Das Wunderbare an Wundern ist, dass sie nicht reproduzierbar sind und man deswegen aus ihnen nichts lernen kann

Mephistopheles, Montag, 10.12.2018, 07:35 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 4009 Views

Die Geschichte der Stadt Wörgl und ihres Freigeldexperiments wurde
verfilmt...
Meiner Meinung nach gelungen:

https://tvthek.orf.at/profile/Das-Wunder-von-Woergl/13889881/Das-Wunder-von-Woergl/1399...

genau wie das Wunder von Bern. Was hat uns das bei der WM 2018 in Moskau denn noch geholfen?

Gruß Mephistopheles

Man muss kein Gesellianer sein, um sich so einen Film anzusehen.

re-aktionaer @, Montag, 10.12.2018, 08:06 vor 1965 Tagen @ Mephistopheles 3948 Views

Mich brachte Wörgl und Gesell letztendlich auf das gelbe Forum und den Debitismus - das war, als man hier noch Geldtheorie diskutierte. Ein Film über Wörgl bringt vielleicht mehr Menschen dazu, über die Natur des Geldes nachzudenken. Es ist ja kaum zu leugnen, dass die Existenz von Wirtschaftskisen und perversen Vermögensunterschieden in der Natur des jeweiligen Geldwesens begründet ist. In Wörgl war es das deflationäre Umfeld, dass dem Schwundgeld zum Durchbruch verhalf. Gegenwärtig ist es der Aufschuldungsexzess - der sich im Grunde auch nicht wahnsinnig unterscheidet nur marginal "besser" gemanagt - bzw. in seiner katastrophalen Wirkung hinausgezögert wird.

Paul C. Martin: "Was daran ein "Wunder" sein soll, ist völlig schleierhaft."

Ostfriese @, Montag, 10.12.2018, 09:35 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 4325 Views

Hallo re-aktionaer,

Mich brachte Wörgl und Gesell letztendlich auf das gelbe Forum und den
Debitismus - das war, als man hier noch Geldtheorie diskutierte. Ein Film
über Wörgl bringt vielleicht mehr Menschen dazu, über die Natur des
Geldes nachzudenken.

vielleicht bringen Wörgl, Gesell und Paul C. Martin letztendlich auch den 40-jährigen Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dr. Carsten Linnemann ("Mir ist jedenfalls kein Beispiel auf diesem Globus bekannt, wo Verschuldung zu Wachstum und Beschäftigung geführt hat. Das Gegenteil ist richtig.") zum Debitismus.

"Wörgl hat genau so funktioniert wie moderne ZBs auch funktionieren: es wird Geld ausgegeben (es erscheint!), das dann unweigerlich wieder in der ZB landet (es verschwindet!). Mit dem Unterschied, dass in Wörgl Staat und ZB zusammengefallen sind, während heutige ZBs formal vom Staat getrennt sind (dem sie gehören). Und dass moderne ZBs nicht Geld gegen ihre eigenen Schulden ausgeben (die ZB kauft nur wenig Leistungen vom Markt direkt, wie Arbeitsleistungen oder Banknotendruckkosten, um die 150/200 Mio. p.a.), sondern gegen die Hinterlegung von Schulden, die Dritte mit Vierten kontrahiert haben.

Wer das nicht begreift, dem kann ich leider nicht helfen."

Also Debitismus pur. http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=72919

Es ist ja kaum zu leugnen, dass die Existenz von
Wirtschaftskisen und perversen Vermögensunterschieden in der Natur des
jeweiligen Geldwesens begründet ist. In Wörgl war es das deflationäre
Umfeld, dass dem Schwundgeld zum Durchbruch verhalf. Gegenwärtig ist es
der Aufschuldungsexzess - der sich im Grunde auch nicht wahnsinnig
unterscheidet nur marginal "besser" gemanagt - bzw. in seiner
katastrophalen Wirkung hinausgezögert wird.

Deflationen werden nicht gemacht, sondern sind das Ergebnis von Kreditorgien. Es ist sinnvoll, die Steuerforderung möglichst weit vor dem Termin zu erfüllen, um wegen der Deflation den zusätzlichen Zwang zur Mehrleistung im zeitlichen Ablauf zu verringern.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Gruß â€“ Ostfriese

Danke, Ostfriese, guter Hinweis. Gesell hab ich auch abgehakt, weil dank Gelbem Forum verstanden. (oT)

Naclador @, Göttingen, Montag, 10.12.2018, 10:16 vor 1965 Tagen @ Ostfriese 3679 Views

- kein Text -

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson

Perverse Vermögensunterschiede sind logische Konsequenz von Zwangskollektiven

FOX-NEWS @, fair and balanced, Montag, 10.12.2018, 09:52 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 3773 Views

Es ist ja kaum zu leugnen, dass die Existenz von
Wirtschaftskisen und perversen Vermögensunterschieden in der Natur des
jeweiligen Geldwesens begründet ist.

