Frage an die Elektriker im Forum: Balkonkraftwerk und saldierender Stromzähler

Plancius @, Freitag, 17.01.2020, 10:57 vor 1551 Tagen 5643 Views

Ich habe vor, mir ein Photovoltaik-Balkonkraftwerk als Komplettpaket (2 Solarmodule mit Wechselrichter) zu kaufen. Die beiden Solarmodule möchte ich auf meinem Garagendach platzieren und den dort erzeugten Strom in eine Steckdose an der Garagenwand einspeisen. Ich habe zwei Permanentverbraucher im Haushalt: Das wären mein Server im Büro und meine Kühl-/Gefrierkombi in der Küche.

Nun ist die Elektroinstallation bei mir leider so eingerichtet, dass an Phase 1 Garage, Garten, Bad und Flur hängen, also dort kein einziger Permanentverbraucher hängt, mein Büro mit Server hängt an Phase 2 und Küche mit Kühlschrank an Phase 3.

Nun mache ich folgende hypothetische Rechnung auf:

Die Sonne scheint und beide Solarmodule erzeugen 200 W Strom. In meinem Haushalt ist der Kühlschrank an und zieht 50 W und der Server verbraucht zur gleichen Zeit 100 W.

Beide Solarmodule speisen in Phase 1 ein, wo sich jedoch kein Verbraucher befindet, d.h. die 200 W gehen komplett ins öffentliche Netz. Gleichzeitig beziehe ich 150 W aus dem öffentlichen Netz von Phase 2 und 3.

Aktueller Zustand - Alter Ferrari-Stromzähler mit Aluminiumscheibe

Schließe ich die Solarmodule an, ohne meinen aktuellen alten Ferrari-Stromzähler auszutauschen, dann gehe ich davon aus, dass der Stromzähler rückwärts laufen würde. Nach 5 Stunden hätte ich praktisch 1 kWh gut. Meine Stromrechnung würde sich um ca. 30 ct reduzieren.
Diese Vorgehensweise ist natürlich nicht zulässig, weshalb ich mich an den EON Kundenservice gewandt habe, damit man meinen alten Stromzähler gegen einen neuen, saldierenden Zähler tauscht.

Saldierender Stromzähler - zeitpunktbezogen

Mein Verständnis eines zeitpunktbezogenen saldierenden Stromzählers ist wie folgt. Der Stromzähler misst die 200 W die ich einspeise und rechnet die 150 W, die ich zum gleichen Zeitpunkt von EON beziehe dagegen. Solange die positive Differenz besteht, müsste ich also keinen Strom bezahlen. Die Differenz in Höhe von 50 W speise ich jedoch in das öffentliche Netz ein, ohne eine Gutschrift von EON zu bekommen oder mit einem späteren Verbrauch aus dem öffentlichen Netz zu verrechnen. Die 50 W müsste ich also abschreiben, sie vermindern meine persönliche Stromausbeute und die Rendite des Balkonkraftwerks.

Saldierender Stromzähler - zeitraumbezogen

Ein zeitraumbezogener saldierender Stromzähler läge dann vor, wenn die 50 W, die ich ins öffentliche Netz einspeise, mit einem späteren Verbrauch verrechnet würden. Ich würde also auch einen Stromüberschuss vergütet bekommen. Eine solche Vorgehensweise gibt es jedoch nicht. Kleine Einspeiser bekommen überschüssigen Strom niemals vom Energieversorger vergütet.

Rückmeldungen der Experten

Nun sagte mir die gute Dame vom EON Kundendienst, dass mein Verständnis eines saldierenden Stromzählers falsch sei. Ein saldierender Stromzähler misst nur den zu einem aktuellen Zeitpunkt eingespeisten und bezogenen Strom. In meinem Beispiel würde ich also 200 W ins öffentliche Netz einspeisen, müsste jedoch die 150 W, die ich beziehe auch voll bezahlen. Wenn ich selbst erzeugten Strom über ein Balkonkraftwerk verbrauchen möchte, dann muss ich den Strom auch in die Phase einspeisen, wo meine Verbraucher hängen. Das kommt für mich jedoch aus baulichen Gründen nicht in Frage.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Dame des Kundendienstes mir eine qualifizierte Antwort gegeben hat und habe mir noch eine Zweit- und Drittmeinung angehört. Einer meiner Nachbarn ist Energieberater und erklärte mir, dass die Dame von EON alles korrekt wiedergegeben hat. Auch mein Elektriker bestätigte die Ausführungen von EON.

Diese Balkonkraftwerke werden ja jetzt massenhaft in Deutschland verkauft und die meisten Menschen haben von 3-Phasen-Wechselstrom gar keine Ahnung und denken, wenn sie die Solarmodule an die nächste Steckdose anschließen, dann ist der eigen erzeugte Strom im ganzen Haushalt verfügbar. Als ich vor 2 Jahren mein Haus kernsaniert habe, hatte ich alle möglichen Gewerke und handwerklich begabte Freunde und Helfer in meinem Haus. Dabei musste ich mit Erschrecken feststellen, dass praktisch alle Handwerker nichts von Elektrik verstanden und zwar zu Hause alles mögliche selbst machen, aber für die Elektrik immer einen Elektriker kommen lassen. Wenn man hier als Bauherr gerade bei der Sanierung eines Altbaus nicht aufpasst und kein Grundverständnis von Nullleiter, Erdung usw. mitbringt, dann können teure Folgekosten für Erdung oder Blitzschutz auf einen zukommen.

Nun meine Frage an die Elektriker hier im Forum: Was für einen Zähler brauche ich zur Installation eines Balkonkraftwerks und wie werden eingespeister und bezogener Strom auf unterschiedlichen Phasen miteinander verrechnet?

Wenn die Aussagen von EON stimmen sollten, dann ist natürlich der Kauf eines Balkonkraftwerks zu 100% rausgeworfenes Geld. Selbst wenn man den erzeugten Strom vollständig im eigenen Haushalt verbraucht, ist ein Balkonkraftwerk unwirtschaftlich. Ich würde es sowieso unter der Rubrik Hobby verbuchen, mit dem Ziel bei einem möglichen Blackout wenigstens meine Brunnenpumpe zur Wassergewinnung temporär mit Strom zu versorgen.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

keine Bange

Echo @, Freitag, 17.01.2020, 11:33 vor 1551 Tagen @ Plancius 4854 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 17.01.2020, 11:40

Erst einmal, was du suchst ist ein Zähler mit Rücklaufsperre. Indem du den Messstellenbetreiber von deinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt hast, liegt schonmal kein Betrug vor. Alle neueren Zähler sind rücklaufgesichert. Die alten nicht.

Saldierend bedeutet, dass die Verbräuche auf allen drei Phasen aufaddiert werden. Ist ein Verbrauch auf einer Phase negativ, gleicht das die anderen Phasen unterm Strich aus. Der Zähler bleibt dann u.U. einfach stehen. Die Sache mit dem 'überschüssigen Strom schenken' ist nicht einheitlich geregelt. Üblicherweise interessiert sich für die Balkonkraftwerke quasi niemand; die Einspeisung wird geduldet. Offiziell müsste man alles bei der Netzagentur melden und eine Verzichtserklärung aushandeln und und und...
Immerhin dürfen die Kleinstanlagen mittlerweile sogar ohne konzessionierten Elektriker angeschlossen werden. Wenn du sie einfach einsteckst, wird kein Hahn danach krähen. I.d.R. auch nicht das Finanzamt, obwohl du dir ja die MwSt und Stromsteuer erstatten lässt falls der Zähler rückwärts läuft. Das ist alles Kleinkram. Wegen der übertriebenen Bürokratie gibt es sehr viele Schwarzanlagen.

Die neuen Zähler sind ohnehin so teuer, dass es sich schon wieder lohnt, die Photovoltaik ne nummer größer zu bauen und den Strom zu verkaufen. Dann braucht man jedoch auch einen Zweirichtungszähler und sollte wirklich alles korrekt anmelden.

Danke, noch eine Frage bezüglich Rücklaufsperre

Plancius @, Freitag, 17.01.2020, 11:52 vor 1551 Tagen @ Echo 4076 Views

In unserer Straße wurde vor kurzem die Muffe eines Hausanschlusses zur Stromversorgung repariert. Hierzu wurde vom EON-Techniker der Strom für die ganze Straße für einige Stunden abgeschaltet.

Wie wird denn gewährleistet, dass in dieser Zeit niemand mit Photovoltaik oder Notstromaggregat ins Netz einspeist? Die Elektriker gehen ja davon aus, dass kein Saft auf der Hauptleistung ist.

