Geld ist tot. Geld mordet. Geld zerstörrt. Geld versklavt.

hörby, Samstag, 16.10.2021, 05:47 vor 923 Tagen 1434 Views

Die triviale Erkenntnis ist so alt wie Steueroasen in der Karibik: Wachstum hat Grenzen. Diese Binse zu ignorieren, ist leider weit verbreitet – und es bedeutet, den Planeten zu verheizen, damit Fantastillionen zu Fantastilliarden werden.

Wollen wir wetten?

Dass auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen kein unendliches Wachstum möglich ist, erscheint als so triviale und logisch naheliegende Folgerung, dass es schon eine Menge Volkswirtschaftslehre braucht, um zur gegenteiligen Überzeugung zu gelangen. Tatsächlich aber vertreten prominente Stimmen, darunter der renommierte Ökonom und Neukeynesianer Joseph Stiglitz, die Auffassung, dass es möglich sei, wirtschaftliches Wachstum dauerhaft von einer stofflichen Grundlage zu entkoppeln. Das Problem an dieser These, von der zahlreiche zentrale Zukunftsfragen abhängen: Sie bleibt den empirischen Beleg schuldig, dass eine Umsetzung in der Praxis möglich ist.

Geld spritzen

Ähnlich wie bei der Klimakatastrophe ist bei der Schuldenmacherei eine ungebremste Eskalationsdynamik zu beobachten, wobei jeder drohende Crash in der Finanzwelt als Katalysator wirkt. Wie ein Junkie, der immer höhere Dosen einer Substanz braucht, um die gleiche Wirkung zu erzielen, mussten die Staaten zur Stabilisierung bei jedem Krisenschub seit 1997 immer größere Geldmengen ins Finanzsystem spritzen.

In der Bundesrepublik sind die Dimensionen besonders dramatisch: Laut einer McKinsey-Studie vom Juni 2020 haben sich die deutschen Konjunkturhilfen allein in den ersten beiden Monaten der Pandemiebekämpfung auf das beinahe Zehnfache dessen summiert, was der Staat in den Jahren 2008 und 2009 insgesamt zur Bewältigung der damaligen Finanzkrise aufwendete. Als mit Corona der nächste Einschlag kam, hat die Bundesregierung, um allzu dramatische Schäden abzuwenden, sogar Hilfen in "unbegrenzter Höhe" angekündigt.

Wer soll das bezahlen? Das ist eine Frage, die bei den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen und Haushaltsplanungen virulent werden wird. Und die plausibelste Antwort darauf dürfte lauten: Niemand kann das bezahlen –


Eine folgenschwere Fiktion

Nun ist das Geld zweifellos ein von Menschen geschaffenes Konstrukt – aber eines, das durch gesellschaftliche Projektion und staatliche Begleitmaßnahmen eine enorme Wirkmacht entfaltet hat. Die individuellen Lebensgrundlagen in der gegenwärtigen Gesellschaftsform hängen ganz real vom Kontostand ab. Nichtsdestotrotz bleibt der Umstand ab

https://www.kontextwochenzeitung.de/debatte/550/geld-ist-tot-7779.html?timestamp=163430...

Jenseits von Gut und Börse

Wenn Problemanalysen keine strukturellen, systemischen Ursachen in Betracht ziehen – und das gilt für viel zu viele –, bleibt nur die Option, Krisenphänomene auf das Handeln Einzelner zurückzuführen. Verantwortlich sind bestimmte Personen, weil sie aus Inkompetenz scheitern, oder weil sie uns, warum auch immer, mutwillig Böses wollen. Die Gründe für die Krise werden personalisiert, als "Problemlösung" bleibt daher nur eine Strategie denkbar: die verantwortlichen Akteure zu beseitigen und zu ersetzen (vgl. "Merkel muss weg"). Der zivilisiertere Weg setzt dabei auf demokratische Wahlen oder veränderte Vorstandszusammensetzungen; der barbarische Umgang nimmt das Beseitigen etwas wörtlicher.

Lektüre-Empfehlungen:

"Geld ohne Wert" von Robert Kurz, 2012

"Zur Kritik des modernen Fetischismus" von Claus-Peter Ortlieb, 2019

"Kapitalkollaps" von Tomasz Konicz, 2016

"Klimakiller Kapital" von Tomasz Konicz, 2020

1 und 1 gleich 2 wo ist die 2te Erde ??

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Mfg.H.

Nicht Personenwechsel, sondern ein Systemwechsel ist gefragt ..

Beo2 @, NRW Witten, Samstag, 16.10.2021, 10:05 vor 922 Tagen @ hörby 827 Views

bearbeitet von Beo2, Samstag, 16.10.2021, 10:08

Nun ist das Geld zweifellos ein von Menschen geschaffenes Konstrukt – aber eines, das durch gesellschaftliche Projektion und staatliche Begleitmaßnahmen eine enorme Wirkmacht entfaltet hat. Die individuellen Lebensgrundlagen in der gegenwärtigen Gesellschaftsform hängen ganz real vom Kontostand ab.
Wenn Problemanalysen keine strukturellen, systemischen Ursachen in Betracht ziehen – und das gilt für viel zu viele –, bleibt nur die Option, Krisenphänomene auf das Handeln Einzelner zurückzuführen.

Richtig - das gilt also "WENN ..."

Verantwortlich sind bestimmte Personen, weil sie aus Inkompetenz scheitern, oder weil sie uns, warum auch immer, mutwillig Böses wollen.

