Thema Krankheit - Gesundheit im TV

helmut-1 @, Siebenbürgen, Mittwoch, 09.10.2019, 20:57 vor 1632 Tagen 2572 Views

Hab das zwar schon mal vor geraumer Zeit angesprochen, dieses Thema, und der Tenor darauf war eigentlich das Defizit in der Unterhaltung bei den TV-Sendern.
Nun ist mir aber noch einiges dazu aufgefallen:

Das eine ist, es nehmen diese Serien, wo es um Arzt, Krankenhaus oder sonst was geht, immer mehr überhand, - und offensichtlich muss das den Leuten gefallen, sonst hätten die TV-Anstalten das schon geändert.

Erschreckend, was man da so gezeigt bekommt:

http://www.filmstarts.de/serien-archiv/genre-13030/?page=2

Heute wars wieder extrem, von Bones, der Knochenjägerin zu Dr. House usw.

Nun könnte man sagen, nun ja, wer sich diese Serien ansehen will, - solls halt tun. Dabei komm ich aber auf was ganz anderes drauf:

Die Werbungen. Ich sehe mir diese Dinger prinzipiell nicht an, - es ist immer dann der Moment gekommen, wo ich auf den Knopf drücke und umschalte. Nun hab ich mir das doch einmal angesehen, und bin wieder erschrocken. Mindestens 70% der Werbung betrifft irgendwelche Salben, Bewusstseinsstärkung, usw., - die Blasenschwäche ist da noch das geringste. Also alles dreht sich wieder um den medizinisch/pharmazeutischen Bereich.

Ehrlich gesagt, nun bin ich im Zweifel. O.k., ich bin seit Jahrzehnten ein gesunder Mensch, und weiß, wie ich das auch in Zukunft so halten kann. Einer meiner besten Mitarbeiter, mit dem ich auch privat eng verbunden war, - der empfand die Krankheit regelrecht als Makel, als Negativum. Er schämte sich, wenn er mal krank war. Aber es war bei ihm auch die absolute Ausnahme.

Kann es sein, dass es in unserer neuen Gesellschaft "in" ist, wenn man irgendein Wehwehchen hat? Wird man erst dann als vollwertig anerkannt? In einem anderen Forum schreibt einer, dass es normal ist, dass man in den letzten 5 Jahren seines Lebens die größten Krankheitskosten verursacht.

Das ist normal? Für mich ist normal, dass der Mensch, wenn mal seine Zeit gekommen ist, abends gesund einschläft und morgens tot aufwacht. Hat sich da was grundlegend in der Gesellschaft geändert, was an mir vorbeigegangen ist, oder wird da irgendwas krampfhaft konstruiert, um einen neuen Zeitgeist vorzugeben?

Wird hier unterschwellig eine andere Form der Abhängigkeit suggeriert, in Richtung Medikamente, Weißkittel usw.? Nach dem Motto, - es ist ja normal, dass man seine täglichen Pillen nimmt? Was steckt denn da wirklich dahinter?

Harhar, ganz einfach tot aufwachen, die neue ganz einfache Gesundheitsübung (-;

Vanitas, Mittwoch, 09.10.2019, 23:51 vor 1632 Tagen @ helmut-1 1933 Views

bearbeitet von Vanitas, Donnerstag, 10.10.2019, 00:13

Das ist normal? Für mich ist normal, dass der Mensch, wenn mal seine Zeit
gekommen ist, abends gesund einschläft und morgens tot aufwacht.


Hallo Helmut-1,

wenn du morgens als Ü50ger aufwachst, und du fühlst keinen Schmerz, dann kannst du mit einiger Gewissheit davon ausgehen, dass du tot bist ...

Aber mal im Ernst: Schön für Dich, trotz oder gerade wegen rastlosen Schaffens über eine bombige Gesundheit zu verfügen, aber die Regel ist das eben nicht und zwar nicht nur wegen selbstverschuldet eingegangener Gesundheitsrisiken (Rauchen, Fressen, Saufen, Distress, Bewegungsmangel ...), sondern z.B. wegen erblich bedingter Dispositionen.