Danke und Gruß
Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

kein Strom vom Modul wenn Netz abgeschaltet

Hawe @, Freitag, 17.01.2020, 12:12 vor 1551 Tagen @ Plancius 4293 Views

Wenn kein strom im Netz ist, weil EON den stillgelegt hat, wird der Wechselrichter der Solarmodule auch keinen Strom abgeben. Niemand wird gefährdet.
Es gibt bei YT einige ziemlich gute Videos zum Thema Balkonkraftwerke. Muss man nur daran denken, dass der eine Tesla-Verkäufer zu sein scheint, der andere u.a. Balkonkraftwerke verkauft... Die Info sind aber gut und kompetent. Suchen unter "Balkonkraftwerk" plus ev. Witthus
Grüsse
Hawe

In unserer Straße wurde vor kurzem die Muffe eines Hausanschlusses zur
Stromversorgung repariert. Hierzu wurde vom EON-Techniker der Strom für
die ganze Straße für einige Stunden abgeschaltet.

Wie wird denn gewährleistet, dass in dieser Zeit niemand mit Photovoltaik
oder Notstromaggregat ins Netz einspeist? Die Elektriker gehen ja davon
aus, dass kein Saft auf der Hauptleistung ist.

Danke und Gruß
Plancius

ja die verrostete Muffe hatten wir auch diese Woche

Echo @, Freitag, 17.01.2020, 13:33 vor 1551 Tagen @ Plancius 4025 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 17.01.2020, 14:09

...und da liegt die Krux. In dem Moment wo der Strom ausfällt kann man mit der Photovoltaik typischerweise auch nichts mehr anfangen, denn die schaltet sich mit ab (es wird die Netzfrequenz als Taktgeber genutzt). Es sei denn man hat eine etwas aufwändigere Anlage mit Zwischenspeicher und speziellem Wechselrichter. Die können sich dann oftmals sogar abkoppeln. Merke: Es muss immer exakt so viel Strom eingespeist werden wie in dem Moment nachgefragt wird, sonst funktioniert es nicht. Und die Sache mit der Abschaltsicherheit ist in den Vorschriften der Wechselrichter geregelt. Wenn man den Stromausfall ausbügeln will, braucht's noch zusätzliche Schaltvorrichtungen.

Die sogenannten Balkonkraftwerke sind oftmals sehr teuer, die brauchen lange um sich zu amortisieren. Vor allem weil sie nicht selten verschattet oder suboptimal ausgerichtet sind, und ungenutzter Strom durch die Lappen geht. Und die Umstellung auf Stromverbraucher (bspw. Warmwasserbereitung) sich nur rentiert wenn der billige eigenerzeugte Strom auch garantiert da ist - was er aufgrund der Sonne eben nicht immer ist. Auch sind die 600Wp wieder zu schwach, um wirklich was ausrichten zu können. Ein Trick liegt daher in der Überbelegung mit Modulen, z.B. in Ost-West-Ausrichtung, aber das vertragen wiederum nicht alle Wechselrichter (weil die gar nicht für Dauerlast ausgelegt sind, oder der MPPT bei schneller Änderung der Lichtverhältnisse nicht zuverlässig abregeln kann), und im Winter wäre die Südausrichtung etwas effizienter. Einspeiser bevorzugen die Südausrichtung weil's rentabler ist. Im Gegenzug muss man eine Lastabwurf-Variante wählen (typischerweise durch die Wechselrichter-Begrenzung auf <=70% der Modulleistung), weil der Süden tendenziell zu Mittagsspitzen führt.

Für mich ist daher die Entscheidung gefallen, lieber etwas größer zu dimensionieren und den Überschuss zu verkaufen. Dann zahlen andere Stromkunden für meine Anlage, und der Netzbetreiber sorgt dafür dass immer genug Strom da ist, wenn die Sonne mal nicht scheint. Ist asozial, aber so sind die Spielregeln. Erneuerbare rechnen sich vor allem wegen der Subvention.

Immerhin: Der Netzbetreiber hatte das defekte Verteilnetz innerhalb von 22 Stunden wieder vollständig repariert. Die Kosten werden auf alle Kunden umgelegt. Ist wie ne Lizenz zum Gelddrucken. Es gibt für die Betreiber keinen Anreiz zu sparen, denn die Umlagen kann der Kunde quasi nicht anfechten. Schlimer noch: die ganze Energie-Gesetzgebung begünstigt in erster Linie die Großverbraucher, wie ZDF 'Die Anstalt' neulich aufgezeigt hat.

"verrostete Muffe"

helmut-1 @, Siebenbürgen, Samstag, 18.01.2020, 20:11 vor 1550 Tagen @ Echo 2578 Views

Am Samstag abend darf mal wohl etwas Erheiterndes beitragen, oder nicht?

Zu dem unter Betreff genannten Begriff fällt mir natürlich ein, dass es da eine ganze Reihe davon gibt, die auf Gottes schöner Welt herumlaufen. Nur verfügen die noch über ein zusätzliches Attribut. Der Wiener kennt das unter dem Begriff "Schiach wia da Zins".

Hoffentlich liest Alice Schwarzer hier nicht mit.....
[[rofl]]

Noch eine Frage

Albatros @, Lothringen, Freitag, 17.01.2020, 14:27 vor 1551 Tagen @ Echo 3697 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 17.01.2020, 14:49

Guten Tag,

im ersten Video der "Balkonkraftwerkserie" ist zu sehen, dass das Modul in der Sonne steht und unmittelbar Gleichstrom produziert.
Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom in 220V Wechselstrom um. Mittels Kabel und handelsüblichem Schuko-Stecker gelangt der Strom dann in eine Steckdose.

Wie gross ist die Gefahr, durch Anfassen an dem Schuko-Stecker, an dem ja 220V anliegen müssten, einen elektrischen Schlag zu bekommen, wenn sich ein evtl. vorhandener An-/Ausschalter am WR zufällig in der "An"-Position befindet?

PS: Die Fragestellung klärt sich im im zweiten Video der Serie.

Gruss,
der

--
Albatros

Du kennst Dich offensichtlich mit den Kosten aus

helmut-1 @, Siebenbürgen, Samstag, 18.01.2020, 06:23 vor 1551 Tagen @ Echo 3052 Views

Ist natürlich schwierig, so etwas aus der Distanz zu beantworten. Aber auch eine Bauchmeinung würde mir schon genügen.

Worum gehts:
Wir haben hier in unserer Stadt in Siebenbürgen so Ø ca. 1 x monatlich Stromausfall. Manchmal 1/2 Std., manchmal aber auch bis 5 Std. Letztens war es ein ganzer Tag, da musste ein neuer Transformator aus Bukarest angeliefert und montiert werden.

Nun haben wir ein geräumiges Anwesen, das Haus ist groß, auf 3 Etagen (Kellerräume, Erdgeschoss, Obergeschoss) mit Garage und noch ein Nebengebäude. Wir haben Kraftstromanschluss, wobei das so gelegt ist, dass ich zwar die Möglichkeit einer 16er und 32er Steckdose zum Anschluss irgendeines drehstrombetriebenen Gerätes habe, aber die 3 Phasen sind zur Versorgung der genannten drei Etagen aufgeteilt, also jede Phase für eine andere Etage.

Für Ausfälle bei Wasser und Strom habe ich Vorsorge getroffen. Fürs Wasser habe ich einen 500 l Glasfasertank mit Hauswasserwerk im Keller, wo dann nur die Hebel der Ventile umgelegt werden. Beim Stromausfall kommt das Drehstromaggregat (3 KW) in Funktion. Da gibts einen zentralen Schalter (ich weiß nicht, wie der heißt), in der Mitte "0", links geht das Ganze auf Stadtwerke, rechts das Ganze auf Aggregat. Der Nachteil ist der Lärm des Benzinmotors, - ist insbesondere in den Abendstunden für die Nachbarn ärgerlich. Beim Generalumbau des Hauses werde ich das Ding dann in den Keller verfrachten, mit Abluftrohr für die Abgase.

Natürlich gäbe es aufgrund der Fortentwicklung von Photovoltaik die Möglichkeit, sich eine Anlage mit Speicherkapazität hinzustellen, dabei (zumindest teilweise) den Strom selbst zu produzieren (Einspeiseverträge für Private gibts hier - meines Wissens - noch nicht), dafür aber durch den Speicher die Möglichkeit zu haben, zukünftig auf das Aggregat beim Stromausfall verzichten zu können.

