Hyperinflationen

Jacques, Sonntag, 02.08.2020, 11:23 vor 1357 Tagen 6648 Views

bearbeitet von Jacques, Sonntag, 02.08.2020, 11:28

Geschätzte Foristen,
Um eine aufwändige Suche abzukürzen (schöne Umschreibung für Faulheit, nicht?) und spezifisches Wissen über dieses Phänomen zu erhalten (hab nur Allgemeinwissen) , wende ich mich an Euch.

Kann jemand selbst gelesene Literatur dazu empfehlen?
Mich interessieren v.a. möglichst lückenlose Beschreibungen des faktischen Ablaufs, sagen wir besser, als Chronik.
Die Antike interessiert mich nicht, sondern Fallbeispiele ab ca. 1800.

Es interessieren vor allem die Auslösepunkte, also wo oder unter welchen Umständen beginnt das Ganze zu kippen.

Im übrigen: Game Over halte ich so gut für wie ausgeschlosssen, solange Staatseigentum / staatliche Infrastrukturen nicht privatisiert sind. Das sind die konkreten Underlayings (Gegenwerte) der Staatsanleihen. Ob ein Staat überschuldet ist, misst sich nicht nur daran, ob er dem Schulden- und Tilgungsdienst nicht mehr nachkommt.

Grüsse

Vielleicht das hier - Die Welt von Gestern ....

NST @, Südthailand, Sonntag, 02.08.2020, 11:57 vor 1357 Tagen @ Jacques 5234 Views

bearbeitet von NST, Sonntag, 02.08.2020, 12:10

Geschätzte Foristen,
Um eine aufwändige Suche abzukürzen (schöne Umschreibung für Faulheit, nicht?) und spezifisches Wissen über dieses Phänomen zu erhalten (hab nur Allgemeinwissen) , wende ich mich an Euch.

Kann jemand selbst gelesene Literatur dazu empfehlen?
Mich interessieren v.a. möglichst lückenlose Beschreibungen des faktischen Ablaufs, sagen wir besser, als Chronik.

..... Erinnerungen eines Europäers - von Stephan Zweig

..... Kapitel -Heimkehr nach Österreich .... aus der Erinnerung heraus ... geht es dabei um Inflation, Bauern und Städter und wie das so ablief.

Gibt noch andere Versionen beim Russen ... Suchen unter Fiction ... Stephan Zweig

Game Over ist auch gar nicht nötig - es genügt, wenn man sich die Prognose Liste von Deagel.com anschaut .... dort kommt D nach 2025 ff hinter Thailand beim verfügbaren Einkommen. Zum Überleben reicht das locker ..... und es gilt: nur wer arbeitet hat was zu essen, es seid denn man wird in der Familie mitversorgt oder lebt in den Tropen in einer Bananenrepublik. Bei den Reichen ändert sich gar nichts .... die meisten sind immer noch reich .... :-P ....und sterben eben mit ihren Golddukaten, denn auch damit kann sich niemand vom Tod freikaufen.
Gruss

--
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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

die Reichen und Zumwinkel's dieser Welt

Amos, Sonntag, 02.08.2020, 13:11 vor 1357 Tagen @ NST 4472 Views

Ich vermute mal, die Zumwinkel's dieser Welt streben nicht mit Ihren Golddukaten, sondern leben noch einige Zeit von Ihren cleveren Investments, die so clever sind, dass man auch noch andere Nützlinge mit Naturalien für Ihre Dienste bezahlen kann.

https://mooseurach.de/wp-content/uploads/2018/09/foerderprogramm-1-flaeche.jpg

Viele Grüße
amos

Richard Gaettens: Inflationen-Das Drama der Geldentwertungungen vom Altertum bis zur Gegenwart

stokk, Sonntag, 02.08.2020, 12:43 vor 1357 Tagen @ Jacques 4156 Views

Richard Pflaum Verlag, München (1955)

antiquarisch zu erwerben...

Grüßli

Simbabwe (live)

bulla @, Sonntag, 02.08.2020, 12:59 vor 1357 Tagen @ Jacques 4325 Views

In Simbabwe läuft momentan wieder eine Hyperinflation, seit Februar mehrere hundert Prozent Anstieg.

Die Anfänge gehen bis in die 70/80er zurück, evtl. gibts hierzu bereits gute Artikel; der engl. Wikipedia-Artikel beschreibt auch einige Gründe, u.a. Militärausgaben, Landreform Ende des Jahrtausends.

Staatsbesitz (Ländereien, Immobilien, Unternehmensanteile, etc.) ist nur peanuts, wenn es um das Kollateral (Pfand, Besicherung, Gegenwert) für die Staatsschulden geht:

BerndBorchert @, Sonntag, 02.08.2020, 13:09 vor 1357 Tagen @ Jacques 4270 Views

bearbeitet von BerndBorchert, Sonntag, 02.08.2020, 13:16

das einzige für die Gläubiger wirklich zählende Kollateral ist das Recht des Staates, Steuern einzufordern.

Ein bisschen abstrakt für Otto Normalverbraucher, so ein Recht - Immobilien ist einfacher zu begreifen. Aber stell dir vor, Du hättest ein Recht, jedes Jahr ca. 500 Mrd. Euro einzufordern, notfalls mit Waffengewalt. Gern würden Dir Banken und andere Investoren sagen wir 2000 Mrd. Euro leihen. Und nach meinen Stand sind das - sehr grob - die aktuellen Daten für Deutschland.

Bernd Borchert

Die blaue Linie war aber schon länger da als 200 Jahre

Mephistopheles, Sonntag, 02.08.2020, 13:38 vor 1357 Tagen @ Amos 3978 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Sonntag, 02.08.2020, 14:01

Ich bis sonst meist Deiner Meinung, aber an dieser Stelle sehe ich das nicht so.

Das Collateral, das unseren Wohlstand in den letzten 200 Jahre ermöglicht hat, ist die blaue Linie im Bild:

https://deepresource.files.wordpress.com/2012/02/limitsscenario.jpg

[image]

wo aber war der Wohlstand?

Gruß Mephistopheles

ist das eine rhetorische Frage?

Amos, Sonntag, 02.08.2020, 17:24 vor 1357 Tagen @ Mephistopheles 3305 Views

bearbeitet von Amos, Sonntag, 02.08.2020, 17:32

Hallo Meph,

ist das eine rhetorische Frage? Ich gehe davon aus, dass Du die Antwort kennst.

Seit 1445 teilte man die Bauerngüter ein in ganze Höfe, halbe Höfe oder Huben, Viertelhöfe oder Lehen, Achtelhöfe oder Bausölden, dazu kamen seit dem 16. Jahrhundert noch Sechzehntelhöfe oder gemeine Sölden.
Es gab damals natürlich auch schon gewaltigen Wald- und Holzbesitz, aber erst durch den Sapiens James Watt u.a. wurde es möglich das Feuer wider die Natur zu nutzen und die Entropie dadurch unvernüftig zu erhöhen.

Mal sehen, ob uns das zum Homo Deus führen wird.

Lustig ist das Zigeunerleben,
Faria, fariaho.
Brauchen dem Kaiser kein Zins zu geben,
Faria, fariaho.
Lustig ist's im grünen Wald,
Wo des Zigeuners Aufenthalt.
Faria, faria, faria, faria,
Faria, fariaho.
Sollt uns einmal der Hunger plagen,
Faria, fariaho.
Tun wir uns ein Hirschlein jagen...

Viele Grüße
amos

Mephistopheles, Sonntag, 02.08.2020, 18:50 vor 1357 Tagen @ Amos 3209 Views

Denk noch mal darüber nach.

Gruß Mephistopheles

Würde mich mal interessieren, wo dieses Recht niedergeschrieben ist ...

NST @, Südthailand, Sonntag, 02.08.2020, 14:44 vor 1357 Tagen @ BerndBorchert 3892 Views

bearbeitet von NST, Sonntag, 02.08.2020, 14:52

das einzige für die Gläubiger wirklich zählende Kollateral ist das Recht des Staates, Steuern einzufordern.