Nur konnten wir im Westen unter Einsatz von Unmengen billiger Energie diese Gesetzmäßigkeit übertünchen. Überall dort, wo der Energieverbrauch pro Kopf rückläufig ist, vergrößern sich die Vermögensunterschiede besonders stark.

Physik ist ne Bitch! [[freude]]

Grüße

In Wörgl war es der Steuerbetrug, der dem Schwundgeld zum Durchbruch verhalf.

Mephistopheles, Montag, 10.12.2018, 12:36 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 4234 Views

natürlich schafft jede selbstgedruckte Währung locker den Durchbruch, wenn ich damit meine Steuerschulden bezahle kann.

Was sagt uns das?

mabraton @, Montag, 10.12.2018, 09:14 vor 1965 Tagen @ Mephistopheles 3731 Views

Morgen Mephisto!

Es kommt eben in erster Linie auf die Bedingungen an ob etwas funktioniert und kaum darauf ob es intellektuell die beste Lösung ist.

Beste Grüße
mabraton

Einer Betreffzeile unwürdig

trosinette @, Montag, 10.12.2018, 09:15 vor 1965 Tagen @ Mephistopheles 3799 Views

Guten Tag,

Das Wunderbare an Wundern ist, dass sie nicht reproduzierbar sind und man
deswegen aus ihnen nichts lernen kann

Ich kann aus einmaligen und unwiederbringlichen Momenten, Ereignissen und Erlebnissen was lernen.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider

Wunder von Bern: Man muss schon danach handeln, sonst kommt halt nicht das selbe dabei raus! (oT)

mabraton @, Montag, 10.12.2018, 09:15 vor 1965 Tagen @ Mephistopheles 3660 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 10.12.2018, 09:21

- kein Text -

Freigeld...

sensortimecom ⌂ @, Montag, 10.12.2018, 10:29 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 4028 Views

...funktioniert IMO nur, wo (bzw. solange) Produkte einen dauerhaften Wert darstellen, der auch Belehnbarkeit zulässt.

Das war früher der Fall, zb. zur Zeit eines Proudhon, und natürlich auch zur Zeit von Silvio Gesell. Dienstleistung war eng gekoppelt mit Produktion. Das dauerte bis etwa 1950/60. Seither leben wir mehr und mehr im Zeitalter der Massenproduktion, der Wegwerfgesellschaft und der Sättigung. Davon ist praktisch alles betroffen bis hin zu Investitionsgüter, die früher als "langlebig" galten.

Es macht wenig Sinn, die "Umlaufgeschwindigkeit" von Geld zu fördern und die Menschen zum Ausgeben des "Schwundgeldes" zu veranlassen, wenn ich dafür Produkte erwerbe, deren Wert im Zeitablauf noch rascher sinkt als das des Schwundgeldes. Das resultiert dann im genauen Gegenteil dessen, das sich die Proponenten von Freigeld erdacht haben: nämlich Verarmung aller Schichten mit Ausnahme von Besitzern bestimmter Assets, die eben genau nicht von den Auswirkungen von Schwundgeld oder Negativzins betroffen sind (können wir heute beobachten)...

Die Idee von Schwund"geld" ist ja nicht schlecht, wenn...

Silke, Montag, 10.12.2018, 10:41 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 4420 Views

bearbeitet von Silke, Montag, 10.12.2018, 11:34

...man das Geldsystem nicht verstanden hat und Geld als Tauschmittel versteht.