Nun macht so eine Anlage aufgrund der Lage des Haupthauses mit dem Satteldach nur auf dem Nebengebäude mit Pultdach einen Sinn, das von ca. 9 Uhr bis 16 Uhr Sonne bekommt, wenn eine scheint. Dazu begrenzt auf ca. 60 m² Fläche. Klar ist alles möglich, stellt sich nur die Frage nach dem Aufwand, und ob sich das lohnt.

Daher die konkreten Fragen:

1)Geht das überhaupt, per Speicher soviel Strom über diese begrenzte Fläche als Reserve zu haben, damit man beim Stromausfall kein Aggregat benötigt? Kann man durch die parallel dazu gewonnene Strommenge irgendwann von einer Amortisation sprechen?

2) Wenn die gewöhnlich benützte Strommenge (hab die KW nicht im Kopf) in einem üppigen Haushalt (mit mehreren Kühlschränken, Gefriergeräten, Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler, Heizstrahler im Bad, von PC u. TV reden wir erst gar nicht) dadurch nicht abgedeckt werden kann, wäre es bei der großen Renovierung sinnvoll, eine extra Leitung in jeden Raum mit einer Art Ersatzbeleuchtung und einer Steckdose zu legen, die nur beim Stromausfall
benützt werden?

3) Kann sich sowas überhaupt rechnen oder muss man das als Utopie bezeichnen, und ich bin besser beraten, beim Stromausfall weiterhin mein Aggregat zu benützen, auch wenn ich dann mit der Taschenlampe in den Keller muss?

Schwierig, - aber vielleicht gibts da eine Antwort drauf.

Kurz zur PV

Oberbayer @, Samstag, 18.01.2020, 08:02 vor 1551 Tagen @ helmut-1 3101 Views

Echo hat es alles gut erklärt.
So wie Du Deinen Strombedarf schilderst,ist eine PV-Anlage viel zu teuer.
Dann müsstest Du einiges in LiPO4-Speicherbatterien investieren und würdest in den Wintermonaten dann doch fast täglich die Akkus mit dem Aggregat aufladen,während in den lichtreichen Monaten eine Deckung zu 80-mehr als 100% möglich wäre.
Die Kosten für eine solche PV-Anlage ca. 4000€ für Solarmodule,ca.2400 € für 3 Wechselrichter (je 1 pro Phase);ca. 12000€ für die Speicherbatterien;Aufständerung und Verkabelung kommt auf die Beschaffenheit/Entfernung zum Wechselrichter an - ca 1-2T €.Dazu kommen Kosten für einen Elektrofachmann-wenn Du es nicht selber machen willst/kannst.
Ich habe mir selbst eine kleine solche Anlage gebaut mit 1200 Wp und kenne deswegen alle Probleme in diesem Zusammenhang ganz gut.Da führe ich seit längerer Zeit Tagebuch-und wir hatten seit November sehr wenig Sonnentage im Berliner Raum.Und ohne Sonne kannst Du PV vergessen!

mfG

P.S.:Wenn du in China ein Komplettpaket bestellst sparst Du ca. 40% (musst Du beim Zoll nachfragen,was die zusätzlich zu den Chinesen verlangen).

1)Geht das überhaupt, per Speicher soviel Strom über diese begrenzte
Fläche als Reserve zu haben, damit man beim Stromausfall kein Aggregat
benötigt? Kann man durch die parallel dazu gewonnene Strommenge irgendwann
von einer Amortisation sprechen?

2) Wenn die gewöhnlich benützte Strommenge (hab die KW nicht im Kopf) in
einem üppigen Haushalt (mit mehreren Kühlschränken, Gefriergeräten,
Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler, Heizstrahler im Bad, von PC u. TV
reden wir erst gar nicht) dadurch nicht abgedeckt werden kann, wäre es bei
der großen Renovierung sinnvoll, eine extra Leitung in jeden Raum mit
einer Art Ersatzbeleuchtung und einer Steckdose zu legen, die nur beim
Stromausfall
benützt werden?

3) Kann sich sowas überhaupt rechnen oder muss man das als Utopie
bezeichnen, und ich bin besser beraten, beim Stromausfall weiterhin mein
Aggregat zu benützen, auch wenn ich dann mit der Taschenlampe in den
Keller muss?

Schwierig, - aber vielleicht gibts da eine Antwort drauf.

--
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt,
desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.
meinte G.Orwell

Danke für den Hinweis

helmut-1 @, Siebenbürgen, Samstag, 18.01.2020, 18:48 vor 1550 Tagen @ Oberbayer 2580 Views

Ich hab mir sowas Ähnliches bereits gedacht, - wollte nur noch eine fachliche Meinung dazu hören. Was mich auch unsicher macht, das ist die Haltbarkeit dieser Stromspeicher, - egal aus welchem Material. Die Viecher sind ja saumäßig teuer. Und wenn man die alle paar Jahre erneuern muss, dann gute Nacht.

Aber es gibt noch eine andere Variante:

Bei den von mir angegebenen 60 m² möglicher Solarfläche stellt sich dann abschließend die Frage, ob

- sowas geht
- ob sowas sinnvoll ist
- und ob das noch in einem überschaubaren preislichen Rahmen sowohl von der Anschaffung als auch von der Unterhaltung her liegt

Was meine ich konkret:

Es geht um den Stromausfall. Das wird sich in den nächsten Jahren nicht großartig bessern. O.k., für die PCs gibts Speicher, und die Kühleinrichtungen können auch mal ein paar Stunden ohne Stromversorgung auskommen. Wenn die Waschmaschine oder der Trockner an ist, dann müssen die halt Pause machen.

Es geht mir um das "plötzlich im Dunklen stehen" Das ist schon im privaten Bereich unangenehm, aber ich hab noch was anderes vor. In unserem Häuschen im Zentrum habe ich einen großen - typisch sächsischen - Gewölbekeller. Da habe ich bereits mit dem Umbau begonnen, da soll ein Lokal mit Musikszene etabliert werden.

Da gehen insgesamt ca. 60 Leute hinein. Ist da Stromausfall, dann muss ich (hoffentlich bin ich auch anwesend...) den Leuten sagen, - keine Panik auf der Titanik, ich hol mir mal schnell die Taschenlampe und mach den Generator an. Solange sind die Musiker und die Gäste im schwarzen Loch.


Schaun ma mal, was da an Strom gebraucht wird:

Im Haus (sagen wir mal - ca. 10 Beleuchtungskörper mit 60 W-Birnen) und dann im Lokal (Küche und Gastraum nochmal 8 x 60 W) mit ein paar Steckdosen, - damit die Musiker weiter spielen können (nochmal 50 - 100 W), dann wären das so rund 1200 W, die man gegen die Dunkelheit benötigen würde. Dass die Dinger extra verkabelt werden müssen (Lampen und Steckdosen), das ist mir schon klar.

Daher meine Frage:

Bringt das was, für diesen beschriebenen Zweck ein PV-System zu etablieren, mit einem Speicher für so 5 - 6 Std., aber unter der Voraussetzung, dass das mit dem Strom der Stadtwerke so kombiniert ist, dass automatisch die Reservelichtlein angehen, wenn der städtische Strom weg ist?

Wär natürlich praktisch. Wenn man da aber mit Kanonen auf Spatzen schießen muss, ich meine, was Aufwand und Kosten betrifft, dann muss man über die Rentabilität nachdenken.

Vielleicht weißt Du (oder jemand) was dazu. Danke!

