Jean Baudrillard: "Die Intelligenz des Bösen"

Ostfriese @, Dienstag, 20.11.2018, 16:24 vor 1985 Tagen 7162 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 20.11.2018, 17:06

Hallo ins Forum

Hallo Ashitaka,

im Hinblick auf den ARD-Themenabend: 'Saat des Terrors' am Mittwoch, den 21.November, möchte ich meine – schon länger vorliegende, für einen viel späteren Zeitpunkt vorgesehene und damit jetzt unvollständige – Antwort auf deinen Beitrag vom 6. November an dieser Stelle ins Forum stellen.

Die Lösung steht schon in den Tiefen des Forums – bei Paul C. Martin z.
B., dessen historische Betrachtungen über Preisrevolutionen ich heute
@Alexander
zugeschickt habe.

Steht sie wirklich schon dort? Haben wir bereits verstanden, wann und weshalb einer Bewegung der Gegenwart in die eine Richtung urplötzlich eine Bewegung der Gegenwart in die andere Richtung folgt?

Ich beabsichtigte nur, darauf hinzuweisen, dass es schon immer gemäß den Worten von PCM zyklische Bewegungen am Beispiel von Preisen "vor allem in Zeitläufen, die sich durch sehr starke Schübe ausgezeichnet hatten", gegeben hat.

Der Debitismus als eine reine Beschreibung dessen, wenn Schulden im System sind, sagt ja, dass wegen des Vorher-Nachher-Problems jeder Bedarf an Potenzial (Verschuldung, Zeit) zusätzliches Potenzial (Verschuldung, Zeit) erforderlich macht. Es ist eine reine Deskription. Kennen wir eine tiefergehende Begründung?

Haben wir bereits klar vor Augen, wann und weshalb das Potenzial nicht mehr ausreicht, um etwas auszudehnen, das alle in der Hoffnung tragen, an dem sich sich dann aber plötzlich alle nur noch festhalten und während ihres Absturzes zur "Nullinie aller Steigungswerte"(der Balance) einen nach dem anderen zum Loslassen gezwungen werden?


Welche Konsequenzen hat das Gegenteil? Die grenzenlose Ausdehnung der Potenziale kann nur in einer unendlichen Welt geschehen. Haben wir wegen unserer Beobachtung und Bewusstwerdung der Endlichkeit aller Potenziale nicht auch einen indirekten Beweis für die Endlichkeit der Welt?

Jean Baudrillard schreibt in 'Die Intelligenz des Bösen': "Das Zuviel an Realität in all ihren Formen, die Ausdehnung des gesamt Möglichen wird unerträglich."

Unsere bisherigen dreidimensionalen Vorstellungen von Raum und Zeit und des 'Unendlichen' können den 'Absturz' nicht erklären. Die katastrophale Involution ist ein universelles Ausagieren, eine "unabänderliche Logik des world-prozessing, dessen Auswirkungen unmöglich vorherzusagen sind: die Annahme einer endgültigen Realität oder der collapse ebendieser Realität, welche durch ihren Exzeß und ihrer Perfektion selbst zum Niedergang bestimmt ist." Selbst die Macht "sträubt sich, zur totalen Macht zu werden, sie biegt sich zurück, tritt den Rückzug an und arbeitet letztlich insgesamt gegen sich selbst". Die Intelligenz des Bösen ist die bösartige Umkehrung der Struktur gegen sich selbst. Mit Jean Baudrillard wissen wir natürlich, dass der Satz: "Exklusive Interviews mit Augenzeugen und Geheimdienst-Mitarbeitern sowie Video- und Gerichtsdokumente belegen fatale Fehler der Nachrichtendienste." der Filmemacher falsch ist – die Nachrichtendienste haben keine fatalen Fehler gemacht.

"Endet der Alptraum nie mehr?" – wenn der Alptraum endet, endet das Menschsein, wie wir es bisher kennen. Eine Kontroverse @all vs. @Silke wäre dann hinfällig.

Wurde das Prinzip der Schwingung wirklich schon erklärt? Wenn ja, dann muss es uns doch bereits vor dem bloßen Festhalten möglich sein, von der Umkehr zu wissen.

Wir wissen aus Erfahrung von der Existenz der Umkehr, der genaue Zeitpunkt ist aber unbestimmt. Du schriebst in der Sommerpause schon darüber – erklärt und verstanden ist es noch nicht. Ich erinnere an deine dortigen Ausführungen über 'Preise'.

Ich setze mich einmal auf’s Spiel. Elliot-Wellen sind Schwingungen, werden in einem Koordinatennetz aufgezeichnet und können dann auch funktional – bestimmt in einem sehr komplizierten Verfahren – in eine Funktionsgleichung f: x ⟼ y=f(x) gebracht werden. Bei den EMAs ist das ja wohl ebenfalls der Fall. Es sind die Versuche, die Kursverläufe zu quantifizieren und zukünftige Entwicklungen und Ereignisse vorherzubestimmen. Ich sehe nicht, wie man in der jetzigen Vorstellung von linearen Zeitabläufen und des dreidimensionalen Anschauungsraumes, einen zukünftigen Umkehrpunkt (Hochpunkt), der für ökonomische Entscheidungen wichtig ist, unter Beachtung aller Nebenbedingungen errechnen und damit festlegen kann. Die Elliot-Wellen und EMAs, die ja Verschuldungsverläufe beschreiben, spiegeln ja nur einen keinen Ausschnitt im gesamten Phasenraum der Verschuldung (Potenziale, Zeit) wider. Mit der bisherigen überlieferten cartesianischen Koordinatenschreibweise des Anschauungsraumes werden wir nicht weiterkommen.

Wir müssen in den ökonomischen Betrachtungen einen Paradigmenwechsel wie vor 100 Jahren von der klassischen zur modernen Physik vorantreiben. Wir pflegen und hegen eine mechanistische, deterministische ökonomische Weltsicht, bestimmt durch die uns umgebenden oberflächlichen Geschehnisse des Alltags. Wer wagt schon sein bisheriges Denken zu überwinden und sich für neue Deutungen zu öffnen.

Ich war aber zu feige, deine Antwort vom 1. November an
Silke dort zu verlinken!

Nicht zu feige, sondern vorsichtig genug.

So ist es.

Ich möchte irgendwann alles auf's Spiel setzen, möchte es schaffen, kurz vor einer die Umkehr einer hoffnungsvollen Entwicklung bewirkenden Ursache etwas zu schreiben, von dem du vielleicht schon etwas ahnst, über das die meisten lachen werden, das aber anschließend gar nicht mehr verstanden werden kann.

Hegel spricht von der Polarität als "von einem Unterschiede, in welchem die Unterschiedenen untrennbar sind". Verschränkte Teile (bis zu makroskopischen Distanzen und für mesoskopischen Systeme) an unterschiedlichen Orten sind eigenschaftlich eins – ein Objekt kann "auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen" und "spukhafte Fernwirkung" ist Teil der Realität. Vereint man die beiden entgegengesetzten Pole, findet man die Einheit in der Relation: Macht – Ohnmacht, Evolution – Involution, Liebe – Hass, Yin – Yang. Polaritäten können nur in einer 'endlichen' Welt erscheinen, weil Potenziale, die eine Seite von ihnen sind, auch nur in einer 'endlichen' Welt 'einen endlichen' Bestand haben können.

Ich habe keine Vorstellung, wie der Phasenraum der Potenziale – der Gesamtverschuldung – beschrieben, seine Gesetze formuliert und gedeutet werden. Wie in der Physik stehen wir dem Paradoxon gegenüber, alle Beschreibungen der bisherigen ökonomischen Lehre, des Debitimus mit der Machttheorie und seinen bevorstehenden Erweiterungen in der überlieferten Sprache zu formulieren. Eine radikale Änderung unserer Begriffe bei der Beschreibung kann nicht zu einer nichtstatischen völlig objektiven Deutung führen. Die Ungenauigkeit in der Beschreibung des Phasenraumes kann nicht als Eigenschaft des Phasenraums selbst betrachtet werden, sondern sie ist ein Mangel in unserer Kenntnis des Phasenraumes. Ich formuliere mit Baudrillard, dass das Objekt im Mittelpunkt steht und nicht das Subjekt – "denn die Welt besteht nicht zu dem Zweck, dass wir sie erkennen".