Da kann ich leider mit Dir nicht ganz mithalten, obschon ich mich eines möglichst sportlich naturnahen Lebensstils befleißige ohne viel Fleisch und mit ausreichend Bewegung (Tennis, Radeln, Wandern) sowie moderater Kalorienzufuhr. Letztere allerdings immer noch, meine große Schwäche, etwas zu lasterhaft zuckerlastig.

Ohne gute Ärzte wäre mein jetziges Leben, wenn es dies überhaupt noch gäbe, weit weniger kommod. Ich will hier jetzt keinen Krankheits-Striptease aufführen, aber ich glaube nicht, dass so Sachen wie Blasenkrebs, doppelseitiger Leistenbruch, diverse Überbeine (z.B. Hagelund-Ferse) und Sportverletzungen wie Schultereckgelenkssprengung (Tossy 3) ohne kompetente medizinisch-chirurgische Hilfe besser oder gleich gut als mit zu meistern gewesen wären.

Aber sei's drum, dass die Ärzte- und Krankenhaus-Sagas so gut einschlagen beim
Brainwash-TV-Publikum hat doch in erster Linie damit zu tun, dass die Leute so einen abendlichen Kaugummi fürs Hirn brauchen, um von der ganzen unbefriedigenden Stressscheiße, die man allgemein praktisches Berufsleben nennt, abgelenkt zu werden. Und die Senioren natürlich nicht zu vergessen, die halt sehen wollen, dass es einem durchaus noch dreckiger gehen kann, als ihnen selbst und trotzdem immer ein Lichtlein am Hoffnungshimmel auftaucht in Gestalt von Dr. Heilmann und Co.

Dass diese Serien ja durchaus dramatisch wie gefühlig rüberkommen, hat ja auch seine guten Seiten, denn es ist sowas wie der idealisierte Kontrapunkt zum Reallife im Klinik- bzw. Arztbetrieb. Da sind wir Patienten in erster Linie ein Wirtschaftsobjekt, das im Sinne der privaten monetären Erfolgsbilanz der in Anspruch genommenen Gesundheitsfirma mit Pillen und Salben wieder arbeitsfähig bzw. konsumfähig gemacht werden muss, von weitergehendem seelischem Bezug zum Patienten keine Rede, und das kann ja auch kein Arzt so leisten, ohne selbst daran krank zu werden. Gesund sein ist jedoch viel mehr als das, aber ohne diese Hilfe geht's weiß Gott eben meist nicht, insbesonders im Bereich der Notfall-, Unfall- und Reparaturmedizin.

Darüber hinaus amalgamiert dieses Sujet der Arztserie aufs Trefflichste die beiden Superaffirmativen der Postmoderne: Kämpfen und Retten! Da ist man beim Kampf gegen den Tod und Lebensretten am OP-Tisch und Krankenbett ganz hautnah und doch so fern fast live mit dabei und nicht weit abgeschlagen ohne direkten Bezug in der zwangsweisen Mitläuferriege der subtilen Nudging- und Netting-Politik von Regierungsseite.

Draußen wogt der (simulierte) Kampf gegen die Schlepper, die Erderwärmung bzw. CO2, gegen Hass und Hetze, Rechts und Nazis, Fakenews, Klimaleugner, Nationalismus und Patriotismus, Verbrennungsmotoren, Fleischkonsum, Islamophobie usw. ...
und für Gendergerechtigkeit, Solidarität und Toleranz für Gott und die Welt, bezahlbare Mieten und höhere Löhne, für die Unterdrückten dieser Erde, für die Umwelt, für Haltung und Anstand, für Friede, Freude, Eierkuchen ebenda ...

Simultan dazu müssen wir die Rettung der ("Seenot-")Flüchtlinge, des Weltklimas, der Eisbären, des Regenwaldes, der polaren Eiswüsten, des Euros, der Banken, ganz Griechenlands sowieso, hinbekommen, ich steig mal aus hier ...

Also, das volle Programm ist "mindboggling", mir fällt kein treffendes deutsches Wort dafür ein. Nur der vollkommen systemgetreu gehirngepolte Zeitgenosse kann das gedanklich bewältigen, berauscht von der Aussicht, mit den Wissenschaftlern am Steuerpult selbst den Lauf der Gestirne und den Atmosphärenhaushalt nachhaltig zu beeinflussen.
Faktisch ist das im Individualmaßstab sowieso nicht zu stemmen, auch wenn's die Meisten machen wollten. Und ob's die ganze Welt könnte, wenn sie denn wollte??