Beleuchtung

Oberbayer @, Sonntag, 19.01.2020, 02:43 vor 1550 Tagen @ helmut-1 2506 Views

benötigt heutzutage den geringsten Stromanteil im Eigenheim.
Ich habe grundsätzlich nur LED-Beleuchtung,zwischen 2W bis 13,5W je Leuchtkörper. Also würdest Du gerade mal ca. 120 W Leistung benötigen,wenn alle 18 Lampen gleichzetig Licht erzeugen.
Eine LiFePO4-Einheit von 1,2 KWh würde also ca. 10 Std. diese Lampen versorgen.
Dazu benötigst Du nur einen Wechselrichter(48V-Ladespannnung) und den Akku,kostet zusammen mit den wenigen Kabeln um die 2000€,aus China weit weniger.
Den Wechselrichter programmierst Du auf Ladung aus dem öffentlichen Netz.
Der arbeitet dann wie folgt:Er ist immer an.Bei Bedarf ladet er den(die)Akku(s) aus dem Netz und "ruht" ansonsten.Fällt das Netz aus,schaltet er innerhalb von Bruchteilen von Sekunden zu und versorgt unterbrechungsfrei weiter das Haus.Diese Technik ist ausgereift und funktioniert perfekt.
Die Akkus halten dann ewig,weil kaum Ladezyklen sie schädigen.
Und wenn Du Freude daran hast kannst Du jederzeit mit PV-Modulen nachrüsten und die Akkus dann mit Sonnenlicht laden-da muss man nur die Programmierung ändern. Das geht sehr schnell, da die Wechselrichter mit dem Laptop über USB verbunden sehr schnell umprogrammiert werden können,manche können das auch über WLAN.

mfG

Im Haus (sagen wir mal - ca. 10 Beleuchtungskörper mit 60 W-Birnen) und
dann im Lokal (Küche und Gastraum nochmal 8 x 60 W) mit ein paar
Steckdosen, - damit die Musiker weiter spielen können (nochmal 50 - 100
W), dann wären das so rund 1200 W, die man gegen die Dunkelheit benötigen
würde. Dass die Dinger extra verkabelt werden müssen (Lampen und
Steckdosen), das ist mir schon klar.

Daher meine Frage:

Bringt das was, für diesen beschriebenen Zweck ein PV-System zu
etablieren, mit einem Speicher für so 5 - 6 Std., aber unter der
Voraussetzung, dass das mit dem Strom der Stadtwerke so kombiniert ist,
dass automatisch die Reservelichtlein angehen, wenn der städtische Strom
weg ist?

--
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt,
desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.
meinte G.Orwell

Na, das hilft mir enorm weiter

helmut-1 @, Siebenbürgen, Sonntag, 19.01.2020, 08:21 vor 1550 Tagen @ Oberbayer 2371 Views

Diesen Gedanken werde ich unserem Elektriker präsentieren. Danke dafür!

Du schreibst:
Ich habe grundsätzlich nur LED-Beleuchtung.

Ich hab mich dagegen immer gewehrt, - zumindest dort, wo ich mich wohlfühlen will. Aus dem einfachen Grund, weil mir das Licht zu grell und kalt erschien. Nun aber habe ich gehört, dass es da mittlerweile auch Warmtöne bei diesem LED gibt. Dazu möchte ich das schon in einfacher Handhabung halten, also wie gewohnt, beim Defekt das Ding einfach herausschrauben wie eine Glühbirne.

Im Net habe ich dazu das gefunden:

LED-Lampe 7.5W (ersetzt 40W) 827 (extra warmton) E27 in Glühlampenform 270°, 220-240V [Energieklasse A]von GE.

Ist das sowas?

Stellt sich die Frage, ob man da einen Puffer installieren muss. Ich weiß nicht, wie die Dinger in der Fachsprache heißen. Sind - je nach Kapazität - nicht gerade billig, aber oft notwendig.

Warum:
Wenn der Strom ausfällt und dann zurückkommt, dann haut er am Anfang oft mit 300V ins Netz, da verabschieden sich manchmal verschiedene Geräte (Kühlschrank, TV, PC, etc.), wenn sie nicht abgesichert sind. Die neumodischen Sparlampen reagieren da gleich beleidigt drauf, die alten traditionellen Glühbirnen halten das besser aus. Auch einer der Gründe, warum ich immer noch an den Glühbirnen hänge.

Also: sind die LED-Dinger auch beim Stromstoß beleidigt? Empfiehlt es sich, da zu puffern?

ich versuche es mal...

Blut-Svente @, Dienstag, 21.01.2020, 07:50 vor 1548 Tagen @ helmut-1 2104 Views

Hallo Helmut,

wenn ich das geballte Halbwissen hier lese, na ja, nix genaues...

Die Versorgung bei Netzausfall vom öffentlichen Stromnetz ist schon oft in anderen Foren diskutiert orden.
Fakt ist: nix geht mehr, auch die Ölheizung nicht, da Steuerung, Zündung und Umwälzpumpen keinen Mucks mehr machen. Wer meint, einfach ein dickes Dieselaggregat nehmen, braucht zum einen die Möglichkeiten, das zu betreiben und in das vom Netz abgekoppelte Inselnetz(Haus) einzuspeisen, sonst würde man die Umgebung mit versorgen...geht wohl nicht. Bei einphasiger Versorgung sind dazu die 3 Phasen im Haus zusammen zu schalten, damit jeder Verbraucher was bekommt, bei 3phasigem Generator kann es so bleiben. Wer dann glaubt, man kann so weiter Strom verbrauchen wie bisher...nun ja, viel hilft viel, aber dazu sind dann auch ein paar hundert/tausend Liter Diesel/Heizöl nötig. Und die Kosten explodieren.
Sparen ist hier die bessere Wahl, also nur das betreiben, was unbedingt nötig ist, die Dame des Hauses wird dann weder das Bügeleisen noch einen Elektroherd nutzen können/sollen. Also alles, was Strom direkt in Wärme verwandelt, ist zu meiden. Kochen mit Gas oder Holz ist angesagt, dazu Kaminofen und nur ein Raum sollte beheizt werden. Licht alternativ wären die guten alten Kerzen oder neuerdings LED Beleuchtung. Man sollte wissen, dass es dort riesen Fortschritte gegeben hat, es gibt mittlerweile sehr farbwiedergabe-teue LED mit hoher Effizienz und längster Lebensdauer, einfach revolutionär.
Hochqualitative LED Beleuchtung (keine Bamarkt Billiglampem) sind schon allererste Wahl.
Zum Thema Blindleistung/Wirkleistung/Scheinleistung gehe ich hier nicht ein, das erfordert etwas Physik/Elektrotechnik, das sprengt den Rahmen.
Nur so viel, die alten Scheibenzähler haben i.d.R. keine Rücklaufsperre
und erfassen nur reine Wirkleitung. Da viele Verbraucher aber meist induktive Anteile haben (z.B. Elektromotoren mit Spulen/Induktivitäten) darf das Kraftwerk hier ordentlich Leistung füttern, die munter für den Auf/Abbau von magnetischen Feldern gebraucht werden, aber keine Wirkarbeit verrichten. War früher egal, aber heute kommt mehr und mehr die Blindleistungskompensation.
Großverbraucher zahlen schon immer für die Kilowattstunde "reaktiv" (kvar)und zwar ordentlich. Deshalb haben auch die alten Leuchtstofflampen ,it den Vorschaltgeräten (Spulen) einen passenden Kondensator für die Kompensation.
Für interessierte empfehle ich dringend die nachfolgende Seite:
Offgrid und autarke Versorgung sehr lesenswert
Der Mann hat sich größte Mühe gegeben, alle wesentlichen Aspekte zu berücksichtigen, sehr viel Lesestoff, der sehr spannend ist.
Das Thema ist alles andere als trivial.

Falls noch gezielte Fragen bestehen nach disser Lektüre, gerne...

Glück auf und Waidmannsheil
Svente

--
Wenn man einen Deutschen mit ein paar Konservendosen in den Urwald jagt, kommt er mit einer Lokomotive wieder heraus...
Ephraim Kishon

Ich fasse mal zusammen, sofern ich das kann

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 21.01.2020, 13:25 vor 1547 Tagen @ Blut-Svente 1930 Views

Eine Art Notstromversorgung über PV und entsprechende Speicher wäre für so einen Haushalt, wie ich das beschrieben habe, viel zu teuer. Also bleiben wir mal beim traditionellen Aggregat.

Wenn ich vorhabe, das im Keller zu positionieren, muss ich mir Gedanken über die Größe und das Gewicht machen. Da ich weiß, wieviel mein Drehstromaggregat wiegt, wird es dann bei einem einfachen Benzinaggregat für Wechselstrom bleiben, so mit 1800 - 2000 W Leistung. Ich muss ja berücksichtigen, dass ich das mal über die Kellertreppe herausholen muss, wenns zum Onkel Doktor muss.

Der Nachteil ist aber, dass ich mich dann auf die Pirsch mit der Taschenlampe begeben muss, um das Ding einzuschalten. Hat es - zufälligerweise - einen Defekt, oder ist der Vergaser verdreckt, dann sehe ich alt aus, - zumindest älter, als ich ohnehin bin. Nun kann ich meine auf die drei Etagen aufgeteilten Phasen nicht über das eine Aggregat speisen, das reicht hinten und vorne nicht. Da geht das Ding gleich in die Knie.