Ein bisschen abstrakt für Otto Normalverbraucher, so ein Recht - Immobilien ist einfacher zu begreifen. Aber stell dir vor, Du hättest ein Recht, jedes Jahr ca. 500 Mrd. Euro einzufordern, notfalls mit Waffengewalt. Gern würden Dir Banken und andere Investoren sagen wir 2000 Mrd. Euro leihen. Und nach meinen Stand sind das - sehr grob - die aktuellen Daten für Deutschland.


..... mit dem Steuern einfordern. Wenn die Mafia Schutzgeld fordert .... brauchen die dazu kein Gesetz. Dazu kommen noch mehr als 1 Million Neubürger, die zahlen keine Steuern sondern leben davon. Dann sind da immer noch einige Brüllaffen, die rufen wir sind das Volk ... :-P richtiger wäre wir sind die Steuerzahler.

Wenn der Staat (das Volk) notfalls mit Waffengewalt die Steuern eintreibt, dann stimmt irgendwas mit der ganzen Staatstheorie nicht. Oder hält das Volk sich in der Demokratie selbst die Waffe an den Kopf? Hier in TH ist das klar geregelt, hier gibt es das Königshaus. Landrechte haben nur Thais und wenn ich nicht irre, sind das nur Lehen des Königs an seine Untertanen. Man redet auch hier von Demokratie und Menschenrechten ... im Ernstfall ist das aber denke ich, klar geregelt.

Wie läuft es bei euch im Ernstfall - wenn es zum Schwur kommt?
Staat = Humankapital, das auch noch Steuern kassiert, die es zuvor bezahlt .... [[hüpf]] .... ich will das gar nicht mehr verstehen ... mit den Golddukaten ist das auch nicht nötig.
Gruss

--
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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

Was passiert wenn es zum Schwur kommt?

Linder, Sonntag, 02.08.2020, 15:09 vor 1357 Tagen @ NST 3921 Views

Das konntest du gestern in Berlin beobachten.
Warum die Polizei die Merkel-SS (Antifa) Demo sprengte weiß ich nicht, denn mit so viel Rest an Rechtstaatlichkeit hätte ich nicht mehr gerechnet, wer jedoch "Wir sind mehr!" ist und vor allem wie viele "WIR" sein können wenn es drauf an kommt, war schon beeindruckend mit anzusehen.

Sollte es wirklich zum Schwur kommen, dann stehen dort 5...10 mal mehr Menschen. Ob es sich die Polizisten dann noch getrauen einen Silberjungen zu verhaften, halte ich für ein Gerücht.
Zum Schluss schossen die Soldaten an der Mauer auch nicht mehr auf die eigenen Landsleute, weil sie wussten dass das System kollabiert ist. Genau so wird es wieder geschehen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die kritische Masse aufsteht.

--
◇◇◇ GENESEN - GELACHT - GELOCHT ◇◇◇

Hallo Bernd

Jacques, Sonntag, 02.08.2020, 17:33 vor 1357 Tagen @ BerndBorchert 3535 Views

"das einzige für die Gläubiger wirklich zählende Kollateral ist das Recht des Staates, Steuern einzufordern."

Das trifft für einige Fälle zu. Für andere nicht: Wenn der Gläubiger im Ausland sitzt und der Schuldner resp. die schuldenmachende Regierung nicht willens ist, die eingeforderten Steuern auch weiterzureichen - dann ist auch Schicht im Schacht.

Dottores Theorien müssten auf eine globalisierte und weltweit schuldverwobene Situation überprüft und allenfalls erweitert werden. Die Unterhosentheorie zu den ZB's genügt als Zeitkriterium für G.O. bei weitem nicht.

Grüsse

Das wirklich zählende Kollateral : Die Schaffung neuen Beleihungsraums

Miesepeter @, Sonntag, 02.08.2020, 21:14 vor 1357 Tagen @ Jacques 3193 Views

bearbeitet von Miesepeter, Sonntag, 02.08.2020, 22:02

"das einzige für die Gläubiger wirklich zählende Kollateral ist das Recht des Staates, Steuern einzufordern."

Das trifft für einige Fälle zu. Für andere nicht: Wenn der Gläubiger im Ausland sitzt und der Schuldner resp. die schuldenmachende Regierung nicht willens ist, die eingeforderten Steuern auch weiterzureichen - dann ist auch Schicht im Schacht.

Hi Jacques,

der Staat hat keine Gläubiger, nur Bittsteller.

Diese bitten den Staat, ihr Geld für sie sicher aufzubewahren und eventuell sogar ein wenig zu verzinsen. Die Inländer werden ihr Geld immer zurückbekommen, das ist die höchste Sicherheit, die es in einer Privatwirtschaft geben kann (alle privaten Schuldner haben ein Kontrahentenrisko). Auch ausländische Bittsteller würden ihr Geld immer bekommen, wenn sie die inländische Währung aktzeptieren würden. Schwer wird es nur dann, wenn ein Staat keine Fremdwährung für Fremdwährungsanleihen hat. Dann bitten die Bittsteller manchmal vergebens um Rückzahlung. Es sei denn, sie haben einen Staat mit dickeren Kanonen hinter sich, dann können sie drohen statt bitten.

Das wirklich zählende Kollateral ist aber weder das Recht des Staates, Steuern einzufordern, noch die Abwesenheit eines Kontrahentenrisikos. Es ist die Fähigkeit des Staates, die Zukunft möglich zu machen und neue Grundlagen für noch grössere Beleihungen in der Zukunft schaffen zu können, aus welchen dann die alten Anleihen bedient werden können.

Der Staat verschuldet nur scheinbar seine Steuerzahler, tatsächlich aber werden Staatsschulden nie zurückgezahlt, nicht vom Staat, und nicht vom Steuerzahler. Der Staat schafft vielmehr erst durch seine "Verschuldung" die Guthaben, Bewertungen und neuen Beleihungsbasen, aus denen dann weitere Kredite aufgenommen werden können, usw, ad finitum.


Eine Hyperinflation hingegen hat ihren Ursprung im Zusammenbruch der Produktion, des erwerbbaren Angebots. Dies war so in Deutschland 1923, die Produktionsanlagen waren auf obsolete Militärprodukte ausgelegt oder wurden von den Kriegssiegern beschlagnahmt, der produzierte Output ebenfalls. Dagegen kann monetäre Politik nichts tun, versucht man es doch, bekommt man Hyperinflation. In Zimbabwe können sie noch soviel Geld drucken, solange die Farmer nicht mehr produzieren lernen, die vielen Jungmänner nicht produzieren lernen, wird das Geld immer wieder wertlos werden, weil man damit nichts erwerben kann.

Darum sind heute ein Zusammenbruch der Lieferketten, ein freiwilliger Abbau von Kapazitäten der heiligen Greta zuliebe, oder der Konflikt mit China - dem Weltproduktonszentrum - Faktoren, die wesentlich mehr Risiko einer Hyperinflation mit sich bringen als eine oder zwei Billionen Euro mehr in der EZB Bilanz. Wenn zb China beschliesst, in den Westen nicht mehr zu exportieren - oder Amerika beschliesst, es nicht mehr zuzulassen -, dann erst sind alle Zutaten für eine finale Geltentwertung gegeben. Das Geld ist dann schlicht nichts mehr wert, weil man mit ihm nichts mehr einkaufen kann. Auf nationaler Ebene hat es das oft gegeben - von notorischen Pleitestaaten, die nur solange eine funktionierende Währung haben, wie sie von ihren externen Lieferanten Kredit erhalten, zb Argentinien. Ist der Kredit aufgebraucht, kann man nichts mehr kaufen mit dem Peso, ausser vielleicht ein wenig Brot und Wasser.

