graeber und Peter Thiel. Als offizielle Cheerleaderin des ‚Fight Club‘ fordere ich unsere Kämpfer auf, emotional, provokativ und mutig zu sein. Denn die Fragen, die wir diskutieren werden, gehen uns alle an. Wenn genug von uns die Art und Weise ändern, wie wir über Schulden denken, dann ändert sich damit auch das soziale Design unserer Gesellschaft. Dies ist so, weil eine Revolution, wie David es beschrieben hat, eigentlich eine Veränderung des gesunden Menschenverstands und der kollektiven Vorstellungskraft ist. David argumentierte, dass die wichtigste Errungenschaft der Pariser Kommune trotz ihrer Niederlage darin bestand, den gesunden Menschenverstand in Bezug auf unser Zusammenleben verändert zu haben. Das meiste, was wir mit unseren öffentlichen Verkehrsmitteln, Straßenbeleuchtung, öffentlichen Schulen, Überstunden, Arbeitstagen erreicht haben – oder auch noch nicht erreicht haben, etwa gleiches Entgelt für Frauen und Männer, das alles hat seinen Ursprung in der Pariser Kommune. Sie galt damals als sozialer Wahnsinn.

Dasselbe gilt aber auch für „Occupy“, dessen 10-jähriges Jubiläum wir jetzt feierten, genauso wie wir nun an Davids Leben erinnern. „Occupy“ hat kein Territorium erobert, es hat kein Ohr bei den Regierungen gefunden. Aber es veränderte den öffentlichen Diskurs. Es ist wichtig geworden, über Gleichberechtigung, Armut und Schulden zu sprechen. Nach Occupy haben wir alle die Welt anders betrachtet. In diesem Zusammenhang ist die Position unserer Kämpfer heute radikal anders. Ich möchte Thomas Piketty meinen großen Dank aussprechen, dass er auf meine Email geantwortet hat, obwohl wir uns nicht kannten, und sich bereit erklärt hat, an dieser Debatte teilzunehmen. Ich möchte auch Michael Hudson denken, der die vielen Ideen entwickelt hat, auf denen David Graeber in seinem Buch „Schulden – die ersten 5.000 Jahre“ aufbaute. Ich hoffe sehr, dass diese Debatte unser Denken über die Welt radikal verändern kann - und was könnte je spannender sein! Damit gebe ich an Lynn Parramore weiter, der ich danke, dass sie sich bereit erklärt hat, die Diskussion zu moderieren.

Moderatorin: Nun, es ist mir eine große Freude und es ist wunderbar, alle aus der ganzen Welt begrüßen zu dürfen. Wir teilen einige Gemeinsamkeiten in unserer menschlichen Erfahrung, und eine davon ist, dass wir auf die Welt kommen mit einer Unterkapitalisierung an [00:04:00] an Lebenserfahrung. In gewisser Weise sind die meisten von uns als Schuldner vereint, und deshalb ist es besonders spannend, dass zwei so brillante Denker uns helfen, dieses schwierige Thema aus dem Koffer zu packen, das wir sonst so gerne in den hinteren Teil des Schranks schieben.

Heute freue ich mich sehr, meinen Freund Michael Hudson begrüßen zu dürfen. Er ist ein angesehener Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University von Missouri, in Kansas City. Er ist auch Forscher am Levy Institute in Bard. Er ist ein ehemaliger Wall Street-Analyst und ein häufiger Kommentator zu Wirtschaftsangelegenheiten und historischen Zusammenhängen. Er hat viel über Schulden geschrieben. Wie Sie gerade von Nika gehört haben, war seine Arbeit eine große Inspiration für David Graeber. Er kann Ihnen auch mehr über die alten Sumerer erzählen, als Sie sich jemals erträumt hätten. Hoffentlich können wir heute ein bisschen davon hören. Willkommen, Professor Hudson!

Willkommen auch Thomas Piketty [00:05:00]. Er ist Professor an der EHESS der Paris School of Economics. Er ist auch Co-Direktor des World Inequality Lab. Sie kennen ihn dafür, dass er mit seinen Büchern für Aufregung sorgt und uns erzählt, warum die meisten von uns kein Geld haben. Natürlich ist da zuerst sein Riesen-Hit „Capitalism in the Twenty-First Century“. In jüngerer Zeit auch, was Sie unbedingt besorgen müssen, wenn Sie es nicht gelesen haben: „Kapitalismus und Ideologie“. [00:05:30] Willkommen, Professor Piketty!

Wir beginnen damit, dass jeder von Euch uns seine Hauptgedanken zum Thema Schulden mitteilt - Eure Position zum Thema, und Ihr haben jeweils etwa fünf Minuten Zeit. Ich denke, wir beginnen mit Dir, Michael Hudson.

Michael Hudson: Ich dachte, wir würden Tom den Vortritt lassen. Ansonsten werde ich dem zustimmen, was er [in seinen Büchern] geschrieben hat, um dann festzulegen, wohin ich von dort aus gehe. Also lass ihn sagen, was er geschrieben hat.

Moderatorin: Das ist für mich in Ordnung. Thomas, möchtest du zuerst gehen?

Thomas Piketty: Ja, egal, schon gut. Lasst mich ein paar Worte sagen. Zunächst möchte ich Euch für die Organisation danken. Als ich Nikas Email erhielt, war ich sehr berührt, denn ich erinnere mich noch gut an die Diskussion, die wir 2013 mit David Graeber in Paris führten, kurz nachdem mein Buch „Capital in the Twenty-First Century“ erstmals auf Französisch veröffentlicht wurde. Es war noch nicht auf Englisch verfügbar, also hatte David es nicht gelesen, aber ich hatte sein Buch gelesen, „The First 5.000 Years“, und das war für mich wirklich eine sehr starke Lektüre. Es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Da war manches in “Capital in The Twenty-First Century“ nicht so sichtbar, weil ich es eigentlich geschrieben hatte, bevor ich Davids Buch lesen konnte. Für mich war das dann ein wirklich wichtiger Beitrag. [00:07:00]

Was ist damit? Lass mich einfach sagen, dass es in Zukunft wieder eine andere Schuldenkonsolidierung geben wird, eine massive Schuldenkonsolidierung. Es gibt lange Zyklen, worüber David natürlich spricht, wir gehen zurück in die alte Geschichte oder in die sumerische Zeit, an der Michael gearbeitet hat. Wir hatten diese langfristigen Zyklen, aber wir haben auch eine kurzfristigere Geschichte der Schuldenkonsolidierung und eine mittelfristige Geschichte, wenn man so will. Ich denke, es ist sehr wichtig, sich daran zu erinnern, dass es zwei moderne Episoden gibt, die ich besonders bemerkenswert finde, wenn es darum geht, die Schulden wieder auf Null zu bringen, zumindest wenn man einen großen Teil der Schulden bedenkt. Die Französische Revolution ist natürlich ein sehr wichtiges Beispiel. Dies war eine Zeit, in der es dem politischen System im Grunde nicht gelang, diejenigen bezahlen zu lassen, die für die öffentlichen Ausgaben hätten bezahlen sollen. Es gab eine Flucht in die Schulden, weil es den Leuten, die die Steuer hätten zahlen sollen, irgendwie gelang, zu entkommen. Die Lösung war die Französische Revolution, das Ende der Steuerprivilegien des Adels oder die Konsolidierung der Schulden durch teils Inflation, teils durch Besteuerung. Das ist eine moderne Episode.

[Anmerkung des Übersetzers: Man hat außerdem das Vermögen der Kirche in Frankreich enteignet sowie jener Adligen, die ins Exil gegangen waren. In Deutschland folgte ab 1806 derselbe Prozess während der so genannten Säkularisation, hier aber gegen ‚ewige Renten‘, über deren Abschaffung dieser Tage bei uns diskutiert wird].

