WICHTIG! Neues Steuergesetz begrenzt Verlustverrechnung bei Derivaten auf 10.000 Euro

reefan @, Ungarn, Montag, 06.01.2020, 12:16 vor 1569 Tagen 3827 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.01.2020, 12:32

Still und heimlich zum Jahreswechsel wurde ein Gesetz geändert, das

1. die Verrechnung von Verlusten mit Gewinnen bei Derivaten auf maximal 10.000.- Euro innerhalb eines Jahres und außerdem

2. einen Verlustvortrag in das nächste Jahr ebenfalls auf diesen Betrag beschränkt.

unfassbar-diese-gesetzesaenderung-hat-fuer-den-privatanleger-katastrophale-folgen

Zunächst einmal wird es durch diese Gesetzesänderung so sein, dass nicht nur Privatanleger betroffen sind, die mit Optionen und Futures handeln, sondern auch diejenigen, die mit Optionsscheinen und KO-Zertifikaten handeln. Der Grund ist unter dem genannten §20 Absatz 2 Satz 1 Nummer 3 b) EStG zu finden. Hier heißt es nämlich "aus der Veräußerung eines als Termingeschäft ausgestalteten Finanzinstruments;"

Jedes strukturierte Finanzprodukt, das eine derivative Komponente enthält, wie bspw. Optionsscheine und KO-Zertifikate, wird unter den Punkt fallen, dass es sich um ein als Termingeschäft ausgestaltetes Finanzinstrument handelt.
Es sieht deutlich danach aus, dass das Finanzministerium sich sehr wohl der grenzwertigen Thematik bewusst war und den hier diskutieren Passus der Gesetzesänderung zum § 20 EStG im "Gesetz zur Einführung einer Pflicht zur Mitteilung grenzüberschreitender Steuergestaltungen" (GÜStGMG) "versteckt" hat.

Die Konsequenzen:
Der absolut schwachsinnige Teil ist die Beschränkung auf eine innerjährliche Verrechnung und steuerliche Anerkennung der Verluste auf maximal 10.000 EUR. Was das für den Privatanleger bedeutet, kann man sich am einfachsten an einem Rechenbeispiel veranschaulichen:
Nehmen wir an, dass Anleger A zum Jahresende 100.000 EUR Profit aufweisen kann. Gleichzeitig hat er aber auch Verluste in Höhe von 80.000 EUR erzielt. Laut der aktuell noch geltenden Regelung müsste Anleger A Kapitalerträge in Höhe von 20.000 EUR versteuern, da die Verluste voll angerechnet werden können. Anleger A müsste also 25 % Kapitalertragsteuer auf 20.000 EUR zahlen, was 5.000 EUR Steuerlast entspricht.

Mit der neuen Regelung schaut es 2021 so aus, dass von diesen 80.000 EUR Verlust lediglich maximal 10.000 EUR eine steuerliche Berücksichtigung finden. Damit müsste Anleger A statt 20.000 EUR satte 90.000 EUR (100.000 EUR - 10.000 EUR) versteuern. Die Steuerlast würde also auf 22.500 EUR ansteigen, obwohl lediglich ein Bruttogewinn von 20.000 EUR erwirtschaftet wurde. Der Anleger hätte also eine Art Nachschusspflicht gegenüber dem Staat von 2.500 EUR.

Ich habe diesen Bericht gerade erst entdeckt und noch nicht in allen Einzelheiten und Konsequenzen verstanden. Vermutlich sind jedoch davon bereits Verlust-Trades ab 1.1.2020 betroffen.

Weitere Informationen dazu im Kommentarbereich und

Achtung neues Steuergesetz: Handel von Aktien & Termingeschäften so nicht mehr möglich

Viele Grüße
reefan

Derivate erst 2021, aber Aktien/Anleihen sofort (oT)

Martin @, Montag, 06.01.2020, 13:25 vor 1569 Tagen @ reefan 1983 Views

- kein Text -

Kann ja nur eins bedeuten, die Verluste der Community sind riesig.

Durran @, Montag, 06.01.2020, 15:31 vor 1569 Tagen @ reefan 2610 Views

Anders läßt sich doch so eine Gesetzgebung nicht deuten. Es werden zu hohe Verluste eingefahren und steuerlich geltend gemacht. Da kann man auch eine Art Liebhaberei beim Trading unterstellen.

Wie man sieht, es werden überall die Daumenschrauben angezogen. Und es wird immer schwieriger Geld zu verdienen. Der Staat zeigt seine Krallen.

Milliarden um Milliarden betrügen die Großen oder zahlen gar nichts an Steuern und den kleinen wollen sie nun jeden Cent erressen.