Jetzt bleibt mir die Möglichkeit, beim Stromausfall überall herumzulaufen und die unnötigen Stromverbraucher abzustellen, was mit der Taschenlampe irgendwie ärgerlich und auch zeitaufwändig ist.

Deshalb denke ich, dass die Version von Oberbayer ganz interessant ist, nämlich das mit dem Wechselrichter und dem "automatischen" Speicher. Um mir meinen Spießrutenlauf mit dem Abschalten von nicht unbedingt notwendigen Stromverbrauchern zu ersparen, dürfte die Version, die sog. Notfalllampen und dazu noch eine Reservesteckdose in jedem Raum über ein gesondertes Kabelsystem zu versorgen, die vernünftigste sein.

Ich muss mir ja keine Notbeleuchtung wie im Kino anschaffen, das können ja auch schön gestylte Beleuchtungskörper sein, die auch dann, wenn sie nicht in Betrieb sind, eine Bereicherung des Designs im Raum darstellen. Die Reservesteckdose bekommt dann einen beleuchteten Rahmen, oder ein Lämpli oben drüber, damit man weiß, wo man was im Bedarfsfall nun hineinstecken kann.

Dadurch erspare ich mir den Puffer, weil diese Beleuchtung nie ans öffentliche Netz kommt. Das endet ja beim Wechselrichter. Dazu kommt, dass - wie Du auch bestätigt hast - diese LED-Dinger mit wenig Stromverbrauch mittlerweile in einem ansehbaren Licht hergestellt werden.

Soweit, so gut. Was ich aber noch nicht ganz gerafft habe, ist die Frage nach dem Schutz der Stromabnehmer, wenn der Strom zurückkommt. Das bezieht sich auf die üblichen Haushaltsgeräte, aber auch TV, usw. Die PCs haben sowieso einen Überspannungsschutz in der Stromleiste, aber es geht ja auch um den Wechselrichter.

Fakt ist, - ich wiederhole das - wenn der Strom zurückkommt, dann haut er meistens mit bedeutend mehr als 240 V rein. Am Anfang, dann regelt sich das.
Und nun komme ich zur Gretchenfrage:

Bleibt mir nichts anderes übrig, als mir einen Puffer anzuschaffen, um mich vor Schaden zu schützen, oder gibt es eine Möglichkeit, die spätere Stromzufuhr beim Stromausfall automatisch abzuschalten, wonach man sie nach einer Zeit dann wieder manuell wieder aufs Anwesen hereinlässt? Dadurch verhindere ich ja, dass da beim ersten Schuss 300 V zu mir reinkommen.

Der Puffer ist natürlich nicht gerade billig, - hängt von der Leistung ab.

So. Nun wäre ich für Antwort/Korrektur etc. dankbar. Dass es einen gewissen Aufwand bedeutet, von einem zentralen Punkt aus (Wechselrichter/Speicher) im ganzen Haus ein extra Kabelnetz zu ziehe, das ist mir klar. Aber vor der Generalrenovierung ist das kein Problem, weil die Wände sowieso alle überarbeitet werden.

Freischalten, Inselnetz und noch einiges mehr

Blut-Svente @, Mittwoch, 22.01.2020, 12:25 vor 1546 Tagen @ helmut-1 1904 Views

Hallo Helmut,

die Fragestellung unten sagt mir, es fehlt etwas Licht im Dunkeln der el. Energieversorgung.
Also, erst mal: Dein Generator mit 2kw ist wahscheinlich ein Einphasen-Asynchron Moppel, heisst, er dreht auf 50Hz Nezfrequenz bezogen etwas mehr als 3000 U/min, durch das Delta zur Drehzahl kommt einfach gesagt der Strom zustande im Generator-Betrieb, als Motor, also Treiben, würde er z.B. 2900 U/min unter Last drehen, wenn man 50 Hz Wackelsaft einspeist. Das ist die Natur von Asynchron-Maschinen. Synchron-Maschinen (2 Pole, also Polpaarzahl=1) drehen genau! 3000 Umdrehungen, der Stromfluss und damit das Drehmoment entsteht durch das Delta zur Phasenlage des Referenznetzes. (Motor wie auch Generatorbetrieb) Habe ich nun ein öffentliches Netz mit 50Hz und speise dort mit 3100 U/min ein und schalte das zusammen, liegen weder Spannung noch Phasenlage einheitlich, also es kommt zu kurzschluss-artigen Strömen, es rummst und das Überstrom-Schutzorgan schaltet ab. Löse Dich mal von der "Gleichstrom-Vorstellung", sind Phasenlage genau 180Grad unterschiedlich, hast Du 2 mal Wurzel2 mal 230v, also rund 640V Spannungsunterschied beim Zusammenschalten...nix gut.
Ein Solar-Wechselrichter koppelt einen Gleichstromkreis, der mittels Leistungselektronik (und teilw. Trafo) wechselgerichtet wird, genau Spannungs- und Phasengleich aufs ins einzuspeisende Netz, dann gibt er "Gas" und regelt den Phasenwinkel so, dass die zur Verfügung stehende Energie ins Netz einspeist. Du siehst, mit einer Asynchron-Maschine im Generatorbetrieb ist das nicht denkbar. Dazu überwacht die ENS (Pflicht in jedem Solar-WR in der EU) ob das Netz noch da ist, ist es weg, schaltet die ENS die Schose ab, damit es keine ungewollte Inselbildung gibt. Das ist gefährlich bei Arbeiten an freigeschalteten Netzen. Die Netzfrequenz im öffentlichen Netz wird überwacht, Abweichungen in Milli-Hertz gemessen! Netzfrequenz
Kommen wir zum Inselnetz: Betreibst Du mit Deinem Generator Verbraucher, egal, aus welchem Grund, und wenn es nur die einzelne Flex am Moppel auf dem Acker ist, hast Du ein einfaches Inselnetz gebildet. Dort herrschen die Bedingungen, die sich aus Generator und Last Wechselspiel ergeben, also z.B. 214V und 54,25Hz(Motordrehzahl!). Das schwankt teilweise sehr deutlich, abhängig von Last, Schaltvorgängen, Leistung des Moppels u.v.m. Ein wichtiger Punkt ist noch zu beachten. Würdest Du mit dem Moppel Deine Verbraucher im Haus bei Stromausfall einfach speisen, ohne das Haus vom Netz zu trennen (Inselbildung) würde die Leistung nach "draußen" fließen, Du würdest den Rest der Welt gleich mit versorgen...
geht natürlich nicht, mit 2kw ganz sicher nicht. Also, kurzschlussähnlich und es rummst wieder... Deshalb muss man zwingend das Haus an der Einspeisung von draußen freischalten. Mein Moppel gibt die Bedingungen etc. vor. Und damit beantwortet sicha uch die Frage: von draußen haut nix rein, wenn die (öffentliche Spannungsversorgung) wieder kommt, da abgeschaltet. Anders geht es nicht!
Ob man das automatisiert macht oder von Hand mit nem kräftigen Schalter, erst mal egal.
Mein Studer XTM WR hat einen Generator-Eingang, ich parametriere die max. Leistung des Moppels und er speist den Saft vom Moppel ins freigeschaltete Hausnetz, überschüssige Leistungs bis zur max.Leistung nutze er, um die Akkus
(24V OPZS) zu laden. Braucht man mehr Leistung, speist er Moppel-Saft ein und nimmt dazu noch Saft aus den Akkus bis zu Leistungsgrenze des WR. Über Hilfskontakte kann man per Schütz das Haus freischalten, die Phasen zusammen schalten (Verriegelung! sonst Kurzschluss) und sogar den E-Starter des Moppels betätigen. USV fürs Wohnhome. Mit entsprechendem Aufwand geht vieles. Kostet aber richtig Geld, für etwas Bequemlichkeit im seltenen Fehlerfall m.E. zu viel.

Bitte lies auch mal Autarkie, Solar u.v.m. SHER gute Seite mit viel Hintergrund!

Wenn ich vorhabe, das im Keller zu positionieren, muss ich mir Gedanken
über die Größe und das Gewicht machen. Da ich weiß, wieviel mein
Drehstromaggregat wiegt, wird es dann bei einem einfachen Benzinaggregat
für Wechselstrom bleiben, so mit 1800 - 2000 W Leistung. Ich muss ja
berücksichtigen, dass ich das mal über die Kellertreppe herausholen muss,
wenns zum Onkel Doktor muss.

Keller? Abgase? Abgasführung? Kraftstofflagerung? Wie sieht es mit Stall/Schuppen aus?