SIMULATION ERROR

Ich will es schaffen ontopic eine große gedankliche Irritation hervorzurufen und damit das weiterzugeben, was ich mir zum Loslassen der Welt, die es nie gab, viel Zeit und Geld kosten lies.

Als Teil der Welt gibt sich das menschliche Bewusstsein das Recht, ein Spiegel der Welt zu sein. Da der Spiegel selbst ein Teil des Objekts ist, das er reflektiert, kann es niemals eine objektive Wahrheit hervorbringen. Die moderne Quantenphysik zeigt, dass die subjektiven und objektiven Illusionen ein undurchdringliches Geflecht bilden.

Ich ahne, dass wir unsere bisherigen Vorstellungen von Raum und Zeit mithilfe der Gedankenwelten von E. Barthel revidieren werden. Die beiden Äste sind die Hyperbel in der Totalebene.

Das Dilemma ist, dass die Begriffe der Sprache, die wir in den Natur- und
Geisteswissenschaften zur Beschreibung benutzen, nur eine Verfeinerung der
Begriffe des täglichen Lebens sind. Heisenberg spricht konkret von dem
Paradoxon, dass wir in die Quantenphysik die Notwendigkeit der Benutzung
der Sprache der klassischen Physik nicht vermeiden können. Er sagt, dass
wir uns darüber klar werden müssen, dass, wie C. F. von Weizsäcker es
formulierte, "die Natur früher ist als der Mensch, aber der Mensch früher
als die Naturwissenschaft" und die Geisteswissenschaft.

So wie uns unser Wissen aus Furcht vor der Unwissenheit (dem fehlenden Begreifen) in die Dunkelheit zieht, kann uns die zum Loslassen unserer Angst führende Weisheit zur Helligkeit führen.Dorthin wo alles über und in allen Sinnen nach uns greift, wo wir uns das Erleben durch ein Begreifen mittels Begriffen nicht mehr simulieren müssen, wo die unmittelbare Lebenserfahrung und Magie des Lebens auf uns wartet.

Die Ängste vor der Wahrnehmung und dem fehlenden Begreifen der Welt im Rahmen der bestehenden Zeichenökonomie, die aus dem ursprünglichen Laut hervorgegangen ist, lassen sich nicht überwinden. Jenseits des ewigen Intellektualisierens ist eine Lösung nur im Hier&Jetzt – im Gegenwärtigen – der Gefühle zu finden, die schwerlich in Sprache und Texte zu fassen sind. Ein Loslassen ist nur auf eine andere Art & Weise möglich.

Gruß â€“ Ostfriese

Ich sags ja. Warum die Welt so einfach sehen - wenns kompliziert auch geht ;-) (oT)

sensortimecom ⌂ @, Dienstag, 20.11.2018, 18:58 vor 1985 Tagen @ Ostfriese 4818 Views

- kein Text -

Warte nur, bis Ashitaka das erst entdeckt. Oder Silke. Dann wirst du erst sehen können, was eine komplizierte Beschreibung ist. :) (oT)

Mephistopheles, Dienstag, 20.11.2018, 19:54 vor 1985 Tagen @ sensortimecom 4645 Views

Alles gackert, aber wer will noch still auf dem Nest sitzen und Eier brüten? F.N.

Oblomow, Dienstag, 20.11.2018, 20:07 vor 1985 Tagen @ Mephistopheles 5106 Views

Herzliche Grüße ins “Forum für Vögel“
Oblomow

Einer, der brütete: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne

Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 11:38 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4580 Views

Das tririlierte Friedrich Nietzsche mit 29 Jahren.

https://www.textlog.de/455-4.html

"In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der »Weltgeschichte«; aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben. - So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt. Es gab Ewigkeiten, in denen er nicht war; wenn es wieder mit ihm vorbei ist, wird sich nichts begeben haben. Denn es gibt für jenen Intellekt keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausführte. Sondern menschlich ist er, und nur sein Besitzer und Erzeuger nimmt ihn so pathetisch, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehten. Könnten wir uns aber mit der Mücke verständigen, so würden wir vernehmen, dass auch sie mit diesem Pathos durch die Luft schwimmt und in sich das fliegende Zentrum dieser Welt fühlt. Es ist nichts so verwerflich und gering in der Natur, was nicht durch einen kleinen Anhauch jener Kraft des Erkennens sofort wie ein Schlauch aufgeschwellt würde; und wie jeder Lastträger seinen Bewunderer haben will, so meint gar der stolzeste Mensch, der Philosoph, von allen Seiten die Augen des Weltalls teleskopisch auf sein Handeln und Denken gerichtet zu sehen.

Es ist merkwürdig, dass dies der Intellekt zustande bringt, er, der doch gerade nur als Hilfsmittel den unglücklichsten, delikatesten, vergänglichsten Wesen beigegeben ist, um sie eine Minute im Dasein festzuhalten, aus dem sie sonst, ohne jene Beigabe, so schnell wie Lessings Sohn zu flüchten allen Grund hätten. Jener mit dem Erkennen und Empfinden verbundene Hochmut, verblendende Nebel über die Augen und Sinne der Menschen legend, täuscht sich also über den Wert des Daseins, dadurch, dass er über das Erkennen selbst die schmeichelhafteste Wertschätzung in sich trägt. Seine allgemeinste Wirkung ist Täuschung - aber auch die einzelsten Wirkungen tragen etwas von gleichem Charakter an sich.

Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung; denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtier-Gebiß zu führen versagt ist. Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, dass fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte. Sie sind tief eingetaucht in Illusionen und Traumbilder, ihr Auge gleitet nur auf der Oberfläche der Dinge herum und sieht »Formen«, ihre Empfindung führt nirgends in die Wahrheit, sondern begnügt sich, Reize zu empfangen und gleichsam ein tastendes Spiel auf dem Rücken der Dinge zu spielen. Dazu lässt sich der Mensch nachts ein Leben hindurch im Traume belügen, ohne dass sein moralisches Gefühl dies je zu verhindern suchte: während es Menschen geben soll, die durch starken Willen das Schnarchen beseitigt haben. Was weiß der Mensch eigentlich von sich selbst! Ja, vermöchte er auch nur sich einmal vollständig, hingelegt wie in einen erleuchteten Glaskasten, zu perzipieren? Verschweigt die Natur ihm nicht das allermeiste, selbst über seinen Körper, um ihn, abseits von den Windungen der Gedärme, dem raschen Fluß der Blutströme, den verwickelten Fasererzitterungen, in ein stolzes gauklerisches Bewußtsein zu bannen und einzuschließen! Sie warf den Schlüssel weg: und wehe der verhängnisvollen Neubegier, die durch eine Spalte einmal aus dem Bewußtseinszimmer heraus und hinab zu sehen vermöchte und die jetzt ahnte, daß auf dem Erbarmungslosen, dem Gierigen, dem Unersättlichen, dem Mörderischen der Mensch ruht in der Gleichgültigkeit seines Nichtwissens und gleichsam auf dem Rücken eines Tigers in Träumen hängend. Woher, in aller Welt, bei dieser Konstellation der Trieb zur Wahrheit!