Mit den Metawährungen wie dem Euro oder Dollar ist das nicht anders, nur wurde in diesen Wirtschaftsräumen eben bis zur Jahrtausendwende noch Gegenwert produziert. Heute ist das mehr als fraglich. Nun hat man verstanden, dass man damit alle nationalen und kontinentalen Volkswirtschaften komplett in die Abhängigkeit von China übergeben hat. Es bleibt abzuwarten, ob man schnell genug wieder eine halbwegs integrierte Kontinentalwirtschaft hinbekommt.

Gruss,
mp

Kannst Du nochmal erklären, warum man als Geldgeber bei einer Staatsanleihe kein Risiko haben soll, sein Geld nicht zurück zu bekommen? owT

BerndBorchert @, Sonntag, 02.08.2020, 22:55 vor 1356 Tagen @ Miesepeter 2885 Views

bearbeitet von BerndBorchert, Sonntag, 02.08.2020, 23:03

Risiko hat man auch nicht. Weil DU dafür haftest.

Mephistopheles, Montag, 03.08.2020, 09:47 vor 1356 Tagen @ BerndBorchert 2803 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Montag, 03.08.2020, 09:50

Du willst doch nicht etwa erklären, dass du nicht für die Staatsanleihen haften willst? bist du etwa ein rechtspopulistischer V3erschwörungstheoretiker und Klima-, Corona- und Staatsschuldenleugner?

[[euklid]]

Gruß Mephistopheles

Ja genau: Die Staatsanleihen werden durch die Staatsbürger besichert, genauer: deren Steuern

BerndBorchert @, Montag, 03.08.2020, 10:24 vor 1356 Tagen @ Mephistopheles 2762 Views

bearbeitet von BerndBorchert, Montag, 03.08.2020, 11:13

noch genauer: Der Staat als Schuldner bietet den Gläubigern als Sicherheit für das Geld seine zukünftigen Steuereinnahmen. Die er hauptsächlich den Bürgern abnimmt.

Du willst doch nicht etwa erklären, dass du nicht für die Staatsanleihen haften willst? bist > du etwa ein rechtspopulistischer V3erschwörungstheoretiker und Klima-, Corona- und
Staatsschuldenleugner?

Bis auf Staatsschuldenleugner (was ich nicht verstehe) bin ich das alles.

Bernd Borchert

P.S. Ach ja. Warum soll das ohne Risiko für den Geldgeber sein? Wenn der Staat wegen gesunkener Steuereinnahmen einfach nicht mehr die die Schulden bedienen kann und ihm auch - wegen seiner Schwäche - keiner mehr was leihen will?

War Griechenland nicht so ein Fall? das Problem wurde nur durch das Einspringen von ausländischen Bürgen gelöst. Die gäbe es aber zum Beispiel bei Italien nicht - weil zu groß.

Exakt umgekehrt: Die Guthaben der Staatsbürger werden durch den Staat geschaffen und gesichert

Miesepeter @, Montag, 03.08.2020, 11:15 vor 1356 Tagen @ BerndBorchert 2727 Views

bearbeitet von Miesepeter, Montag, 03.08.2020, 11:29

noch genauer: Der Staat als Schuldner bietet den Gläubigern als Sicherheit für das Geld seine zukünftigen Steuereinnahmen. Die er hauptsächlich den Bürgern abnimmt.

Die Guthaben der Staatsbürger werden durch den Staat geschaffen und gesichert. Wie er es schon 2008 unter Beweis gestellt hat. Ohne das Eingreifen der Staaten hätten die Bürger keine Guthaben, und in der Folge auch keine Vermögenswerte, mehr gehabt.

Wie er es schon 1948 bewiesen hat, als die erste Staatsanleihe der BRD das erste bundesdeutsche Geld und Guthaben erst in Umlauf brachte.

Andersrum hingegen hat - mit der Ausnahme von Ceaucescu's Rumänien - in der Neuzeit noch nie ein Staat seine Schulden abbezahlt, oder auch nur nennenswert reduziert. Netto wurde und wird stattdessen immer weiter aufgeschuldet, und somit weitere Guthaben für die Staatsbürger in Umlauf gebracht.

Die erhalten also in Summe Geld vom Staat.
Der Staat nimmt es ihnen nicht ab, um damit Schulden abzuzahlen. Denn er bezahlt keine Schulden ab.
Die Steuern werden für andere Ausgaben erhoben, aber nachweislich NICHT für Schuldenrückzahlungen.

Wenn es gegenteilige Beweise gibt, bitte gerne hier einmal eine Liste von Staaten anzuführen, die in den vergangenen 100 Jahren ihre Staatsschulden um, sagen wir mal, mehr als 25% zurückgeführt haben.

Und weil es dies offensichtlich nicht gibt, kann man auch nicht davon sprechen, dass der Staat den Gläubigern (besser: Bittstellern, denn die Staatsbürger können nicht in den Staat durchgreifen, daher sind sie keine Gläubiger) als Sicherheit für Anleihen seine zukünftigen Steuereinnahmen anbieten würde. Das ist eine Illusion, die in der Realität keine Entsprechung hat, die aber vom Staat gerne kultiviert wird, denn so wird eine Sicherheit vorgegaukelt, die es gar nicht gibt. Und das kann ja nicht schaden.

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Warum man als inländischer Anleger kein Risiko hat, vom Staat sein Geld zurückzuerhalten:

Weil der Staat bzw sein Finanzier of last resort, die Notenbank, immer zurückzahlen kann, solange er existiert. Es gibt für ihn keinen Grund, das nicht auch zu tun. Es ist viel angenehmer und harmonischer, Schulden mit neuen Schulden zu bedienen, als zu versuchen, den Staatsbürgern das Geld per Besteuerung wegzunehmen. Das wird nur zu Pleitewellen, Protesten und Aufständen führen, womöglich sogar zum Untergang des Staates. Also wird dies generell vermieden. Gegenbeispiele wie gesagt gern gesehen.

Allein der Untergang des Staates selbst führt zur Zahlungsunfähigkeit im Inneren und zum Untergang der Währung, oftmals auch noch zeitverzögert (zb: Untergang Staat 1918, Untergang Währung 1923).

Ein nicht mehr existierender Staat ist natürlch auch nicht in der Lage, weiterhin die Rückzahlung seiner Anleihen zu gewährleisten. Der nachfolgende Staat hingegen wäre verrückt, wenn er die Schulden des gestürzten Staates/Systems anerkennen würde.

Gruss,
mp

Ich glaube, da gibt es 2 Missverständnisse bei Dir: Erstens werden seit Jahrzehnten praktisch alle Staatsanleihen pünktlich und vollständig zurückgezahlt

BerndBorchert @, Montag, 03.08.2020, 11:47 vor 1356 Tagen @ Miesepeter 2736 Views

bearbeitet von BerndBorchert, Montag, 03.08.2020, 11:58

Dass die Staaten gleichzeitig immer wieder neue Schulden machen, so dass der Schuldenstand im Saldo nicht sinkt, widerspricht dem nicht.

Das zweite Missverständnis bei Dir dürfte bei der Zusammensetzung der Gläubiger liegen: Die Staatsbürger sind nur marginal als Halter von Staatsanleihen involviert (hast Du welche im Portfolio?), sondern es sind Banken, Versicherungen, Fondgesellschaften, etc.

Und nehmen wir eine Versicherung, die das Geld ihrer Lebensversicherten langfristig sicher anlegen muss. Wie kann sie es ihrern Versicherten gegenüber legimitimieren, dieses Geld jemand zu leihen? dieser Schuldner muss Sicherheiten bieten, sondern wäre das Geld nicht verantwortungsvoll angelegt, denn wenn man es verleiht, könnte es sein, dass man es nicht zurück bekommt. Und der Staat als potentieller Schuldner kann der Versicherung sagen: ich habe das Recht, meine Bürger auch die nächste Jahrzehnte zu besteuern. Das ist die Sicherheit (Kollateral) für das ihm geliehene Geld, die er bietet.