Der Nachteil ist aber, dass ich mich dann auf die Pirsch mit der
Taschenlampe begeben muss, um das Ding einzuschalten. Hat es -
zufälligerweise - einen Defekt, oder ist der Vergaser verdreckt, dann sehe
ich alt aus, - zumindest älter, als ich ohnehin bin. Nun kann ich meine
auf die drei Etagen aufgeteilten Phasen nicht über das eine Aggregat
speisen, das reicht hinten und vorne nicht. Da geht das Ding gleich in die
Knie.

Meine Empfehlung: mach eine netzgepufferte Notlampe mit LED/Akku an die wichtigsten Stellen, so auch in der Nähe des Generators. Das einfachste ist, aus dem (billigen) Netzstrom zu puffern. Warum WR, wenn doch Strom da ist im Normalfall?. LED Notlichter leuchten mehrere Stunden und kosten nicht viel.

Jetzt bleibt mir die Möglichkeit, beim Stromausfall überall
herumzulaufen und die unnötigen Stromverbraucher abzustellen, was mit der
Taschenlampe irgendwie ärgerlich und auch zeitaufwändig ist.

Da kommste nicht drumrum. Die dicken Verbraucher (Wärmeerzeuger usw.) abschalten, dann Moppel an. Oder einen dicken Moppel, der alles schafft.
Viel hilft viel. Ist aber nicht zielführend.

Deshalb denke ich, dass die Version von Oberbayer ganz interessant ist,
nämlich das mit dem Wechselrichter und dem "automatischen" Speicher. Um
mir meinen Spießrutenlauf mit dem Abschalten von nicht unbedingt
notwendigen Stromverbrauchern zu ersparen, dürfte die Version, die sog.
Notfalllampen und dazu noch eine Reservesteckdose in jedem Raum über ein
gesondertes Kabelsystem zu versorgen, die vernünftigste sein.

Warum getrennte Kabel? Vorne freischalten und schwupps haste Dein Inselnetz.
Ohne großen Aufwand. Die zusätzlichen Kabel/Dosen liegen >99% brach, es würde Dir nur das Abschalten/Trennen der dicken Verbraucher ersparen. Wie oft kommt das vor?

Ich muss mir ja keine Notbeleuchtung wie im Kino anschaffen, das können
ja auch schön gestylte Beleuchtungskörper sein, die auch dann, wenn sie
nicht in Betrieb sind, eine Bereicherung des Designs im Raum darstellen.
Die Reservesteckdose bekommt dann einen beleuchteten Rahmen, oder ein
Lämpli oben drüber, damit man weiß, wo man was im Bedarfsfall nun
hineinstecken kann.

Dadurch erspare ich mir den Puffer, weil diese Beleuchtung nie ans
öffentliche Netz kommt. Das endet ja beim Wechselrichter. Dazu kommt, dass
- wie Du auch bestätigt hast - diese LED-Dinger mit wenig Stromverbrauch
mittlerweile in einem ansehbaren Licht hergestellt werden.

Hast Du in den wichtigsten Räumen sehr hochwertige/angenehme und sehr sparsame LED Beleuchtung, kann die einfach eingeschaltet bleiben. Der Moppel merkt die 100W von den paar Lampen kaum und es wird fast überall hell, wenn er startet.
Kühlschrank und Heizungssteuerung/Umwälzpumpen laufen. Der Rest ist sekundär.

Soweit, so gut. Was ich aber noch nicht ganz gerafft habe, ist die Frage
nach dem Schutz der Stromabnehmer, wenn der Strom zurückkommt. Das
bezieht sich auf die üblichen Haushaltsgeräte, aber auch TV, usw. Die PCs
haben sowieso einen Überspannungsschutz in der Stromleiste, aber es geht
ja auch um den Wechselrichter.


wurde oben geklärt. Ist der öffentliche Saft wieder da, schaltest Du den Moppel ab (spannungsfrei) und dann das Haus wieder ans öffentliche Netz.
Es gibt fertig verdrahtete Schalteinheiten, die die 3 Phasen abschalten (Netztrennung) und dann erst! die drei Phasen im Haus zusammen schalten. Dann kommste mit Deinem Einphasen-Moppel auch an alle Verbraucher und bist nicht auf die zufällige Aufteilung der Einphasen-Verdrahtung angewiesen.

Fakt ist, - ich wiederhole das - wenn der Strom zurückkommt, dann haut er
meistens mit bedeutend mehr als 240 V rein. Am Anfang, dann regelt sich
das.
Und nun komme ich zur Gretchenfrage:

Bleibt mir nichts anderes übrig, als mir einen Puffer anzuschaffen, um
mich vor Schaden zu schützen, oder gibt es eine Möglichkeit, die spätere
Stromzufuhr beim Stromausfall automatisch abzuschalten, wonach man sie nach
einer Zeit dann wieder manuell wieder aufs Anwesen hereinlässt? Dadurch
verhindere ich ja, dass da beim ersten Schuss 300 V zu mir reinkommen.

Der Puffer ist natürlich nicht gerade billig, - hängt von der Leistung
ab.

So. Nun wäre ich für Antwort/Korrektur etc. dankbar. Dass es einen
gewissen Aufwand bedeutet, von einem zentralen Punkt aus
(Wechselrichter/Speicher) im ganzen Haus ein extra Kabelnetz zu ziehe, das
ist mir klar. Aber vor der Generalrenovierung ist das kein Problem, weil
die Wände sowieso alle überarbeitet werden.

--
Wenn man einen Deutschen mit ein paar Konservendosen in den Urwald jagt, kommt er mit einer Lokomotive wieder heraus...
Ephraim Kishon

Komisch, dass keiner daran denkt

Mephistopheles, Sonntag, 19.01.2020, 10:14 vor 1549 Tagen @ Oberbayer 2462 Views

Echo hat es alles gut erklärt.
So wie Du Deinen Strombedarf schilderst,ist eine PV-Anlage viel zu teuer.
Dann müsstest Du einiges in LiPO4-Speicherbatterien investieren und
würdest in den Wintermonaten dann doch fast täglich die Akkus mit dem
Aggregat aufladen,während in den lichtreichen Monaten eine Deckung zu
80-mehr als 100% möglich wäre.

Komisch, dass keiner daran denkt... aus dem überschüssigen Strom Methanol zu erzeugen.
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/chemie/katalysator-erzeugt-effizient-me...
https://www.ise.fraunhofer.de/de/forschungsprojekte/konversion-von-co2-und-h2-zu-methan...
Methanol kann man bei jedem speziell angepassten Ottomotor einsetzen.

Die Kosten für eine solche PV-Anlage ca. 4000€ für Solarmodule,ca.2400
€ für 3 Wechselrichter (je 1 pro Phase);ca. 12000€ für die
Speicherbatterien;

Mit Methanol kannst du dir deine Speicherbatterien sparen.
Methanol ist bei Zimmertemperatur flüssig! Du darfst den Wagen im Sommer nur nicht in der prallen Sonne stehen lassen! Aber im Schatten sollte es möglich sein.

Aufständerung und Verkabelung kommt auf die

Beschaffenheit/Entfernung zum Wechselrichter an - ca 1-2T €.Dazu kommen
Kosten für einen Elektrofachmann-wenn Du es nicht selber machen
willst/kannst.

Komisch, dass keiner daran denkt, die Solarmodule auf der blanken Erde aufzuständern. Die paar Meter mehr bei einer durchschnittlichen Entfernung von 149.000.000.000m zur Sonne machen sich beim Ertrag kaum bemerkbar, dafür ist es auf ebener Erde leichter, die Module dem Lauf der Sonne nachzuführen.

Ich habe mir selbst eine kleine solche Anlage gebaut mit 1200 Wp und kenne
deswegen alle Probleme in diesem Zusammenhang ganz gut.Da führe ich seit
längerer Zeit Tagebuch-und wir hatten seit November sehr wenig Sonnentage
im Berliner Raum.Und ohne Sonne kannst Du PV vergessen!

mfG

Wasserstoff ist Schmarrn und viel zu gefährlich und unhandlich. Aber Methanol ist bekannt, einfach zu händeln und kann überall da eingesetzt werden, wo heute Benzin verwendet wird.

Gruß Mephistopheles

Strom Einseisung von privat....

Ondekdebüllent @, Sonntag, 19.01.2020, 13:30 vor 1549 Tagen @ Echo 2403 Views

Ist es nicht so, dass man grundsätzlich eine Erlaubnis benötigt, um Strom in öffentliche Netze einzuspeisen?