Die ebenfalls moderne Episode, auf die ich mich beziehen möchte, ist natürlich nach dem Zweiten Weltkrieg - nachdem so 1945, 1950 die meisten reichen Volkswirtschaften Staatsschulden hatten, die enorm höher waren als heute. Sie trafen ihre Entscheidungen, politische Entscheidungen verbunden mit sehr konfliktreicher sozialer Bewegung, mit einem politischen Kampf. Am Ende wurde die Entscheidung gemeinsam getroffen, diese Schulden nicht zurückzuzahlen. Dies geschah auf verschiedene Weise – teilweise durch Inflation. Aber insbesondere in einigen Ländern wie Deutschland, das heute wirtschaftsdoktrinär und ideologisch als sehr konservativ gilt, [das war man] in vielerlei Hinsicht sehr konservativ. Wir werden in ein paar Tagen nach der Wahl es sehen, aber es wird wahrscheinlich auf jeden Fall immer noch ziemlich konservativ sein.

Tatsächlich wurde jedoch nach dem Zweiten Weltkriegs eine Lösung angewendet, um die Schulden der Vergangenheit durch eine Währungsreform und durch eine progressive Besteuerung von Besitzern mit sehr hohem Vermögen loszuwerden, um die Besitzer mit niedrigerem Vermögen faktisch für den Verlust von Werten zu kompensieren, die durch den Krieg zerstört worden waren. Letztendlich war dies sicherlich kein perfektes System, aber im Vergleich zu all den Möglichkeiten, vergangene Schulden loszuwerden, war es sicherlich eine der gerechtesten oder zumindest weniger ungerechten Möglichkeiten, das Problem anzugehen. Ich denke, wir werden auch in Zukunft Episoden wie diese haben, aber niemand weiß, wie es aussehen wird, welche Art von politischer Mobilisierung das sein wird.

Occupy war eine wichtige Episode. Es gibt andere soziale Bewegungen, versuchte Steuerreformen, wenn Sie an die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich vor ein paar Jahren denken, die eine große Steuerrevolte war, um ein meiner Meinung nach sehr ungerechtes Projekt zur Erhöhung der CO2-Steuer loszuwerden, die im Wesentlichen auf die ärmste Gruppe der Gesellschaft abgewälzt werden sollte. Es wird notwendig sein, Klimaherausforderungen, aber auch alle möglichen sozialen und entwicklungspolitischen Herausforderungen anzugehen. Die Gesellschaften müssen Wege finden, ihre Schulden loszuwerden. Im Moment haben wir die Illusion, dass wir Schulden einfach hinnehmen können, also dieses Angebot der Zentralbank - aber vergessen Sie es.

Ich denke, es wird konfliktreicher und weniger friedlich sein, weil es am Ende immer darum geht, das Machtverhältnis zwischen verschiedenen sozialen Gruppen neu zu definieren, also kann es nicht ganz friedlich sein. Es beinhaltet ein widersprüchliches soziales Interesse. Es umfasst verschiedene Gruppen von Menschen mit unterschiedlichen Agenden. In vielerlei Hinsicht befinden wir uns in einer Situation, die meiner Meinung nach gar nicht anders ist als zur Zeit der Französischen Revolution. Diejenigen, die zahlen sollen, haben es irgendwie geschafft, das Rechtssystem und das politische System so zu gestalten, dass sie sich der Besteuerung entziehen. Gleichzeitig haben die Mittel- und Unterschicht die Nase voll davon, die Rechnung für sie zu bezahlen. Die Lösung sind immer mehr Schulden. Irgendwann muss etwas anderes passieren. Ich denke, es wird ungefähr die gleiche Lösung sein müssen wie vor 200 Jahren, die das Ende der physischen Privilegien einer kleinen Bevölkerungsgruppe bedeutet, die es zu lange geschafft hat, sich der Besteuerung zu entziehen. Das ist die erste Perspektive auf Schulden. Mich würde natürlich sehr interessieren, wie Michael die Diskussion fortsetzt.

Moderatorin: Danke! Nun, Michael, das Rednerpult gehört dir.

Michael: Nun, ich habe das von Thomas veröffentlichte Buch über die Anhäufung von Reichtum und seine Konzentration in den Händen der 1% sehr geschätzt. Ich denke, jeder wusste intuitiv, dass dies der Fall war. Aber Ökonomen akzeptieren etwas erst dann, wenn es in der Statistik steht. Du hast einfach großartige Arbeit geleistet, all diese Statistiken zusammenzuführen und zu zeigen, inwieweit das Vermögen der 1% in jedem einzelnen Land konzentriert ist. Du hast auch den meiner Meinung nach wichtigsten Punkt angesprochen, als Du sagtest: "Was hat das verursacht?" Du hast eine breite Antwort gefunden, der ich zustimme. Du sagtest, dass die finanziellen Erträge die Gesamtwachstumsrate übersteigen, und wenn die finanziellen Erträge die Gesamtwachstumsrate übersteigen, werden die Reichen natürlich immer reicher.

Der Grund, warum ich einen anderen Ansatz habe, liegt darin, wie Du diesen Prozess erklärst. Nun, als Dein Buch herauskam, sagte eine Reihe von Autoren: „Das ist der Marx des 20. Jahrhunderts.“ Du hast gezeigt, dass es 1980 einen abrupten Wendepunkt gab und sich alles änderte. Ich denke, die 1% betrachteten Deine Statistiken als ihre Erfolgsgeschichte. Sie sagten: "Ja, uns geht es wirklich besser als allen anderen." Der Chef von Goldman Sachs sagte: „Das liegt daran, dass wir so produktiv sind“ – also beim Geldverdienen. Ich glaube, Dein Buch wurde im Westen so gelobt, weil Du keine bedrohliche politische Lösung vorgeschlagen hast. Als sie sagten: „Das war das Marx-Buch, der Marx der Neuzeit.“ bedeutete das: „Lesen Sie nicht Marx, lesen Sie stattdessen dieses Buch“. Ich vermute, dass der Herausgeber, nachdem Du all diese enorme und gute Arbeit in die Statistiken zu Vermögen und Einkommen gesteckt hast, wahrscheinlich zu Dir gesagt hat: "Nun, was sind Deine Lösungen?" Nun, Du hast gerade die Lösung gefunden, die im Buch auch gesagt wurde: Einkommen und Vermögen zu besteuern. Dies ist gewiss keine bedrohliche Lösung, denn es gibt keine Möglichkeit, Vermögen zu besteuern, solange es Offshore-Bankzentren gibt, um Vermögen zu verbergen. Solange sie also das haben, was die Ölindustrie vor 100 Jahren eingeführt hat - die faule Ausrede, ihr Einkommen im Ausland in steuerfreien Enklaven zu verdienen.