Soweit das Individuum sich gegenüber andern Individuen erhalten will, benutzt es in einem natürlichen Zustand der Dinge den Intellekt zumeist nur zur Verstellung: weil aber der Mensch zugleich aus Not und Langeweile gesellschaftlich und herdenweise existieren will, braucht er einen Friedensschluss und trachtet danach, dass wenigstens das allergrößte bellum omnium contra omnes aus seiner Welt verschwinde. Dieser Friedensschluss bringt etwas mit sich, was wie der erste Schritt zur Erlangung jenes rätselhaften Wahrheitstriebes aussieht. Jetzt wird nämlich das fixiert, was von nun an »Wahrheit« sein soll, das heißt, es wird eine gleichmäßig gültige und verbindliche Bezeichnung der Dinge erfunden, und die Gesetzgebung der Sprache gibt auch die ersten Gesetze der Wahrheit: denn es entsteht hier zum ersten Male der Kontrast von Wahrheit und Lüge. Der Lügner gebraucht die gültigen Bezeichnungen, die Worte, um das Unwirkliche als wirklich er, scheinen zu machen; er sagt zum Beispiel: »Ich bin reich«, während für seinen Zustand gerade »arm« die richtige Bezeichnung wäre. Er missbraucht die festen Konventionen durch beliebige Vertauschungen oder gar Umkehrungen der Namen. Wenn er dies in eigennütziger und übrigens Schaden bringender Weise tut, so wird ihm die Gesellschaft nicht mehr trauen und ihn dadurch von sich ausschließen. Die Menschen fliehen dabei das Betrogenwerden nicht so sehr als das Beschädigtwerden durch Betrug: sie hassen, auch auf dieser Stufe, im Grunde nicht die Täuschung, sondern die schlimmen, feindseligen Folgen gewisser Gattungen von Täuschungen. In einem ähnlichen beschränkten Sinne will der Mensch auch nur die Wahrheit: er begehrt die angenehmen, Leben erhaltenden Folgen der Wahrheit, gegen die reine folgenlose Erkenntnis ist er gleichgültig, gegen die vielleicht schädlichen und zerstörenden Wahrheiten sogar feindlich gestimmt. Und überdies! wie steht es mit jenen Konventionen der Sprache; Sind sie vielleicht Erzeugnisse der Erkenntnis, des Wahrheitssinnes, decken sich die Bezeichnungen und die Dinge? Ist die Sprache der adäquate Ausdruck aller Realitäten?

Nur durch die Vergesslichkeit kann der Mensch je dazu kommen zu wähnen, er besitze eine »Wahrheit« in dem eben bezeichneten Grade. Wenn er sich nicht mit der Wahrheit in der Form der Tautologie, das heißt mit leeren Hülsen begnügen will, so wird er ewig Illusionen für Wahrheiten einhandeln. Was ist ein Wort? Die Abbildung eines Nervenreizes in Lauten. Von dem Nervenreiz aber Weiterzuschließen auf eine Ursache außer uns, ist bereits das Resultat einer falschen und unberechtigten Anwendung des Satzes vom Grunde. Wie dürften wir, wenn die Wahrheit bei der Genesis der Sprache, der Gesichtspunkt der Gewissheit bei den Bezeichnungen allein entscheidend gewesen wäre, wie dürften wir doch sagen: der Stein ist hart: als ob uns »hart« noch sonst bekannt wäre, und nicht nur als eine ganz subjektive Reizung! Wir teilen die Dinge nach Geschlechtern ein, wir bezeichnen den Baum als männlich, die Pflanze als weiblich: welche willkürlichen Übertragungen! Wie weit hinausgeflogen über den Kanon der Gewissheit! Wir reden von einer »Schlange«: die Bezeichnung trifft nichts als das Sichwinden, könnte also auch dem Wurme zukommen. Welche willkürlichen Abgrenzungen, welche einseitigen Bevorzugungen bald der, bald jener Eigenschaft eines Dinges! Die verschiedenen Sprachen, nebeneinandergestellt, zeigen, dass es bei den Worten nie auf die Wahrheit, nie auf einen adäquaten Ausdruck ankommt: denn sonst gäbe es nicht so viele Sprachen. Das »Ding an sich« (das würde eben die reine folgenlose Wahrheit sein) ist auch dem Sprachbildner ganz unfasslich und ganz und gar nicht erstrebenswert. Er bezeichnet nur die Relationen der Dinge zu den Menschen und nimmt zu deren Ausdruck die kühnsten Metaphern zu Hilfe. Ein Nervenreiz, zuerst übertragen in ein Bild! Erste Metapher. Das Bild wird nachgeformt in einem Laut! Zweite Metapher. Und jedesmal vollständiges Überspringen der Sphäre, mitten hinein in eine ganz andre und neue. Man kann sich einen Menschen denken, der ganz taub ist und nie eine Empfindung des Tones und der Musik gehabt hat: wie dieser etwa die chladnischen Klangfiguren im Sande anstaunt, ihre Ursachen im Erzittern des Saite findet und nun darauf schwören wird, jetzt müsse es wissen, was die Menschen den »Ton« nennen, so geht es uns allen mit der Sprache. Wir glauben etwas von den Dingen selbst zu wissen, wenn wir von Bäumen, Farben, Schnee und Blumen reden, und besitzen doch nichts als Metaphern der Dinge, die den ursprünglichen Wesenheiten ganz und gar nicht entsprechen. Wie der Ton als Sandfigur, so nimmt sich das rätselhafte X des Dings an sich einmal als Nervenreiz, dann als Bild, endlich als Laut aus. Logisch geht es also jedenfalls nicht bei der Entstehung der Sprache zu, und das ganze Material, worin und womit später der Mensch der Wahrheit, der Forscher, der Philosoph arbeitet und baut, stammt, wenn nicht aus Wolkenkuckucksheim, so doch jedenfalls nicht aus dem Wesen der Dinge.

Denken wir besonders noch an die Bildung der Begriffe. Jedes Wort wird sofort dadurch Begriff, dass es eben nicht für das einmalige ganz und gar individualisierte Urerlebnis, dem es sein Entstehen verdankt, etwa als Erinnerung dienen soll, sondern zugleich für zahllose, mehr oder weniger ähnliche, das heißt streng genommen niemals gleiche, also auf lauter ungleiche Fälle passen muss. Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzen des Nichtgleichen. So gewiss nie ein Blatt einem andern ganz gleich ist, so gewiss ist der Begriff Blatt durch beliebiges Fallenlassen dieser individuellen Verschiedenheiten, durch ein Vergessen des Unterscheidenden gebildet und erweckt nun die Vorstellung, als ob es in der Natur außer den Blättern etwas gäbe, das »Blatt« wäre, etwa eine Urform, nach der alle Blätter gewebt, gezeichnet, abgezirkelt, gefärbt, gekräuselt, bemalt wären, aber von ungeschickten Händen, so dass kein Exemplar korrekt und zuverlässig als treues Abbild der Urform ausgefallen wäre. Wir nennen einen Menschen »ehrlich«; warum hat er heute so ehrlich gehandelt? fragen wir. Unsere Antwort pflegt zu lauten: seiner Ehrlichkeit wegen. Die Ehrlichkeit! Das heißt wieder: das Blatt ist die Ursache der Blätter. Wir wissen ja gar nichts von einer wesenhaften Qualität, die »die Ehrlichkeit« hieße, wohl aber von zahlreichen individualisierten, somit ungleichen Handlungen, die wir durch Weglassen des Ungleichen gleichsetzen und jetzt als ehrliche Handlungen bezeichnen; zuletzt formulieren wir aus ihnen eine qualitas occulta mit dem Namen: »die Ehrlichkeit«. Das Übersehen des Individuellen und Wirklichen gibt uns den Begriff, wie es uns auch die Form gibt, wohingegen die Natur keine Formen und Begriffe, also auch keine Gattungen kennt, sondern nur ein für uns unzugängliches und undefinierbares X. Denn auch unser Gegensatz von Individuum und Gattung ist anthropomorphisch und entstammt nicht dem Wesen der Dinge, wenn wir auch nicht zu sagen wagen, dass er ihm nicht entspricht: das wäre nämlich eine dogmatische Behauptung und als solche ebenso unerweislich wie ihr Gegenteil.

Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen.