Lieber reaktionär,

Das erneute Besprechen solcher Themen ist immer eine interessante Übung um den eigenen Wissensstand zur Problematik zu prüfen.
Was passiert systemisch, wenn ich die Beurkundungen von Geldeinheiten im Zeitablauf entwerte?
Das Publikum weicht beim Akkumulieren auf eine stabile Währung aus, tilgt bestehende Schulden und vermeidet private Neuverschuldung in der als neues Abgabemittel dekretierten Währung = Resultat ist im Prinzip ein Steuererlass.
Das System kann aber auf einem solchen Konstrukt keine systemische Aufschuldung aufsetzen (Anleihen) und muss deshalb in endlicher Zeit kollabieren, weil es seinen Rechts- und Wirtschaftsraum nicht mehr selbst erhalten kann.
Ohne stetig herbei gezwungene zusätzliche private Verschuldung, die die Ausgabe neuer Geldeinheiten hinterlegt, können die Altschulden nicht bedienbar gehalten werden und das System kollabiert ziemlich zügig.
Es muss von außen und auf Kosten des Außen aufgefangen werden, wie in Wörgl dann auch geschehen.
Jeder, der das Verausgabte in Wörgl gegen eigene Leistungserbringung annahm hatte das Problem, es auf dem größeren globalen Markt nicht mehr gegen von dort selbst benötigte Leistungen/Waren los zu werden (Repudiation) da es dort nicht als Abgabemittel funktionierte (inkompletter Machtkreislauf). Er blieb auf den Beurkundungen sitzen.
Das ist ja bekanntlich das Problem jedes Regiogeldes wie auch heute der globalen Kryptos. Du kannst damit außerhalb des Akzeptanzgebietes keine Steuern zahlen (was du aber musst, wenn du von außen besteuert wirst) und damit nicht der Kerneigenschaft von Geld entsprechen - mächtig sein, da du damit nicht in die Lage versetzt wirst, verlässlich Termine mit ihren Sanktionen überstehen zu können (ex Regio kein Annahmezwang zur Entschuldung).
Die Wirtschaftstätigkeit ist dieser Funktion bekanntlich stets nachgelagert.

Liebe Grüße
Silke

Danke, Silke. Darauf bin ich anfangs auch reingefallen, bevor die Debitisten hier mich erleuchteten. (oT)

Naclador @, Göttingen, Montag, 10.12.2018, 12:00 vor 1965 Tagen @ Silke 4084 Views

- kein Text -

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson

Ganz so ist das auch nicht

sensortimecom ⌂ @, Montag, 10.12.2018, 16:25 vor 1965 Tagen @ Silke 3919 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 10.12.2018, 17:03

Das System "Freigeld" in der von Wörgl praktizierten Art ersetzte das Neuverschulden ("Aufsetzen systemischer Aufschuldung") eben dadurch, dass es durch die lfd. 2%-Entwertung der ausgegebenen "Arbeitswertscheine" einen "quasi-debitischen" Druck erzeugte, der als Analogie dessen verstanden werden kann, was wir unter "Schuldendruck" aus dem Debitismus kennen.

Im Klartext. Der Wörgler musste intensiv "leisten" und "liefern", wollte er in diesem System auf Dauer bestehen. Wenn der gesagt hätte: so, jetzt genug, jetzt mache ich mir mit den erwirtschafteten Arbeitswertscheinen einen schönen Urlaub, und danach lange nix mehr, wäre der schneller(!) pleite gewesen, wie wenn er sich mit einem Kredit im obligaten Notenbankgeld im damaligen Österreich "neu verschuldet" hätte, und auf das Erbringen von Leistungen verzichtet hätte, um Zinsen und Tilgungen zu zahlen...

Eines ist klar. Das System funktioniert nur

a) wenn bzw. solange Waren und Dienstleistungen ausschliesslich regional im Geltungsbereich des Freigeldes bezogen werden, und auf Umtausch in externer "stabiler" Währung weitgehend verzichtet wird

b) solange es sich um P rodukte bzw. Waren handelt, deren Wertverfall GERINGER ist als die zeitliche Entwertung der ausgegebenen Wertscheine (des Freigeldes). Also es darf keine Obsoleszenz, keine Sättigung und keine "Wegwerfgesellschaft" geben. Von Billigprodukten etwa aus Fernost in einer globalisierten Welt gar nicht zu reden....

c) wenn geringe Vermögensakkumulation in stabilen, von Schwundgeld unabhängigen Assets stattfindet, also zb. Gold, Immobilien etc. Von Veranlagungen in externem stabilen Geld ohnehin nicht zu reden... Ansonsten entsteht rasch eine Schere zwischen arm und reich. Wie das zb. in Wörgl je gemanaged hätte werden können, ist ohnehin schleierhaft.

...man das Geldsystem nicht verstanden hat und Geld als Tauschmittel
versteht.

Lieber reaktionär,

Das erneute Besprechen solcher Themen ist immer eine interessante Übung
um den eigenen Wissensstand zur Problematik zu prüfen.
Was passiert systemisch, wenn ich die Beurkundungen von
Geldeinheiten im Zeitablauf entwerte?
Das Publikum weicht beim Akkumulieren auf eine stabile Währung aus, tilgt
bestehende Schulden und vermeidet private Neuverschuldung in der als neues
Abgabemittel dekretierten Währung = Resultat ist im Prinzip ein
Steuererlass.
Das System kann aber auf einem solchen Konstrukt keine systemische
Aufschuldung aufsetzen
(Anleihen) und muss deshalb in endlicher Zeit
kollabieren, weil es seinen Rechts- und Wirtschaftsraum nicht mehr selbst
erhalten kann.