Ergo, Fluchtpunkt Omega, die gute Arztserie, das ist klinisch sauber und trotzdem gefühlig, dramatisch mit fast immer gutem Ende (Kammerflimmern-Defri-alle zurücktreten-Schock-Puls kommt wieder ...), eindeutig lösungsorientiert und durchaus optimistisch.

Das will ich sehen![[top]] [[zwinker]]

Gruß Vanitas

dahinter?

Teils, teils. Aber manches sehe ich völlig anders

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 10.10.2019, 12:25 vor 1632 Tagen @ Vanitas 1109 Views

Ich versuche mal, das Ganze aus meiner Sichtweise zu kommentieren:

Aber mal im Ernst: Schön für Dich, trotz oder gerade wegen rastlosen
Schaffens über eine bombige Gesundheit zu verfügen, aber die Regel ist
das eben nicht und zwar nicht nur wegen selbstverschuldet eingegangener
Gesundheitsrisiken (Rauchen, Fressen, Saufen, Distress, Bewegungsmangel
...), sondern z.B. wegen erblich bedingter Dispositionen.

Rastloses Schaffen: Verlass Dich drauf, von der Arbeit ist noch keiner krepiert, eher umgekehrt. Ausnahme natürlich sind eindeutige Berufserkrankungen (Einatmen von gefährlichen Stoffen, etc.). Aber warum sage ich "umgekehrt": So manche kenne ich, die bis zum Rentenantritt malocht haben, und dann plötzlich alle Fünfe gerade sein haben lassen. Danach kam der erste und dann auch der zweite Herzinfarkt. Warum, kann ich medizinisch nicht erklären, aber es ist Fakt.


Da kann ich leider mit Dir nicht ganz mithalten, obschon ich mich eines
möglichst sportlich naturnahen Lebensstils befleißige ohne viel Fleisch
und mit ausreichend Bewegung (Tennis, Radeln, Wandern) sowie moderater
Kalorienzufuhr. Letztere allerdings immer noch, meine große Schwäche,
etwas zu lasterhaft zuckerlastig.

Es würde hier viel zu ausführlich werden, wenn man alle Ernährungskoefizienten durchsprechen würde. Klar ist der raffinierte Zucker ein Zivilisationsgift ersten Ranges. Aber es gibt noch viele andere Spielregeln, die man kennen und beachten sollte.


Ohne gute Ärzte wäre mein jetziges Leben, wenn es dies überhaupt noch
gäbe, weit weniger kommod. Ich will hier jetzt keinen
Krankheits-Striptease aufführen, aber ich glaube nicht, dass so Sachen wie
Blasenkrebs, doppelseitiger Leistenbruch, diverse Überbeine (z.B.
Hagelund-Ferse) und Sportverletzungen wie Schultereckgelenkssprengung
(Tossy 3) ohne kompetente medizinisch-chirurgische Hilfe besser oder gleich
gut als mit zu meistern gewesen wären.

Nun muss man generell zwischen organischen Erkrankungen und Unfallverletzungen unterscheiden. Das Eine hat mit dem Anderen überhaupt nichts zu tun. Gibts einen Unfall (hab ich auch schon gehabt), dann ist das Wichtigste, dass der Betroffene sein Hirn einschaltet und genau aufpasst, was im Krankenhaus mit ihm geschieht. Wer sich drauf verlässt, dass der Onkel Doktor es sicher gut meint, - nun ja, jedem das Seine (steht auch als irgendeine Überschrift irgendwo.....).

Zum Krebs habe ich so meine eigene Meinung. Ich komme da noch drauf zurück (muss wieder auf die Baustelle, die Mittagspause ist vorbei).

Nun zum zweiten Teil meiner Sichtweise

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 10.10.2019, 19:19 vor 1631 Tagen @ Vanitas 954 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 10.10.2019, 19:28

Beim Krebs bin ich stehen geblieben. Dazu habe ich eine Meinung, die nicht unbedingt jeder teilen muss. Natürlich spielt hier auch eine entscheidende Rolle, wie sehr man genetisch vorbelastet ist. Trifft das nicht zu, dann denke ich schon, dass das eigene "Ich" beim Krebs eine zentrale Rolle spielt.