Wir wissen immer noch nicht, woher der Trieb zur Wahrheit stammt: denn bis jetzt haben wir nur von der Verpflichtung gehört, die die Gesellschaft, um zu existieren, stellt: wahrhaft zu sein, das heißt die usuellen Metaphern zu brauchen, also moralisch ausgedrückt: von der Verpflichtung, nach einer festen Konvention zu lügen, herdenweise in einem für alle verbindlichen Stile zu lügen. Nun vergisst freilich der Mensch, dass es so mit ihm steht; er lügt also in der bezeichneten Weise unbewusst und nach hundertjährigen Gewöhnungen - und kommt eben durch diese Unbewusstheit, eben durch dies Vergessen zum Gefühl der Wahrheit. An dem Gefühl, verpflichtet zu sein, ein Ding als »rot«, ein anderes als »kalt«, ein drittes als »stumm« zu bezeichnen, erwacht eine moralische, auf Wahrheit sich beziehende Regung: aus dem Gegensatz des Lügners, dem niemand traut, den alle ausschließen, demonstriert sich der Mensch das Ehrwürdige, Zutrauliche und Nützliche der Wahrheit. Er stellt jetzt sein Handeln als »vernünftiges« Wesen unter die Herrschaft der Abstraktionen; er leidet es nicht mehr, durch die plötzlichen Eindrücke, durch die Anschauungen fortgerissen zu werden, er verallgemeinert alle diese Eindrücke erst zu entfärbteren, kühleren Begriffen, um an sie das Fahrzeug seines Lebens und Handelns anzuknüpfen. Alles, was den Menschen gegen das Tier abhebt, hängt von dieser Fähigkeit ab, die anschaulichen Metaphern zu einem Schema zu verflüchtigen, also ein Bild in einen Begriff aufzulösen. Im Bereich jener Schemata nämlich ist etwas möglich, was niemals unter den anschaulichen ersten Eindrücken gelingen möchte: eine pyramidale Ordnung nach Kasten und Graden aufzubauen, eine neue Welt von Gesetzen, Privilegien, Unterordnungen, Grenzbestimmungen zu schaffen, die nun der andern anschaulichen Welt der ersten Eindrücke gegenübertritt als das Festere, Allgemeinere, Bekanntere, Menschlichere und daher als das Regulierende und Imperativische. Während jede Anschauungsmetapher individuell und ohne ihresgleichen ist und deshalb allem Rubrizieren immer zu entfliehen weiß, zeigt der große Bau der Begriffe die starre Regelmäßigkeit eines römischen Kolumbariums und atmet in der Logik jene Strenge und Kühle aus, die der Mathematik zu eigen ist. Wer von dieser Kühle angehaucht wird, wird es kaum glauben, dass auch der Begriff, knöchern und achteckig wie ein Würfel und versetzbar wie jener, doch nur als das Residuum einer Metapher übrigbleibt, und dass die Illusion der künstlerischen Übertragung eines Nervenreizes in Bilder, wenn nicht die Mutter, so doch die Großmutter eines jeden Begriffs ist. Innerhalb dieses Würfelspiels der Begriffe heißt aber »Wahrheit«, jeden Würfel so zu gebrauchen, wie er bezeichnet ist, genau seine Augen zu zählen, richtige Rubriken zu bilden und nie gegen die Kastenordnung und gegen die Reihenfolge der Rangklassen zu verstoßen. Wie die Römer und Etrusker sich den Himmel durch starke mathematische Linien zerschnitten und in einem solchermaßen abgegrenzten Raum als in ein templum, einen Gott bannten, so hat jedes Volk über sich einen solchen mathematisch zerteilten Begriffshimmel und versteht nun unter der Forderung der Wahrheit, dass jeder Begriffsgott nur in seiner Sphäre gesucht werde. Man darf hier den Menschen wohl bewundern als ein gewaltiges Baugenie, dem auf beweglichen Fundamenten und gleichsam auf fließendem Wasser das Auftürmen eines unendlich komplizierten Begriffsdomes gelingt - freilich, um auf solchen Fundamenten Halt zu finden, muss es ein Bau wie aus Spinnefäden sein, so zart, um von der Welle mit fortgetragen, so fest, um nicht von jedem Winde auseinandergeblasen zu werden. Als Baugenie hebt sich solchermaßen der Mensch weit über die Biene: diese baut aus Wachs, das sie aus der Natur zusammenholt, er aus dem weit zarteren Stoff der Begriffe, die er erst aus sich fabrizieren muss. Er ist hier sehr zu bewundern - aber nur nicht wegen seines Triebes zur Wahrheit, zum reinen Erkennen der Dinge. Wenn jemand ein Ding hinter einem Busche versteckt, es ebendort wieder sucht und auch findet, so ist an diesem Suchen und Finden nicht viel zu rühmen: so aber steht es mit dem Suchen und Finden der »Wahrheit« innerhalb des Vernunft-Bezirkes. Wenn ich die Definition des Säugetieres mache und dann erkläre nach Besichtigung eines Kamels: »Siehe, ein Säugetier«, so wird damit eine Wahrheit zwar ans Licht gebracht, aber sie ist von begrenztem Werte, ich meine, sie ist durch und durch anthropomorphisch und enthält keinen einzigen Punkt, der »wahr an sich«, wirklich und allgemeingültig, abgesehen von dem Menschen, wäre. Der Forscher nach solchen Wahrheiten sucht im Grunde nur die Metamorphose der Welt in den Menschen, er ringt nach einem Verstehen der Welt als eines menschenartigen Dinges und erkämpft sich besten Falles das Gefühl einer Assimilation. Ähnlich wie der Astrolog die Sterne im Dienste der Menschen und im Zusammenhange mit ihrem Glück und Leid betrachtete, so betrachtet ein solcher Forscher die ganze Welt als geknüpft an den Menschen, als den unendlich gebrochenen Wiederklang eines Urklanges, des Menschen, als das vervielfältigte Abbild des einen Urbildes, des Menschen. Sein Verfahren ist, den Menschen als Maß an alle Dinge zu halten: wobei er aber von dem Irrtum ausgeht, zu glauben, er habe diese Dinge unmittelbar, als reine Objekte vor sich. Er vergisst also die originalen Anschauungsmetaphern als Metaphern und nimmt sie als die Dinge selbst.

Nur durch das Vergessen jener primitiven Metapherwelt, nur durch das Hart- und Starrwerden einer ursprünglichen, in hitziger Flüssigkeit aus dem Urvermögen menschlicher Phantasie hervorströmenden Bildermasse, nur durch den unbesiegbaren Glauben, diese Sonne, dieses Fenster, dieser Tisch sei eine Wahrheit an sich, kurz nur dadurch, dass der Mensch sich als Subjekt, und zwar als künstlerisch schaffendes Subjekt, vergisst, lebt er mit einiger Ruhe, Sicherheit und Konsequenz: wenn er einen Augenblick nur aus den Gefängniswänden dieses Glaubens heraus könnte, so wäre es sofort mit seinem »Selbstbewusstsein« vorbei. Schon dies kostet ihn Mühe, sich einzugestehen, wie das Insekt oder der Vogel eine ganz andere Welt perzipieren als der Mensch, und dass die Frage, welche von beiden Weltperzeptionen richtiger ist, eine ganz sinnlose ist, da hierzu bereits mit dem Maßstabe der richtigen Perzeption, das heißt mit einem nicht vorhandenen Maßstabe, gemessen werden müsste. Überhaupt aber scheint mir »die richtige Perzeption« - das würde heißen: der adäquate Ausdruck eines Objekts im Subjekt - ein widerspruchsvolles Unding: denn zwischen zwei absolut verschiedenen Sphären, wie zwischen Subjekt und Objekt, gibt es keine Kausalität, keine Richtigkeit, keinen Ausdruck, sondern höchstens ein ästhetisches Verhalten, ich meine eine andeutende Übertragung, eine nachstammelnde Übersetzung in eine ganz fremde Sprache: wozu es aber jedenfalls einer frei dichtenden und frei erfindenden Mittelsphäre und Mittelkraft bedarf. Das Wort »Erscheinung« enthält viele Verführungen, weshalb ich es möglichst vermeide: denn es ist nicht wahr, dass das Wesen der Dinge in der empirischen Welt erscheint. Ein Maler, dem die Hände fehlen und der durch Gesang das ihm vorschwebende Bild ausdrücken wollte, wird immer noch mehr bei dieser Vertauschung der Sphären verraten, als die empirische Welt vom Wesen der Dinge verrät. Selbst das Verhältnis eines Nervenreizes zu dem hervorgebrachten Bilde ist an sich kein notwendiges: wenn aber dasselbe Bild millionenmal hervorgebracht und durch viele Menschengeschlechter hindurch vererbt ist, ja zuletzt bei der gesamten Menschheit jedesmal infolge desselben Anlasses erscheint, so bekommt es endlich für den Menschen dieselbe Bedeutung, als ob es das einzig notwendige Bild sei und als ob jenes Verhältnis des ursprünglichen Nervenreizes zu dem hergebrachten Bilde ein strenges Kausalitätsverhältnis sei: wie ein Traum, ewig wiederholt, durchaus als Wirklichkeit empfunden und beurteilt werden würde. Aber das Hart- und Starr-Werden einer Metapher verbürgt durchaus nichts für die Notwendigkeit und ausschließliche Berechtigung dieser Metapher.