Ich finde toll, dass du das Thema Wörgl wieder einbringst.

Silke, Dienstag, 11.12.2018, 00:59 vor 1964 Tagen @ sensortimecom 4165 Views

bearbeitet von Silke, Dienstag, 11.12.2018, 01:19

[[top]]
und ja, bitte eine rege Diskussion darüber. Nur so lerne ich ja dazu.
Die inkompetente Verklärung und Verherrlichung der Thematik in den MSM kann ich aber so nicht teilen.

Lieber sensortimecom,

Das System "Freigeld" in der von Wörgl praktizierten Art ersetzte das
Neuverschulden ("Aufsetzen systemischer Aufschuldung") eben dadurch, dass
es durch die lfd. 2%-Entwertung der ausgegebenen "Arbeitswertscheine" einen
"quasi-debitischen" Druck erzeugte, der als Analogie dessen verstanden
werden kann, was wir unter "Schuldendruck" aus dem Debitismus kennen.

Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit per Entwertung des Schuldentilgungsmittels erhöht nicht die systemisch verwertbare Neuverschuldung per Leistungsversprechen und -erbringung, die aber zwingend nötig ist, dass das System nicht mangels kompetenter Leistung kollabiert wie der Ostblock.

Warum kann sich ein kapitalistisches System denn überhaupt entfalten und erhalte?
Weil es ständig eine ganz bestimmte Neuverschuldung erzwingt (nicht irgendeine!) = neue systemisch akzeptierte Leistungsversprechen mit persönlicher Haftung und damit mit Vollstreckbarkeit in persönliches Eigentum einschließlich der eigenen Person.
Nur dagegen gibt es die von der Macht autorisierten Leistungsscheine/Beurkundungen (heute bei uns Euro als Münze/Schein/EDV-Einheit über die ZB im WPPG), mit denen man BIP abfordern kann, da sie ja auch kommende BIP-Erzeugung vorab beurkunden, und mit denen auch die Macht sich erhalten kann (Söldner, Beamte und Hoflieferanten können nur mit diesen Urkunden bezahlt werde - die nehmen kein Freigeld) = aufgetragene Geldeinheiten.
Die neu gemachten Leistungsversprechen müssen erst zu einem späteren Zeitpunkt erbracht werden. Mit den "Leistungsscheinen" kann aber vor Versprecheneinlösung schon auf BIP aus der Erfüllung vorangegangener Leistungsversprechen zugegriffen werden - das System gewinnt dadurch Zeit, die es sonst nie hätte.
Zeitgewinn ist der einzige historisch nachweisbare Sinn und Zweck eines ZMS - Finanzierung seiner weiteren Existenz trotz von außen ständig neu herein kommender Termine, die systemisch immer nur zu spät bedient werden könnten.

Was sind das nun für Leistungsversprechen?
Bestimmt nicht irgendwelche, sondern nur solche, aus deren Leistungserbringung sich wieder Leistungsversprechen von weiteren Marktteilnehmern ergeben werden, da diese die versprochene Leistung zum Zeitpunkt ihrer Erbringung haben werden müssen und dafür bereit sind sich neu zu verschulden/zu versprechen selbst am Markt nachgefragte Leistung zu erbringen.

Dieses System kannst du nicht imitieren, indem du Leistungsscheine gegen irgendwelche nicht marktgängigen schwachen Leistungen heraus gibts und dann diese Leistungsscheine zur Tilgung von dir zustehenden Steuerforderungen akzeptierst = die stärksten Forderungen im System überhaupt!

Wieso nicht marktgängige/schwache Leistungen?
Weil jeder, der noch alle Tassen im Schrank und marktfähige Produkte und Leistungen hat, diese nur gegen harte Währung und nicht gegen die Regio's erbringt, sondern diese zum Entschulden gegen die Dorftrottel nimmt, sobald seine kompletten Steuerschulden getilgt sind.

Hatten wir denn nicht irgendwie in Wörgl eine aufblühende und sich selbst dadurch tragende Wirtschaft per "umlaufbesicherter" (was für ein Irrwitz) Währung?
Nein, dort wurde ein Potentialverbrauch zelebriert, da durch das Freigeldsystem nicht finanziert sondern Forderungen vernichtet wurden.
Am Ende des Tages stand die Gemeinde trotz heftiger Wuselei des Publikums höher verschuldet da als beim Start des Experimentes, da ihre Steuerforderungen futsch waren, aber die harten Verbindlichkeiten von außen weiter bestanden.
Die Gemeinde hat ihre auf konvertierbare Währung (staatlich verteidigtes Geld) lautenden Steuerforderungen mit Spielgeld-Jetons pulverisiert.
Da greift jeder Insasse dankbar zu um sich zu entschulden und verklärt die Geschichte gern nach Abbruch des Experiment's mit.
Wäre das Experiment fertig durchgelaufen hätte die Gemeinde Bankrott gemacht.

