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Auf Sumatra lebt man gefährlich – einige geologische Informationen

Geschrieben von Popeye am 30. Dezember 2004 17:12:24:

Unter dem Vorbehalt, dass ich kein Fachmann bin – nur interessierter Laie, nachstehend einige Basisinformationen zur Geologie der Katastrophe:

Vor der Westküste Sumatras treffen mehrere tektonische Platten aufeinander. Der westliche Teil der asiatischen Platte besteht aus vielen kleineren Platten deren kritische Details diesem Bild noch besser zu erkennen sind.

Dabei schiebt sich die indische Platte mit einer Geschwindigkeit von immerhin ca. 6 cm/Jahr Richtung Nordosten und drückt sich gleichzeitig mit einem Neigungswinkel von ca. 20 Grad unter die asiatische Platte (hier die burmesische Mikroplatte). Der geringe Neigungswinkel ist die Ursache für die große geologisch Störzone, die sich bis weit nach Sumatra hinein erstreckt. Ort des Geschehens ist der sog. „Sunda Trench“ westlich von Sumatra im Indischen Ocean.

Hier ein Detailbild (nicht genordet), das einen Eindruck von der Komplexität der geologischen Kräfte und Grabensysteme westlich von Sumatra gibt (- bitte Bild nach Bedarf vergrößern!). Oben im Bild ist Lake Toba erkennbar über den hier ja schon einmal berichtet wurde.

Das Schieben und Drücken der Platten gegeneinander erfolgt selten gleichmäßig. Häufig bauen sich Druck und Spannungen über längere Zeit auf, um sich dann schlagartig in einem Erd- oder Seebeben zu entladen. Selten so heftig wie am 26. Dezember 2004, dafür aber mit schöner Regelmäßigkeit. Hier ein Überblick über die Erd- und Seebeben in der Region seit 1900 mit Stärke > 6,5.

Der tatsächliche Ablauf des Seebebens wirft noch einige Fragen auf:
Diese interaktive Landkarte der USGS zeigt den geographischen und zeitlichen Verlauf der Seebeben. Westlich von Medan (Sumatra) ist das größte gelbe Quadrat. Ein Klick auf das Quadrat zeigt die Details des Bebens: Urzeit 00:58:53 (UTC), Stärke 9.0. Weiter nördlich ist ebenfalls ein größeres Quadrat. Ein Klick auf das Quadrat: Uhrzeit 04:21:29 (UTC) (also über drei Stunden später!!) allerdings „nur“ mit der Stärke 7.1. Dieses zweite starke Beben scheint keine weitere Flutwelle verursacht zu haben.

Hätten Menschenleben durch ein Frühwarnsystem gerettet werden können? In diesem konkreten Fall sicherlich. Diese Animation zeigt, dass für die großen betroffenen Feriengebiete knapp zwei Stunden Vorwarnzeit bestand. Für den Norden Sumatras und die Inseln vor und nördlich von Sumatra war die Vorwarnzeit möglicherweise zu kurz, wenn man die extrem kurze Reisezeit der Welle in Betracht zieht.