Es hat gewiss jeder Mensch, der in solchen Betrachtungen heimisch ist, gegen jeden derartigen Idealismus ein tiefes Misstrauen empfunden, so oft er sich einmal recht deutlich von der ewigen Konsequenz, Allgegenwärtigkeit und Unfehlbarkeit der Naturgesetze überzeugte; er hat den Schluss gemacht: hier ist alles, soweit wir dringen, nach der Höhe der teleskopischen und nach der Tiefe der mikroskopischen Welt so sicher ausgebaut, endlos, gesetzmäßig und ohne Lücken; die Wissenschaft wird ewig in diesen Schachten mit Erfolg zu graben haben, und alles Gefundene wird zusammenstimmen und sich nicht widersprechen. Wie wenig gleicht dies einem Phantasieerzeugnis: denn wenn es dies wäre, müsste es doch irgendwo den Schein und die Unrealität erraten lassen. Dagegen ist einmal zu sagen: hätten wir noch, jeder für sich, eine verschiedenartige Sinnesempfindung, könnten wir selbst nur bald als Vogel, bald als Wurm, bald als Pflanze perzipieren oder sähe der eine von uns denselben Reiz als rot, der andere als blau, hörte ein dritter ihn sogar als Ton, so würde niemand von einer solchen Gesetzmäßigkeit da Natur reden, sondern sie nur als ein höchst subjektives Gebilde begreifen. Sodann: was ist für uns überhaupt ein Naturgesetz? Es ist uns nicht an sich bekannt, sondern nur in seinen Wirkungen, das heißt in seinen Relationen zu andern Naturgesetzen, die uns wieder nur als Summen von Relationen bekannt sind. Also verweisen alle diese Relationen immer nur wieder aufeinander und sind uns ihrem Wesen nach unverständlich durch und durch; nur das, was wir hinzubringen, die Zeit, der Raum, also Sukzessionsverhältnisse und Zahlen, sind uns wirklich daran bekannt. Alles Wunderbare aber, das wir gerade an den Naturgesetzen anstaunen, das unsere Erklärung fordert und uns zum Misstrauen gegen den Idealismus verführen könnte, liegt gerade und ganz allein nur in der mathematischen Strenge und Unverbrüchlichkeit der Zeit, und Raum-Vorstellungen. Diese aber produzieren wir in uns und aus uns mit jener Notwendigkeit, mit der die Spinne spinnt; wenn wir gezwungen sind, alle Dinge nur unter diesen Formen zu begreifen, so ist es dann nicht mehr wunderbar, dass wir an allen Dingen eigentlich nur eben diese Formen begreifen: denn sie alle müssen die Gesetze der Zahl an sich tragen, und die Zahl gerade ist das Erstaunlichste in den Dingen. Alle Gesetzmäßigkeit, die uns im Sternenlauf und im chemischen Prozess so imponiert, fällt im Grunde mit jenen Eigenschaften zusammen, die wir selbst an die Dinge heranbringen, so dass wir damit uns selber imponieren. Dabei ergibt sich allerdings, dass jene künstlerische Metapherbildung, mit der in uns jede Empfindung beginnt, bereits jene Formen voraussetzt, also in ihnen vollzogen wird; nur aus dem festen Verharren dieser Urformen erklärt sich die Möglichkeit, wie nachher wieder aus den Metaphern selbst ein Bau der Begriffe konstituiert werden konnte. Dieser ist nämlich eine Nachahmung der Zeit-, Raum- und Zahlenverhältnisse auf dem Boden der Metaphern."

Herzliche Grüße ins "Forum für Vögel"
Oblomow

Dc2

Zeitgeist

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Mittwoch, 21.11.2018, 12:03 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4292 Views

Das tririlierte Friedrich Nietzsche mit 29 Jahren.

https://www.textlog.de/455-4.html

Und vor dem Hintergrund all dieser tief schürfenden und existenziellen Überlegungen und Erkenntnissen über die Natur des menschlichen Denkens und Handelns schwebt jeweils der Zeitgeist, der, auf dem Humus tradierter Werte sich entwickelnd, stets neue Absonderlichkeiten hervor bringt, die man später nicht mehr nachvollziehen kann.

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Zeitgeist | Verstehe ich nicht

Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 12:51 vor 1984 Tagen @ Otto Lidenbrock 4276 Views

Mich würde mal interessieren, wie Du z.B. eine Kantate von Johann Sebastian Bach hörst oder z.B. Don Quichotte von Cervantes liest? Liest Du das als Ausdruck des Zeitgeistes? Es gibt meines Wissens nach genügend Threads in diesem Forum, die jenseits des Zeitgeistes liegen, z.B. der mit dem afghanischen Kopfabschneider. Ohne Leibniz, Bach und Heraklit kein Mercedes Benz und kein Stabmixer. Kann mich ooch irren.

Herzlich
Oblomow

Unterordnung

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Mittwoch, 21.11.2018, 13:33 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4261 Views

Will sagen, dass die Philosophen immer versuchen, den Menschen in seinem Denken und Handeln zu begreifen, damit dieser die Möglichkeit bekommt, sich selbst zu verstehen. So viele herausragende Denker haben sich über den Sinn des menschlichen Daseins Gedanken gemacht und sind dabei zu vielen unterschiedlichen Hypothesen gelangt. Aber auch ihr Denken und die daraus folgenden Ansätze für eine Erklärung mussten zwangsläufig immer auf dem basieren, was man im Deutschen den "Zeitgeist" nennt. Epikurs Philosophie entstand unter völlig anderen Umständen, als die von Kant oder Hegel. Schopenhauer und Nietzsche dachten in ein anderes Zeitalter eingebettet, als Wittgenstein oder Heidegger. Manch einer von ihnen prägte sogar schon zu seinen Lebzeiten das allgemeine Denken, viele verstand man erst später. Trotzdem hat es bis heute keiner geschafft, Entität, Denken und Handeln allumfänglich zu erklären oder gar irgendeinen Sinn daraus abzuleiten. Mir persönlich gefällt der Begriff "Zeitgeist", weil er in einem Wort einen Zustand beschreibt, den man sich auch mit vielen Worten nicht richtig erklären kann, unter dem man aber zu leben hat, ob es einem gefällt oder nicht.

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Link hät's auch getan

manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 12:03 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4253 Views

Das tririlierte Friedrich Nietzsche mit 29 Jahren.

https://www.textlog.de/455-4.html

...läßt sich unter der Linkadresse wesentlich angenehmer lesen. [[herz]]

mfg
mm[[zigarre]]

Nö, wollte auch mal nen langen Text posten und der Gesamttext ehrt das Gelbe

Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 12:27 vor 1984 Tagen @ manni meier 4278 Views

bearbeitet von Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 12:39

Ansonsten finde ich es gut, wie Auerhahn, Falke, Eule und die Nachtigall sich hier im Forum mit dem Geier, Adler, Fink, Rabe, Krähe, Storch, Kranich, Kiebitz, Spatz und den vielen Papageien, Hühnern, Gänsen und Kuckucken, Hähne nicht zu vergessen, vertragen.

Herzliche Grüße in "Forum für Vögel"
Oblomow

Das mit dem langen Text posten ist Dir ja gelungen, Glückwunsch! Leider nicht selbst verfasst, schade.

manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 12:44 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4357 Views

bearbeitet von manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 12:51

> Ansonsten finde ich es gut, wie Auerhahn, Falke, Eule und die Nachtigall sich hier im Forum mit dem Geier, Adler, Fink, Rabe, Krähe, Storch, Kranich, > Kiebitz, Spatz und den vielen Papageien, Hühnern, Gänsen und Kuckucken, Hähne nicht zu vergessen, vertragen.

[quote]Herzliche Grüße in "Forum für Vögel"
Oblomow
[/quote]


Aber doch noch eine Frage:
Und zu welcher Vogelart würdest Du dich zählen?
mfg
mm[[zigarre]]

Wäre der Vogel nicht schon vergeben

Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 12:59 vor 1984 Tagen @ manni meier 4345 Views

bearbeitet von Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 13:26

fände ich Phönix ganz gut. Habe gestern in dessen (Phönix5) Buch das Kapitel über Phönix gelesen. War mir garnicht klar, was da so alles hintersteckt. Ich weiß aber sicher, was Du für ein Vogel bist, verrate es aber nicht.