Diskussion Michael Hudson mit Thomas Piketty (Teil 2)

Weiner, Montag, 25.10.2021, 18:33 vor 886 Tagen @ Weiner 1336 Views

Einleitung und Quellen siehe im übergeordneten Beitrag

Hudson:
Tatsache ist, dass die 1% nicht wirklich viel verdienen. Das Ideal, das sie anstreben, ist klar. Wenn sie Milliardär sind, möchten sie tun, was die Hälfte der amerikanischen Unternehmen tun - sie verdienen keinen Cent an steuerpflichtigem Einkommen. Das ist das Problem. Ich möchte auf das eingehen, worum es in Deinem Buch nicht ging. Ich kritisiere Dich nicht, dass Du kein anderes Buch geschrieben hast, aber darüber schreibe eben ich: Was hat diese Wohlstands- und Einkommensunterschiede geschaffen, und warum haben sie sich seit 1980 so stark vergrößert? Der offensichtlichste Grund ist, dass die Zinssätze 1980 einen Höchststand von 20 % erreichten und seitdem gesunken sind. In den späten 1970er Jahren sagte der Chef meines alten Chefs bei Chase Manhattan, Paul Volcker: „Lasst uns die Zinssätze sehr hoch anheben, weil die 99% zu viel Einkommen bekommen. Ihre Löhne steigen. Lasst uns die Zinsen erhöhen, um die Wirtschaft zu bremsen, und das wird verhindern, dass die Löhne steigen.“ Er tat es, und das war ein wichtiger Grund, warum Carter die Wahl gegen Ronald Reagan verlor. Die Zinsen sind heute von 20 % auf fast 0 % gesunken. Das Ergebnis war der größte Anleihenmarkt-Boom der Geschichte. Anleihen sind stark im Kurs gestiegen. Die Wirtschaft wurde mit Bankkrediten überschwemmt, und der größte Teil dieser Kredite floss neben dem Anleihenmarkt in Immobilien. Es besteht eine Symbiose zwischen Finanzen und Immobilien, aber auch zwischen Finanzen und Rohstoffen wie Öl- und Gas- und Mineralienförderung, Bodenrente, Bodenrente und auch Monopolrenten. Der größte Teil der Monopolrenten stammt aus der Privatisierung.

Sie haben die größte Privatisierung und den größten Vermögenstransfer vom öffentlichen Sektor in den privaten Sektor in der Geschichte veranstaltet und insbesondere Ausverkäufe an den Finanzsektor. Und plötzlich, anstatt Infrastruktur, öffentliche Gesundheit und andere Grundbedürfnisse zu subventionierten Sätzen für die Bevölkerung bereitzustellen, gibt es privatisierte Eigentümer, die von den Banken finanziert werden und nun die Preise erhöhen, wo immer sie was bekommen können, ohne dass sie für die Kredite zum Einkaufen etwas bezahlen müssen.

In den USA darf die Regierung nicht einmal mit den Pharmakonzernen über die Medikamentenpreise verhandeln. Es gab eine riesige Monopolisierung, eine riesige Privatisierung, eine riesige Überschwemmung der Wirtschaft mit Krediten, und der Kredit einer Person ist die Schuld der anderen. Du hast Vermögen der 1% in Form von Ersparnissen beschrieben, aber ich konzentriere mich auf die andere Seite der Bilanz. Dieses 1% findet sein Gegenstück in den Schulden der 99%. Die 1% sind reich geworden, indem sie sich für die Wohnungen der 99% verschuldet haben, deren Preise sie in die Höhe getrieben haben, 20% erst im letzten Jahr in den Vereinigten Staaten, und genauso auch für medizinische Versorgung, andere Versorgungsunternehmen und Bildung. Die Wirtschaft ist zunehmend in Schulden geraten, nur um zu funktionieren, ohne dass die Löhne und der Lebensstandard steigen. Wie kann man das lösen?
Die Besteuerung allein, wird nicht ausreichen.

Die einzige Möglichkeit, diese Vermögenskonzentration tatsächlich umzukehren, besteht darin, die Schulden abzuschaffen. Wenn Du die Schulden bei den 99% belässt, bleiben die Ersparnisse bei den 1% erhalten. Deren Ersparnisse sind weitgehend steuerfrei. Grundsätzlich denke ich, dass Du die Rolle der Regierung bei dieser Vermögensbildung der 1% ausgelassen hast. Das Finanzwesen ist in der Tat schneller gewachsen als die Wirtschaft, und Finanzen und Immobilien sind zum Sektor Finanzen, Versicherungen und Immobilien, dem Sektor FIRE, verschmolzen. Die Hochfinanz hat die Ölindustrie, die Bergbauindustrie und den größten Teil der Regierung absorbiert. Finanzielles Vermögen ist zum zentralen Planer der Wirtschaft geworden. Das alles wird nicht in Washington oder Paris oder London geplant. Das wird an der Wall Street, der City of London und der Pariser Börse geplant. Die Wirtschaft wird nach ‚finanziellen Kriterien‘ verwaltet, und das Ziel des Finanzmanagements besteht darin, Kapitalgewinne zu erzielen. Wie Deine Statistiken zeigen, sind Kapitalzugewinne wirklich der Grund für die Zunahme des Vermögens. Sie werden nicht reich, indem sie aus Ersparnissen und Einkommen Erträge haben. Die Rendite dient der Zahlung von Zinsen. Das Einkommen dient der Zahlung von Zinsen. Reich wird man aber dadurch, dass der Staat die enorme Wertsteigerung von Aktien und Anleihen mit Hilfe der Zentralbanken subventioniert.

Der Grund für das Auftreten von Ungleichheit liegt darin, dass das wichtigste öffentliche [Infrastruktur-] Gut, nämlich Geldschöpfung und Bankwesen, in privaten Händen bleibt. Das privatisierte Bankwesen im Westen unterscheidet sich stark von dem, was das staatliche Bankensystem beispielsweise in China darstellt. Staatsbanken dort würden Kredite für öffentliche Zwecke schaffen, für das, was die Wirtschaft zum Wachstum braucht. In den Vereinigten Staaten und im ganzen Westen schaffen Banken Kredite, um das Wachstum der Wirtschaft zu bremsen, sie vergeben Kredite nicht, um neue Produktionsmittel und neue Fabriken zu schaffen. Sie vergeben Kredite für bereits vorhandenes Eigentum – hauptsächlich um bereits vorhandene Immobilien zu kaufen. Etwa 80 % der Bankkredite in Amerika und Europa sind für Immobilien bestimmt.

Banken vergeben Kredite für Unternehmensübernahmen, um andere Unternehmen zu kaufen. Sie vergeben keine Kredite für den Bau neuer Fabriken, was die staatliche Geldschöpfung in China bewirken würde. Solange Sie Bankgeschäfte und Kredite in privater Hand lassen, werden Banken eben ihr eigenes, spezifisches Produkt schaffen – und das sind Schulden. Je mehr Schulden sie machen, desto mehr Schulden müssen die Kreditnehmer, die 99%, den Banken zahlen, um ein Haus zu bekommen - oder eine Ausbildung oder medizinische Versorgung, oder einfach nur um die Lebenshaltungskosten zu decken.

Je mehr Geld die 99% dem Finanzsektor zahlen, desto weniger können sie für Waren und Dienstleistungen bezahlen. Da die Wirtschaft zwischen 1% und 99% polarisiert ist, schrumpft die Wirtschaft insgesamt, weil immer mehr ihres Einkommens nicht für Produktion und Konsum, sondern nur für den Schuldendienst ausgegeben wird. Meine Lösung besteht darin, Banken und Kredite wieder in öffentliche Hände zu geben, um jene Kreditvergabe zu verhindern, die lediglich die Vermögenspreisinflation finanziert.

Zweitens hast Du über die Besteuerung gesprochen. Einige Steuern sind wichtiger als andere. Solange die Banken und der Finanzsektor die Steuergesetze schreiben, solange die staatlichen Gesetzgeber im Grunde genommen Angestellte des Finanzsektors sind, der ihre politischen Kampagnen finanziert, werden sie sie nicht korrekt besteuern, nicht deren Geschäfte schließen, nicht die fiktiven Verrechnungspreise verhindern, mit denen Unternehmen vorgeben, kein Geld zu verdienen, außer in künstlichen Enklaven ohne Einkommensteuer.
Sie müssen die Quelle jenes Geldes besteuern, das den Banken Zinsen zahlt. Diese Quelle ist hauptsächlich die wirtschaftliche Rendite, und zwar handelt es sich in erster Linie um Grundstücksmieten. Wenn sie den Anstieg der Bodenwerte besteuern würden, wenn sie eine Grundsteuer haben würden, worum es im gesamten 19. Jahrhundert ging – Adam Smith, John Stuart Mill und sogar Marx. Dann würden sie nicht diese erhöhten Mieten haben, die an den Finanzsektor gezahlt werden, der wiederum von den 1% monopolisiert ist.