Aber die Wirtschaft ist doch floriert. Die Gemeindesteuern sind doch flugs beglichen worden.
Ja, in Ostereiern, weil die juristische Person "Gemeinde" ab Zeitpunkt X Ostereier gegen Herumgehopse an das Publikum heraus gereicht und als Steuerzahlung von diesem akzeptiert hat - eine nicht konvertierbare "Währung" zur Begleichung harter Steuerschulden, deren Einnahmen aber doch zum Systemerhalt nach außen in harter Währung unentbehrlich waren.
Sämtliche wirtschaftlichen Beziehungen nach außen wurden nur in konvertierbarer Währung Schilling bilanziert.

Im Klartext. Der Wörgler musste intensiv "leisten" und "liefern", wollte
er in diesem System auf Dauer bestehen.

Wer Marktfähiges hatte, der leistete und lieferte gegen echtes Geld und nicht mehr gegen das Regiogeld, sobald er seine kompletten Steuerschulden getilgt hatte.

Wenn der gesagt hätte: so, jetzt
genug, jetzt mache ich mir mit den erwirtschafteten Arbeitswertscheinen
einen schönen Urlaub, und danach lange nix mehr, wäre der schneller(!)
pleite gewesen, wie wenn er sich mit einem Kredit im obligaten
Notenbankgeld im damaligen Österreich "neu verschuldet" hätte, und auf
das Erbringen von Leistungen verzichtet hätte, um Zinsen und Tilgungen zu
zahlen...

Richtig. Werthaltig war für jeden nur der Umstand, dass die schönen harten Steuerforderung mit dem wertfreien Freigeld vergleichsweise anstrengungsarm getilgt werden konnten.
Nix Steuerschuld mehr = nix Wert.
In einem ZMS leitet sich jeder Wert im weiteren Sinn letztlich aus der Abgabeforderung in toto ab.

Eines ist klar. Das System funktioniert nur

a) wenn bzw. solange Waren und Dienstleistungen ausschliesslich regional
im Geltungsbereich des Freigeldes bezogen werden, und auf Umtausch in
externer "stabiler" Währung weitgehend verzichtet wird

b) solange es sich um P rodukte bzw. Waren handelt, deren Wertverfall
GERINGER ist als die zeitliche Entwertung der ausgegebenen Wertscheine (des
Freigeldes). Also es darf keine Obsoleszenz, keine Sättigung und keine
"Wegwerfgesellschaft" geben. Von Billigprodukten etwa aus Fernost in einer
globalisierten Welt gar nicht zu reden....

c) wenn geringe Vermögensakkumulation in stabilen, von Schwundgeld
unabhängigen Assets stattfindet, also zb. Gold, Immobilien etc. Von
Veranlagungen in externem stabilen Geld ohnehin nicht zu reden... Ansonsten
entsteht rasch eine Schere zwischen arm und reich. Wie das zb. in Wörgl je
gemanaged hätte werden können, ist ohnehin schleierhaft.

Mir ist nur eines klar: Das System funktionierte nicht und wird auch nicht funktionieren (globale Kryptos), weil es, wie ich oben versucht habe zu beschreiben, gar nicht funktionieren konnte und kann.

Ein ZMS mit seinen komplizierten aber genialen Prinzipien der Finanzierung ist über Jahrtausende evolutionär gewachsen und heute eben noch existent weil es so genial und unangreifbar geworden ist.

Es fehlt nur noch der letzte Schritt der Evolution, dass von einer Ist-Besteuerung zu einer Soll-Besteuerung mit automatisierter Sanktion übergegangen wird.
Wer zum Steuertermin keine Leistung erbracht hat wird dann ohne Widerspruchsrecht...
...abgeschaltet.

Liebe Grüße
Silke

Wer hat Angst vor Silvio Gesell?

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Montag, 10.12.2018, 16:01 vor 1965 Tagen @ tar 3867 Views

Ich bin damals auch auf "Das Wunder von Wörgl" hereingefallen. Es war in dem ansonsten gerade für Einsteiger sehr interessanten Buch "Wer hat Angst vor Silvio Gesell?" von dem leider schon verstorbenen Autor Hermann Benjes als Beispiel für ein Funktionieren des "Schwundgeldes" beschrieben. Für einen Einsteiger war es von geradezu gläserner Klarheit und man wurde wütend, weil die Obrigkeit es gewaltsam beendet hatte.