Herzliche Grüße
Oblomow

Ist doch kein Geheimnis, was ich für ein Vogel bin

manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 23:32 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4012 Views

bearbeitet von manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 23:38

Ich weiß aber sicher, was Du für ein Vogel bist, verrate es
aber nicht.
Herzliche Grüße
Oblomow

Ich bin ein "Lereul-Vogel"!
Mittlerweile etabliert. [[zwinker]]
Meine Mutter war die Lerche, die Tagverkünderin, die früh aufsteigt!
Mein Vater war die Eule, die ihren Flug erst in der Dämmerung beginnt!
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-05/schlaf-eule-lerche-schlaftypen-fruehaufst...

Was mein Vater mir mit auf den Weg gab:

"Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt
des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen,
sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden
Dämmerung ihren Flug."
[[top]] [[top]] [[top]]

mfg
mm[[zigarre]]

Nietzsche sagt

Kosh @, Mittwoch, 21.11.2018, 13:34 vor 1984 Tagen @ manni meier 4356 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 21.11.2018, 13:38

@manni meier sagt:

- Link hät's auch getan

Genau das hat @Oblomow getan, er hat "auch" den Link ins Forum “getan” und die Entscheidung dem Leser überlassen.

@manni meier sagt:

- ..läßt sich unter der Linkadresse wesentlich angenehmer lesen.

@kosh sagt: Nein, lässt sich in der von @Oblomow dargereichten Form “wesentlich angenehmer lesen” und da fällt der Groschen - nein, doch nicht - und …

… @kosh sagt: Nein, @manni meier findet es “wesentlich angenehmer” auf die eine, @kosh auf die andere Art, also …
… sagt @kosh: Ja, ich finde es “wesentlich angenehmer”, denn wie …

… Nietzsche sagt:

- ... es gibt für jenen Intellekt keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausführte. Sondern menschlich ist er, und nur sein Besitzer und Erzeuger nimmt ihn so pathetisch, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehten.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

--
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

Ach Gottchen, wer hat nicht alles, was gesagt...

manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 18:02 vor 1984 Tagen @ Kosh 4178 Views

bearbeitet von manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 18:09

@manni meier sagt:...
Nitzsche sagt:...
@kosh sagt:... Die Amis auf Kurs

Grüsse
kosh

Shakespeare sagt:..To be or not to be
Sartre sagt:..............To be is to do
Camus sagt:.............To do is to be
Sinatra sagt:............Do be do be dooo
manni sagt...............mfg[[zigarre]]

"Vielleicht gefällt es Dir aber auch besser, mich falsch zu verstehen"

Kosh @, Mittwoch, 21.11.2018, 19:26 vor 1984 Tagen @ manni meier 4196 Views

Ehrlich gesagt, verstehe ich Dich jetzt gar nicht mehr.

manni meier, Mittwoch, 21.11.2018, 22:12 vor 1984 Tagen @ Kosh 4040 Views

Falscher als falsch? (oT)

Kosh @, Donnerstag, 22.11.2018, 13:19 vor 1983 Tagen @ manni meier 3636 Views

- kein Text -

--
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

Das Tao, das mitgeteilt werden kann, ist nicht das ewige Tao...

nemo, Dienstag, 20.11.2018, 19:35 vor 1985 Tagen @ Ostfriese 5345 Views

bearbeitet von nemo, Dienstag, 20.11.2018, 19:40

So wie uns unser Wissen aus Furcht vor der Unwissenheit (dem fehlenden

Begreifen) in die Dunkelheit zieht, kann uns die zum Loslassen unserer
Angst führende Weisheit zur Helligkeit führen.Dorthin wo alles über und
in allen Sinnen nach uns greift, wo wir uns das Erleben durch ein Begreifen
mittels Begriffen nicht mehr simulieren müssen, wo die unmittelbare
Lebenserfahrung und Magie des Lebens auf uns wartet.


Das Tao, das mitgeteilt werden kann,
ist nicht das ewige Tao.
Der Name, der genannt werden kann,
ist nicht der ewige Name.

Das Unnennbare ist das ewig Wirkliche.
Das Benennen ist der Ursprung
aller Einzeldinge.

Frei von Begierde, erkennst du klar das Geheimnis.
In Begierde verstrickt, siehst du nur die
Erscheinungsformen.

Doch Geheimnis und Erscheinungsformen
entspringen aus derselben Quelle.
Diese Quelle bezeichnet man als Dunkelheit:

das Dunkel inmitten von Dunkelheit,
das Tor zu allem Verstehen.


TAO TE KING

----

Das Problem, das viele Schamanen beschreiben ist, dass unsere Sprache
und unser Intellekt immer erst nach der Wahrnehmung, die Welt erfassen
können. Sie können demnach niemals die Wirklichkeit der unmittelbaren
Wahrnehmung erlangen. Nun besteht der Fehler darin, dass wir die
Sprache – die Zeichen – für die Wirklichkeit halten, während sich die
Wirklichkeit ganz woanders befindet. Wenn die Zeichen für die
Wirklichkeit gehalten werden, ist die Simulation die logische Folge.

Das Endresultat der Simulation ist die künstliche Intelligenz. Die KI
kann niemals wirklich sein, weil ihre Intelligenz aus der Kodierung
von Zeichen besteht. Die Ki hat keine eigene Wahrnehmung, sondern
eine programmierte. Diese Tatsache wird von den Experten schlicht
übersehen. Die KI ist nichts weiter, als ein Abbild unserer eigenen
Dummheit und eines Tages wird sie unsere Wirklichkeit bestimmen. [[zwinker]]

Das ist Involution – die Reduktion unserer Wirklichkeit auf Symbole,
die wiederum zu unserer Wirklichkeit werden. Die Umkehr dieses
Prozesses ist Evolution. Sie betrifft das Sein – das geheimnisvolle
Unnennbare.

Gruß
nemo

“Das Problem ist”, wenn die Wirklichkeit sich nur als die Wirklichkeit herausstellt

Kosh @, Mittwoch, 21.11.2018, 10:42 vor 1984 Tagen @ nemo 4512 Views

- Wenn die Zeichen für die Wirklichkeit gehalten werden …

… erzeugst Du die Illusion, die Wirklichkeit sei nicht die Wirklichkeit, sondern werde nur für die Wirklichkeit gehalten. Das ist aber nicht aller Tage Abend, denn auch Du kannst es drehen und wenden wie Du willst, durch …

- … die Reduktion unserer Wirklichkeit auf Symbole, die wiederum zu unserer Wirklichkeit werden …

… gibst auch Du unverblümt zu, dass die Wirklichkeit nichts weiter als die Wirklichkeit ist.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

--
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

Ja, ich gebe es zu...

nemo, Mittwoch, 21.11.2018, 11:54 vor 1984 Tagen @ Kosh 4376 Views

bearbeitet von nemo, Mittwoch, 21.11.2018, 12:09

… gibst auch Du unverblümt zu, dass die Wirklichkeit nichts weiter als
die Wirklichkeit ist.


...die Wirklichkeit ist nichts weiter als die Wirklichkeit
und wir sind alle ein Teil davon.

Es gibt Menschen, die laufen an einem bestimmten Tag mit einer
roten Nase herum und nennen das den Red-Nose-Day. Andere
sitzen in kleinen Containern und steuern bewaffnete Kampfdrohnen
über Afghanistan. Und wieder andere kontrollieren den ganzen Tag
lang Parkscheine an den Autoscheiben.

Alle sind Teil derselben Wirklichkeit.

Gruß
nemo

Klitzekleine Anfügung, durchaus nicht klugscheißend, sondern superklugscheißend gemacht

Oblomow, Mittwoch, 21.11.2018, 12:19 vor 1984 Tagen @ nemo 4428 Views

Manche verwechseln die Wirklichkeit des Gelben mit der Wirklichkeit.

Herzlich ins " Forum für Vögel" grüßend. Jetzt muss ich wirklich mal ne Runde büßen und beten.

Oblomow

Da es nur eine Wirklichkeit gibt, ist es doch völlig boogey, wo sie stattfindet. :-)

nemo, Mittwoch, 21.11.2018, 14:05 vor 1984 Tagen @ Oblomow 4327 Views

Manche verwechseln die Wirklichkeit des Gelben mit der Wirklichkeit.