Sie müssten also die Grundlage der Steuergesetzgebung ändern, weg von Erwerbseinkommen und Vermögen. Aber das ist in der heutigen politischen Situation nicht wirklich zu praktizieren. Sie müssten eine Grundsteuer und eine Steuer für natürliche Ressourcen haben, um die Renditen aus den Monopolen zu unterbinden. Sie müssten auch die grundlegende Schlüsselinfrastruktur in die öffentliche Hand zurückgeben, wo sie vor 1980 war, damit die Grundbedürfnisse der Menschen zu niedrigen Preisen gedeckt werden können – und auch hier keine Monopolrenten für die 1% entstehen. Sie müssen erkennen, dass Finanziers diesen Reichtum nutzen, um die Wirtschaft zu übernehmen. Dies muss rückgängig gemacht werden, denn sobald Sie Vermögen in Form von finanziellen Forderungen und Krediten an andere Menschen als Schulden haben, haben Sie Zinseszinsen. Jeder Zinssatz ist eine Verdopplungszeit, und der Zinseszins wird immer schneller wachsen als das reale Wachstum der Wirtschaft. Der Weg, dies zu verhindern, besteht nicht darin, einfach den Zinssatz, wie es heute getan wurde, auf 0,1% zu senken. Die einzige Lösung besteht darin, die Gesamtschulden auszulöschen, die das Wirtschaftswachstum stoppen. Diese Schulden sind die Guthaben der 1%. Das Gute am Schuldenerlass ist, dass man dadurch die Ersparnisse der 1% storniert. Solange sie diese Vermögen behalten können, wird es keine Lösung geben.

Moderatorin: Vielen Dank, Michael! Thomas, zögere nicht, auf diese Idee des Schuldenerlasses zu reagieren.

Thomas: Ja, ich glaube, wir haben keine große Meinungsverschiedenheit bezüglich allem, was du gerade gesagt hast, Michael. Lasst mich auch zu meinem Buch ‚Capital in the 21st Century‘ sagen: Es ist ein Buch mit vielen Einschränkungen. In vielen Fragen habe ich seitdem versucht, Fortschritte zu machen. Es wurde vor 10 Jahren geschrieben. Ich habe ‚Capital and Ideology‘ erst vor kurzem geschrieben, was meiner Meinung nach einige der Mängel es ersten Buches behebt, aber auch dieses Buch hat auch viele Einschränkungen. Ich versuche ständig Fortschritte zu machen. Ich behaupte sicherlich nicht, dass alle Antworten in einem einzigen Buch enthalten sind. Davon abgesehen denke ich, dass viele Dinge, die Du gerade erwähnt hast, mit dem voll und ganz übereinstimme. Wie ich schon sagte, ist die Schuldenkonsolidierung sehr wichtig, weil - wie Du sehr gut gesagt hast - der Teil des Anstiegs des Privatvermögens an der Spitze wirklich durch die Privatisierung des öffentlichen Vermögens und die Erhöhung der Staatsverschuldung erzielt wurde.

Es gibt hierzu eine bestimmte Statistik, die ich deswegen sehr betone. Betrachtet man nämlich das Nettovermögen des öffentlichen Sektors, das Nettovermögen des Staates – Staatsvermögen minus Staatsschulden – betrug das öffentliche Nettovermögen in den 1970er Jahren zwischen 20 und 30 % des gesamten Staatsvermögens. Das private Nettovermögen war größer, etwa 70 % oder 80 %, aber dennoch betrug das öffentliche Nettovermögen 20 %, 30 % in [00:27:00] Deutschland, in den USA, in Frankreich, in Großbritannien und in Japan. Das war ein zentraler Bestandteil von allem, was an verkehrsfähigem Vermögen in der Gesellschaft die Allgemeinheit im Besitz hatte – etwa ein Viertel oder zwischen einem Viertel und einem Drittel. Heute, drei, vier Jahrzehnte später, ist das in den USA oder Großbritannien nahe Null oder sogar negativ. In dem Sinne, dass die Staatsverschuldung höher ist als das Staatsvermögen, weil viele Staatsgüter privatisiert wurden, während die Staatsverschuldung anstieg.

Tatsächlich wurde öffentliches Vermögen an private Vermögensinhaber übertragen. Das ist eine sehr wichtige Entwicklung. Der extremste Fall werden natürlich Russland und postkommunistische Länder sein, wo man einfach das gesamte öffentliche Vermögen transferiert hat - und aus dem Nichts Oligarchen erschuf. Tatsächlich haben alle Länder diese Entwicklung in den letzten zehn Jahren erlebt. Das ist wirklich ein wichtiger Teil der Geschichten, die ich zu erzählen versuche. Auch hier glaube ich nicht, dass wir uns darüber uneinig sind. Auf einer noch breiteren Ebene geht es um Macht und politische Institutionen. Wie Du sagtest: solange das System der politischen Finanzen und Parteien, Unternehmen, Medien und Denkfabriken weitgehend von großen Vermögensbesitzern kontrolliert wird, ist unsere kollektive Fähigkeit, die Verteilung des Reichtums durch Besteuerung oder Schuldenkonsolidierung zu ändern, oder was auch immer die Methode sein mag, halt sehr eingeschränkt.

Es bedarf eines großen politischen Kampfes, um die politischen Spielregeln und die politischen Institutionen in Frage zu stellen, damit diese dann alles ändern. Die gute Nachricht ist, dass die Verhältnisse schon immer so waren. Und manchmal hat es in der Vergangenheit nicht funktioniert das zu ändern - aber es hat auch funktioniert. Ich habe die Französische Revolution erwähnt. Das ist natürlich eine große Volksmobilisierung. Auch im 20. Jahrhundert erwähnte ich die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, nach dem Ersten Weltkrieg. Nun, lasst es uns klar sagen: [dass es funktioniert hat], lag nur daran, dass es im Osten eine sehr mächtige Arbeiterbewegung, eine sozialistische Bewegung und ein kommunistisches Gegenmodell gab, die letztendlich Druck auf die regierende Elite im Westen ausübten. Daher mussten sie eine Reihe von Entscheidungen akzeptieren, die zwar in ihrer Tragweite begrenzt waren, aber dennoch das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem im Vergleich zum Wirtschaftssystem vor dem Ersten Weltkrieg und im 19. Jahrhundert erheblich veränderten. Nur durch diese enorme politische Mobilisierung und kollektive Organisation ist es geschehen – genauso wie in der Vergangenheit [bei der Französischen Revolution?].

Nur noch ein letzter Punkt: Du erwähntest den Fall China und ich denke, das chinesische Kontrollmodell kann in Zukunft vielleicht auch dazu beitragen, den Westen unter Veränderungsdruck zu setzen. Auch in dieser Phase besteht der große Unterschied zum sowjetischen Kontrollmodell darin, dass das sowjetische Kontrollmodell ein Narrativ und eine Position in der Mitte zwischen sozialistischen und kommunistischen Mustern oder Arbeiterbewegungen aufwies. Tatsächlich fühlte sich die Elite im Westen von diesem Kontrollmodell bedroht, und dies trug dazu bei, die Arbeiterbewegung im Westen bis zu einem gewissen Grad und bis zu einem bestimmten Punkt zu stärken – bis zum endgültigen Fall der Sowjetunion.