Obwohl mir so ein naseweiser Urologe schon irgendwann mit ca. 35 bei einer akuten Prostataentzündung vorhergesagt hat, dass ich spätestens nach 10 Jahren bei ihm auf dem Tisch liegen werde, habe ich ihm in Gedanken den Stinkefinger gezeigt und meine persönlichen Vorkehrungen getroffen (Naturheilkunde). Heute bin ich fast doppelt so alt und habe keinerlei Probleme.

Irgendwann so kurz vor der Phase, als ich vom "Ufo" zum "Üfo" wurde, habe ich für mich festgelegt, dass ich keinen Krebs kriegen kann, nicht kriegen will und auch nicht kriegen werde. An dieser These halte ich bis heute fest. Der Hunger (resp. das Hungergefühl) z.B. wird alleine vom Hirn festgelegt und bestimmt. Das weiß ich genau, noch aus meiner Militärzeit. Beim Krebs ist es vielleicht nicht ganz so, aber zumindest ähnlich.

Ich erinnere mich an meine erste Frau. Wir haben uns damals als Freunde getrennt, - lassen wir mal die Gründe weg. Sowohl meine damals schon erwachsenen Kinder und ich haben immer wieder in sie gedrungen, sich doch einer neuen Verbindung zu öffnen. Sie wollte nicht, oder konnte nicht, - wer weiß das schon. Als sie plötzlich Brustkrebs bekam, meine beiden Kinder beruflich weit weg waren und ich aber noch in der Stadt zu tun hatte, - apellierten meine Kinder, ich solle doch nach ihrer Mutter sehen. Ehrlich gesagt, ich wusste vorher nicht, was nächtliche Panikattacken eines krebskranken Menschen bedeuten.

Nun aber war ich seit einiger Zeit bereits mit meiner zweiten Frau verheiratet, - sie ging mit dem Kleinen bereits nach Siebenbürgen vor, damit er bereits dort in den Kindergarten geht und nicht mehr aus seinem Umfeld herausgerissen wird. Tagsüber musste ich arbeiten, und abends bei meiner Ex verbringen? Wie geht das?

Da habe ich gemerkt, welchen fabelhaften Menschen ich geheiratet habe. Meine Frau sagte, "- selbstverständlich siehst du nach ihr, wenn notwendig, auch nachts. Das ist doch deine Pflicht. Sie ist doch die Mutter deiner Kinder...."

Nach einem Jahr war der Krebs besiegt, die Werte waren hervorragend. Dann kam der Zeitpunkt, wo ich meine Tätigkeit in Deutschland abschließend beendet habe und ganz nach Siebenbürgen ging. Jahre danach meldete sich der Krebs zurück und meine erste Frau verstarb später daran.

Wenn mir nun einer erklären will, dass der Krebs nicht vom Kopf ausgeht, dann sehe ich ihn nur stirnrunzelnd an. Ganz abgesehen von der Erkenntnis, dass Krebs auch heilbar ist. Nur eines der vielen Beispiele:

https://www.youtube.com/watch?v=UbkT7LtF4L0

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der Krebspatient von der traditionellen Schulmedizin her nur "verwaltet" wird. Ob überhaupt eine dauerhafte Heilung dabei angestrebt wird, lasse ich außen vor, - schließlich sind da für mehrere Berufszweige immense Summen im Spiel.

Nochmal, - auch, wenns für manche nicht glaubhaft ist:
Vernünftige und vor allem natürliche und ausgewogene Ernährung, Suchtmittel (Rauchen, Alkohol, Kaffee) in Maßen, psychischen Streß, vor allem beruflich - soweit es geht - vermeiden, Wohlgefühle und Zufriedenheit um sich herum schaffen, insbesondere was Partnerschaft und Kinder betrifft, Hobbies nachgehen, die einem persönliche Befriedigung liefern, immer Augen für die Schönheiten um uns herum haben (ein Bild ausführlich betrachten, oder auch mal eine Kreuzspinne in ihrem Netz bewundern, etc.), damit wir den Sinn für die Schönheiten unserer Schöpfung nicht verlieren, viel lachen, - wenns geht auch über sich selbst, und vor allem nichts in sich hineinfressen, sondern sich ein Ventil suchen, wo man das herauslässt (mein persönliches Ventil ist u.a. das Gelbe).