Bernd Borchert

Aus neuen Schulden. Für den Schuldner simple Fristverlängerungen, der Steuerzahler zahlt nix zurück

Miesepeter @, Montag, 03.08.2020, 12:06 vor 1356 Tagen @ BerndBorchert 2789 Views

bearbeitet von Miesepeter, Montag, 03.08.2020, 12:12

Erstens werden seit Jahrzehnten praktisch alle Staatsanleihen pünktlich und vollständig zurückgezahlt. Dass die Staaten gleichzeitig immer wieder neue Schulden macht, widerspricht dem nicht.

Nur, die Schulden werden zurückbezahlt, indem neue Schulden gemacht werden, mit denen dann die alten Schulden zurückbezahlt werden. Sie werden nicht aus dem Steueraufkommen zurückbezahlt.

Würden sie aus dem Steueraufkommen zurückbezahlt, dann müssten die Staatschulden in der Summe zurückgehen.


Das zweite Missverständnis dürfte bei Dir dürfte bei der Zusammensetzung der Gläubiger sein: die Staatsbürger sind nur marginal als Halter von Staatsanleihen involviert (hast Du welche im Portfolio?), sondern es sind Banken, Versicherungen, Fondgesellschaften, etc.

Aha, und wer bitte hat sein Geld auf den Bankkonten liegen, wer bezahlt die Lebensversicherungen, von wem haben die Fondsgesellschaften ihre Einlagen?


Und nehmen wir eine Versicherung, die das Geld ihrer Lebensversicherten langfristig sicher anlegen muss. Wie kann sie es ihrern Versicherten gegenüber legimitimieren, dieses Geld jemand zu leihen? dieser Schuldner muss Sicherheiten bieten, sondern wäre das Geld nicht verantwortungsvoll angelegt, denn wenn man es verleiht, könnte es sein, dass man es nicht zurück bekommt. Und der Staat als potentieller Schuldner kann der Versicherung sagen: ich habe das Recht, meine Bürger auch die nächste Jahrzehnte zu besteuern. Das ist die Sicherheit (Kollateral) für das ihm geliehene Geld, die er bietet.

Der Staat kann der Versicherung sagen, was er will. Braucht er aber nicht. Er tut es auch nicht. Du wirst keinen Beleg dafür anbringen können, dass einer Lebensversicherung dies jemals von Seiten des Staates kommuniziert wurde.

Die Garantie, welche die Lebensversicherung hat, ist die, dass der Staat in seiner eigenen Währung niemals zahlungsunfähig sein wird. Das wissen die Volkswirte bei der Lebensversicherung auch, und deshalb braucht der Staat da auch keine unhaltbaren Versprechen abgeben. Selbst jedem klassischen Volkswirt ist völlig klar, dass der Staat heute mangels ausreichendem Gewaltanwendungswillen niemals in der Lage wäre, seinen Bürgern die in Form von Staatsanleihen überlassenen Guthaben wieder abzupressen.

Einigen davon dürfte sogar klar sein, dass dies auch sehr dumm wäre, weil er damit die Grundlage des debitistischen Wirtschaftsystems zerstören würde.

Das trifft den Kern der Sache ziemlich gut

Amos, Montag, 03.08.2020, 12:58 vor 1356 Tagen @ Miesepeter 2734 Views

Bis auf die fehlende Differenzierung von Scheinvermögen und Realvermögen, trifft es das ziemlich gut
Die Volkswirte wissen aber auch, dass sich die Finanzmärkte inzwischen zu weit von der echten Produktion und den vorhandenen Ressourcen abgekoppelt haben. Daher wurde im Gesetz auch die Haftungskaskade für die nächste Krise verankert.

Sowohl für die unbesicherten, als auch die secured Bonds sind die Anleihebedingungen.zu beachten.
Die Pari-passu-Klausel sichert den Anleihegläubigern absolute Gleichrangigkeit ihrer Forderungen zu, worin sich die Politik des öffentlichen Sektors verwirklicht, keiner Art von Ansprüchen eine implizite Vorrangstellung zuzuerkennen. Der zitierte Report stellt in Ziff. 45a klar, dass das Ziel einer Krisenbewältigung die Verpflichtung der Staaten zur pünktlichen und vollständigen Schuldentilgung nicht unterminieren darf.
• Dieser Grundsatz der formellen Gleichrangigkeit wird durch die Negativerklärung („negative pledge“) auf die dingliche Ebene ausgeweitet, indem die Klausel den unbesicherten Anleihegläubigern eine Besicherung ihrer Forderungen zusichert, sollte der Staat anderen Gläubigern Sicherheiten zur Verfügung stellen.
• Bei der Cross-Default-Klausel steht den Anleihegläubigern ein Sonderkündigungsrecht zu, wenn der Schuldnerstaat zwar ihre Anleihe bedient, jedoch bezüglich einer anderen Zahlungsverpflichtung in Rückstand gerät. Hierdurch sollen alle Gläubiger gleichzeitig von den Zahlungsschwierigkeiten des Schuldnerstaates betroffen werden-.
• Die Collective Action Clause macht eine Änderung einzelner Anleihebedingungen von der Zustimmung der Mehrheit der Gläubiger abhängig und ist im Falle der mehrheitlichen Zustimmung für sämtliche Anleihegläubiger bindend. Hierdurch können Minderheiten überstimmt werden und sind etwa gezwungen, einem Schuldenerlass zuzustimmen.

Warum ist eigentlich nie genug Geld für Kindergärten, Schulen, Theater oder Straßen da, aber immer genug für kriselnde Banken und Versicherungen? Der Fakt selbst ist ja unstrittig: Stets erfährt der Bürger, das Geld sei knapp – doch in einer Krise sind dann im nächsten Moment plötzlich Milliarden verfügbar. Die Bankenrettungen der letzten Jahre haben, Stand Ende 2015, immerhin mehr als 50 Milliarden Euro gekostet.
Woher genau kommt dieses Geld?
Klar ist, dass die öffentlichen Haushalte fast überall im Minus sind. Und darum müssen sich die Bürger einschränken oder »den Gürtel enger schnallen«, wie es heißt.
Das Geld behält – eigentlich logisch – immer dann seine Kaufkraft, wenn seine Menge in einem stabilen Verhältnis zum Wert aller Waren und Dienstleistungen steht, die man dafür erwerben kann. Sinnbildlich könnte man sich auch eine Waage vorstellen, auf deren linker Schale alles Geld einer Währung aufgetürmt ist, während auf der rechten Schale alle handelbaren Dinge liegen.
Das Geld ist dabei selbst eben keine Ware und kein Wert, sondern es repräsentiert bloß einen Wert. Es ist der Gegenpart auf der beschriebenen Waage. Der 50-Euro-Schein oder auch eine Goldmünze stehen für einen bestimmten Wert, den man in der Gemeinschaft in Form eines Produktes oder einer Dienstleistung kaufen kann. Dieser Wert existiert auch ohne den 50-Euro-Schein oder die Goldmünze. Abstrakt gesprochen: Alle geschaffenen Werte in einer Gemeinschaft existieren auch ohne Geld. Die Werte, Waren und Dienstleistungen, sind das Original, das Wesentliche – das Geld aber ist »nur« eine Art Verdopplung dieser Originale, um eine präzise Buchhaltung zu ermöglichen.
Der Wert der rechten Schale, auf der die Waren liegen, bleibt nicht konstant, sondern er verändert sich über die Zeit gesehen, je nach Produktivität und Fleiß der Menschen. Es gilt daher, die Waage immer wieder auszubalancieren, sprich, die Geldmenge so anzupassen, dass sie den Wert der Waren und Dienstleistungen weiter stabil repräsentiert.
Hier vermute ich die Antwort, woher das Geld zur Bankenrettung kam, die Geldmenge wurde in einer gemeinsamen Aktion der Regierungen so angepasst, das alles wieder im Lot war <img src=" />
Das ist absolut genial, 90 % der Menschen glauben nicht nur Geld sei knapp, sie werden durch die Auszubalancierung, auch wirklich knapp gehalten und glauben daher unser Geld sei werthaltig, ach was rede ich hier, es ist für sie wirklich und ganz real lebensnotwendig, da sie ja Essen und Wohnung damit bezahlen müssen.