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Oh mein Gott da hab ich eine Debatte ausgelöst!

re-aktionaer @, Montag, 10.12.2018, 14:23 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 4050 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 10.12.2018, 14:27

Es ging mir eigentlich weniger darum Wörgl zu promoten als meiner Freude darüber Ausdruck zu verleihen, dass dieses Thema in Filmform im öffentlich rechtlichen gebracht wird. Das Geldsystem an sich zu hinterfragen ist eine der wenigen roten Pillen, die Menschen zum Aufwachen bringen. Darum gehts - nicht ob Wörgl langfristig hingehauen hätte. Das Schwundgeld von Wörgl als Dysfunktional zu erklären - was es zweifelsfrei ist - könnte man mit der Gegenfrage parieren, welches Geldsystem denn jemals langfristig funktional war? bzw. auch, welchen Anspruch man an ein Geldsystem hat.
Ich stellte mir während des Filmes jedenfalls die Frage, ob der Bürgermeister nach Tilgung der Steuerschuld und dem resultierten Konjunkturkick einfach das Schwundgeld einziehen hätte können und ob dann die Not augenblicklich wieder zurückgekehrt wäre?
Alternativ - hätte Österreich das Geld übernommen? Wäre die kleine Republik aus der Dynamik der Weltwirtschaftskrise ausgeschert - so wie Hitler, der ja im Grunde über die nicht Konvertiertbarkeit der Reichsmark ebenfalls einen staatlich angefeuerten Boom lostreten konnte und den eigenen Devisenmangel mit Produktion und Barterhandel kompensierte?
All diese Fragen deuten doch letztendlich immer auf die Zinseszinsproblematik und die Tatsache hin, dass im Geldschöpfungs und Vermehrungsprozess nicht produktive Strukturen als Nutzniesser dazwischen geschaltet sind und Vermögen akkumulieren, die irgendwann toxische Effekte auf die Geld- Aktien- und Realmärkte haben. Das meine laienhafte Sicht.

Mefo, Entschuldung, Innovation

tar ⌂ @, Gehinnom, Montag, 10.12.2018, 15:30 vor 1965 Tagen @ re-aktionaer 3950 Views

Alternativ - hätte Österreich das Geld übernommen? Wäre die kleine
Republik aus der Dynamik der Weltwirtschaftskrise ausgeschert - so wie
Hitler, der ja im Grunde über die nicht Konvertiertbarkeit der Reichsmark
ebenfalls einen staatlich angefeuerten Boom lostreten konnte und den
eigenen Devisenmangel mit Produktion und Barterhandel kompensierte?

Soweit ich weiß, waren die Mefo-Wechsel (u.a.) dafür verantwortlich, dass sich das 3. Reich Ausgaben ohne zugehörige Bankkredite finanzieren konnte. Auch diese konnten de facto nicht bezahlt werden. Stattdessen wurde umgeschuldet und die Finanzierung per Wechsel durch eine Direktfinanzierung durch die Reichsbank ersetzt. Der zugehörige Tilgungsplan der Wechsel wäre folglich durch Inflation oder durch Eroberungen erfolgt.

All diese Fragen deuten doch letztendlich immer auf die
Zinseszinsproblematik und die Tatsache hin, dass im Geldschöpfungs und
Vermehrungsprozess nicht produktive Strukturen als Nutzniesser dazwischen
geschaltet sind und Vermögen akkumulieren, die irgendwann toxische Effekte
auf die Geld- Aktien- und Realmärkte haben. Das meine laienhafte Sicht.

Währungen im Allgemeinen und Forderungen im Besonderen befinden sich in der Rechtssphäre und stehen nicht direkt mit Produktion und Produktivität in Zusammenhang. Die essentiellen Faktoren einer Währung und von Forderungen sind der Verschuldungsgrad (wer wie hoch bei wem) und zugehörige Fälligkeitstermine (wer wann bei wem) sowie die allgemeine Vermögensverteilung und damit die zugehörige Pfändungshöhe bei Fallierung (hierunter gehört auch die Besteuerungsbasis des Staates hinsichtlich seiner Bürger). Zur Ausweitung der Pfändungshöhe dienen (außen)wirtschaftliche und kriegerische Maßnahmen.