Auf jeden Fall Spaß am Leben haben und sich darüber freuen, dass man am nächsten Morgen diesen Morgen noch bewusst erlebt (nicht so wie mein letztgenanntes Beispiel).

Und dazu den festen Willen haben, dass man keinen Krebs kriegt. Klar kann man mich mit meinen "Weisheiten" auslachen, aber ich weiß, dass es funktioniert. Was der Wille eines Menschen bewirken kann, dafür gibts unzählige Beispiele, natürlich auch Voodoo, Placebo, usw. Ein organisch gesunder Mensch kann sich fest vornehmen, zu sterben, und wenn er den festen Willen dazu hat, dann schafft er das auch, - da können die Mediziner machen, was sie wollen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass es umgekehrt genauso klappt.

Aber sei's drum, dass die Ärzte- und Krankenhaus-Sagas so gut einschlagen
beim
Brainwash-TV-Publikum hat doch in erster Linie damit zu tun, dass die
Leute so einen abendlichen Kaugummi fürs Hirn brauchen, um von der ganzen
unbefriedigenden Stressscheiße, die man allgemein praktisches Berufsleben
nennt, abgelenkt zu werden. Und die Senioren natürlich nicht zu vergessen,
die halt sehen wollen, dass es einem durchaus noch dreckiger gehen kann,
als ihnen selbst und trotzdem immer ein Lichtlein am Hoffnungshimmel
auftaucht in Gestalt von Dr. Heilmann und Co.

Also, da muss man aber auch entsprechend gestrickt sein, wenn man sich mit dieser Art von Kaugummi ablenken kann. Ich reg mich höchstens darüber auf, - will mich aber nicht aufregen und schalte um.
Zu den Senioren: Dabei ertappe ich mich auch immer wieder, dass ich mich in einen Gesprächsfluss hineinziehen lasse, wo es nur mehr um Krankheiten geht. Es klingelt dann aber bei mir, und ich konfrontiere dann meinen Gesprächspartner mit den Worten: Was soll das, früher haben wir über die Mädchen gesprochen und jetzt reden wir über die Krankheiten?

Die Erkenntnis übrigens, dass man als Mann in die Jahre gekommen ist, ist unschwer festzustellen, und zwar so:
Wenn einen die Mädchen, hinter denen man früher hinterher gepfiffen hat, als Erstes grüßen....


Dass diese Serien ja durchaus dramatisch wie gefühlig rüberkommen, hat
ja auch seine guten Seiten, denn es ist sowas wie der idealisierte
Kontrapunkt zum Reallife im Klinik- bzw. Arztbetrieb. Da sind wir Patienten
in erster Linie ein Wirtschaftsobjekt, das im Sinne der privaten monetären
Erfolgsbilanz der in Anspruch genommenen Gesundheitsfirma mit Pillen und
Salben wieder arbeitsfähig bzw. konsumfähig gemacht werden muss, von
weitergehendem seelischem Bezug zum Patienten keine Rede, und das kann ja
auch kein Arzt so leisten, ohne selbst daran krank zu werden.

Ich kann das sehr gut beurteilen, wovon Du sprichst. Im Alter von 24, vielleicht grade erwachsen, wurde ich damit konfrontiert, dass mein Schwiegervater in eine gefährliche Krise hineingeraten ist. Er war Dialysepatient und musste eine Gallenoperation über sich ergehen lassen. Den Teufelskreis zu verstehen, dazu muss man kein Mediziner sein: Einerseits darf das Blut nicht koagulieren, damit es für die Reinigung durch die Dialyse flüssig bleibt, aber für den Wundverschluss der Operationsnarbe soll es koagulieren.