Was dann natürlich die kapitalistische Ideologie bestärkt hat und alles ermöglichte, was wir seitdem gesehen haben. In Bezug auf das chinesische Modell erwähntest Du die Tatsache, dass das Bankensystem etwas mehr im Dienste der Realwirtschaft, der Infrastruktur und der Investitionen arbeitet als das Bankensystem im Westen. Im Großen und Ganzen sieht das chinesische Modell mehr und mehr nach einer perfekten digitalen Diktatur aus, und das will niemand wirklich kopieren, abgesehen von anderen Regierungseliten, die ihre Bevölkerung ruhig halten und politische Bewegungen so effizient einschränken möchten, wie das Regime in Peking Regime das macht. Keine kollektive Bewegung der Welt will aber so aussehen, daher begrenzt dies auch den Druck, den dieses Gegenmodell auf den Westen ausüben könnte. Letztendlich denke ich, dass dies eine der Kräfte sein kann, die immer noch Veränderungen herbeiführen können. Wenn wir zum Beispiel über die Besteuerung multinationaler Unternehmen im Jahr 2021 sprechen, die von den reichen Ländern beschlossen wurde, ist sie sehr begrenzt. Sie behaupten, das Problem der multinationalen Besteuerung gelöst zu haben, aber es ist lächerlich, wie wenig sie getan haben. Der Mindeststeuersatz von 15% ist lächerlich gering. Auch reiche Länder teilen sich die Steuerbemessungsgrundlage, derzeit in Steueroasen. Länder im Globalen Süden bekommen im Grunde nichts. Ich denke, das ist ein Bereich, in dem der Druck des chinesischen Gegenmodells in Zukunft dazu beitragen kann, reiche Länder zu einer etwas inklusiveren Haltung gegenüber dem Süden zu bewegen. Wenn sie es nicht tun, wird eben China die Investitionen und die Infrastrukturinvestitionen finanzieren, die in Afrika und Südasien erforderlich sind. Irgendwann werden die genuin westlichen Länder dies erkennen müssen - oder sie verlieren einfach jede Fähigkeit, die Welt zu beeinflussen. Damit sind wir sehr weit von der anfänglichen Diskussion entfernt, aber ich hoffe, dass dies immer noch mehr oder weniger relevant ist.

Moderatorin: Michael, antworte gerne!

Michael: Nun, es würde mich nicht überraschen, wenn wir uns am Ende einig würden, was zu tun ist. Mir ist klar, dass Du Dein Buch über Dein Thema geschrieben hast, und ich habe mein Buch darüber geschrieben, was wir gegen die Mißstande tun können. Ich möchte nur darauf hinweisen, wo ich denke, dass wir eine Meinungsverschiedenheit haben. Mein Punkt ist, dass der Zinseszins immer schneller wächst als die reale Wachstumsfähigkeit der Wirtschaft. Am Ende können Schulden nicht mehr bezahlt werden. Im Moment sehen wir viele Schulden der Dritten Welt. Wenn Schuldnerländer der Dritten Welt ihre Auslandsschulden begleichen müssen, während sich die Weltwirtschaft verlangsamt, werden sie dem Sparprogramm der Weltbank und des IWF ausgesetzt und werden in Armut gehalten. Ist es wirklich richtig, dass sie in Armut gehalten werden sollen, nur um die Anleiheinhaber der 1% zu bereichern? Das 1% wird sagen: „Ja, deshalb sind wir das 1%, damit wir andere verarmen können. Das ist unsere Freiheit. Unsere Freiheit ist das Recht, andere Menschen zu verarmen und in Abhängigkeit zu bringen.“ Das wird passieren, wenn man die Schulden nicht ausschreibt. In den USA passiert es bereits mit der Studentenschuldenkrise. Studenten müssen so viel Geld bezahlen, da sie mit ihren Studentenschulden in Rückstand geraten, dass sie es sich nicht leisten können, Hypotheken aufzunehmen, um Häuser zu kaufen. In den USA sinken die Wohneigentumsquoten. Das ist das Ergebnis von Schulden.

Die Hypothekenschulden führen zu einem Schrumpfen, so dass es ohne einen Schuldenabbau keinen Weg aus dieser wirtschaftlichen Polarisierung gibt. Aber das ist noch zu radikal. Wenn ich davon sprach, was China tut, beziehe ich mich auf das, was es heute und morgen in Bezug auf das Immobilienunternehmen Evergrande tut. China hat die Wahl: Wird es Evergrandes Immobilienschulden bestehen lassen, wobei Evergrande als Immobilienunternehmen 2 bis 3 % der gesamten chinesischen Wirtschaft ausmacht? Wenn es die ausländischen Gläubiger und das inländische 1% von China bezahlt, wird es die Angestellten von Evergrande verarmen, es wird die Immobilienpreise in China immer teurer machen. China hatte einen schuldenfinanzierten Immobilienboom. Wenn Sie die Schulden belassen, verarmen Sie China. Offensichtlich wird China sagen: "Wir werden nicht die Gläubiger an die erste Stelle setzen, wir werden nicht tun, was der Westen tut." Der Westen befürwortet die Heiligkeit des Schuldendienstes und sagt: „Schulden, die Sie schulden, sind heilig. Es ist schlimmer, die Wirtschaft zu opfern, es lohnt sich, die Wirtschaft in die Armut zu stürzen, um den Reichtum der 1% zu erhalten.“

Ich denke, China wird die gegenteilige Entscheidung treffen und sagen: „Wir werden keinen politischen Selbstmord begehen.“ Es ist eine sozialistische Wirtschaft. Wenn es um Schulden und Kredite geht, hat sie ihre Bankgeschäfte im öffentlichen Bereich gehalten. Die People’s Bank of China ist der Gläubiger, sie kann es sich leisten, die Schulden ohne politische Gegenreaktionen abzuschreiben, weil sie Schulden erlässt, die sie sich selbst schuldet. Das ist der große Vorteil, Geld und Kredit als öffentliches Versorgungsunternehmen zu behalten. Was private Anleihegläubiger angeht, wird China sagen: „Nun, Entschuldigung, Anleihegläubiger, Sie haben einem Unternehmen Kredite gewährt, das viel zu viel Fremdkapital hatte. Die amerikanischen Bond-Rating-Unternehmen haben ihr Bond-Rating bereits auf Schrott reduziert. Sie wussten, was Sie kaufen – und was passiert, wenn Sie weiterhin Anleihen halten würden, die Fitch und andere Anleihen-Ratinger wie Moody’s alle für Schrott hielten, und Sie Ihr Geld verlieren. Nun, du bist das Risiko eingegangen, du hattest einen hohen Zinssatz, jetzt zahlst du den Preis.“ So funktionieren Märkte.

Das ist wirklich das Argument. Offensichtlich ist das, was ich vorschlage, ein radikaler Schritt. So wie Du vorschlägst, Vermögen zu besteuern, würde es den radikalen Schritt erfordern, die Offshore-Banking-Standards einfach zu negieren – also wie wenn die Banken alle Einlagen löschen würden, die sie aus dem Offshore-Geschäft in den Bankenzentren haben. Auf den Cayman Islands, Panama, Liberia und all den Orten, an denen sie von den Bergbauunternehmen, den [00:38:00] Ölunternehmen gegründet wurden - und auch bei denjenigen, die ab den 1960er Jahren im Wesentlichen von der CIA gegründet wurden, um den Vietnamkrieg finanzieren, indem man Amerika, wie England, zur Heimat des kriminellen Kapitals und des Fluchtkapitals macht.

All dieses Fluchtkapital und die Kleptokratie, die Du für Russland erwähnt hast, das alles sollte wirklich ausgelöscht werden. Wenn man dieses Kapital erhält, wenn man diese 1% belässt, wird die Wirtschaft geopfert und schrumpft. Lohnt es sich, die Wirtschaft schrumpfen zu lassen, nur um die 1% zu retten? Wenn Du sie herausforderst, dann ist das ziemlich radikal. Aber das ist wirklich das, was Marx heute sagen würde.