Zins- und Zinseszinseffekte wiederum sind Bestandteile der dem Debitismus ohnehin innewohnenden Vermögenssicherungs- und Vermögensakkumulationsprozesse. Sie sind damit in keinster Weise irgendwie besonders herauszustellen, sondern genauso "gut" oder "schlimm" wie Miet- und sonstige Vermögenseinnahmen. Einer überbordenen Vermögensakkumulation kann man politisch und rechtlich nur in zweierlei Hinsicht entgegenwirken:

1. über regelmäßige Entschuldung (Jubeljahr, Erlassjahr)

Hierbei werden regelmäßig und damit absehbar Gläubiger bestraft und Schuldner belohnt, womit man deren Innovationspotential zerstört, das aus der Motivation individueller Vermögenserhaltung und Vermögensmehrung hervorgeht. Dies ist im zwischenstaatlichen Konkurrenzkampf von Nachteil.

2. über unregelmäßige Entschuldung

Diese ist für Gläubiger und Schuldner unabsehbar, womit deren Innovationspotential erhalten bleibt. Allerdings führt dies realpolitisch zu Überwälzungen (Machtwechsel, Revolutionen, Gläubigermord, ...), da die bisherige Machtbasis (bspw. der Wählerstamm, der von der bisherigen Vermögensakkumulation profitierte) gerade nicht verschont wird.

--
Gruß!™

Time is the school in which we learn,
Time is the fire in which we burn.


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Lösung der Vermögensakkumulation

Phoenix5, Montag, 10.12.2018, 15:44 vor 1965 Tagen @ tar 3941 Views

Hallo tar!

Einer überbordenen
Vermögensakkumulation kann man politisch und rechtlich nur in zweierlei
Hinsicht entgegenwirken:

1. über regelmäßige Entschuldung (Jubeljahr, Erlassjahr)

Hierbei werden regelmäßig und damit absehbar Gläubiger bestraft und
Schuldner belohnt, womit man deren Innovationspotential zerstört, das aus
der Motivation individueller Vermögenserhaltung und Vermögensmehrung
hervorgeht. Dies ist im zwischenstaatlichen Konkurrenzkampf von Nachteil.

2. über unregelmäßige Entschuldung

Diese ist für Gläubiger und Schuldner unabsehbar, womit deren
Innovationspotential erhalten bleibt. Allerdings führt dies realpolitisch
zu Überwälzungen (Machtwechsel, Revolutionen, Gläubigermord, ...), da
die bisherige Machtbasis (bspw. der Wählerstamm, der von der bisherigen
Vermögensakkumulation profitierte) gerade nicht verschont wird.


Abgesehen davon, dass sowohl regelmäßige, als auch unregelmäßige Schuldenerlasse (die dann das Inflationsniveau dauerhaft heben, weil für die ausstehenden Kredite nicht mehr geleistet wird), die Rechtssicherheit zerstören und der Markt auf derartige "Lösungen" dann zukünftig mit horrenden Zinsen reagieren würde (und Geld vom Ausland gäbe es dann schon gar nicht mehr): Lösen sie wirklich das Grundproblem? Das Grundproblem sehe ich in der Eigentumsakkumulation, die Basis für weiteres Aufschulden ist. Um einen neuen Zyklus zu starten, müsste man zuvor massenhaft Enteignungen durchsetzen und das Eigentum (v.a. Land/Immobilien) wieder breit streuen.

Beste Grüße
Phoenix5

Eigentumsrechte sind Teil des Vermögens

tar ⌂ @, Gehinnom, Montag, 10.12.2018, 15:56 vor 1965 Tagen @ Phoenix5 3909 Views

Hallo,

Abgesehen davon, dass sowohl regelmäßige, als auch unregelmäßige
Schuldenerlasse (die dann das Inflationsniveau dauerhaft heben, weil für
die ausstehenden Kredite nicht mehr geleistet wird), die Rechtssicherheit
zerstören und der Markt auf derartige "Lösungen" dann zukünftig mit
horrenden Zinsen reagieren würde (und Geld vom Ausland gäbe es dann schon
gar nicht mehr):

Stimmt genau - bei unrelmäßiger Entschuldung wird die Rechtssicherheit (und dabei der Rechtsstaat) stark erschüttert! Bei regelmäßiger ist diese allerdings von vornherein integriert und für alle Beteiligten absehbar, d.h. die Rechtssicherheit ist von vornherein anders.

Lösen sie wirklich das Grundproblem? Das Grundproblem
sehe ich in der Eigentumsakkumulation, die Basis für weiteres Aufschulden
ist. Um einen neuen Zyklus zu starten, müsste man zuvor massenhaft
Enteignungen durchsetzen und das Eigentum (v.a. Land/Immobilien) wieder
breit streuen.