Die Mediziner in der Fachklinik schlugen vor, dass jemand aus der Familie beim Patienten bleibt (andauernd), damit dieser mental aufgebaut und stabilisiert wird. Meine Frau war im 5. Monat, und meine Schwiegermutter dazu mental nicht in der Lage. Ich hatte gerade Semesterferien und übernahm das. Man stellte mir ein Bett neben ihm auf die Intensiv (war nur in den 70ern möglich, heute würde das sicher nicht gehen), ich lebte dort, nahm mein Essen mit den Schwestern ein und hatte viel Zeit, mit dem Mann zu reden, - weil die Nächte waren da sehr lang.

Was ich da - als Gesunder - alles mitbekommen habe, hat in mir den Willen gefestigt, dass man mich in so eine Einrichtung nicht 5 vor 12, sondern eher 5 nach 12 bringen kann. Dazu habe ich in diesen zweieinhalb Wochen gemerkt, dass es den Medizinern ja gar nicht um den Patienten mit Namen xy geht, sondern einzig und alleine darum, die "Dialysengalle" deshalb durchzubringen, weil er in ihrer Klinik der Patient ist, der am längsten an der Dialyse war. Als es dann doch zu Ende ging, habe ich den Wunsch des Mannes berücksichtigt und jede Wiederbelebung abgelehnt. Anstelle dessen, dass der Körper des Mannes mit den Defibrillatoren einen halben Meter in die Höhe springt, habe ich ihm in Ruhe die Augen zugedrückt.

Gesund sein

ist jedoch viel mehr als das, aber ohne diese Hilfe geht's weiß Gott eben
meist nicht, insbesonders im Bereich der Notfall-, Unfall- und
Reparaturmedizin.

Mit dem Wort "Reparaturmedizin" hast Du genau den Kern meines "Evangeliums" erwischt. Der lautet:
"Kein Mensch muss jemals krank sein. Man kann ein hohes Alter erreichen, ohne jemals ernsthaft krank geworden zu sein. Die Krankheit ist der Hilfeschrei des Körpers, wenn wir etwas falsch machen."

Natürlich meine ich da nicht eine billige Erkältung, und Unfälle sind sowieso was anderes. Neben gewissen Gewohnheiten (periodisches Heilfasten, etc.) muss ich aber noch eines zugestehen, was ich 1 x pro Jahr mache: Ein komplettes uns ausführliches Blutbild einschl. Urin und PSA, sowie Ultraschall im Bauch. Da ich nicht kv bin, bezahle ich alles cash. Kostet mich alles zusammen ca. 60 €. Das Blutbild spreche ich mit der Laborärztin durch, - eine nette Frau, gefällt mir. Den Ultraschall mache ich mit einem Bekannten, der ist Arbeitsmediziner. Sagen wir mal so: Ich spreize nicht die Finger gegen die Ärzte, - aber ich ziehe diejenigen unter ihnen vor, die an mir nichts verdienen können.

Darüber hinaus amalgamiert dieses Sujet der Arztserie aufs Trefflichste
die beiden Superaffirmativen der Postmoderne: Kämpfen und Retten! Da ist
man beim Kampf gegen den Tod und Lebensretten am OP-Tisch und Krankenbett
ganz hautnah und doch so fern fast live mit dabei und nicht weit
abgeschlagen ohne direkten Bezug in der zwangsweisen Mitläuferriege der
subtilen Nudging- und Netting-Politik von Regierungsseite.

Alles schön und gut. Aber das muss doch jedem halbwegs denkenden Menschen klar sein, dass diese Krankenhausserien und Landarztfilme mit der Realität doch fast keinen Bezug haben.

Draußen wogt der (simulierte) Kampf gegen die Schlepper, die
Erderwärmung bzw. CO2, gegen Hass und Hetze, Rechts und Nazis, Fakenews,
Klimaleugner, Nationalismus und Patriotismus, Verbrennungsmotoren,
Fleischkonsum, Islamophobie usw. ...
und für Gendergerechtigkeit, Solidarität und Toleranz für Gott und die
Welt, bezahlbare Mieten und höhere Löhne, für die Unterdrückten dieser
Erde, für die Umwelt, für Haltung und Anstand, für Friede, Freude,
Eierkuchen ebenda ...

Simultan dazu müssen wir die Rettung der ("Seenot-")Flüchtlinge, des
Weltklimas, der Eisbären, des Regenwaldes, der polaren Eiswüsten, des
Euros, der Banken, ganz Griechenlands sowieso, hinbekommen, ich steig mal
aus hier ...