Diese abartige Wirtschaftsordnung wird allerdings von der Mehrheit der Bevölkerung (immer noch) aktiv und passiv "mitgetragen", warum auch immer. Man sieht es auch in diesem Forum ...
Und gegen den Willen, die Gleichgültigkeit oder Dummheit der großen Mehrheit kann man nichts machen. Da helfen nur Schmerzen und Leid, d.h. Erfahrung der Konsequenzen.
Kluge Menschen haben schon immer die Probleme und ihre Ursachen durchschaut und Änderungen angemahnt .. und wurden dafür mit schlimmen Repressalien und Diffamierung belegt, bis hin zur beruflichen etc. Vernichtung.

Die Gründe für die Krise werden personalisiert, als "Problemlösung" bleibt daher nur eine Strategie denkbar: die verantwortlichen Akteure zu beseitigen und zu ersetzen (vgl. "Merkel muss weg"). Der zivilisiertere Weg setzt dabei auf demokratische Wahlen oder veränderte Vorstandszusammensetzungen; der barbarische Umgang nimmt das Beseitigen etwas wörtlicher.

Ja, und es brachte und bringt keine Lösung. Das System der politischen Verantwortung muss komplett geändert werden .. und in der Folge auch die gesetzten Spielregeln des Wirtschaftens. Denn große Wirtschaftsmacht ist zugleich politische Macht.

Ich vertrete eine bestimmte Form der Direkten Demokratie .. frei von Berufspolitikern, Parteien und Wahlkämpfen. Der Großteil der Bevölkerung ist aber noch nicht dafür reif ...
Mit Gruß, Beo2

Keynesianer sind Hofschranzen des Staates

CalBaer @, Samstag, 16.10.2021, 20:01 vor 922 Tagen @ hörby 551 Views

Einziges Ziel ist Wachstum des Staates, damit er immer maechtiger wird. Die Theorie, dass man wirtschaftliches Wachstum vom Resourcenverbrauch abkoppeln kann, ist reine Phantasterei um die Wachstumsdoktrin im Zeitalter von "Klimawandel" aufrecht zu erhalten. Solange es miteinander kunkurrierende Wirtschaftende gibt, wird sich der Preis von Waren und Dienstleistungen immer an den Kosten der Herstellung orientieren. Ein Mehrprodukt erfordert immer einen hoeheren Resourcenverbrauch. Das ist fuer die letzten Jahrhunderte auch empirisch bewiesen. Man kann zwar effizientere Technologien einsetzen, allerdings bewirken die im Endeffekt genau das Gegenteil (Jevons Paradox, Rebound Effect). Es gab gravierende Effizienzgewinne in der Technologie seit mehreren Hundert Jahren (z.B. Verdopplung des Wirkungsgrades durch Abloesung der Newcomen-Dampfmaschine durch die Watt-Dampfmaschine), es hat das Wachstum aber nie gehemmt, es hat sogar das Gegenteil bewirkt.

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Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Wie aus längst vergangenen Tagen

trosinette @, Sonntag, 17.10.2021, 08:25 vor 921 Tagen @ hörby 569 Views

Guten Tag,

deine Einlassung kommt mir so vor, als ob die letzten 20 Jahre des Gelbe-Forums nicht stattgefunden hätten. Als stamme es aus einer Zeit, als Dottore als Lektüre-Empfehlung noch nicht in Frage kam.

Robert Kurz hatte ich vor Jahren auch mal am Wickel. Wenn ich mich recht entsinne, lieferte er nur Kapitalismuskritik ohne nennenswerte Erklärungskraft, kann mich aber irren.

Wenn Problemanalysen keine strukturellen, systemischen Ursachen in Betracht ziehen – und das gilt für viel zu viele –, bleibt nur die Option, Krisenphänomene auf das Handeln Einzelner zurückzuführen. Verantwortlich sind bestimmte Personen, weil sie aus Inkompetenz scheitern, oder weil sie uns, warum auch immer, mutwillig Böses wollen. Die Gründe für die Krise werden personalisiert, als "Problemlösung" bleibt daher nur eine Strategie denkbar: die verantwortlichen Akteure zu beseitigen und zu ersetzen (vgl. "Merkel muss weg"). Der zivilisiertere Weg setzt dabei auf demokratische Wahlen oder veränderte Vorstandszusammensetzungen; der barbarische Umgang nimmt das Beseitigen etwas wörtlicher.

Mir gibt zu denken, dass die "Problemlösung" Strategie, die verantwortlichen Akteure zu beseitigen, schon X-Mal, ohne nennenswerten Erfolg praktiziert wurde und das Verheizen des Planeten mit jeder „Problemlösung“ dieser Art nur zugenommen hat – oder täusche ich mich?

Ich würde deshalb das Gegenteil annehmen. Strukturelle, systemische Ursachen gelten für viel zu viel. Und wir checken einfach nicht ab, dass wir unsere Lebensumstände nicht folgenlos auf diesem Planeten nach Gutdünken und dem Motto "Das Gute in Töpfchen, das schlechte in Kröpfchen" einrichten können. Ohne diese Erkenntnis wird es niemals eine "Problemlösung" geben. Letzten Endes ist sowieso das ganze Leben ein einziges Problem.

Das Checken nicht mal diejenigen ab, die sich, wie Beo2, selbst für klug halten. Wobei ich es sowieso nicht für besonders klug halte, sich selbst offiziell als klug zu qualifizieren. Klüger ist es, dieses Urteil anderen zu überlassen.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider

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