Marcel Duchamp – Harpo Marx

Ostfriese @, Mittwoch, 21.11.2018, 22:42 vor 1984 Tagen @ nemo 4111 Views

Hallo nemo,

Das ist Involution – die Reduktion unserer Wirklichkeit auf Symbole,
die wiederum zu unserer Wirklichkeit werden. Die Umkehr dieses
Prozesses ist Evolution. Sie betrifft das Sein – das geheimnisvolle
Unnennbare.

Marcel Duchamps 'Readymades' – Fahrrad-Rad (1913), Flaschentrockner (1914), Fontäne (1917) – sind Sinnbilder unserer modernen Hyperrealität. Sie sind reale Objekte, deren Bedeutungen zu musealen Fetischen gemacht wurden. Der klassische Aufbau des künstlerischen Zeichens mit seiner Ästhetik – Traum, Illusion, Utopie, Phantasien – wurde zerstört und existiert nicht mehr.

Die Abschaffung der Bedeutung und eine ironische Wandlung der Sprache finden sich bei Harpo Marx, wenn er das Passwort 'Schwertfisch', das zum Zutritt in eine Bar benötigt wird, durch einen realen Fisch ersetzt.

Gruß â€“ Ostfriese

Meine Antwort braucht etwas Zeit

Ashitaka @, Samstag, 24.11.2018, 10:19 vor 1981 Tagen @ Ostfriese 4222 Views

Hallo Ostfriese,

"Wir können bis hierhin also festhalten, dass in dem Augenblick, da sich die gesetzmässige Insichkehrung der Steigungswerte des Großen (höheren EMAs im Zeitintervallabstand des goldenen Schnitts) vollzieht, kein Potential mehr vorhanden ist, die Insichkehrung der Steigungswerte des Kleinen (niederen EMAs), zu verhindern. Denn das was oben ist, entspricht dem was unten ist. Und das was unten ist, gesellt sich wiederum zum Oberen, mit dem Vermögen die Wunderwerke eines einigen Dinges zu vollbringen."

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.

coincidentia oppositorum - der Cusaner

Oblomow, Samstag, 24.11.2018, 11:06 vor 1981 Tagen @ Ashitaka 4139 Views

Both sides are even. Danke für diesen Musiktipp.

Herzlich
Oblomow

Besser später als nie!

Ashitaka @, Freitag, 28.12.2018, 16:48 vor 1947 Tagen @ Ostfriese 4130 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 28.12.2018, 16:58

Hallo Ostfriese,

etwas spät, aber dennoch:

Steht sie wirklich schon dort? Haben wir bereits verstanden, wann und

weshalb einer Bewegung der Gegenwart in die eine Richtung urplötzlich eine
Bewegung der Gegenwart in die andere Richtung folgt?

Ich beabsichtigte nur, darauf hinzuweisen, dass es schon immer gemäß den
Worten von PCM zyklische Bewegungen am Beispiel von Preisen "vor allem in
Zeitläufen, die sich durch sehr starke Schübe ausgezeichnet hatten",
gegeben hat.

Wir können erkennen, ob es zu einer anhaltenden Bewegung kommt. Es mangelt nur meistens an ausreichender Disziplin sich nur auf die Gegenwart zu konzentrieren. Von dem Gedanken an Elliott-Wellen oder sonst was für Zählungen des bloßen Pegelstandes muss ich mich verabschieden, auch wenn es mich immer wieder reizt mir Gedanken über die zukünftige Entwicklung zu machen. Man läuft bei fehlender Ausprägung des eigentlichen Geschehens an der Wasseroberfläche Gefahr, die Gegenwart völlig falsch zu interpretieren.

Ich glaube wir müssen uns von einer Erwartung, die sich nur aus dem Blick auf die Meeresoberfläche festigt, verabschieden. Wir können das wahre Geschehen nicht von oben bzw. außen erkennen und treffen deshalb immer wieder falsche Entscheidungen bzw. sind enttäuscht wenn sich eine Zählung nicht an der Oberfläche bestätigt.

Wir müssen abtauchen und versuchen uns vom Meeresboden aus den Einfluss aller exponentiell gleitenden Durchschnitte (EMAs) auf den jeweils kürzeren und den jeweils längeren EMA - im gegenwärtigen Augenblick - bewusst zu machen. Es ist schwer, sich von einer Zukunftserwartung loszulösen und sich ausschließlich auf das Preisentfaltungspotential der Gegenwart zu konzentrieren. Eine psychische Hürde von der niemand behaupten wird, dass er sie überwunden hat. Man muss sich von wirklich allen äußeren Meinungen, konstruierten Ursachen und Erwartungen fern halten.

Elliott Wellen als eine von vielen zählbaren Ausprägungen sind nicht auf soziale Stimmungen zurückzuführen, sondern wie du ebenfalls erkannt hast, auf das Prinzip der Schwingung, auf die Tatsache, dass jede Preisbewegung eine Ausdehnungsfolge nach sich zieht, d.h. einen EMA im Zeitlauf begründet, der nur solange in Harmonie zum jeweils kürzeren EMA verlaufen kann, wie die Steigungswerte der länger werdenden EMAs das Potential zum Mitschwingen bieten. Das Nichtmitschwingen der länger werdenden EMAs hat keine Ursache die sich ereignet hat, sondern ist auf die nobelste aller irrationalen Zahlen zurückzuführen.

Die Schwingungsursache ist irrational!

Wenn wir verstanden haben, dass die Krümmungsintensität der länger werdenden EMAs in Abhängigkeit des jeweils kürzeren EMA exponentiell abnimmt, dann müssen wir auch akzeptieren lernen, dass die Krümmungsintensität der kürzer werdenden EMAs in Abhängigkeit des jeweils längeren EMA exponentiell zunimmt.

Laufen die kürzeren EMAs wie z.B. bei der Welle 2 in die längeren EMAs zurück und behalten letztere EMAs aber immer noch positive Steigungswerte (ausreichnd positive Divergenzen), dann ist kein Potential für eine Durchkreuzung dieser längeren EMAs und ihren wertetechnischen Durchbruch vorhanden. Egal was wir uns vorstellen, was wir wollen.

Der Debitismus als eine reine Beschreibung dessen, wenn Schulden im System
sind, sagt ja, dass wegen des Vorher-Nachher-Problems jeder Bedarf an
Potenzial (Verschuldung, Zeit) zusätzliches Potenzial (Verschuldung, Zeit)
erforderlich macht. Es ist eine reine Deskription. Kennen wir eine
tiefergehende Begründung?

Wenn wir uns über das Potential aus einer die Macht- und Ohnmachtpositionen umarmenden Perspektive Gedanken machen (so wie du es bereits vorgeschlagen hast), erlangen wir vielleicht das Bewusstsein, dass - über die Zeit - mit jeder Machtposition (Potentialverleihung) zugleich eine wachsende Ohnmachtposition (Potentialhingabe) eingenommen wird. Der Potentialraum (so auch das Zentralmachtsystem) ist ein in zeitlicher Hinsicht nur durch Schwingungsgrade begründeter Raum. Mit jeder Auslenkung wird zugleich die Amplitude (der höchste Umkehrpunkt) begründet.

"Auch wenn das Pendel immer nur zu einem der beiden Pole ausschlägt, sein Ausschlag in die eine Richtung ist zugleich das Maß für den unverhinderbaren Ausschlag in die andere Richtung".

In zeitlicher Hinsicht (wenn heute bereits morgen wäre), und das wird die gegensätzlichen Perspektiven von Zarathustra und Ashitaka schlußendlich vereinen, gibt es weder ein Zentralmachtsystem, noch ein Dezentralmachtsystem.

Es schwärmt auch nichts aus sich selbst heraus, sondern es schwingt alles als ein Teil (Minor) aus dem Größten (Major) heraus zum Gegensatz zurück.

Welche Konsequenzen hat das Gegenteil? Die grenzenlose Ausdehnung der
Potenziale kann nur in einer unendlichen Welt geschehen. Haben wir wegen
unserer Beobachtung und Bewusstwerdung der Endlichkeit aller Potenziale
nicht auch einen indirekten Beweis für die Endlichkeit der Welt?

