Kampf der Kriegeraffen (Arte-Doku | m.L)

Oblomow, Freitag, 21.09.2018, 07:48 vor 2046 Tagen 3505 Views

"Ngogo in Uganda, Afrika. Über 20 Jahre lang filmten Anthropologieprofessor David Watts und sein Kollege John Mitani die Ngogo-Schimpansen und gaben ihren treuesten Gefährten Namen. Sie beobachten unzerstörbare Freundschaften und grausame Rivalitäten innerhalb eines Schimpansen-Klans. Jetzt präsentieren die Primatenforscher ihre Erkenntnisse in einer packenden Dokumentation."

https://www.arte.tv/de/videos/079407-000-A/kampf-der-kriegeraffen/


Gestern lief auf Arte diese Doku über Schimpansen. Ich mag ja generell Tierfilme, (auch den Grzimek) aber dieser Film ist wirklich berührend. Zuzusehen, wie die Primaten gemeinsam jagen und morden, Blutrausch erleben, Politik betreiben und Autorität durch Bündnisse und Kraft herstellen, Freundschaften über Jahre halten: selten so etwas Erhellendes auch für unser menschliches Verhalten gesehen. Die 90 Minuten lohnen. Der Frust über die Rundfunkgebühren, hier habe ich den ganz kurz vergessen.

Herzlich
Oblomow

Und soz. Gruppen können auch an Grenzen des Wachstums stoßen.

Dieter, Freitag, 21.09.2018, 08:36 vor 2045 Tagen @ Oblomow 2386 Views

Hallo Oblomow,
ergänzend hierzu auch eine weitere Aussage, daß ein soz. Zusammenhalt mit seinen Strukturen nicht beliebig vergrößerbar ist. Es gibt Grenzen, die Konflikte und Feindschaft unvermeidbar machen.

Gruß Dieter

Totale Feindschaft zum Anderen

Oblomow, Freitag, 21.09.2018, 08:48 vor 2045 Tagen @ Dieter 2433 Views

bearbeitet von Oblomow, Freitag, 21.09.2018, 08:52

Hallo Oblomow,
ergänzend hierzu auch eine weitere Aussage, daß ein soz. Zusammenhalt
mit seinen Strukturen nicht beliebig vergrößerbar ist. Es gibt Grenzen,
die Konflikte und Feindschaft unvermeidbar machen.

Gruß Dieter

Hallo Dieter,

die Gruppe geht schließlich auf Krieg aus, um das Territorium zu erweitern. Interessant auch, dass die Größe der Gruppe dann zu inneren Differenzen führt, die wohl zur Spaltung in zwei Clans endet. So schließt der Film. Die Großgruppe, die immer stärker wird, droht sich zu teilen und dann wieder von einer stärkeren externen Gruppe vernichtet zu werden. Mir wurde klar, wie un-natürlich das Leben in der Stadt mit lauter "Fremden" ist - welche geistige Leistung (Wendung gegen den Trieb), wie immer man das auch bewerten mag. Und die Vernichtung der Stummelaffen, die innerhalb kürzester Zeit weggefressen werden. Die Bedeutung des Fleischfressens, des Opferns Anderer, der Aggression für den Zusammenhalt einer Gruppe.

Herzlich
Oblomow

Das Denken in Clan-Strukturen, z.B. ein Berliner Problem.

Dieter, Freitag, 21.09.2018, 12:58 vor 2045 Tagen @ Oblomow 1953 Views

Hallo Oblomow,

man denke einfach mal an die arab. Clans, oder Mafiastrukturen, oder an politische Parteien.

Gruß Dieter

Ähemmm

Mephistopheles, Freitag, 21.09.2018, 11:58 vor 2045 Tagen @ Oblomow 2205 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Freitag, 21.09.2018, 12:18

selten so etwas Erhellendes auch für

unser menschliches Verhalten gesehen. Die 90 Minuten lohnen. Der Frust
über die Rundfunkgebühren, hier habe ich den ganz kurz vergessen.

Jeder hat aufgrund seiner kulturellen Vorbelastung eine unendliche Menge von Bildern im Kopf.