Letzte Woche hat man mir eine Ebay Kleinanzeige gelöscht und mir gewerblichen
Fahrzeughandel unterstellt. Ich hatte vor ein paar Monaten schon mal ein Fahrzeug inseriert. Einen Bekannten der etwa alle 2 Jahre einen Oldtimer restauriert und immer mal einen davon verkauft hat das Finanzamt nun ebenfalls am Wickel. die Zustände sind schlimmer als in der DDR.

Das Gesetz ist doch für alle ein Ansporn, bessere Trader zu werden

stokk, Montag, 06.01.2020, 17:11 vor 1569 Tagen @ reefan 2070 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.01.2020, 17:18

besseres Risikomanagement...
mehr scannen...
mehr auf Mega-Trends setzen...

Sich selber darüber klarwerden: "Wo kommen die Verluste zum Gegenrechnen her"?

Gruß
stokk

Z. B. heute habe ich zur Absicherung

reefan @, Ungarn, Montag, 06.01.2020, 17:29 vor 1569 Tagen @ stokk 2323 Views

Sich selber darüber klarwerden: "Wo kommen die Verluste zum Gegenrechnen
her"?

meines Minendepots einen Put auf Gold gekauft. Kein Riesenbetrag, aber mit hohem Hebel.

Gruß
reefan

besser in welchem Sinn?

thrive @, im grünen Herz des Wahnsinns, Mittwoch, 08.01.2020, 15:23 vor 1567 Tagen @ stokk 1134 Views

besseres Risikomanagement...
mehr scannen...
mehr auf Mega-Trends setzen...

Sich selber darüber klarwerden: "Wo kommen die Verluste zum Gegenrechnen
her"?

Gruß
stokk

Hallo

reefan hat doch schon ein gutes Rechenbeispiel gebracht. Dieser Anleger im Beispiel ist ein guter Trader - er macht immerhin Gewinn über das Jahr. Also bei mir sieht das in Etwa auch so aus. Ich habe Gewinne und Verluste und die Differenz dazwischen ist niedrig relativ zu den jeweiligen Zahlen. Wie soll man da besser werden? Klar könnte ich versuchen, meine Erfolgsquote pro Trade auf 90% zu schrauben. Ich glaube aber nicht, dass das überhaupt möglich ist. Also ich trade mit einer Erfolgsquote von knapp über 60%, da ist viel Verlust garantiert. Bisher hat mich das aber nicht gestört, da der Gewinn höher war. Wenn das Gesetz ab 2021 so durchkommen sollte, dann ist das Traden für mich in Deutschland unmöglich. Ich muss dann sehen, ob ich das im Ausland machen kann.

Um sagen wir gerade 3000 EUR im Monat zur Verfügung zu haben, braucht man zur Zeit 4000 EUR Gewinne pro Monat, also 48000 EUR Gewinne pro Jahr. Bei einer Erfolgsquote von sogar 70% muss man also 84000 EUR Gewinn bei 36000 EUR Verlust machen um das Ziel zu erreichen - ich schaffe diese Quote wie gesagt nicht.
Nach dem neuen Gesetz wären aber selbst bei dieser hohen Quote von 70% diese 84000 Gewinn bei 36000 Verlust nur noch ein Jahresgewinn nach Steuern von 29500 EUR, also 2458 EUR pro Monat. Das ist schon ein wesentlicher Unterschied.
Die einzige Möglichkeit wäre tatsächlich die Quote massiv zu erhöhen. Wie machst du das?

@thrive: vor einer Antwort

stokk, Samstag, 11.01.2020, 11:10 vor 1564 Tagen @ thrive 797 Views

Kannst Du mir kurz eine Vorstellung geben, wo Du dich gerade auf der Lernkurve befindest?
Wie findest Du das Underlying, worauf dein Trade beruht?
Scanner, Muster, Börsenbrief, Tip vom Kumpel, Bauchgefühl a la 2stein?
Day-Trader, Swing Trader, Long-Term Holder?
Welche Börsensoftware verwendest Du?

Besten Gruß
stokk

Kurz nur: Wenn Du die Quote von 0,7 auf 0,74 steigerst, ist wieder alles ok, oder?

na klar

thrive @, im grünen Herz des Wahnsinns, Sonntag, 12.01.2020, 19:04 vor 1563 Tagen @ stokk 725 Views

Kannst Du mir kurz eine Vorstellung geben, wo Du dich gerade auf der
Lernkurve befindest?
Wie findest Du das Underlying, worauf dein Trade beruht?
Scanner, Muster, Börsenbrief, Tip vom Kumpel, Bauchgefühl a la 2stein?
Day-Trader, Swing Trader, Long-Term Holder?