Wenn alles um eine nie erreichbare aber den Zeitlauf begründende Nullinie schwingt, hat nichts seinen Urknall und auch nichts sein Ende. Dann läuft alles, vom Raum bis zur Zeit, in sich selbst zurück und aus sich selbst wieder hinaus. Die Zeit hat dann nicht irgendwann angefangen zu laufen, sondern sie begründet und entzieht sich in Abhängigkeit der Schwingungsgrade aus sich selbst heraus immer von Neuem.

Ähnlich in sich zurücklaufend ist die räumliche Totalebene nach Ernst Barthel zu verstehen. Wir sitzen bisher nur auf einer Vorstellung des Raumes, in der wir uns, wie Ernst Barthel bewiesen hat, vor der Wirklichkeit verstecken. Für die Zeit gilt meines erachtens dasselbe. Vergangenheit und Zukunft existieren nur als Schwingungsgrade unserer Vorstellungswelt.

Wir wissen aus Erfahrung von der Existenz der Umkehr, der genaue Zeitpunkt
ist aber unbestimmt. Du schriebst in der Sommerpause schon darüber –
erklärt und verstanden ist es noch nicht. Ich erinnere an deine dortigen
Ausführungen über 'Preise'.

Das Abhandenkommen des Auskehrungspotentials (die Umkehrpunkte im Kleinsten und Größten) kann uns meiner Meinung nach bewusst werden. Wir sind dabei nur nicht so diszipliniert wie die weltumspannenden rechnerbasierten Handelssysteme.

Ich setze mich einmal auf’s Spiel. Elliot-Wellen sind Schwingungen,
werden in einem Koordinatennetz aufgezeichnet und können dann auch
funktional – bestimmt in einem sehr komplizierten Verfahren – in eine
Funktionsgleichung f: x ⟼ y=f(x) gebracht werden. Bei den EMAs ist das ja
wohl ebenfalls der Fall.

So ist es.

Es sind die Versuche, die Kursverläufe zu
quantifizieren und zukünftige Entwicklungen und Ereignisse
vorherzubestimmen. Ich sehe nicht, wie man in der jetzigen Vorstellung von
linearen Zeitabläufen und des dreidimensionalen Anschauungsraumes, einen
zukünftigen Umkehrpunkt (Hochpunkt), der für ökonomische Entscheidungen
wichtig ist, unter Beachtung aller Nebenbedingungen errechnen und damit
festlegen kann.

Indem man die nobelste aller Irrationalen Zahlen (das Teilungsverhältnis) nicht auf den Preis, sondern auf die Zeit, die der Preis zur Entfaltung benötigt, bezieht. Wir müssen uns von festen Zeitintervallen lösen und die Entfaltungsdauer des Preises aus den Schwingungsgraden der Ausdehnungsfolgen (EMAs) ableiten.

Die Elliot-Wellen und EMAs, die ja Verschuldungsverläufe
beschreiben, spiegeln ja nur einen keinen Ausschnitt im gesamten
Phasenraum der Verschuldung (Potenziale, Zeit) wider. Mit der bisherigen
überlieferten cartesianischen Koordinatenschreibweise des
Anschauungsraumes werden wir nicht weiterkommen.

Wir blicken auf etwas, das wir die meiste Zeit gar nicht verstehen. Wir dürfen nicht nur in exponentiellen Abnahme der Krümmungsintensitäten länger werdender EMAs denken, sondern müssen auch in der exponentiellen Zunahme der Krümmunsintensität der kürzer werdenden EMAs denken. Der Chart zeigt uns alles, nur haben wir nicht genug Disziplin um das Dargebotene nach oben wie nach unten zu verstehen. Da schließe ich mich natürlich mit ein.

Wir müssen in den ökonomischen Betrachtungen einen Paradigmenwechsel wie
vor 100 Jahren von der klassischen zur modernen Physik vorantreiben. Wir
pflegen und hegen eine mechanistische, deterministische ökonomische
Weltsicht, bestimmt durch die uns umgebenden oberflächlichen Geschehnisse
des Alltags. Wer wagt schon sein bisheriges Denken zu überwinden und sich
für neue Deutungen zu öffnen.

"Zu öffnen", darum geht es. Auch hier und drüben auf dem Reddit-Außenposten sind genug Denker unterwegs, die "ungeöffnet" längst woanders sind, alles in Frage stellen was wir öffentlich immer noch als unzureichende Vorstellung verteidigen.

Hegel spricht von der Polarität als "von einem Unterschiede, in welchem
die Unterschiedenen untrennbar sind". Verschränkte Teile (bis zu
makroskopischen Distanzen und für mesoskopischen Systeme) an
unterschiedlichen Orten sind eigenschaftlich eins – ein Objekt kann "auf
zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen" und "spukhafte Fernwirkung" ist Teil
der Realität. Vereint man die beiden entgegengesetzten Pole, findet man
die Einheit in der Relation: Macht – Ohnmacht, Evolution – Involution,
Liebe – Hass, Yin – Yang. Polaritäten können nur in einer
'endlichen' Welt erscheinen, weil Potenziale, die eine Seite von ihnen
sind, auch nur in einer 'endlichen' Welt 'einen endlichen' Bestand haben
können.

Ich glaube, wie oben erklärt, an keine endliche Welt.

Ich habe keine Vorstellung, wie der Phasenraum der Potenziale – der
Gesamtverschuldung – beschrieben, seine Gesetze formuliert und gedeutet
werden. Wie in der Physik stehen wir dem Paradoxon gegenüber, alle
Beschreibungen der bisherigen ökonomischen Lehre, des Debitimus mit der
Machttheorie und seinen bevorstehenden Erweiterungen in der überlieferten
Sprache zu formulieren. Eine radikale Änderung unserer Begriffe bei der
Beschreibung kann nicht zu einer nichtstatischen völlig objektiven Deutung
führen. Die Ungenauigkeit in der Beschreibung des Phasenraumes kann nicht
als Eigenschaft des Phasenraums selbst betrachtet werden, sondern sie ist
ein Mangel in unserer Kenntnis des Phasenraumes. Ich formuliere mit
Baudrillard, dass das Objekt im Mittelpunkt steht und nicht das Subjekt –
"denn die Welt besteht nicht zu dem Zweck, dass wir sie erkennen".

Vielleicht ist die Wirklichkeit immer nur in Teilen erfahrbar. Da wir streng genommen selbst nur aus unterschiedlichsten Schwingungsgraden unsere Eigenschaften auf Zeit beziehen, könnte die Tatsache, dass wir eben nur eine Ableitung sind, den Blick auf die Basis ausschliessen. Wir schwingen vielleicht niemals hoch genug.

Als Teil der Welt gibt sich das menschliche Bewusstsein das Recht, ein
Spiegel der Welt zu sein. Da der Spiegel selbst ein Teil des Objekts ist,
das er reflektiert, kann es niemals eine objektive Wahrheit hervorbringen.
Die moderne Quantenphysik zeigt, dass die subjektiven und objektiven
Illusionen ein undurchdringliches Geflecht bilden.

Ich ahne, dass wir unsere bisherigen Vorstellungen von Raum und Zeit
mithilfe der Gedankenwelten von E. Barthel revidieren werden. Die beiden
Äste sind die Hyperbel in der Totalebene.

Ja, so ist es. Das lässt sich aber öffentlich nicht akzeptieren. Ebensowenig wie die Tatsache, dass uns das Licht weit entfernten Galaxien, von denen wir aber dennoch Bilder akzeptieren, physikalisch niemals erreichen dürfte, es von einer so unvorstellbar großen Masse abgelenkt wird, so dass das abgelenkte Lichtspektrum keinen Blick auf die entfernten Galaxien ermöglicht.

Die Ängste vor der Wahrnehmung und dem fehlenden Begreifen der Welt im
Rahmen der bestehenden Zeichenökonomie, die aus dem ursprünglichen Laut
hervorgegangen ist, lassen sich nicht überwinden. Jenseits des ewigen
Intellektualisierens ist eine Lösung nur im Hier&Jetzt – im
Gegenwärtigen – der Gefühle zu finden, die schwerlich in Sprache und
Texte zu fassen sind. Ein Loslassen ist nur auf eine andere Art & Weise
möglich.

Indem man sich und alles nicht mehr so ernst nimmt.

Vielen Dank für deine tiefgreifenden Überlegungen!

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.

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