Es geht nicht nur um die Verteilung von Eigentum (H/S), sondern von Vermögen generell, d.h. Eigentumsrechte und Forderungen. Beides ist beleihbar und als Zahlungsmittel einsetzbar (siehe Thomas Weiss - YSI Plenary Budapest 2016 - Linking Legal Institutionalism and Money View (ab 9:06)).

--
Gruß!™

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BTC: 12aiXGLhHJVETnmGTLbKtAzJNwqh6h6HN4

Ja, aber Schuldenerlasse ungleich Umverteilung

Phoenix5, Montag, 10.12.2018, 16:48 vor 1965 Tagen @ tar 3894 Views

Lösen sie wirklich das Grundproblem? Das Grundproblem
sehe ich in der Eigentumsakkumulation, die Basis für weiteres

Aufschulden

ist. Um einen neuen Zyklus zu starten, müsste man zuvor massenhaft
Enteignungen durchsetzen und das Eigentum (v.a. Land/Immobilien) wieder
breit streuen.


Es geht nicht nur um die Verteilung von Eigentum (H/S), sondern von
Vermögen generell, d.h. Eigentumsrechte und Forderungen. Beides ist
beleihbar und als Zahlungsmittel einsetzbar (siehe
Thomas Weiss - YSI
Plenary Budapest 2016 - Linking Legal Institutionalism and Money
View
(ab 9:06)).

Hallo tar!

Stimme dir zu. Mir ging es darum, dass Schuldenerlasse per se das Problem nicht lösen. Das mindert zwar den Schuldendruck, um den Preis eines nicht abgebauten Inflationsschubs, auf den der Staat wiederum mit Steuererhöhungen reagieren muss.

Etwas anderes ist sicher die Umverteilung. Bei der Umverteilung (Enteignung) von unbelasteten Grund und Boden bzw. Immobilien hätte man etwas netto in der Hand, das man erneut beleihen könnte. Bei der Umverteilung von Forderungen dagegen, steht dahinter immer noch ein Schuldner, der leisten muss. Ich frage mich, ob ein überschuldetes System bei der Umverteilung von Geld allein (von oben nach unten) wirklich das Gewünschte tut. Ich stelle mir vor, dass dieses umverteilte Geld entweder verkonsumiert wird (womit Kreditnehmer leichter an ihr Geld kommen, wenn dieses nicht in der Obeschicht irgendwo gebunden ist) oder damit ausstehende Kredite getilgt werden. Beides nimmt den Schuldendruck aus dem System und ist tendenziell deflationär. An Kreditangeboten der Geschäftsbanken mangelt es ja schließlich derzeit auch nicht. Soweit ich das in meinem Umfeld sehe, werden die Kredite dem Publikum nur so nachgeschmissen. Besichert sind sie halt von Seiten der Kreditnehmer kaum mehr.

Beste Grüße
Phoenix5

Umverteilung ist wie Monopoly

Mephistopheles, Mittwoch, 12.12.2018, 16:40 vor 1963 Tagen @ Phoenix5 4025 Views

Am Schluß landet alles Geld bei den Inhabern der Hotels in der Schloßstraße und in der Parallee. Niemand hat mehr etwas, womit er die Miete bezahlen könnte.
Dann wird das Spiel beendet alle Häuser, Schlösser und Geldscheine abgeräumt und mit leerem Brett ein neues Spiel begonnen. Außer dem wenigen Startkapital, das an die Spieler verteilt wird, hat keiner was.

Dann geht`s los und je nach Würfelglück entstehen Häuser und Hotels oder sonstige Einnahmen. die anfängliche Armut verschwindet, nicht bei allen, aber es bildet sich ein Mittelstand. etwas später werden die Inhaber der Schloßstraße sogar richtig reich. Der Mittelstand dagegen, der in der Schloßstraße landet, verarmt. Da hilft es auch nichts, wenn im Zuge des Spiels die Bank immer mehr Geld verteilt Bis am Schluss nur noch einige wenige ganz Reiche das ganze Geld, das allerdings sehr viel mehr ist, als Alle zusammen hatten, als man das Spiel angefanen hat, und einige Wenige haben den ganzen Reichtum.

Das ist immer der Moment, wo irgendeiner das Spiel zusammenklappt und für beendet erklärt. Dann haben wieder alle Nichts. Bies irgendeiner auf die Idee kommt, man könnte doch usw... nur ein bisschen natürlich und slbstverständlich diesesmal sozial.[image]
Die Krux ist in dem ganzen Umverteilungsspielchen entsteht kein Quentchen Reichtum, das nicht vorher bereits irgendwo vorhanden war.

Gruß Mephistopheles

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