Diskussion Michael Hudson mit Thomas Piketty (Teil 3)

Weiner, Montag, 25.10.2021, 18:50 vor 886 Tagen @ Weiner 1219 Views

Für Einleitung und Quellennachweise siehe die beiden übergeordneten Beiträge.

Moderatorin: Vielen Dank! Ich wollte Euch beiden nur eine Frage stellen, bevor wir einige weitere Fragen dem Publikum überlassen. Ihr habt beide erwähnt, dass nicht der Elefant im Raum ist, sondern der Tyrannosaurus Rex ist im Raum. Ich denke – Thomas, wie du es sagst, dass diejenigen, die eigentlich zahlen sollten, das System gestalten und beherrschen. Ihr habt Euch beide [00:39:00] zu diesem enormen Problem geäußert, das wir aktuell haben. Jedes Mal, wenn wir gute Ideen haben, von einer winzigen kleinen Steuer für die Reichen bis hin zu den radikaleren Ideen, die Michael vorschlug, stoßen wir auf diesen Tyrannosaurus Rex. Wo seht Ihr beide derzeit die effektivsten Druckpunkte, wenn es darum geht, beim Thema Schulden etwas zu erreichen? Woher könnte die potenzielle effektive Mobilisierung kommen, die sich Eurer Meinung nach jetzt entwickeln mag?

Thomas: Vielleicht, lass mich zuerst dies sagen: brauchen wir eine geordnete Schuldenkonsolidierung. Ich finde das überhaupt nicht radikal oder gar zu radikal. Wenn überhaupt, halte ich das für nicht radikal genug, denn ich denke, dass wir neben der Schuldenkonsolidierung auch die Vermögenswerte umverteilen müssen, um den Reichtum umzuverteilen. Wenn ich über die Besteuerung von Vermögen spreche, bedeutet das auch, Vermögen umzuverteilen, Vermögen an Menschen zu geben, die nichts besitzen. Es betrifft nicht nur ihre Schulden, sondern soll ihnen auch positive Eigentumsrechte an Unternehmen geben oder am Wohnungsbau. Ja, ich denke, da gibt es wirklich keine Meinungsverschiedenheiten [zwischen Michael und mir].

Was ist nun mit dem Druck, der kommen wird? Nun, zwei Dinge. Erstens denke ich, dass das eigentliche Problem das System des freien Kapitalflusses ist. Wir haben ein internationales Rechtssystem geschaffen, in dem wir praktisch das Recht haben, in einem Land Reichtum anzuhäufen, indem wir die öffentliche Infrastruktur, Ihr Bildungssystem, jedes beliebige System eines Landes nutzen. Und dann können sie auf einen Knopf drücken und ihr Vermögen in eine andere territoriale Gerichtsbarkeit übertragen, und niemand weiß, wo Sie hingegangen sind, niemand. Es gibt nichts Natürliches mehr in diesem neuen System. Es wurde durch Ihre internationalen Verträge, durch ein spezifisches Rechtssystem geschaffen. Und dieses [spezifische Rechtssystem] müssten einzelne Länder wieder abschaffen. Denn, etwa im Fall von Europa, können Sie es kaum erwarten, das loszuwerden. Einzelne Länder müssen sagen: „Okay, ich bin nicht gegen die Trennung von Investitions- und Investitionsgütern, aber sie muss mit staatlicher Besteuerung einhergehen, mit staatlicher Regulierung, staatlichen Regeln. Es kann nicht einfach so sein. Sie drücken auf einen Knopf, wir wissen nicht, wo Sie sind. Das muss weg."

Einige Vorschläge, die Bernie Sanders im Präsidentschaftswahlkampf in den USA zu Anfang letzten Jahres unterbreitete, scheinen schon eine Ewigkeit her zu sein. Aber das sind erst 18 Monate. Er hat vorgeschlagen: „Wenn jemand unserer bundesstaatlichen Vermögenssteuer entkommen will, dann kann er weggehen, aber er muss dann halt eine 40-prozentige Wegzugssteuer zahlen. Er muss 40 % seines Vermögens in den USA belassen, wenn er weggehen will.“ Diese Idee von Sanders wäre eindeutig eine große Veränderung im Vergleich zum aktuell völlig freien Kapitalfluss. Das ist eine Veränderung von der Dimension, die wir berücksichtigen müssten. Aber wie soll das passieren? Nun, zunächst müssen wir uns klarmachen, dass das Abkommen über den freien Kapitalverkehr in den 1980er Jahren tatsächlich zu einem guten Teil aus Europa kam, aber natürlich auch aus Washington – es war eine Koproduktion. Es liegt an den einzelnen Ländern, dem zu entkommen.

Eine weitere Quelle für Veränderungen und Druck ist meiner Meinung nach der Klimawandel. Er wird einen starken Druck ausüben in dem Sinne, dass sich die Einstellung zur Globalisierung und zur Ungleichheit im Allgemeinen sehr schnell ändern kann, wenn die Leute immer mehr katastrophale Klimaereignisse sehen – irgendwann werden es die Leute dann nicht mehr lustig finden. All diese Milliardäre geben uns Belehrungen, während sie in ihren Privatjets rumfliegen, Weltraumtourismus machen und so weiter. Irgendwann, glaube ich, wird das niemand mehr lustig finden, und das kann eine sehr schnelle und schnelle totale Einstellungsänderung sein. Dann denke ich, dass das chinesische Alternativmodell mit all seinen guten und schlechten (manchmal sehr schlechten) Aspekten auch ein Faktor der Veränderung sein kann.

Moderatorin: Vielen Dank! Und Michael, möchtest du nun darauf antworten?

Michael: Ja! Ich sehe keine Veränderung innerhalb des bestehenden Systems. Ich glaube, gerade das macht mich radikal. Thomas erwähnte nicht den Hauptpunkt, den er in seinem Buch erwähnte, nämlich, dass sein wichtigster Vorschlag das steuerlich vererbte Vermögen war, da das meiste Vermögen vererbt wird. Das ist eines der Dinge, die er gefunden hat. Absolut richtig. Großartige Idee. Saint-Simon, der große französische Ökonom, hatte diese Idee bereits bei seinem ersten Buch, das er um 1806 schrieb. Es machte ihn sehr unbeliebt, und er erkannte bald, dass es nicht akzeptabel war. Von Saint-Simon bis zum gesamten 19. Jahrhundert der britischen politischen und französischen politischen Ökonomie waren sich alle einig, mit Smith und den anderen: es gibt die Klasse der Rentier-Grundbesitzer [rentier landlord class]. Die 1% in ihrer damaligen Zeit waren die Grundbesitzer [landlords].

Denen müsste man ihre Grundrente wegbesteuern, also dafür sorgen, dass die öffentlichen Steuern eben darauf basieren, nicht auf Konsumgütersteuern, nicht auf Steuern auf Produktivkapital. Denn man will eine gute Kapitalanlage, man will, dass Vermögen auf eine Weise verdient wird, die zur Produktivität und Entwicklung Wirtschaft beiträgt. Sie möchte doch nicht, dass sie auf räuberischen Methoden basiert. Der ganze Kampf bestand damals darin, die Grundbesitzer-Rente zu besteuern, also zu begreifen, dass das meiste Einkommen unverdient war. Wenn Sie heute über die Einkommensunterschiede sprechen, sind fast alle diese Unterschiede unverdientes Einkommen, es ist wirtschaftlich gesehen eine Miete. Ist kein Einkommen, das durch Steigerung der Produktion oder Erhöhung des Lebensstandards erzielt wird. Es ist nur räuberische Rente nach besonderen Privilegien, die die Reichen von der Regierung haben.