Jetzt verstehe ich auch endlich was Silke mit "müssen" meint. Silke und die Debitisten gehen in ihrer Simulation davon aus, 100% der Menschen "müssten", obwohl in der Realität nur 90% müssen. Wie konnte ich nur so ein Brett vor dem Kopf haben, die Debitisten klammern einfach einen Teil der Menschen aus, damit die Theorie passt und für den großen Rest der Menschheit stimmt die Beschreibung mit diesem Adjustment ja dann auch.

Ich habe oben ein Bild eingefügt, der grüne Anteil stellt die 10% dar, denen die Welt gehört, die restlichen 90% darüber befinden sich in Abhängigkeit der grün markierten Eigentümer und müssen daher täglich anschaffen gehen, um irgendwie zu überleben.
Ganz oben befinden sich die ganz armen Schweine, die beliebig austauschbar sind und aus Sicht der Eigentümer nur einen virtuellen Wert haben.
Dieser Bodensatz trägt nicht zur Mehrung bei, ganz im Gegenteil, er wird ebenso wie die Eigentümer der Welt von den Bediensteten der Welt-Gesellschaft mitversorgt.
Man kann diesen Teil der Gesellschaft gut mit einem Derivat, einem Swap vergleichen, der ja auch nur einen abgeleiteten Wert darstellt.

Wenn nun in einer Phase wirtschaftlichen Aufschwungs die Banken zu viele Kredite vergeben, weil es sich lohnt und niemand ihnen eine Grenze setzt, dann steigt die Menge des Geldes zu stark an, nämlich schneller als der Wert der Waren und Dienstleistungen, die man dafür kaufen kann. Anders gesagt: Es wird dann mehr Geld geschaffen, als produktiv in der Wirtschaft investiert werden kann. (Fehlallokation) Daher verliert das Geld in einem solchen Fall an Wert – es kommt zur Inflation.
Diese Inflation kann nun zwei verschiedene Ziele treffen: zum einen die Verbraucherpreise, also Brot, Butter und so weiter, zum anderen die Vermögenspreise, also etwa Häuser, Wohnungen und Aktien. Welche dieser Preise sich nach einer zu starken Ausweitung der Geldmenge erhöhen, hängt davon ab, wofür das Geld aus den neuen Krediten ausgegeben wird und wer es erhält. Fließt das Geld unproduktiv in Kredite, mit denen Bürger einfach ihren Verbrauch finanzieren, dann erhöhen sich wenig später auch die Verbraucherpreise. Wird mit dem per Kredit geschaffenen Geld im großen Stil an der Börse spekuliert, wodurch sich die Finanzwirtschaft aufbläht, dann steigen vor allem die Vermögenspreise.

Finanzkapitalismus vs Realkapitalismus

Miesepeter @, Montag, 03.08.2020, 18:09 vor 1356 Tagen @ Amos 2628 Views

bearbeitet von Miesepeter, Montag, 03.08.2020, 18:33

Hi Amos,

Bis auf die fehlende Differenzierung von Scheinvermögen und Realvermögen, trifft es das ziemlich gut
Die Volkswirte wissen aber auch, dass sich die Finanzmärkte inzwischen zu weit von der echten Produktion und den vorhandenen Ressourcen abgekoppelt haben. Daher wurde im Gesetz auch die Haftungskaskade für die nächste Krise verankert.

Ja, absolut. Der User 'Moneymind' hat hier vor 10 Jahren einige interessante Texte zu dem Konflikt Finanzkapitalismus vs Realkapitalismus hinterlassen, sich dabei auf die Arbeiten von Stephan Schulmeister gestützt.


Warum ist eigentlich nie genug Geld für Kindergärten, Schulen, Theater oder Straßen da, aber immer genug für kriselnde Banken und Versicherungen? Der Fakt selbst ist ja unstrittig: Stets erfährt der Bürger, das Geld sei knapp – doch in einer Krise sind dann im nächsten Moment plötzlich Milliarden verfügbar.

Wenn der Systemuntergang (und damit der eigene) droht, wirft man seine Prinzipien leichter mal über Bord.

Das Geld ist dabei selbst eben keine Ware und kein Wert, sondern es repräsentiert bloß einen Wert. Es ist der Gegenpart auf der beschriebenen Waage. Der 50-Euro-Schein oder auch eine Goldmünze stehen für einen bestimmten Wert, den man in der Gemeinschaft in Form eines Produktes oder einer Dienstleistung kaufen kann. Dieser Wert existiert auch ohne den 50-Euro-Schein oder die Goldmünze.

Ohne Geld gibt es nur einen subjektiven Gebrauchswert, der aber nicht zu bemessen ist.

Abstrakt gesprochen: Alle geschaffenen Werte in einer Gemeinschaft existieren auch ohne Geld.

Ohne Geld wären die Werte nie geschaffen worden. Es gibt nicht ein Beispiel einer entwickelten Wirtschaft ohne Geld.

Der Wert der rechten Schale, auf der die Waren liegen, bleibt nicht konstant, sondern er verändert sich über die Zeit gesehen, je nach Produktivität und Fleiß der Menschen. Es gilt daher, die Waage immer wieder auszubalancieren, sprich, die Geldmenge so anzupassen, dass sie den Wert der Waren und Dienstleistungen weiter stabil repräsentiert.

Es wäre zu präzisieren: Auf der einen Seite der Waage liegt alle kaufwirksame Nachfrage (also Geld, das auch kaufen will und kann), auf der anderen Seite alle angebotenen Waren, Güter und Dienstleistungen.

Ich habe oben ein Bild eingefügt, der grüne Anteil stellt die 10% dar, denen die Welt gehört, die restlichen 90% darüber befinden sich in Abhängigkeit der grün markierten Eigentümer und müssen daher täglich anschaffen gehen, um irgendwie zu überleben.

Ja, aber die Grenze zu den 10% ist sehr durchlässig (insbesondere im Vergleich zu früheren Herrschaftssystemen) und die unteren 90% erhalten einen im Vergleich zu früheren Zeiten höheren Anteil am Output (50-70%), aus der systematisch generierten Arbeitsmotivation heraus ist es das leistungsfähigste Gesellschaftssystem, das jemals erschaffen wurde.

Wenn nun in einer Phase wirtschaftlichen Aufschwungs die Banken zu viele Kredite vergeben, weil es sich lohnt und niemand ihnen eine Grenze setzt, dann steigt die Menge des Geldes zu stark an, nämlich schneller als der Wert der Waren und Dienstleistungen, die man dafür kaufen kann. Anders gesagt: Es wird dann mehr Geld geschaffen, als produktiv in der Wirtschaft investiert werden kann. (Fehlallokation) Daher verliert das Geld in einem solchen Fall an Wert – es kommt zur Inflation.

Diese Inflation kann nun zwei verschiedene Ziele treffen: zum einen die Verbraucherpreise, also Brot, Butter und so weiter, zum anderen die Vermögenspreise, also etwa Häuser, Wohnungen und Aktien. Welche dieser Preise sich nach einer zu starken Ausweitung der Geldmenge erhöhen, hängt davon ab, wofür das Geld aus den neuen Krediten ausgegeben wird und wer es erhält. Fließt das Geld unproduktiv in Kredite, mit denen Bürger einfach ihren Verbrauch finanzieren, dann erhöhen sich wenig später auch die Verbraucherpreise. Wird mit dem per Kredit geschaffenen Geld im großen Stil an der Börse spekuliert, wodurch sich die Finanzwirtschaft aufbläht, dann steigen vor allem die Vermögenspreise.