Wenn er dann mit etwas konfrontiert wird, was er nicht aus eigener Erfahrung kennt, dann versucht er zwangsläufig dem, was er sieht, Bilder aus seiner eigenen kulturellen Prägung überzustülpen und meint fälschlicherweise, dass er dann das Unbekannte erkannt hat. Kein Wunder, dass er aber nur das sieht, was er kennt, nämlich einen Spiegel von sich selbst, und dadurch dem Fremden genau so fremd bleibt wie wenn er es überhaupt nicht gesehen hätte.

Solche Filme erinnern mich immer an Kinderbücher aus meiner Kindheit, wo in der Osterzeit Häsinnencomics gezeigt wurden mit Häsinnen, die eine Häsinnenküche hatten und nebenan Hasenesszimmer mit Hasentischchen und Hasenstühlchen, auf denen brav die Hasenkinder herumsaßen und mit ihren Hasenlöffelchen an Hasentellerchen klopften, worauf dann die Hasenmutter die Suppe aus dem Hasentopf servierte.

Die einzige Möglichkeit, Schimpansen zu verstehen und ihre Aktionen richtig interpretieren zu können, besteht darin, von frühester Kindheit an in einem Schimpansenclan aufzuwachsen.

Gruß Mephistopheles

Von Affe zu Affe gesprochen

Oblomow, Freitag, 21.09.2018, 12:10 vor 2045 Tagen @ Mephistopheles 2179 Views

bearbeitet von Oblomow, Freitag, 21.09.2018, 12:22

Hallo @Meph.

Deine Beiträge haben im Rahmen meines urprivaten gnothiseauton-Projektes einen unschätzbaren Wert. Danke Dir.

Und dazu fällt mir mein geliebter Lichtenberg ein: "Ein Buch (bzw. Tierfilm) ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein Apostel heraus sehen. Wir haben keine Worte mit dem Dummen von Weisheit zu sprechen. Der ist schon weise der den Weisen versteht."

Und noch eine Zuschrift von Ricardo:

"Oscar Kiss Maerth - Der Anfang war das Ende.

Je mehr ich über menschliches Verhalten und Primatenforschung lerne, desto erstaunter bin ich, dass in diesem Buch schon vieles enthalten war, was heute als selbstverständliches Wissen gilt. Und der Hirnkannibalismus als Ursünde und Initialzündung für die Menschwerdung mag zwar erst einmal abstrus klingen - aber bei weiteren Überlegungen ist das nicht sehr abwegig wie es erst erscheint!"

Herzlich
Oblomow

PS: Und hier noch ne geklaute Kokosnuss:

"Mit zwanzig Jahren ist der Mensch ein Pfau, mit dreißig ein Löwe, mit vierzig ein Kamel, mit fünfzig eine Schlange, mit sechzig ein Hund, mit siebzig ein Affe, mit achtzig - nichts." -

Baltasar Gracián y Morales, Handorakel und Kunst der Weltklugheit

Freut mich, dass wir uns wenigstens in diesem Punkt einig sind

Mephistopheles, Freitag, 21.09.2018, 17:47 vor 2045 Tagen @ Oblomow 1399 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Freitag, 21.09.2018, 18:18

Hallo @Meph.

Deine Beiträge haben im Rahmen meines urprivaten gnothiseauton-Projektes
einen unschätzbaren Wert. Danke Dir.

Und dazu fällt mir mein geliebter Lichtenberg ein: "Ein Buch (bzw.
Tierfilm) ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein
Apostel heraus sehen. Wir haben keine Worte mit dem Dummen von Weisheit zu
sprechen. Der ist schon weise der den Weisen versteht."

Was habe ich gesagt? In sämtlichen Tierfilmen nennen wir Nichts, aber auch gar nichts über die Affen, sondern wir sehen nur uns selber und sollen lernen, wie die Obrigkeit möchte, dass wir uns selber sehen.
So ein Tierfilm, der fällt ja nicht einfach so vom Himmel, sondern da wird vorher genauestens selektiert. Nicht jede Affenpopulation hat dieselbe Chance, gefilmt zu werden, nein, sie müssen vorher ein Casting absolvieren. Was natürlich allen an diesem Casting Beteiligten klar ist - außer den Affen natürlich.
Wenn eine Affenpopulation unter vielen vor den Regisseuren Gnade gefunden hat, Dann kommen die menschlichen Darsteller ins Spiel. Auch da nicht alle, sondern nur diejenigen, die manipulativen Einfluss auf die Affen ausüben können.