Alleine aus einem einfachen Grund:

Wenn Arbeiten an den Stromleitungen (Strasse, ...) notwendig sind, muss ja (um die Arbeiter zu schützen) der komplette Strom abgeschaltet werden.
Bisher war das ja wohl so, dass dies durch einen Anruf der Arbeiter beim örtlichen Stromanbieter geschah.

Aber wie werden denn die privaten Stromerzeuger -die ja lustig immer weiter Strom ins Netz speisen- abgeschaltet?

Müssen da nicht 'fernsteuerbare' Module eingesetzt werden? Oder etwas ähnliches?


Danke!

Non-Issue

Echo @, Sonntag, 19.01.2020, 14:01 vor 1549 Tagen @ Ondekdebüllent 2331 Views

Mir liegt die DIN VDE leider nicht vor, weil die für Nichtmitglieder gehütet wird wie ein Staatsgeheimnis.

Einspeisen an sich ist grundsätzlich nicht so das Problem, solange die Geräte VDE konform sind und abschalten wenn kein Netz da ist. Ob eine Erlaubnis vorliegen muss ist ohnehin fraglich, denn der Netzbetreiber darf ein Gesuch auch nicht einfach ablehnen. Es ist vielmehr so, dass alles korrekt angemeldet sein soll. Und jede netzgekoppelte Anlage muss der Netzagentur ohnehin gemeldet werden. Machen viele aber nicht (Guerilla-Photovoltaik). Und manche Netzbetreiber verlangen mehr als gesetzlich notwendig ist - das wäre dann so ein Fall, wo man dreist anklemmt, nachdem man den Netzbetreiber in Kenntnis gesetzt hat.

wie werden denn die privaten Stromerzeuger -die ja lustig immer
weiter Strom ins Netz speisen- abgeschaltet?

Nur windige Bastellösungen würden weiter einspeisen. Geräte die VDE konform sind, sind mehrfach abgesichert. Bei Arbeiten am Netz werden aber ohnehin nochmal die Hauptsicherungen im Straßenverteiler gezogen.

Müssen da nicht 'fernsteuerbare' Module eingesetzt werden? Oder etwas
ähnliches?

Diese Fernsteuerung würde deutliche Kosten verursachen und ist daher nur gängig bei riesigen Anlagen.

ENS heißt das Zauberwort

Blut-Svente @, Dienstag, 21.01.2020, 11:21 vor 1547 Tagen @ Ondekdebüllent 1994 Views

Hallo,

Wikipedia hilft hier weiter...

Die netzgeführten Solar-Wechselrichter verfügen über eine automatische Abschaltung (ENS), damit es zu keiner ungewollten "Inselbildung" kommt.
Deshalb sind die Solaranlagen, die netz-einspeisen auch mehr oder weniger
nutzlos im Falle vom Netzausfall. Meine Module werden dann umgeschaltet
auf einen Solar-Regler, der die Batteriebank lädt. Ein passender Inselgleichrichter (der Netzgleichrichter ist beim Stromausfall nicht zu gebrauchen) versorgt dann das vom Netz getrennte Haus als Inselnetz.

ich zitieren mal:

Eine Einrichtung zur Netzüberwachung mit zugeordneten Schaltorganen (ENS) ist eine automatische Freischaltstelle für kleine Stromerzeugungsanlagen (bis 30 kW Spitzenleistung). Sie garantiert, dass sich der Wechselrichter bei Stromausfall oder Netzabschaltung auf jeden Fall selbständig vom Stromnetz trennt, um eine Inselbildung und dadurch erfolgende Rückspeisungen in das Stromnetz zu verhindern, die möglicherweise zu gefährlichen Auswirkungen führen könnten. Erarbeitet wurden die Anforderungen an eine ENS von der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik, zusammen mit der VDEW-Projektgruppe „TAB für Kleinkraftwerke“.

Bei der ENS handelt es sich um eine Sicherheitseinrichtung. Entsteht bei der Abtrennung eines Teilnetzes ein ungewolltes Inselnetz, wird dies erkannt und der Erzeuger wird vom Netz getrennt. Es werden die elektrische Spannung, Netzfrequenz und die Impedanz des Netzes überwacht. Die Inselbildung wird entweder an einem Sprung der Netzimpedanz oder durch das Überschreiten von Frequenz- oder Spannungsgrenzwerten erkannt. Bei einphasigen Wechselrichtern kann die Spannungsüberwachung auch dreiphasig ausgeführt werden. Dann entfällt die Impedanzüberwachung. Bei trafolosen Wechselrichtern ist zusätzlich noch eine Isolationsüberwachung und ein allstromsensitiver Fehlerstrom-Schutzschalter (Typ B) vorgeschrieben.

Das Besondere an der ENS ist, dass sie redundant ausgeführt ist. Das bedeutet, dass die Überwachungseinrichtungen zweifach aufgebaut sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide (unabhängigen) Überwachungssysteme ausfallen, ist sehr gering. Deshalb kann bei Anlagen mit ENS auf eine dem Verteilungsnetzbetreiber zugängliche Freischalteinrichtung, und die jährliche Überprüfung der Freischalteinrichtung verzichtet werden. Nach der Vornorm DIN V VDE V 0126-1-1 (Februar 2006) kann bei kleinen Stromerzeugungsanlagen, die in das öffentliche Niederspannungsnetz einspeisen, auf die bisher vorgeschriebene, jederzeit dem Verteilungsnetzbetreiber zugängliche Freischalteinrichtung verzichtet werden, wenn diese über eine ENS verfügen.

--
Wenn man einen Deutschen mit ein paar Konservendosen in den Urwald jagt, kommt er mit einer Lokomotive wieder heraus...
Ephraim Kishon

Noch `ne andere Frage zum Stromzähler

eastman @, Paltz, Freitag, 17.01.2020, 22:25 vor 1551 Tagen @ Plancius 3357 Views

an die Fachleute, auch, wenn es HIER sowas von nicht reinpasst - Entschuldigung!!!!

Wir bekamen im EFH eine sog. "moderne Messeinrichtung" = digitaler Stromzähler der Marke "ISKRA" (Ossis wissen, dass das Funke bedeutet) zwangseingebaut.

Allein die Bedienanleitung mittels Taschenlampe ist ein Witz für sich.

Kein Witz ist, dass dieses Gerät in Gegenüberstellung zu den (von mir akribisch festgehaltenen vorherigen Messergebnissen) viel M E H R auf der Anzeige hat!

So verbrauchen wir angeblich NACHTS von ca. 22 Uhr abends bis ca. 8 Uhr morgens
ganze 2 kW!
Mit 2 Kühleinheiten und etwas sog. standby.

Habe bereits reklamiert beim Netzbetreiber, aber die drohen gleich mit enormen Eichungs-Kosten.

Hat jemand Erfahrung damit, bitte um Hilfe.

--
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Zähler

Echo @, Samstag, 18.01.2020, 08:34 vor 1551 Tagen @ eastman 3077 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 18.01.2020, 08:42

Allein die Bedienanleitung mittels Taschenlampe ist ein Witz für sich.

Sei froh, denn die 'modernen Messeinrichtungen' kosten *nur* um die 20€/Jahr. Die sogenannten 'intelligenten Messysteme' können in Einzelfällen bis zu 150€/Jahr kosten und melden alle 15 Minuten den Stand an den Messstellenbetreiber. Zeigen den Verbrauch aber auch präzise an.

Kein Witz ist, dass dieses Gerät in Gegenüberstellung zu den (von mir
akribisch festgehaltenen vorherigen Messergebnissen) viel M E H R auf der
Anzeige hat!

Das kann durchaus vorkommen. Was wir jedoch noch nicht genau wissen ist: Hat das alte Gerät zu wenig gezählt? Es kommt ein bisschen darauf an, welche Sensoren verbaut sind. Zitat "Die Forscher stellten in ihrer Studie ein klares Muster fest, nachdem digitale Stromzähler mit Rogowskispule grundsätzlich zu viel, während Zähler mit Hallensensoren zu wenig maßen. Keine Auffälligkeiten hingegen zeigten Geräte mit Shunt-Messung und herkömmliche Ferraris-Zähler mit Drehscheibe und Rollzählwerk." Ganz besonders wirkt sich dieses Verhalten z.B. bei modernen Leuchtmitteln aus.

So verbrauchen wir angeblich NACHTS von ca. 22 Uhr abends bis ca. 8 Uhr
morgens ganze 2 kW! Mit 2 Kühleinheiten und etwas sog. standby.