[[top]]

Womit also dem Realkapitalismus und dem Finanzkapitalismus noch ein drittes Element hinzuzufügen wäre: der Kapitalismus des kleinen Mannes, der sich in kleineren Gütern investiert, die ihm das Leben erleichtern (Energiesklaven, welche die Wirkung seines Enegieeinsatzes vergrössern): Waschmaschine, Auto, Computer, Zentralheizung, Erholung.....

Vernünftige Wirtschaftspolitik balanciert diese Interessen aus, das ist ein alter Hut. Wenn allerdings erst einmal ein massives Ungleichgewicht zwischen diesen Faktoren entstanden ist, wird es schwer, den Geist wieder in die Flasche zu kriegen.

Gruss,
mp

heißen Dank, für den Hinweis zum Schulmeister

Amos, Dienstag, 04.08.2020, 11:02 vor 1355 Tagen @ Miesepeter 2468 Views

Hallo Miesepeter,
heißen Dank, für den Hinweis zum Schulmeister.
Der hat doch tatsächlich schon 2010 gesehen, was nach den erst wenigen Wochen alten EU Vorlagen 2020 jetzt gemacht wird.
Kaufkraftparität, Preiskontrolle erschöpfbarer Ressourcen…
Das erinnert mich sofort an Nicholas Georgescu-Roegen und sein Magnum Opus
The Entropy Law and the Economic Process.

Seit 2012 steigt der Dow nicht weil die Firmen Gewinne machen, sondern weil die Notenbanken Liquidität zum Kauf von Assets zur Verfügung gestellt haben.
Der Preis aller Assets ist nicht gestiegen, sondern das Zahlungsmittel ist weniger wert.
Es hat sich also nur der Bewertungsmaßstab geändert.

Der Typ gefällt mir:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Schulmeister

Zitat:
„Fundamentalpreise“ – im Raum der Wechselkurs, in der Zeit der Zinssatz – müssen durch das System Politik stabilisiert werden, und zwar entsprechend den Gleichgewichtswerten der (neoliberalen!)
Wirtschaftstheorie (Zinssatz = Wachstumsrate, Wechselkurs = Kaufkraftparität). Ähnliches gilt für die Preise erschöpfbarer Ressourcen, insbesondere von Erdöl zumal sein Verbrauch auch noch Hauptursache des Klimawandels ist. Welche Maßnahmen könnten den Implosionsprozess bremsen und als Komponenten eines „New Green Deal für Europa“ rasch umgesetzt werden? Erstens: Umwandlung des Rettungsfonds (ESM) in einen „Europäischen Währungsfonds“ (EWF). Dieser stellt den Euroländern als gemeinsame „Finanzierungsagentur“ Mittel durch Ausgabe von Eurobonds zur Verfügung. EZB und EWF legen gemeinsam deren Zinsniveau fest, und zwar etwas unter der erwarteten (nominellen) Wachstumsrate (derzeit auf maximal 2%, damit müsste auch Deutschland keine höheren Zinsen zu bezahlen haben). Der langfristige Zins wird also nach einem ähnlichen Verfahren festgelegt wie der (kurzfristige) EZB-Leitzins. Die Kreditvergabe an die einzelnen Euroländer wird an strikte – aber nicht nur restriktive – Bedingungen geknüpft („Konditionalität“). Weltweit gäbe nur mehr zwei Arten von Staatsanleihen mit großem Volumen, USBonds und Eurobonds.

Viele Grüße
amos

Sehr interessant, was der Schulmeister zum Ölpreis in der Corona Krise schreibt

Amos, Dienstag, 04.08.2020, 11:23 vor 1355 Tagen @ Miesepeter 2540 Views

Schulmeister


Das dürfte auch ein Thema 2021 beim "Great Reset" in Davos sein.

Viele Grüße
amos

"Nur die Schulden werden zurückbezahlt..."

Linder, Montag, 03.08.2020, 13:14 vor 1356 Tagen @ Miesepeter 2704 Views

Nö!
Nicht die Schulden, sondern nur die Zins(eszins)en darauf.

Ansonsten würden die Schulden im Zeitablauf weniger, sprich irgendwann getilgt. Werden sie aber nicht, sondern sukkzessive immer mehr.

Wo kämen wir hin, würden wir im Westen unsere Schulden zurückzahlen müssen?!

--
◇◇◇ GENESEN - GELACHT - GELOCHT ◇◇◇

"Financial Repression"

Talleyrand ⌂ @, Montag, 03.08.2020, 13:47 vor 1356 Tagen @ Miesepeter 2740 Views

Erstens werden seit Jahrzehnten praktisch alle Staatsanleihen pünktlich und vollständig zurückgezahlt. Dass die Staaten gleichzeitig immer wieder neue Schulden macht, widerspricht dem nicht.


Nur, die Schulden werden zurückbezahlt, indem neue Schulden gemacht werden, mit denen dann die alten Schulden zurückbezahlt werden. Sie werden nicht aus dem Steueraufkommen zurückbezahlt.

Würden sie aus dem Steueraufkommen zurückbezahlt, dann müssten die Staatschulden in der Summe zurückgehen.


Servus Miesepeter,

dazu muß man sich noch das mit dem kryptischen "financial repression" bezeichnete Vorgehen der Notenbanken dazudenken. Wenn die Zinsen niedriger als die reale Inflation (und das Wirtschaftswachstum) sind, kann der Staat die nominale Höhe der Staatsschulden sogar anheben, ohne daß er in Schwierigkeiten gerät. Er entschuldet sich trotz steigender Verschuldung über Inflation, also einer schleichenden Enteignung der Halter von Papiergeld und natürlich auch Anleihen.

Gruß
Talleyrand

PS: Gerade habe ich von einer nicht-berufstätigen Frau in USA gehört, daß sie einen Scheck über 1200 Dollar vom Staat erhalten hat. Anscheinend läuft das schon mit dem Helikoptergeld...

--
https://talleyrandssudelbuch.art.blog

Elektroautos gegen Deflation

Miesepeter @, Montag, 03.08.2020, 17:48 vor 1356 Tagen @ Talleyrand 2705 Views

bearbeitet von Miesepeter, Montag, 03.08.2020, 18:34

Hallo Talleyrand,


dazu muß man sich noch das mit dem kryptischen "financial repression" bezeichnete Vorgehen der Notenbanken dazudenken. Wenn die Zinsen niedriger als die reale Inflation (und das Wirtschaftswachstum) sind, kann der Staat die nominale Höhe der Staatsschulden sogar anheben, ohne daß er in Schwierigkeiten gerät. Er entschuldet sich trotz steigender Verschuldung über Inflation, also einer schleichenden Enteignung der Halter von Papiergeld und natürlich auch Anleihen.

Ja, er entschuldet sich dann zwar nicht nominal - seine Schulden sinken nicht - aber relativ zum BIP und zu seinen Einnahmen, so dass er dann wieder mehr Kreditspielraum geniesst....[[zwinker]]


PS: Gerade habe ich von einer nicht-berufstätigen Frau in USA gehört, daß sie einen Scheck über 1200 Dollar vom Staat erhalten hat. Anscheinend läuft das schon mit dem Helikoptergeld...

Was heisst "schon"? Viele von jenen, die es vor 20 Jahren vorausgesehen haben, können es bereits nicht mehr miterleben.

Allerdings muss man auch Verständnis dafür haben, dass, wenn ein System in einer deflationären Depression unterzugehen droht, sich die Systemingineure nicht zuallererst um eventuelle zukünftige Inflationseffekte Sorgen machen.

Dieses Giesskannen-Helikoptergeld dürfte allerdings mehr der Wähler-Bespassung denn der Deflationsbekämpfung dienen. Wie das geht, weiss man doch inzwischen aus Erfahrung: Monetarisierung fallierender Kredite mittels Notenbank (+evtl deren Abschreibung über 50-100 Jahre) und weitestgehende Aufrechterhaltung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.