Ich mache quasi zwei Sorten von Anlagen. Die erste, einfach nur Aktien oder auch Bitcoin/Ethereum sehe ich nicht groß beeinträchtigt. Dort basiert meine Anlage auch auf einer Mischung dessen, was ich mir für die Zukunft wünsche kombiniert mit dem was ich mir vorstellen kann, was laufen wird. Also Tesla, Crispr, Nestle etc.

Das zweite, und darum gehts mir, sind meine kurzfristigen Spekulationen. Die sind immer intraweek und basieren nur auf Charttechnik. Ich habe einen (nicht Vollzeit) Job und trade nebenbei. Dabei kommt jährlich etwas Geld rum, aber das ist schon wenig relativ zum getradeten Volumen. Ich kann davon nicht leben. Wenn ich das Vollzeit machen würde, würde vermutlich etwas mehr rumkommen, aber immer noch nicht genug um davon leben zu können. Mein Kapital vermehrt sich aber über die Jahre und ich hatte es schon im Hinterkopf, vielleicht so ab 2023 oder 2025 auch Vollzeit zu daytraden.

Welche Börsensoftware verwendest Du?

Guidants von Godmode und Active Trader von Consors. Sonst nix.

Kurz nur: Wenn Du die Quote von 0,7 auf 0,74 steigerst, ist wieder alles
ok, oder?

0,74 wäre extrem hoch. Aber selbst da hättest du bei einem 100000 EUR Umsatz pro Jahr, 74000 Gewinn bei 26000 Verlust, wo du dir 16000 davon nicht gegenrechnen kannst.

Liebe Grüße

Durchschnittliches Bruttogehalt für Deutschland

stokk, Sonntag, 12.01.2020, 22:53 vor 1563 Tagen @ thrive 783 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 12.01.2020, 22:57

3770 € pm (Stand 2017)

Um diesen Betrag herum habe ich diese Tabelle aufgestellt:

[image]

Also selbst bei den genannten Verlustzahlen, kann man nach Abzug der Steuern leben, andere müssen es ja auch.
Aber Erfolgsquote >0,7 ist laut Tabelle schon Pflicht. Das kann man sich schon mal als Ziel setzen und daran arbeiten.

Zur Begrenzung der Verluste:
Die Verluste kann man meiner Meinung nach nur mit einem Marktscanner reduzieren, der mit den besten Trendwende und Trendfolgemustern programmiert werden kann.
Dieses Buch ist für die Muster und deren Erfolgswahrscheinlichkeiten unabdingbar:
Thomas Bulkowski

Und die Aktien, die man mit den Scanner findet, heissen definitiv nicht Tesla, Crisps oder Nestle. Ich habe deren Namen noch nie gehört.
Obwohl Tesla seit Sommer sich auch fast schon verdreifacht hat. Frag mal DTs Schwager, der hat damit keine Verluste und hat auch nur 1 Trade gemacht (nehmen wir mal an alles stimmt). Ich könnt Dir was erzählen, aber wir sind ja leider hier kein Börsenforum.

Gruß
stokk

Idioten, teilweise Nachvollziehbar, BESTEUERT Unfall-, Brand, .. Versicherungen, ..

Lenz-Hannover @, Dienstag, 07.01.2020, 17:36 vor 1568 Tagen @ reefan 1399 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 07.01.2020, 17:40

Ich hatte vor Jahren mal miese mit OS-Scheinen & Dividenden, unterm Strich 0 € Gewinn und bekam die Kap. Steuer wieder - verstand der bei Amt kaum und fand das sicher nicht toll.

Dann hoffe ich mal, dass Olaf Scholz die 100 jährige Ösi Anleihe zu 200% gekauft hat oder einen geilen 4,75% vom Bund WPKN 113522 Laufzeit bis 2034 Kurs 171 € (real -0,13% Rendiet), wir 5% Infla bekommen und sich die Anleihe im Wert ja zumindest halbiert und er die Verlust mit nix verrechnen kann. Mehr als 100.000 € wird er ja durch sein leistungsloses Einkommen ja besitzen.

@reefan: Danke, war ich noch nicht drüber gestolpert.

Dann wird es viele GmbH Gründungen geben und Murksel wird sich über die Innovationswelle freuen.

Eine hatten wir ja mit dem Solarkram, wo dann auch viele zu "Unternehmern" wurden.

Klare Forderung: Besteuert die "Einnahmen" aus Versicherungen die bei Haus-/Wohnungsbränden, Autounfällen, Vollkasko ... was zahlen.

Insbesondere Vollkasko, da wettet doch jemand auf sein versagen!
Am besten ab 10.000 gleich einsperren wegen Finanzmanipulation ...

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