Aber heute ist es nicht mehr der Gutsherrenstand wie im 19. Jahrhundert. Es ist die Finanzklasse, die Rohstoffklasse. Wenn man sich mit dieser neuen Struktur nicht auseinanderzusetzt [und sie zu ändert], wird das Wirtschaftssystem schrumpfen und schrumpfen. Wir haben das schon einmal gesehen. Wir haben es in Rom gesehen, die gleiche Polarisierung und Konzentration des Reichtums, damals im Römischen Reich. Nun, die letzte Phase davon war der Feudalismus. Wir sind zurück zu dem, was Rosa Luxemburg sagte: „Die Wahl besteht zwischen Sozialismus und Barbarei.“ Es gibt keinen anderen Weg, es anders zu machen. Man kann die Probleme innerhalb des bestehenden Systems nicht lösen, da es von den 1% kontrolliert wird.

Moderatorin: Danke, Michael! Ich möchte dem Publikum jetzt ein paar Fragen stellen. Wir haben hier eine Frage zum Thema Energie. Ein Zuschauer fragte: „Ist Energie nicht genauso wertvoll wie Land? Sollten wir auch progressive Steuern auf den Energieverbrauch haben statt der Bodenwertsteuer?“

Michael: Zunächst einmal hat Land keinen Kostenwert, und Energie hat auch keinen. Wir sprechen von wirtschaftlicher Miete. Der Finanzsektor verwendet einen Teil seiner Einnahmen, um Wirtschaftsschulen und Universitäten zu subventionieren, um das Vokabular zu ändern. Unser Vokabular unterscheidet sich von dem realistischen Vokabular, das wir im 19. Jahrhundert hatten. Land hat keinen wirklichen Wert, die Natur stellt es [kostenlos] bereit.
Wert wird erst von Menschen hergestellt, die ihn erarbeiten und erschaffen. Die Natur stellt das Land zur Verfügung, und die Ausgaben der öffentlichen Hand für die Infrastruktur erschaffen die Rendite aus dem Standort, was dann die Bodenpreise erhöht. Die Natur liefert das Öl. Die Rede ist von der wirtschaftlichen Miete [economic rent]. Diese wirtschaftliche Miete von Land, Öl und Mineralien sowie Monopolen gehört in die öffentliche Hand, sodass diese keine Einkommensteuer oder Verbrauchssteuern und Mehrwertsteuern auf Arbeit und Industrie erheben müssen. Sie sollten das kostenlose Mittagessen des Grundeigentümers besteuern, nicht die Arbeit in der Industrie. Damit war im 19. Jahrhundert der freie Markt gemeint, und diese Bedeutung wurde umgekehrt. Heute verschafft der ‚freie Markt‘ dem Rentier das Recht, Steuern zu vermeiden und die gesamte Steuerbemessungsgrundlage auf Arbeit und Industrie zu verlagern. Sie tun dies, indem sie die englische Sprache umdrehen und pervertieren. Sie beseitigen die analytische Sprache, die man benötigt, um zu erklären, wie das meiste Einkommen und der größte Reichtum in Wirklichkeit zutage gefördert werden.

Moderatorin: Wie steht es um Dich, Thomas, was denkst Du, dass wir klären müssen, um angemessen über den „Wert“ sprechen und ihn zu definieren?

Thomas: Nun, im Fall von Energie müssen wir zunächst klarstellen, dass es einige Energiequellen gibt, die aufgrund des globalen Klimawandels und auch der Klimaerwärmung einen negativen Wert schaffen – ein negativer externer Effekt des Energieverbrauchs. Wir müssen einige der Energiequellen einfach illegal machen. Wir müssen einen Teil des Öls im Boden behalten. Wir müssen aufhören, nach neuem Öl und Gas zu suchen. Die Lösung für einige der Energiefragen, die wir haben, besteht darin, die Verwendung bestimmter Energien illegal zu machen und zu einer anderen Energie zu wechseln. Das ist ein Teil der Antwort. Wenn wir das getan haben und wir uns mit Energie befassen, die keinen viel größeren negativen Einfluss auf die Menschheit hat als der positive produktive Einfluss, dann muss es bei der Umverteilung des Reichtums um alle Formen von Reichtum gehen.

Ob Miete, Energie, Finanzvermögen oder Wohneigentum, wir brauchen einen ständigen Kreislauf von Vermögen und Macht. Die Besteuerung von Vermögen wird eine permanente, progressive Steuer auf das Nettovermögen sein, die praktisch alle auf Anhieb die größten Vermögen auslöscht – sagen wir bis zu 90 % Steuern pro Jahr für Millionäre. Es wird immer noch einige Leute geben, die 100.000 US-Dollar besitzen, einige Leute, die 1 Million oder 2 Millionen US-Dollar besitzen, aber es wird eine permanente Zirkulation von Vermögensbeständen geben innerhalb dieser begrenzten Gruppe von Vermögen-Akkumulierern, die dann noch existieren werden. Dies sollte für alle Formen von Reichtum gelten, sei es Land, Wohnungen oder was auch immer es in einer Region ist.

Moderatorin: Danke. Wir scheinen heute ziemlich viele Studenten im Publikum zu haben. Wir haben eine Frage zu den Schulden von Studenten und welche Arten von Widerstand Studenten leisten könnten, um die soziale Beziehung [00:50:00] der Schulden zu ändern, in die sie gezwungen werden. Haben Sie Anregungen oder rhetorische Punkte, mit denen sich Studierende auseinandersetzen könnten, um Unterstützung für einen Schuldenerlass zu erhalten?

Michael: Ich wünschte, das gäbe es. Ich sehe es aber nicht, weil wir einen Präsidenten der Vereinigten Staaten haben, der ein Gesetz geschrieben hat, in dem es heißt: "Die Schulden von Studenten dürfen nach einem Konkurses nicht getilgt werden." Im Grunde ist es die amerikanische Philosophie, dass man die Entwicklung einer unabhängigen Mittelschicht verhindern kann, indem man sie so hoch verschuldet hält, dass sie arbeiten und sich verschulden oder auf eine kostspielige Ausbildung verzichten muss oder nicht eingestellt wird und verhungert. Sie haben Angst, ihren Job zu verlieren. Eigenheime können sie sich nicht leisten. Der Zweck der Studienschulden besteht darin, sie abhängig zu machen. Im Sozialismus und in Europa, China und den älteren Ländern war Bildung kostenlos. Die ganze Idee damals war, dass Bildung genau das ist, was Sie brauchen, um zu wachsen. Aber das finanzkapitalistische System ist kein industrieller Kapitalismus mehr. Es ist Finanzkapitalismus, und das ist ganz anders. Sie verwenden jetzt ein Grundbedürfnis, um zu sagen: „Ihr Geld oder Ihr Leben. Wenn du uns nicht bezahlst, musst du auf deine Ausbildung verzichten.“ Der Preis für den Zugang zu Arbeitskräften besteht darin, dass man sich so stark verschuldet, dass man nur noch für den Lebensunterhalt [und die Zinszahlung] arbeiten kann - und man muss für das arbeiten, was die 1% ihnen eben zahlen. Es herrscht Klassenkampf, und das muss man sich bewusst machen.

Es gibt nur sehr wenig, was Ihr als einzelne Studenten tun könnt, außer Ihr zahlt die Schulden nicht mehr und bringt die Regierung dazu, 20 Millionen von Euch ins Gefängnis zu werfen. Das können sie nicht. Das einzige, was zu tun wäre, wäre wohl ein Streik. Aber in der Zwischenzeit werden sie versuchen, Eure Kreditwürdigkeit zu prüfen. Sie werden versuchen, Euch einzeln fertig zu machen. Ihr müsst Politiker unterstützen, die bereit sind, diese Situation zu ändern. Aber leider gibt es keine Partei, die dafür ist, Studentenschulden oder irgendwelche Schulden in den Vereinigten Staaten zu erlassen, weil die politischen Parteien von den Banken im Finanzsektor subventioniert werden. Ich sehe keinen Ausweg.