Letzteres wird mit 1-2 mikrigen Sonderzahlungen sicher nicht gelingen. Hier müssen und werden Staatsaufträge die fallende private Nachfrage kompensieren. Mein Vorschlag für Deutschland wäre daher: Ein Elektroauto aus deutscher Produktion für jeden Flüchtling, der nach Deutschland kommt [[freude]]

Damit sollte die deutsche Autoindustrie dann über den Berg sein und Tesla wieder in seine Schranken verweisen können.

Gruss,
mp

Wieso gibt es eigentlich noch keine Selbstbau-Sets mit dazugehörigem 3-D-Drucker für Elektroautos für 10% des Listenpreises?

Mephistopheles, Montag, 03.08.2020, 19:08 vor 1356 Tagen @ Miesepeter 2579 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Montag, 03.08.2020, 19:12

So, wie es sie früher für PCs gegeben hat.

Was ist denn schon dran am Elektoauto? Ein Elektromotor, eine Batterie, eine Bremsanlage und eine Karosserie, mehr ist es nicht. Es wäre dringend zu empfehlen für die, die eine eigene Photovoltaik im Garten haben, sich darum zu kümmern, weil eines dürfte sicher sein: Dass es irgendwann mal kein Benzin mehr geben wird, weil aus irgendeinem Grund die Lieferketten gerissen sind. Und wenn dann die Lieferung wieder aufgebaut wird, dann sind die PKW-Besitzer die letzten, die bedient werden.

Da ist derjenige fein raus, der eine eigene Treibstoffversorgung aus seinem Garten hat und eine Elektrokarre oder die Bäuerle, die ihren Raps mit einer eigenen Ölmühle in Treibstoff verwandeln können.

Gruß Mephistopheles

Klar kann man es so sehen, dass die alten Schulden mit neuen bezahlt werden

BerndBorchert @, Montag, 03.08.2020, 22:51 vor 1355 Tagen @ Miesepeter 2494 Views

bearbeitet von BerndBorchert, Montag, 03.08.2020, 23:27

Aber bei jeder neuen Anleihe müssen Geldgeber gefunden werden, und die werden prüfen, ob die Rückzahlung der neuen Anleihe wahrscheinlich ist. Unterstützt werden sie dabei durch die Rating Agenturen. Wenn deren Bewertung zu schlecht ist, wird sich kein Geldgeber für die neue Anleihe finden, und die alte kann also nicht zurückgezahlt werden. Da hast Du den Fall, von dem Du sagst, er kommt nicht vor: die Gläubiger der alten Anleihe verlieren ihr Geld.

Bernd Borchert

Zerfall der Staatsmacht

Mephistopheles, Sonntag, 02.08.2020, 13:16 vor 1357 Tagen @ Jacques 4734 Views

Geschätzte Foristen,
Um eine aufwändige Suche abzukürzen (schöne Umschreibung für Faulheit, nicht?) und spezifisches Wissen über dieses Phänomen zu erhalten (hab nur Allgemeinwissen) , wende ich mich an Euch.

Kann jemand selbst gelesene Literatur dazu empfehlen?
Mich interessieren v.a. möglichst lückenlose Beschreibungen des faktischen Ablaufs, sagen wir besser, als Chronik.
Die Antike interessiert mich nicht, sondern Fallbeispiele ab ca. 1800.

Ab dem Zerfall der Staatsmacht, also ab dem Zerfall ihrer Effizienz und Effektivität. Wenn sich niemand mehr an die staatlichen Preisverordnungen hält (die werden kommen wie bei jeder Inflation) und wenn die staatlichen Organe unfähig - später auch unwillig - werden, die gesetzlich vorgeschriebenen Höchstpreise auch durchzusetzen.

In Berlin sollen bspw. trotz Höchstpreisen die tatsächlich verlangten Mieten um 44% gestiegen sein.

Es interessieren vor allem die Auslösepunkte, also wo oder unter welchen Umständen beginnt das Ganze zu kippen.

Erosion der Staatsmacht.
Sie können zwar, nach dem klassischen Zitat von Talleyrand, verbieten, dass niemand mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstpreis verlangen kann; sie können aber nicht gebieten, dass einer seine ware zu diesem Preis auch anbietet.

Im übrigen: Game Over halte ich so gut für wie ausgeschlosssen, solange Staatseigentum / staatliche Infrastrukturen nicht privatisiert sind. Das sind die konkreten Underlayings (Gegenwerte) der Staatsanleihen.

ca. 100 Milliarden (nach einer Schätzung). Aber ich weiß, den Rest deckt der Staat mit seinem Humankapital. [[rofl]]
Ach ne, das ist ja nicht lustig, sondern ernst. Im Endeffekt haftet das Humankapital, über das der Staat verfügen kann.

Ob ein Staat überschuldet ist, misst sich nicht nur daran, ob er dem Schulden- und Tilgungsdienst nicht mehr nachkommt.

Der Staat wird sein Humankapital einsetzen zur Deckung der Schulden.

Grüsse

Gruß Mephistopheles

Humankapital haftet für Produktion, nicht für Gläubiger

Miesepeter @, Sonntag, 02.08.2020, 21:34 vor 1357 Tagen @ Mephistopheles 3201 Views

bearbeitet von Miesepeter, Sonntag, 02.08.2020, 21:47

Hi Meph,

eine kleine Unaufmerksamkeit:

Sie können zwar, nach dem klassischen Zitat von Talleyrand, verbieten, dass niemand mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstpreis verlangen kann; sie können aber nicht gebieten, dass einer seine ware zu diesem Preis auch anbietet.

Das ist von Talleyrand vielleicht etwas zu sehr durch die humanistische Brille betrachtet: Stalin oder Hitler konnten das ganz gut. Gerade las ich auf dem Blog des Inventors über seinen Vater, in einem Brief an die Heimat:

Vor ein paar Tagen hatten wir 2 Schwarzhändler, die Öl zu teuer verkauft hatten, aufgehängt. Da war ich wieder mit meinen Lautsprecherwagen unten in den Straßen. Die Kommune hat uns sogar Beifall geklatscht und wollte am nächsten Tag wieder 2 aufgehängt haben. In dem Stil wird es wohl so weiter gehen. –

Das ist nun ein dreiviertel Jahrhundert her, und die Metoden waren, der Zeit geschuldet, grobschlächtig. Ohne Zweifel gibt es auch elegantere Möglichkeiten, den Produzenten Angebote zu machen, die sie nicht ablehnen können.

Fatal wird es für eine Volkswirtschaft erst dann, wenn trotz allen Geldes und allen Zwanges nicht mehr produziert werden kann. Weil vielleicht die vorgelagerten Lieferketten gerissen sind. Weil vielleicht die Produktionsanlagen zerstört sind. Weil vielleicht Fellachen die Produktionseinheiten übernommen haben, und sie nicht effektiv zu bedienen wissen.


ca. 100 Milliarden (nach einer Schätzung). Aber ich weiß, den Rest deckt der Staat mit seinem Humankapital. [[rofl]]
Ach ne, das ist ja nicht lustig, sondern ernst. Im Endeffekt haftet das Humankapital, über das der Staat verfügen kann.

Ja, aber anders als ein Gläubiger sich die Haftung vorstellt. Sie haften nicht für die Rückzahlung eines Kredits, sondern für die Aufrecherhaltung der wirtschaftlichen Maschine. Der sogenannte Gläubiger interessiert letztendlich einen Staat nur dann, wenn er ihm gefährlich werden kann.

Ob ein Staat überschuldet ist, misst sich nicht nur daran, ob er dem Schulden- und Tilgungsdienst nicht mehr nachkommt.


Der Staat wird sein Humankapital einsetzen zur Deckung der Schulden.

Nein, sondern zur Aufrechterhaltung des Staates. Die Schulden und Guthaben sind nur ein Instrument, der Staat wird sie jederzeit umdimensionieren, wenn es ihm nötig erscheint. Wenn er das nicht kann, wird ein anderer Staat es für ihn machen.

