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Real-Enzyklopädie 28: Macht, Zins, Inflation (III)

Geschrieben von dottore am 04. Juli 2002 10:35:12


Das Ganze sei noch ein Mal an einem simplen Beispiel erklärt: Wir haben Menge Ware A und Menge Ware B. Beide stehen logischerweise in einem über die jeweils auf beiden Seiten am Tag X verfügbare Menge in einem völlig unzweideutigen Zusammenhang. Sagen wir 100 = 100. Beides "kostet" im jeweils anderen ausgedrückt ganz genau 1.

Außerdem haben wir auf beiden Seiten je 100, welche die Ware halten.

Die Ware B wird nun von einem C per Zwang zum Abgabengut erklärt. Sagen wir 50 Gewichtseinheiten davon. Der Zwang ist nichts anderes als eine zusätzliche Nachfrage nach dem Gut B, von der bis dahin nichts bekannt war. Jetzt haben wir auf der einen Seite 100 mit 100 Gut A (kein Abgabengut) und auf der anderen 100 mit 50 Gut B (Abgabengut). 50 müssen die 100 für die Macht beiseite legen. Und wir haben zusätzlich einen C (= Macht) mit einer Forderung auf 50, die er qua Gewalt vollstrecken kann.

Was passiert?

Zwischen den A- und B-Leuten gibt es jetzt weniger von Gut B, das Gut A nachfragen (tauschen) könnte. Nun brauchen aber alle mit Gut A das Gut B ebenso wie alle mit Gut B das Gut A (es wurde durchaus "arbeitsteilig" produziert). Die Nachfrage von den A-Leuten nach Gut B und den B-Leuten nach Gut A hat sich also nicht verändert.

Nun jedoch fehlen den A- sowie den B-Leuten offenbar 50 vom B-Gut. Das ist nicht mehr verfügbar wg. Macht des C.

Es beginnt ein Kampf um die 50 Gut B. Diese bekommt auf ein Mal eine "Rendite", wenn sich A- oder B-Leute finden, die sich die Verzögerung der Nachfrage, die sie per Termin X ausüben wollten, irgendwie doch "leisten" können (zuvörderst physisch, daher bis heute die berühmte Zinserklärung als "Konsumverzicht"). Wo Rendite, ist auch Zins. Und schon geht's los...

Variante dazu: A- und B-Leute, Gut A und B. Kein Zins - wie denn, wo denn, woher denn?

Die Macht C kennt beides, Gut A, Gut B. Die Macht überlegt, was günstiger wäre, um ihrem Zweck (Macht- und Herrschaftserhalt) zu dienen. Nimmt, was ihr selber passender erscheint (keine Machterhaltungsumwege, Macht marschiert schnurstracks). Erkennt: B ist zum Machterhalt besser geeignet als A. Da sich C bereits auf B stützt, sonst wäre C machtlos, erklärt C das Gut B zur Abgabe (Landfrüchte, Menschen, Metall usw.).

Zur Macht-"Vorhaltung" hat es selber B, da Macht ohne Macht-Vorhaltungsmittel nicht definierbar. Das Macht-Vorhalte-Mittel bietet C selber an, aus der eigenen macht-verursachenden und macht-konsequenten Akkumulation. A- und B-Leute fragen es dringend nach. Aber dumm gelaufen. Denn A und B sehen, dass C mehr B angeboten hat, als A und B untereinander bzw. gemeinsam benötigt hatten. Was passiert mit dem "Kurs" (Preis) von B? Er fällt, d.h. er wird gegenüber A wertloser, A steigt also gegenüber B. Was sehen wir?

Inflation von A.

Das Grundmuster findet sich in allen Kulturen und Wirtschaftsformen, noch und noch variiert. Dreh- und Angelpunkt ist stets die Macht, nicht irgendwelche "privaten" Bemühungen. Die Macht ist zwar bei der Nachfrage nach dem Abgabengut absolut preis- und mengenresistent. Beim Angebot des Gutes, das schließlich wieder "zurück" muss in die "Zirkulation" bzw. diese überhaupt erst startet, einen Alleinverzehrer gibt es eben nicht, ist sie aber hilflos.