Also, das volle Programm ist "mindboggling", mir fällt kein treffendes
deutsches Wort dafür ein. Nur der vollkommen systemgetreu gehirngepolte
Zeitgenosse kann das gedanklich bewältigen, berauscht von der Aussicht,
mit den Wissenschaftlern am Steuerpult selbst den Lauf der Gestirne und den
Atmosphärenhaushalt nachhaltig zu beeinflussen.
Faktisch ist das im Individualmaßstab sowieso nicht zu stemmen, auch
wenn's die Meisten machen wollten. Und ob's die ganze Welt könnte, wenn
sie denn wollte??

Ergo, Fluchtpunkt Omega, die gute Arztserie, das ist klinisch sauber und
trotzdem gefühlig, dramatisch mit fast immer gutem Ende
(Kammerflimmern-Defri-alle zurücktreten-Schock-Puls kommt wieder ...),
eindeutig lösungsorientiert und durchaus optimistisch.

1.,2., und 3. Absatz, - ja, diese Aufzählungen kann ich nachvollziehen. Aber den letzten Absatz mit Fluchtpunkt Omega, - ich glaube, da muss man doch schon eine eigene Mentialität haben, wenn man das zur Bewältigung der täglichen Aktualität braucht und es einem beim Ansehen dieser Filme warm unter der Gürtellinie wird.

Gruß Helmut

NS: Jetzt hab ich mir das Ganze nochmal durchgelesen und stelle ernüchternd fest, dass ich mich zwangsläufig wieder ins Thema "Krankheit" etc. hineingesteigert habe. Das wars dann aber auch. In Zukunft sprechen wir über was Lustigeres. Einverstanden?

Fluchtpunkt lokalisiert und eingekreist ...

Vanitas, Donnerstag, 10.10.2019, 22:01 vor 1631 Tagen @ helmut-1 887 Views

Werter Helmut-1,

ich danke für Deine ausführliche Rückmeldung zu meinem Arzt&Klinik-Geschreibsel, das wenigstens am Ende etwas ironisch unterkühlt rüberkommen sollte ...[[zwinker]]
Dass Klinik-Serien im TV so ein Faszinosum für viele darstellen, dies wollte ich eigentlich etwas vertiefen, denn es handelt sich beim Krankenhaus ja garantiert um keinen Sehnsuchtsort der Lebensfreude und Erbauung. Und auch die Ärzte sind ein Kapitel für sich, da gibt es solche und solchene, wie Du schon sagtest.

Also hab' ich das mit den urmenschlichen Antrieben des Kämpfens und Helfens bzw. Rettens verbunden, wobei da weniger gutmenschliche Reflexhandlungen angesprochen sein sollen, sondern tiefere entwicklungsphysiologische Strukturen des Gehirns wie z.B. die der Spiegelneuronen. Dir war es ja wohl etwas schleierhaft, wie diese vielen Arzt-Serien alle ihre dankbaren Abnehmer finden können, inklusive der eingespielten Pharma-Werbungsblöcke bei den Privaten, was bei Dir alles eher Abwehr und Ekel erzeugt.

Also nochmal kurz und knapp:
Wir wissen alle, dass unser weithin sorgloses Leben von gesundheitlichen Schicksalsschlägen wie Unfällen und plötzlich auftretenden schweren Erkrankungen bis hin zum Tode gefährdet ist, und das sind eben nicht nur die Anderen, die es dann trifft. Daraus ergibt sich schon ein beträchtliches Interessenpotential im TV-Rezipienten, was einem so alles zustoßen könnte und dem wird im Glücksfall mit einer guten Crew an Schauspielern und einer plausiblen Story mit dramatischen Höhepunkten entsprochen. Ich selber schaue, obwohl das ja alles fiktional ist, gerne mit meiner lieben Frau zusammen die Folgen der Serie "In aller Freundschaft" an und schäme mich dessen nicht. [[freude]]
Da wir ja sowieso in Politik und Reallife ziemlich häufig von Schauspielern, Gauklern, Heuchlern und Pretendern umgeben sind, und auch selber oft genug im Konjunktiv leben, hat so eine Serie, die etwas an die tieferen Schichten der Existenz kratzt, ihren eigenen morbiden Charme und wohligen Schauereffekt, insbesondere wenn sie so überzeugend gefühlsbetont realitätsfern gespielt wird wie die oben genannte ...