Der Sinn einer debitistischen Geldwirtschaft ist, die bewirtschafteten Bürger dazu zu bringen, möglichst viel zu leisten (und möglichst viel der Leistung abzugeben). Solange ein Geldsystem das bewirkt, wird es aufrechterhalten. Wenn es das nicht mehr bewirkt, kommen früher oder später andere Massnahmen zur Anwendung, mit dem gleichen Ziel.

Gruss,
mp

Besten Dank an alle. o.T,

Jacques, Sonntag, 02.08.2020, 17:20 vor 1357 Tagen @ Jacques 3296 Views

Immobilien

Kiwi @, Sonntag, 02.08.2020, 18:41 vor 1357 Tagen @ Jacques 4333 Views

Mich wuerde interessieren, wie sich Immobilienpreise (nominal) verhalten und ob Immobilien, wenn der Hyperinflation eine Kreditblase vorausging, real ihren Wert halten koennen.

Real werden sie wohl dezent fallen

Linder, Sonntag, 02.08.2020, 19:08 vor 1357 Tagen @ Kiwi 4175 Views

Folgt der Hyperinflation eine Währungsreform, wird danach das lustige Schuldenmachen zunächst eingedämmt sein, ergo weniger Kredite vergeben, was den Kauf von Immobilien deutlich erschwert.

Während des Abschwungs können so Manche die Raten fürs Haus nicht mehr bezahlen, was zu Zwangsverkäufen führt. Allein das übt bereits Druck auf die Immopreise aus.
Folgt dann nach der Währungsreform evtl. sogar noch eine Zwangshypothek, rauschen sie erst recht in den Keller.

Man kann sich mit Immos gegen Totalverlust der Währung absichern, aber gänzlich vermeidbar ist ein Verlust nicht. Am besten geht es noch mit Wald, Wiese und Acker, weil seinerzeit nur Häuser und gewerbliche Immobilien unter die Zwangshypothek fielen. Das muss in der Zukunft aber nicht genauso sein.

Problem aus heutiger Sicht ist, dass nahezu alle Immopreise bereits sehr hoch sind. Ein Kauf lohnt sich daher im Grunde nicht mehr.

--
◇◇◇ GENESEN - GELACHT - GELOCHT ◇◇◇

"Ein Kauf lohnt sich heute nicht mehr" - Das kommt darauf ein, wie man die Zukunft einschätzt. Offenbar wollen noch viele Leute ihr "Geld" retten....

Olivia @, Montag, 03.08.2020, 20:44 vor 1356 Tagen @ Linder 2784 Views

Denn sonst wären die Preise nicht so hoch.... Na ja, die Zinsen spielen natürlich auch noch eine nicht unwesentliche Rolle.

Aber die "Werte" der Immobilien sind völlig gleichgültig. Wenn die Menschen die Sachen zu den "tollen" Preisen verkaufen, dann kriegen sie auch nix für das Geld... ist also gehupft wie gesprungen... WAS in Gottes Namen sollen sie denn mit dem Geld tun.... in Zeiten wie diesen?

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For entertainment purposes only.

Nicht nach dieser Krise

Mephistopheles, Sonntag, 02.08.2020, 19:26 vor 1357 Tagen @ Kiwi 4489 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Sonntag, 02.08.2020, 19:36

Bei den Immobilien sagt man immer Lage, Lahe, Lage, um ihren Wert zu bestimmen. Aber keiner sagt, was Lage ist.

Ich sage es dir: Lage ist abhängig von den Handelsrouten. Verlaufen die Kreuzungen der Handelsrouten bei der Immobilie. dann ist die Lage hervorragend und die Immobilienpreise steigen todemoon. Verlagern sich jedoch die Handelsrouten, so dass die Immo plötzlich weitab vom Schuss liegt, dann fallen die Immopreise ins Bodenlose.

Es ist sehr wahrscheinlich bei dieser Krise, wie bei jeder anderen fundamentalen Krise, dass die Handselsrouten in Zukunft ganz woanders verlaufen und deine hochpreisige Immo plätzlich so gut wie nichts mehr wert ist. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten, so dass total abgelegene Gegenden plötzlich im Zentrum des Geschehens liegen so wie in total abgelegenen Bauerndörfern im hinterwäldlerischen Bayern, mit einem 10tel des Pro-Kopf-Einkommes im Vergleich zu Berlin, die sich plötzlich in der Großstadt München wiederfanden. München ist nichts anders als ein Konglomerat von ca. 100 Bauerndörfern.

Z.B. Datschiburg. Im Mittelalter verlief der Weg von fortschrittlichen (Renaissance!) Italien und alle Importe über das Mittelmeer von da aus in den Rest Deuschtlands liefen über Augsburg und Augsburg war die bevölkerungsreichste und auch materiell reichste Großstadt Deutschlands. Das änderte sich mit der Entdeckung Amerikas fundamental.

Als Kohle nutzbar gemacht wurde und Stahlproduktion ermöglicht wurde, liefen plötzlich im 19. Jh. alle Handelswege über das Ruhrgebiet.

Wo sie in Zukunft verlaufen werden ist nicht vorhersehbar. Sicher kann man nur sein, dass das, was bis jetzt hip war, nach der Krise ziemlich out sein wird.

Gruß Mephistopheles

Handelsrouten oder Produktionsstandorte oder sonstige "Wertschöpfung". - Was ist egal.... Wenn nix mehr da ist, dann ist bei den Immos "das Ende" angesagt.

Olivia @, Montag, 03.08.2020, 20:48 vor 1356 Tagen @ Mephistopheles 2650 Views

Das sollten aber Binsenweisheiten sein.

Ehemals zentrale Städte - gerade hier in Deutschland - zeigen das doch.

Oh.... das Klima spielt auch noch mit... Nicht umsonst fanden viele "Völkerwanderungen" statt.

--
For entertainment purposes only.

Der "Wert" der Immobilie ändert sich ja nicht durch eine "Inflation"..... lediglich der Preis.... was die potentielle Steuer und die Zwangshypotheken freut. oT

Olivia @, Montag, 03.08.2020, 20:39 vor 1356 Tagen @ Kiwi 2634 Views

Der Wert einer Immobilie ändert sich nur dann, wenn es in der Gegend nichts mehr "zu fressen" gibt.... also wenn keine Arbeitsmöglichkeiten zum Verdienen des Lebensunterhalts mehr vorhanden sind. Dann müssen die Menschen fortziehen.... und DANN ist die Immobilie nichts mehr wert.... weil niemand sie mehr brauchen kann.

WENN es dann in der Gegend wieder irgend eine Möglichkeit geben sollte, den Lebensunterhalt zu verdienen, dann könnte die Immobilie wieder etwas wert werden ... wenn sie noch nicht verfallen ist.

Übrigens wunderbar dokumentiert in einstigen Boom-Städten in den USA. Die allerletzten Beispiele haben wir ja selbst mitbekommen.

--
For entertainment purposes only.

When money dies.

Talleyrand ⌂ @, Montag, 03.08.2020, 17:27 vor 1356 Tagen @ Jacques 3068 Views

Servus Jacques,

ich kann "Das Ende des Geldes" von Adam Fergusson empfehlen. (Originaltitel: When money dies, 1975) Das Buch wurde von Max Otte 2011 neu herausgegeben.

Behandelt wird die Entwicklung hin zur Hyperinflation in Deutschland, Österreich und Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg. Dabei klärt Fergusson über etliche Fehlurteile über die Ursachen der Inflation auf.
Am besten selber lesen.

Gruß
Talleyrand

--
https://talleyrandssudelbuch.art.blog

Servus und besten Dank! Genau die Richtung. o.w. T.

Jacques, Montag, 03.08.2020, 22:28 vor 1355 Tagen @ Talleyrand 2609 Views

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