Wie viel muss der Herrscher geben, um die Macht letztlich überhaupt zu sichern?

Macht ist schließlich nicht bloß Konsum, sondern eben auch Investition. Bezahle ich nur Soldaten oder kaufe ich ihnen auch Waffen? Zahle ich nur Sozialhilfe oder baue ich auch Straßen? Ein Gleichgewicht lässt sich nicht finden, daher das unentwegte politische Hin und Her. Mal wollen die Wähler (Macht-Bestimmer aktuell) mehr Geld (Lohnsubventionen), mal mehr Sicherheit (Polizei-Investitionen). Mal mehr Erhaltungs-Subventionen (Bauern, Frankreich aktuell), mal mehr Bildungsinvestitionen (Deutschland aktuell).

Die "Risikoprämie" des Zinses, der zuerst nichts als die simple Abgabe selbst war (Zins = census = Steuer) entpuppt sich jetzt als Risiko der "richtigen Investition" durch die Macht bezogen auf das, was er als Census = Zins erhält. Steuergeschenke werden doch nicht als Geschenke verteilt (sonst könnte man den Wähler direkt und offen bestechen, was in allerlei Formen auch passiert, von Kohl über den Kölner Klüngel bis Enron), sondern in der Hoffnung darauf, dass "später" mehr Steuern "zurück gegeben" werden (). Wie, wo und wodurch die Macht das macht-immanente Risiko minimieren kann ist - Politik!

Eine Risikoprämie für "private" Hergaben als solche ist ein Konstrukt. Eine Null-Risikoprämie ist eben keine. Wir sehen auch hier, dass erst etwas über Null das Null definiert. Weshalb die Null auch so spät "erfunden" wurde und weshalb Anselm von Canterbury seinen "Gottesbeweis" aus einer petitio principii heraus konstruiert: Gott muss es geben, weil es ihn gibt bzw. Gott als etwas, das als "höher" nicht gedacht werden kann, eben existieren muss, weil das Existente "mehr" ist als das nur Gedachte. Korrekterweise hätte er Gott als Differenz zu Null-Gott definieren müssen, was die anderen Gottesbeweise versuchen, die Kant sämtlich widerlegt hat.

Auch die Risikoprämie ist eine petitio principii. Es gibt Risiko, weil es ein Verleihrisiko gibt. Aber warum gibt es ein Verleihen? Was zwingt den privaten Gläubiger herbei? Er sich selbst, weil er auf Zins hofft? Risikoprämie als diskontierte Hoffnung?

Telekom, Mobilcom, Vivendi, Marconi usw. haben fertig, Risiko = 100 %. Die Risikoprämie, die darunter liegt, ist von 100 % aus, nicht von Null aus zu definieren. Sie liegt nur unter 100 %, weil damit gerechnet wird, dass irgendein deus ex machina (Staat, Staatsbürgschaft) die Unternehmen doch noch rettet.

Nur Macht und Zwang lassen daher überhaupt Prämien, Zins und Preis in die Welt. Denn die Macht ist der erste Gläubiger, der erste "Nachfrager". Als Nickel im Labor (!) entdeckt wurde, hatte es keinen Preis. Nachdem seine Eigenschaften als Münzmetall erkannt wurden, begann im 19. Jh. die Nickel-Hausse (gemessen in bereits existenten Münzmetallen). Die Macht fragte Nickel nach.

Die Gogos mögen noch so klug konstruiert sein: Am dem Tag, da die Macht bei der Allianz erscheint und eine Steuer auf deren Gewinn (= aufsummierte Umlaufgebühr) vor Ort kassieren will, muss sich die Allianz Gogos beschaffen. Neue drucken kann sie nicht, denn der Staat will nicht Papier, sondern etwas, wofür es Leistung gibt (Gogo-Güter). Also muss sich die Allianz die Gogos aus dem außerhalb befindlichen Gogo-Bestand beschaffen. Das geht nur über Zins.