Moderatorin: Thomas?

Thomas: Ich stimme Michael zu, dass es mit dieser Regierung und mit diesem Präsidenten in den USA wahrscheinlich schwierig wird, viel in Bewegung zu setzen. Ich stimme auch zu, dass das gesamte politische System in den USA in gewisser Weise durch Geld und die Art und Weise, wie Kampagnen finanziert werden, so korrupt ist, und die Art und Weise, wie auch die Medien finanziert werden und in der Art und Weise, wie sie über verschiedene mögliche Kandidaten berichten, voreingenommen sind. Dies macht es sehr schwierig. Davon abgesehen gab es vor 18 Monaten Kandidaten in den demokratischen Vorwahlen, die zusammen - Bernie Sanders, Elizabeth Warren, ich meine, sie passten nicht so ganz genau zusammen – immerhin einen knappen Stimmenanteil gebracht hätten, und in der Frage der Studienschulden denke ich, dass mit einem anderen Präsidenten und einer anderen Mehrheit andere Dinge hätten passieren können. Ich denke, es ist auch wichtig, dabei zu helfen und zu versuchen, eine erfolgreichere Koalition oder eine erfolgreichere politische Kampagne in der Zukunft vorzubereiten.

Es ist wichtig, sich immer daran zu erinnern, dass, wie Michael sagte, die wahre Quelle des wirtschaftlichen Wohlstands nicht der Finanzkapitalismus ist. Es sind Investitionen in Bildung, Investitionen in die Realwirtschaft, in die Infrastruktur. Mitte des 20. Jahrhunderts, in den 1950er und 1960er Jahren, herrschte in den USA eine wirtschaftliche Dominanz gegenüber dem Rest der Welt. Aber das basierte nicht auf finanzieller Ungleichheit. Damals hatte man nach Roosevelt einen Einkommensteuersatz von 90 %, aber man hatte einen großen Bildungsfortschritt. Zu dieser Zeit hatten Sie in den 1950er und 1960er Jahren in den USA 90% eine Geburtskohorte, die ganz auf die High School gehen würde. Gleichzeitig waren es in Deutschland oder in Frankreich 20 oder 30 %. Dies war dieser Bildungsfortschritt, der den Wohlstand historisch machte. Wir scheinen dies in den USA seit den 1980er Jahren vergessen zu haben, und nun müssen wir es schaffen, dies wieder auf diese Tagesordnung zu setzen. Aber das ist natürlich nicht einfach.

Moderatorin: Nun, vielen Dank an unsere heutigen Redner! Ich denke, Ihr habt dazu beigetragen, unseren Geist zu öffnen und etwas klarer über dieses Thema nachzudenken, auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie wir diese gewaltigen Kräfte, die gegen uns arbeiten, überwinden sollen, um Lösungen zu finden. Ich glaube nicht, dass einer von euch etwas wirklich Radikales im Sinne der Geschichte gesagt hat. Als Menschen haben wir uns diesen Problemen schon früher angenähert und uns ihnen gestellt, und es gab gute praktische Lösungen, die Ihr beide ja auch angeboten habt. Ich wollte jetzt gerne noch Professor Steve Keen das Wort erteilen. Nochmals vielen Dank an alle, die heute an diesem Gespräch teilgenommen haben.

Steve Keen: Danke für unsere Referenten und danke auch für das Publikum. Es tut mir leid, dass es nur eine Stunde war. Es wurden über 70 Fragen gestellt, wir würden drei Stunden hier sein und versuchen, sie zu beantworten. Ich möchte Thomas besonders dafür danken, dass er an dieser Debatte teilnimmt, denn eine Sache, die Michael und ich so oft erlebt haben, ist, dass wir niemanden im Establishment dazu bringen können, mit uns außerhalb des Establishments zu diskutieren. Ich respektiere dich wirklich und ehre dich dafür. Es zeigt auch den enormen Beitrag, den David geleistet hat, indem er jemand war, der mit jedem sprechen kann. Alle redeten gerne mit David. Wir hoffen, dass wir dies durch die Idee der bevorstehenden Debatten aufrechterhalten können, und wir freuen uns darauf, Sie alle in den nächsten Folgen im Fight Club wieder zu sehen. Dank euch allen. Dankeschön.

Thomas: Okay, danke. Vielen Dank für die Einladung.
Steve: Tschüss. Thomas: Tschüss
Michael: Auf Wiedersehen.

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PS vom Übersetzer (@Weiner): Dasselbe Thema aus einer etwas anderen Perspektive behandelt Thierry Meyssan in seinem neuesten Artikel

Das westliche Wirtschaftssystem nähert sich seinem Ende

https://www.voltairenet.org/?lang=de

Meine Ansicht.

aprilzi @, tiefster Balkan, Montag, 25.10.2021, 23:39 vor 885 Tagen @ Weiner 1220 Views

Hi,

Die Hauspreis-Wirtschaft ist ein Krieg des Staates gegen das eigene Volk.
Dabei wird die Konzentration der Bevölkerung auf die Städte bewirkt. Man ist sozusagen, einer ständigen Gefahr ausgesetzt. Stadtluft ist ungesund und macht nicht frei.

Die amerikanische Kriegswirtschaft nutzt die Unstimmigkeiten zwischen den Völkern aus, um den Krieg auch außerhalb des eigenen Staates zu exportieren. Kriegsexport schafft bei den Kriegsgegnern und Kriegsnachbarn Probleme. Flüchtlinge erwirken noch höhere Haus- und Grundpreise. Dabei werden Menschen als Waffen eingesetzt, um den Gegner zu schwächen, weil man Flüchtlinge nicht so einfach abknallen kann.

Gruß

Als Fazit könnte man sagen .....

NST @, Südthailand, Dienstag, 26.10.2021, 07:44 vor 885 Tagen @ Weiner 1179 Views

Es ist wichtig, sich immer daran zu erinnern, dass, wie Michael sagte, die wahre Quelle des wirtschaftlichen Wohlstands nicht der Finanzkapitalismus ist. Es sind Investitionen in Bildung, Investitionen in die Realwirtschaft, in die Infrastruktur. Mitte des 20. Jahrhunderts, in den 1950er und 1960er Jahren, herrschte in den USA eine wirtschaftliche Dominanz gegenüber dem Rest der Welt. Aber das basierte nicht auf finanzieller Ungleichheit. Damals hatte man nach Roosevelt einen Einkommensteuersatz von 90 %, aber man hatte einen großen Bildungsfortschritt. Zu dieser Zeit hatten Sie in den 1950er und 1960er Jahren in den USA 90% eine Geburtskohorte, die ganz auf die High School gehen würde. Gleichzeitig waren es in Deutschland oder in Frankreich 20 oder 30 %. Dies war dieser Bildungsfortschritt, der den Wohlstand historisch machte.


..... Sozialismus pur. So ähnlich wird es die kommende Regierung auch machen.

Oben im Zitat ist der Fehler - nach dem 2. Weltkrieg D zerbombt und die junge Generation im Krieg geschreddert (dem 30 jährigen Krieg 1914-45 mit Nachrüstungsphasen) ... ähnlich in anderen Ländern Europas - in der Zeit konnten die USA aus dem Vollen schöpfen, es gab auch keine Konkurrenz.

Als die Konkurrenz wieder nachwuchs - Ende der 70er Jahre ging es bergab mit dem Roosevelt Sozialismus und der Finanzkapitalismus startete die Sklavenwirtschaft in der Restwelt. War ein interessanter Beitrag, aber die Meinungen der Diskutanten teile ich nicht.
Gruss

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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

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