Aber lassen wir das Thema damit bewenden. Deine Gedanken zu Krebs und dessen Prophylaxe teile ich durchweg. Der Zentralcomputer im Hirnstüberl oben, der macht die Musik, ob harmonisch oder dissonant, das kann man durchaus in gewissen Grenzen autosuggestiv beeinflussen, es sei denn, es kommt zu einem isolativen, hochdramatischen Konfliktschock mit rapidem Selbstwerteinbruch. Da ist dann in Folge oft ein sinnvolles biologisches Sonderprogramm vulgo Krebs in der Zell-Pipeline, das aber bei richtiger hauptsächlich psychologischer (Selbst-)Behandlung durchaus nicht tödlich endet, laut Hamer.

Wenden wir uns also den schöneren Dingen des Lebens zu ...

Gruß Vanitas

Klitzekleine Ergänzung als Abschluss

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 10.10.2019, 22:37 vor 1631 Tagen @ Vanitas 1500 Views

Danke erstmal für Deine Rückkopplung.

Meine Neigung, wenn ich mich im Schlafzimmer (nur dort steht der TV) mit der Fernbedienung abmühe (nicht immer, ich hab noch andere Themen im Schlafzimmer)[[hüpf]] die liegt in der Richtung der Forensik. Obwohl mir schon klar ist, dass diese ganzen übersetzten Ami-Filme nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind, so sind doch so manche Erkenntnisse, die daraus resultieren, für mich interessant. Vor allem, weil ich das vorher nicht gekannt habe und vieles der Logik entspricht.

Terra X genieße ich genauso, wie oftmals auch "history". Wie ich festgestellt habe, erst kürzlich an einem Beitrag, - man nennt die Dinge mittlerweile eher beim Namen und verfälscht sie nicht mehr. Zumindest, was die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts betrifft.

Noch was hat mich beschäftigt, in Zusammenhang mit der Frage der "Attraktivität" der Arzt-Serien. Kann es sein, dass ich da deshalb anders gestrickt bin, weil unsereiner als Wiener einen anderen Bezug zum Tod hat? Letzterer ist für mich nichts Erschreckendes, oder etwas, was man mit Tabu belegen müsste. Er gehört einfach dazu, bereits zur Geburt.

Vielleicht ist es Dir nicht bekannt, - aber in vielen traditionellen Wienerliedern ist der Tod gewissermaßen ein Bestandteil des Lebens. Mein Leben, das in vielen Dingen unvergleichlich ist (und im Nachhinein betrachtet, auch war), gibt keinerlei Anlass für eine Trauer. Deshalb habe ich auch testamentarisch verfügt, dass bei meiner Trauerfeier nach der Beerdigung die Musik spielt und Walzer getanzt wird. Vielleicht verrückt, kann mancher sagen. Aber das ist meine persönliche Art, dem Rechnung zu tragen, wenn andere für das, was ich alles erlebt habe, im Normalfall zwei Leben benötigen, eines ist in der Regel zu wenig.

Nur das als Erklärung. Möglicherweise ist das der Grund, warum ich so manches, auch aus medizinischer Sicht, lockerer sehe. Ich bewundere sogar die Mexikaner, darunter vornehmlich die Indios, wie sie Anfang November ihre Totengedenken zelebrieren.

https://www.youtube.com/watch?v=4ZmeJC36u28

Genauso gibts bei mir kaum Geburtstagsfeiern. Einer meiner Siebenbürger Sachsen, der bei mir gearbeitet und auch in Rente gegangen ist, sagte einmal: Was soll ich denn an meinem Geburtstag feiern? Wieder ein Jahr vorbei, wieder ein Jahr näher am Tod?

Sagen wir mal so, - man kann vieles aus den unterschiedlichsten Sichtwinkeln betrachten. Ich mach das genauso, und manches sogar mit Genuss.

Nun, das wars aber auch. Jetzt gehen wir wieder zu einer amüsanteren Tagesordnung über.

Gruß - Helmut

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