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Die asiatischen "Devisenreserven" - wer schläft da schlecht?

Geschrieben von dottore am 09. November 2006 18:26:22


Hi,

die asiatischen ZBs haben immense „Devisenreserven“, die inzwischen eher auf über als unter 2 Bio USD taxiert werden. Wie sind sie daran gekommen?

Die Banken, bei denen die Exporteure Konten unterhalten, haben sie ihnen verkauft. Wären die USD über den (Kassa-)Markt gegangen, hätte dies die heimischen Währungsbestände immens aufgepumpt mit letztlich der bekannten Preis-Lohn-Preis-Spirale. Innert Kürze wären die Währungen ruiniert gewesen mit den bekannten Folgen (Unruhen usw.).

Der USD-Domestic Currency- Swap ist überhaupt nur in geringem Umfang in Thailand, Singapur und Indien (nur im Jahr 2003) zu beobachten, auch der in Form der Bildung von Depositen bei nationalen Banken ist kaum nennenswert (Indonesien, Thailand, Singapur).

Der Trick der Asien-ZBs bestand/besteht nun darin, den USD-Anbietern nicht heimischen Cash, sondern auf heimische Währung lautende Papiere mit Laufzeit zu überreichen. Schuldner sind die jeweiligen Staaten bzw. deren ZBs (!). Mit dieser Operation wird nicht nur ungewünschte Liqui aufgemompt. Sie ist auch ein ideales Instrument, um den Wechselkurs zu gestalten. Dies natürlich zugunsten der Exportnationen, die sich bei einem künstlich nach unten manipulierten Kurs der heimischen Währung in immer neue Exporterfolge steigern können, was vice versa ihre Stellung gerade auf dem US-Markt (gegenüber der dort heimischen Konkurrenz) stärkt.

Folge 1: Die Amerikaner mühen sich gar nicht mehr mit solchen Produkten ab bzw. starten entsprechende Investitionen, um sie herzustellen.

Folge 2: Die Investitionen werden asiatisch getätigt und der Produktfluss läuft ständig in die USA.

Folge 3: Das Procedere muss beibehalten werden. Asiatischerseits, damit die (beschäftigungsintensiven) Kapazitäten ausgelastet bleiben. Amerikanischerseits spielt es keine Rolle, da dort die Kapazitäten sich leichter in Richtung auf jene Sektoren zubewegen, die als kapitalintensiv gelten (Hi-Tech, Rüstung usw.) oder die dem Konsumentenmarkt entgegen kommen (z.B. Housing-Sektor).

Die Vorstellung, die „leichtsinnigen“ Amerikaner allein wären der Treiber im Spiel, ist falsch, da sie ihrerseits auf von ihrer ZB (Fed) unmanipulierten Währungsmärkten operieren. Die Manipulateure sitzen in Asien und das in Form der dortigen ZBs, die mit Hilfe der Titelverkäufe (eigene oder solche der Regierungen, beide sind ihrerseits nicht für Liqui-Beschaffungs-Operationen seitens der Banken verwendbar, also ein komplett anderes System als wir es vom Euroraum oder den USA kennen!) sowohl die Banken an der engen Leine haben als auch den Kurs ihrer Währung gegenüber USD nach Herzenslust gestalten können.

Wie weiter? Die Fed könnte zwar unschwer die Asien-Währungen hochkaufen und damit den Asien-Exporteuren die Tour vermasseln, aber dies ist schwierig, da dies nur geschehen könnte, indem sie ihrerseits die Asien-Titel aufkaufen, die nicht marktfähig sind oder nur in sehr kleinen Volumina am Markt erhältlich sind. Fremde Noten kauft eine euro-amerikanische ZB grundsätzlich nicht.

Nun kommt’s zum Schwur: Die Asiaten wollen ihre Bestände an „Devisen“ diversifizieren. Dass dies nur in behutsamen Operationen möglich ist (um sich nicht selbst ins Knie zu schießen), wurde schon eingehend diskutiert. Knieschuss wäre: Gefährdung der jeweiligen Binnenkonjunkturen und Gefährdung des Devisenbestandes selbst – jeweils beim USD-Verfall.

Wie also könnte eine „Lösung“ ausschauen? Sie wird gerade vorbereitet, ob oder inwieweit auf US-Pressure hin, darf gemutmaßt werden.

Die „Lösung“ soll darin bestehen, dass den asiatischen ZBs nur noch erlaubt wird, nationale Gov-Titel an die, USD einreichenden Banken auszugeben und diese als ganz normal vermarktbar. Das ist der Hintergrund der US-Forderung, dass diese Länder doch „endlich“ auch ihre Kapitalmärkte „liberalisieren“ sollen (falls nicht, holt man den Knüppel „handelspolitische“ oder „Antidumping-Maßnahmen“ aus dem Sack).

[Dass die USA gegenüber der Eurozone (plus UK usw.) ähnlich vorgehen können, versteht sich von selbst. Dabei lässt sich auch gut vorstellen, dass die Europäer mit einem Höhenflug ihrer Währungen bestraft werden, sollten sie sich nicht stärker „international“ engagieren, also das tun, was die Demokraten (jetzt oben auf) seit langem fordern: Noch mehr deutsche Truppen an den Hindukusch, usw.]

Zurück nach Fernost: Die besagten Titel müssen die Asien-Govs zunächst im heimischen Publikum platzieren, ihre Gegenwerte dürfen aber nicht über die Haushalte wieder verplempert werden, sondern müssen in Sonderfonds geparkt sein. Schmackhaft wird das gemacht mit dem Hinweis auf Sinking-Fund-Systeme, bei denen die Titelzinsen (finanziert durch Steuern) an die Fonds wandern, die damit immer weitere (alte) Gov-Titel aufnehmen und so die zentralen Haushalte peu à peu entschulden. Außerdem mit dem Hinweis auf die wohltuende Wirkung großer Bond-Märkte, bei denen sich auch der Bid-Ask-Spread immer mehr verringert.

Sind die Titel auf dem Markt (bei Banken usw.) kann die Fed ihrerseits nach Herzenslust zugreifen, die Asien-Währungen damit hochkaufen und so nicht nur heimische Beschäftigungspolitik auf Kosten der ausländischen betreiben, sondern die Asien-ZBs peu à peu enteignen. Jetzt kommt es also nur noch darauf an, wer die stärkeren Nerven hat, Klartext: Wie schnell die Asien-ZBs die ihrigen verlieren.

Bleibt als letzte Frage die nach dem POG. Dass die Asiaten ihn in die Höhe treiben könnten (2 Bio. Devisen warten), ist wohl unbestritten. Kaufen sie tatsächlich, riskieren sie wiederum den Gegenschlag ex USA, zumal, wenn mit Argumenten aufgewartet würde, von wegen „Schau, wie Gold den Dollar demütigt!“

Letztlich müssen also nicht die USA als erste vom hohen Ross, sondern die Asiaten. Sie unterhalten Volkswirtschaften, die ziemlich stark fehlallokalisiert sind und werden das überfällige Rewinding als erste spüren.

Viel Bewegung also hinter den Kulissen. War selbst ganz überrascht.

Gruß!