Dann wird über einen langen Zeitraum, meist mehrere Monate von mehreren Kameras viele 1.000 Stunden Filmmaterial gesammelt. Das wird dann auf weniger als 1 Promille des ursprünglichen Materials kondensiert, und zwar nur dieses Promille, von dem die Regisseure glauben, dass es die beabsichtigten Propagndaeffekte transportiert.

Und noch eine Zuschrift von Ricardo:

"Oscar Kiss Maerth - Der Anfang war das Ende.

Je mehr ich über menschliches Verhalten und Primatenforschung lerne,
desto erstaunter bin ich, dass in diesem Buch schon vieles enthalten war,
was heute als selbstverständliches Wissen gilt. Und der Hirnkannibalismus
als Ursünde und Initialzündung für die Menschwerdung mag zwar erst
einmal abstrus klingen - aber bei weiteren Überlegungen ist das nicht sehr
abwegig wie es erst erscheint!"

Dazu kommt natürlich auch, dass die Affen genau wissen, dass sie beobachtet werden und sich entsprechend anders verhalten, nicht so, wie sie sich natürlicherweise verhalten, sondern wie sie sich eben verhalten, wenn sie beobachtet werden. Da gibt es durchaus Studien darüber, dass das Wissen um die Beobachtung von Tieren ab dem Level eines Hundes zu ganz anderem Verhalten führt als ohne die Beobachtung.

Herzlich
Oblomow

PS: Und hier noch ne geklaute Kokosnuss:

"Mit zwanzig Jahren ist der Mensch ein Pfau, mit dreißig ein Löwe, mit
vierzig ein Kamel, mit fünfzig eine Schlange, mit sechzig ein Hund, mit
siebzig ein Affe, mit achtzig - nichts." -

Baltasar Gracián y Morales, Handorakel und Kunst der Weltklugheit

Da sieht man wieder, wie weit wir seit Herrn Morales moralisch gesunken sind. Wer ist denn heute noch mit zwanzig Jahren ein Pfau? (Man vergleiche nur die Kleidung und Aufmachung der damals zwanzigjährigen mit den heute zwanzigjährigen, um zu ermessen, wie tief wir gesunken sind) Mit dreißig ein Löwe? Mit vierzig ein Kamel? (als Organspender? Das ist das Einzige, wo der Vergleich hinhauen könnte.) Mit fünfzig eine Schlange? (Heutzutage sehen eher die fünfzig- und sechzigjährigen wie Pfauen aus, besonders die weiblichen Exemplare) Mit sechzig ein Hund? Mit siebzig ein Affe?

mit achtzig - nichts."

Das stimmt nicht. Mit achtzig ist der Mensch heute nicht nichts, sondern ein kostenintensiver Pflegefall und verursacht mehr Kosten als in seinem gesamten bisherigen Leben zusammengenommen und sichert dadurch Arbeitsplätze. Er ist also nicht nichts, sondern erfüllt eine wichtige sozialpolitische Funktion.

Gruß Mephistopheles

Heureka und Irren ist menschlich

Oblomow, Donnerstag, 27.09.2018, 21:43 vor 2039 Tagen @ Mephistopheles 931 Views

Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass der Film, wie Du mir zu Bewusstsein brachtest, eher Scheiße ist.

Und nun weiß ich auch warum? Weil hier nur die männlichen Affen thematisiert werden. Das ist sowas von Stuss. Als ob die|wir Trottelaffen das Programm abfahren, weil sie gerade mal nüscht Bessres zu tun hätten.

Da fiel mir Nietzsche ein:

„Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am
Weibe hat Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft.

Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist
immer das Kind. Aber was ist das Weib für den Mann?

Zweierlei will der ächte Mann: Gefahr und Spiel.
Desshalb will er das Weib, als das gefährlichste
Spielzeug.

Der Mann soll zum Kriege erzogen werden und
das Weib zur Erholung des Kriegers: alles Andre ist
Thorheit."

Danke Dir!
Herzlich
Oblomow

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