Mal ein paar Infos zu Mexiko
Trotz allen Krawalls zum Mauerbau und der Kostenzuweisung nach Mexiko sollte es doch auch ein paar rationale Gründe geben, wenn Trump so ausdauernd gen Süden schießt.
Ich habe ein wenig gesucht und gefunden, was nicht heißt, daß dies die geforderte Bezahlung rechtfertigt, doch zumindest ein wenig die Hintergründe erhellt.
Die meisten Meldungen stammen aus 2014, also weit vor Trump und seinen Schlagzeilen
In Mexiko steht Präsident Enrique Peña Nieto vor einer Regierungskrise. Seitdem Ende September 43 Pädagogikstudenten in Iguala im Bundesstaat Guerrero »verschwanden«, gehen Tausende mit der Losung »Es war der Staat« auf die Straße. Sie fordern eine intensivere Suche nach den Vermissten, kritisieren die Verwicklung von kriminellen Banden, Politik und Sicherheitsapparat und fordern den Rücktritt des Präsidenten.
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Mexiko1/2014.html
Das hat zunächst nichts mit den USA zu tun, fördert aber ein existierendes mafiöses Geflecht zu Tage.
Die USA und ihr südlicher Nachbar streiten ums Wasser. Nach einem Bericht der »Washington Post« schuldet Mexiko den USA knapp 500 Milliarden Liter Wasser. Die Verpflichtung ergibt sich aus dem im Jahr 1944 geschlossenen bilateralen Abkommen über die Wassernutzung in der Grenzregion.
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Mexiko bestreitet seine Verpflichtungen nicht, verweist aber auf die eigene Wasserknappheit. »Wir haben eine anhaltende Dürre seit 1994 bis heute. Das macht es für Mexiko schwierig, Wasser abzugeben. Es fällt weniger Regen als in der Vergangenheit«, sagt Ignacio Peña Treviño, Mexikos Vertreter in der binationalen International Boundary and Water Commission (IBWC).
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Die US-Behörden bezweifeln jedoch, dass die heutige Situation in Mexiko mit der vor zwei Jahren vergleichbar ist. »Es hat keine Art von signifikanter Dürre seit März 2012 gegeben. Diese Ausrede ist nicht stichhaltig« so Carlos Rubinstein, der Vorsitzende des Texas Water Development Board (TWDB).
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die US-Amerikaner über die Vertragstreue des südlichen Nachbarn beschweren. Zwischen 1992 und 2002 belief sich die »Wasserschuld« Mexikos auf 1850 Millionen Kubikmeter Wasser, also fast das Vierfache der jetzigen Streitmenge. Erst im Jahr 2005 beglich Mexiko seine Verpflichtungen. Die Verzögerung verursachte damals Verluste in Millionenhöhe für die texanischen Landwirte, zumal sie mit dem Beginn der schweren Dürre im Jahr 2002 zusammenfiel.
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Mexiko1/wasser.html
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren als hätte ich ähnliches schon mal gehört.
Mir fällt da die Ukraine ein, die sich mit russischen Verträgen zur Gaslieferung etwas schwer tut.
Während das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) sein 20. Geburtsjahr begeht, erlebt Mexiko die Verdrängung seiner Kulturpflanze Mais durch Marihuana und Schlafmohn. Mit dem Umstieg reagieren kleine Produzenten auf den durch NAFTA induzierten Niedergang der internationalen Maispreise. Denn seit Inkrafttreten des Handelsvertrags zwischen Kanada, Mexiko und den USA im Januar 1994 sind die Preise für Mais und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse drastisch gesunken. Das Nachsehen haben die mexikanischen Subsistenzbauern, die mit ihren kleinen Parzellen und geringeren Erträgen nicht mehr genug verdienen und dadurch in Abhängigkeit der Drogenkartelle geraten.
»Dies trifft vor allem für die besonders armen Anbauregionen zu. Dort sehen sich die Farmer gezwungen, sich von den örtlichen Drogenhändlern Geld zu leihen oder Land zu pachten«, berichtet VÃctor Quintana, Berater der unabhängigen Demokratischen Bauernfront im nördlichen Bundesstaat Chihuahua.
Quintana führt als Beispiel den Fall der indigenen Pima in Chihuahua und dem Nachbarstaat Sonora an. Sie sind zu wichtigen Marihuana- und Schlafmohnlieferanten der Rauschgiftringe geworden, die um die Kontrolle der Rauschgifthandelsrouten in Richtung USA kämpfen. »Diese Entwicklung nahm bereits in den 1980er Jahren ihren Lauf, verschärfte sich insbesondere 2006 mit dem Vordringen der Sinaloa- und Juárez-Kartelle«, so der Experte.
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Mexiko1/land.html
Und hier werden Erinnerungen an Afghanistan lebendig, wo die Taliban den Mohnanbau fast gegen Null drückten, bis die westlichen Friedensbringer dafür sorgten, daß dieses Land nach wenigen Jahren wieder in den Weltrekordlisten auftauchte.
Der afghanische Mohn soll die russische Jugend platt machen und der mexikanische offenbar die der USA.
Hier noch ne Kleinigkeit zu NAFTA.
Wir wussten, was multinationale Konzerne hinter verschlossenen Türen sagten – dass es bei NAFTA nicht darum ging, Exporte der USA nach Mexiko zu erhöhen, sondern darum, die Produktion nach Mexiko zu verlagern und dann die Produkte aus Mexiko in die USA zu reimportieren.
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Ich denke heute, das die negativen Folgen sogar noch über unsere Befürchtungen von damals hinausgehen. Die Gewerkschaften sind in allen drei Ländern schwächer geworden. Die soziale Ungleichheit ist in allen drei Ländern gestiegen. Mehrere Millionen mexikanische Bauern und Bäuerinnen gaben die Landwirtschaft auf, weil sie gegen subventionierte US-Agrarexporte keine Chance hatten. Viele von ihnen sind in die USA ausgewandert, wo sie keinen Aufenthaltsstatus haben. Die Betriebe, in denen sie Arbeit finden, nutzen ihre Angst vor einer Abschiebung aus. Sie zahlen ihnen weniger als den Mindestlohn und brechen die Arbeitsschutzgesetze. Dadurch sinken auch die Löhne und die Qualität von Arbeitsplätzen für andere ArbeitnehmerInnen.
Wir können zwar nicht alle diese negativen Entwicklungen ausschließlich auf NAFTA schieben, aber NAFTA hat sehr viel dafür getan, das neoliberale Wirtschaftsmodell in den USA zu verfestigen. .. NAFTA hat auf nationaler Ebene Deregulierung und Steuerreformen zu Gunsten von Konzernen und den Superreichen angeregt.
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Das Economic Policy Institute schätzt, dass fast 700.000 Arbeitsplätze aus den USA nach Mexiko verlagert wurden. Die USA haben ein dauerhaftes Handelsdefizit gegenüber Mexiko entwickelt, das es vor NAFTA nicht gab.
Quelle: http://www.umweltinstitut.org/themen/verbraucherschutz-ttip/freihandelsabkommen/hinterg...
Das soll genügen.
Diese Texte deuten zumindest an, daß der Nachbar im Süden kein leichter ist und neben billigen Arbeitskräften für US-Konzerne auch eine Menge Probleme für das Land erschafft. Und wenn jemand von den Abkommen und der Korruption profitiert, war es bislang das kriminelle und megareiche Establishment auf beiden Seiten.
Gut, die Quelle aus der das sprudelt, ist ideologisch immer dieselbe, aber gerade linke Seiten dürfte am wenigsten in Verdacht stehen pro USA zu agitieren.
mfG
nereus