2 kWh auf 10 Stunden sind umgerechnet im Schnitt 200 Watt. Das könnte also schon grob hin kommen. Eine etwas ältere Heizungspumpe schafft locker 120 Watt. Ein Stromzähler selber kann schon um die 10 Watt saugen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass irgendwo im Haus Leckströme oder Stromdiebe vorliegen.

Habe bereits reklamiert beim Netzbetreiber, aber die drohen gleich mit
enormen Eichungs-Kosten.

Ja, als Verbraucher ist man da erstmal aufgeschmissen, weil die gesetzlichen Möglichkeiten viel Geld Kosten. Die Überprüfung liegt wohl bei um die 80€ (was ist mit Aus- und Einbau?), und den Messstellenbetreiber zu wechseln kostet auch um die 60€ im Jahr. Soweit ich weiß werden die meisten Nacheichungen aufgrund von Manipulationen vorgenommen, nicht wegen zu hoher Abrechnung. Habe mal gelesen dass nur 5% der im Eichamt überprüften Zähler zu viel zählten.
Was man jedoch ganz konkret tun kann: 1) Ursachenforschung indem man die Sicherungen einzeln rausknipst und den Verbrauch beobachtet. Manche Zähler zeigen auch die aktuelle Wattzahl für jede der 3 Phasen an 2) Ursachenforschung indem du speziell an die Kühlgeräte ein 10€ Strommessgerät zwischensteckst. 3) Mit einem Zangenamperemeter die Hauptleitungen selber messen ohne Veränderung an der Verkabelung. Alternativ auch einen eigenen kleinen Zähler hinter dem anderen fest einbauen lassen.
Ich kenne das Gefühl wie es ist wenn man den Dingern nicht traut! Mein Lösungsansatz ist nun der, dass ich selber Strom erzeugen will.

Danke für die fachlichen Hinweise,

eastman @, Paltz, Montag, 20.01.2020, 07:10 vor 1549 Tagen @ Echo 2125 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 20.01.2020, 07:14

Echo, ich habe inzwischen alle Geräte nacheinander einzeln über die Sicherungen im Kellerschrank vom Zähler genommen, und der Zähler steht still, also in Ordnung. Heizungspumpe läuft nachts nicht. Ich werde weiter nachforschen, danke nochmals.

--
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Sichtweise bzw. Definition von 'Leistung'

QuerDenker @, Samstag, 18.01.2020, 13:23 vor 1550 Tagen @ eastman 2807 Views

Hallo eastman,

es ist alles eine Frage wie man - also Du=Verbraucher, Zählerhersteller, Endgerätehersteller='Verbraucherhersteller', EVU usw. - diese Integral von tatsächlicher Leistung über die Zeit 'definiert'.

Im Detail ja ZWEI unterschiedliche bzw. exakter überlagerte Phänomene:
Deinen aktiv beeinflussten Verbrauch: also Gerät x läuft von y bis z
Wechselstrom mit 50Hz Sinus bzw. Drehstrom mit dreimal je Phase um je 120 Grad versetzen Sinus.

Nur dass dieser sog. 'Wechselstrom' eben aus Spannungsanteil und Stromanteil besteht!
Und hier kommt 'Phase' nochmals als 'Doppelbegriff': Die Phase beim Drehstrom hat nichts mit der Phasenlage von Strom/Spannung JE dieser Einzephasen zu tun.Phasenlage ist hier die 'Verschiebung' von Strom zu Spannung.
Auf manchen Geräten fidnent man ein cos-phi dafür - das phi (notfalls über arccos ausgerechnet) wäre hier dieser Phasenverschiebungswinkel.
Je nach pos. oder neg. Phasenwinkel spricht man auch von kapazitiver oder induktiver Last.

Alles was phasengleich - also phi=0 - 'verbraucht' wird, ist 'Wirkleistung'.
Alles was phasenverschoben 'verbraucht' wird fällt unter 'Blindleistung'.

z.B. alles mit Schaltnetzteilen - also sämtliche deiner genannten 'standbye'-Geräte wie auch praktisch alle 'Energiesparlampen' haben ebenso wie Motoren usw. immer einen deutlichen Blindleistungsanteil!

Der Unterschied der Stromzähler ist jetzt der, wie diese mit dieser Phasenverschiebung umgehen - d.h. wie diese messen.

Hier hat @Echo schon aufgelistet:
Die alten 'Scheibenzähler' messen praktisch nur die Wirkleistung.
Moderne 'intelligente' summieren hier jeweils korrekt Strom*Spannung.
Etwas einfachere summieren nur den Strom ohne Berücksichtigung der Spannung.

Habe bereits reklamiert beim Netzbetreiber, aber die drohen gleich mit
enormen Eichungs-Kosten.

Eichung wird hier idR wenig bringen, frage lieber welches Messverfahren - also das einzig technisch korrekte mit effektiver Messung Strom*Spannung oder ein vereinfachtes mit nur Strom ohne Berücksichtigung der aktuellen phasengleichen Spannungshöhe - hier verwendet wird!

Beste Grüße

QuerDenker

--
10cc: 'communication is the problem to the answer' <img src=" />

Hallo Querdenker,

eastman @, Paltz, Montag, 20.01.2020, 07:13 vor 1549 Tagen @ QuerDenker 2121 Views

danke für den fachlichen Rat, da bin ich leider nicht so vom Fach, muss mich damit theoretisch mal beschäftigen. Danke für die Hinweise!

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Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Ist ein bekanntes Problem: elektronische Geräte und nicht sinusförmige Stromaufnahme

Socke ⌂ @, Sonntag, 19.01.2020, 11:16 vor 1549 Tagen @ eastman 2457 Views

So verbrauchen wir angeblich NACHTS von ca. 22 Uhr abends bis ca. 8 Uhr
morgens ganze 2 kWh!

Ein Problem bei der Messung ist die von der Sinusform abweichende Leistungsentnahme.
Und das ist genau der Fall bei elektrischen Geräten, die den Wechselstrom erstmal gleichrichten, einschließlich Glättungskondensatoren. Die Stromaufnahme solcher Geräte, und besonders im Standby-Betrieb, ist nicht sinusförmig und daher viel schwerer zu erfassen. Wenn der Zähler damit nicht richtig klarkommt, kann es zu immensen Abweichungen nach oben kommen (zu viel gezählt).
Bei elektronischen Messgeräten ("Multimeter") heißt das Crest-Faktor und besagt ganz grob, bis zu welcher Abweichung von der Sinusform das Messgerät noch in der Lage ist, die Daten korrekt zu erfassen. Wenn ich mich recht erinnere, ist der Crest-Faktor definiert als Spitzenwert zu Mittelwert.
Fakt ist jedenfalls, dass bei elektronischen Geräten wie TV, Computernetzteile, Steuerungsgeräte, auch der Elektronikanteil im Kühlschrank, gerade im Standby nur eine extreme impulsförmige Stromaufnahme haben wenn der eingebaute Gleichrichter nur immer die Glättungskondsatoren nachlädt.
Und es ist ein bekanntes Problem, dass viele elektronische Zähler damit schlecht klarkommen und viel zu viel zählen, so als wenn der gemessene Spitzenwert der Stromaufnahme ein Mittelwert wäre.
Was die Sache ein klein wenig abmildern könnte, wäre, vor jedem Verbraucher einen möglichst fetten Netzfilter zu setzen, der die extremen Nadelimpulse bei der Stromaufnahme der angeschlossenen Geräte etwas abmildert. Aber ob das wirklich viel bringt müsste man testen, denn die Netzfilter können physikalisch bedingt hochfrequente Störungen viel besser unterdrücken als die 100 Herz-Impulse (obere und untere Halbwelle des 50 Hz-Sinus der Netzspannung) von Geräten im Standby-Betrieb.
Achso: Die Standby-Geräte mit abschaltbarer Steckdose versorgen wo dies möglich ist und diese abends abschalten, das brächte in diesen Fällen erheblich mehr. Auch der PC muss nicht über Nacht immer am Netz hängen.

Hallo Socke,

eastman @, Paltz, Montag, 20.01.2020, 07:18 vor 1549 Tagen @ Socke 2170 Views

danke für Deine Beurteilung meines Problems aus fachmännischer Sicht. Zufrieden bin ich garnicht mit diesem neuen Gerät, und ich frage mich mal ernsthaft, weshalb sowas dem Endkunden zwangsverkauft wird, und der kann sich nicht einmal richtig zur Wehr setzen. Ich verfolge weiter den Tages- und Monatsverbrauch.

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Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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