Bis die Allianz aus ihren Erträgen diesen erstatten kann, müssen sich die Gogo-Ländler die ihnen und dem "Kreislauf" jetzt fehlenden Gogos über einen Aufschlag beschaffen. Damit erledigt sich die hoch gepriesene "automatische" Preisstabilität in Gogo-Land von selbst. Die in Gogos nominierten Preise müssen als kalkulierte Angebotspreise der Wareneigentümer steigen - die Last muss schließlich überwälzt werden. Auf der anderen Seite sind die Gogos nicht mehr im vorherigen Bestand. Die nachgefragten Preise müssen fallen, da jetzt Gogos fehlen.

Den Zwingherrn Staat, der Gogos als Zwangsabgaben fordert und kein Staat wird sich das entgehen lassen, selbst zur Zahlung der Umlaufgebühr zu zwingen, damit er seinerseits die Gogos ganz fix ausgibt, liefe auf einen Machtwechsel (Umsturz) hinaus. Dies ist völlig illusorisch. Man ersetze "Staat" durch "Gogo-Allianz" - ich muss doch bitten! Bei Wörgl war es immerhin noch eine Sub-Macht (die Gemeinde), aber kaum hatte die Ober-Macht (Staat) Wind von der Sache bekommen, war's auch schon vorbei.

An dem, was Georg Friedrich Knapp 1905 so schön als "Staatliche Theorie des Geldes" des Geldes formuliert hat ("Geld ist ein Geschöpft der Rechtsordnung", Popeye erinnerte bereits daran) führt überhaupt kein Weg vorbei. Die "Rechtsordnung" entsteht nicht von selbst, schon gar nicht war sie seit eh und je vorhanden. Die Macht ordnet das Recht. Und Geldrecht war immer Macht-Monopol, da Geldrecht Abgabenrecht ist.

Das Grundgesetz beginnt mit den Grundrechten der Bürger. Rechte gegenüber wem oder was? Die "habeas corpus"-Rechte gegenüber wem oder was? Macht kann noch so geschickt planiert werden. Am Ende bleibt sie doch der Gipfel, egal wie hoch er ist.

Wie wär's mit diesen Grundrechten:

Art 1. Über die Schaffung einer Regierung entscheidet die Bevölkerung.

Art 2. Besteuerung findet nicht Statt, es sei denn eine Zweidrittelmehrheit der Bevölkerung beschließt diese nach Steuerart und Steuerhöhe. Änderungen bedürfen wie auch sämtliche sonstigen Verfassungsänderungen ebenfalls der Zweidrittel-Mehrheit in einer allgemeinen, freien und gleichen Volksabstimmung.

Art 3. Über die Einrichtung eines gesetzlichen Zahlungsmittels und deren konkrete Ausformung entscheidet eine Volksabstimmung mit Zweidrittelmehrheit.

Knapp übrigens dachte beim "gesetzlichen Zahlungsmittel" noch an "gedecktes" alias "Warengeld". Aber welche Ware "Geld" ist, das bestimmt die Macht. Wie hätte sie sonst ein warenloses Geld erzwingen können, bis hin zur Perversion, dass inzwischen Schuldtitel, die auf "Nichts" lauten außer auf "gesetzliche Zahlungsmittel" (Klartext: Steuerzahlungsmittel, denn nur Abgaben entstehen per Gesetz, Kaufverträge nie), als Geld "umlaufen" dürfen?

Die Vorstellung, das Wirtschaften sei von einem "Privatgeld" unterlegt (Gold) oder unterlegbar (Gogos) ist ganz einfach falsch.

Wir alle haben uns geirrt.

Die Realität ist nicht Wirtschaften --> Geld, Preis und Zins --> Macht --> Abgaben --> weiter Wirtschaften.

Sondern: Macht --> Abgaben --> Geld --> Wirtschaften mit Geld und Preis und Zins.

Schönen Dank und guten Gruß!