Innenansichten eines Journalisten zum Niedergang der deutschen Medien

b.o.bachter @, Dienstag, 11.09.2018, 15:16 vor 2056 Tagen 5723 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 11.09.2018, 15:32

Nachdem Phoenix5 heute in dankenswerter Weise den Versuch unternommen hat, über die Mythen - man könnte auch sagen Falschnachrichten - rund um Geld, Gold und Geschäftsbanken aufzuklären, möchte ich auf einen weiteren lesenswerten Text vom Tage hinweisen. Zumal beide Themen insofern verknüpft sind, als das Finanzwesen der Zentralmacht bedarf, die ihrerseits auf glaubwürdige Verkünder der gewünschten "Wahrheit" angewiesen ist.

Unter dem Titel "Two Riders were approaching: Der Anfang vom Ende der deutschen Medien" beschreibt Wolf Reiser auf heise.de, wann und wie sich die deutschen Medien zu dem entwickelten, was wir heute zu Recht als Lückenpresse, Lügenpresse, Nachrichtenunterdrücker usw. bezeichnen. Der Artikel ist etwas länger und ich wüsste nicht, wie ich diesen sinnvoll kurzfassen könnte. Daher hier nur einige zusammenhanglose Appetithäppchen:

Seit dem experimentellen Kosovo-Fake haben sich "unsere" Medien von ihrer grundsätzlichen Funktion verabschiedet und sich schrittweise von ihrer Existenzberechtigung befreit.
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verweise ... auf ein Buch von Sebastian Haffner, wo der sich über Goebbels und den Umgang damals in Sachen Medienmob äußerte: "Dieser, also Goebbels, versuchte nämlich nicht, das gesamte deutsche Volk zu national-sozialistischen Ideen zu bekehren, sondern er verlegte seine Anstrengungen darauf den Bürgern durch die Medien eine heile Welt vorzuspiegeln..."
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Im selben Jahr, also 1985 begrüßte Kanzler Kohl die privaten Infotainer von RTL und Sat 1, und fast alle meiner Kollegen vom Print und Funk ließen sich einlullen vom Geschwätz einer neuen flotten bunten Medienzukunft. Seither tobt sich das infantile Tutti-Frutti munter aus 
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Am 11. September 2001 implodierten in New York mehrere Türme. Jeder Besitzer eines Resthirns kann heute die Namen der drei bis vier beteiligten Geheimdienste nennen. Nur er tut es nicht, vor allem, wenn er deutscher Journalist ist und die Hypotheken seiner Altbauwohnung noch nicht abbezahlt hat.
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Vor Colin Powells Powerpoint-Vortrag wagten nur ein paar Greise wie Stockhausen, Grass, Theodorakis oder Scholl-Latour Einspruch zu erheben. Sie erinnerten an so komische Parallelen zu Tomkin, Pearl Harbor, Kosovo, an die Kennedy-Attentate, an Kissingers Chiletricks und ähnliche Ungereimtheiten in der Wesenswelt der angelsächsischen Pyromanie.
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Es geht mir mit diesen Bemerkungen lediglich darum, aus meinem Erleben heraus, Außenstehenden zu erläutern, wie sich die wuchernde Verwahrlosung des Journalismus in Schritten vollzog
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Wer also heute, im heißen September 2018, den halbwegs integren Presseleuten so salopp wie berechtigt vorhält, ihre Seele verkauft zu haben und der Macht aus der Nato, Bundeskanzleramt, Monsanto oder CIA zu dienen, muss wenigstens wissen, dass die Strangulierung des Journalismus mit eben den Vorgängen von 9/11 einsetzte, bzw. beendet wurde. Nebenbei: Wer der offiziellen Verschwörung offen misstraute, war in absehbarer Zeit seinen Job los. 
Wer die Nagelprobe der abgespalteten Identität nicht bestand, konnte seine Karriere als fester wie freier Journalist beenden. 
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Ab dem 12. September 2001waren Fragen nicht mehr gefragt. 
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Schritt für Schritt haben sich seit damals die Brüder und Schwestern der globalen Logen-Fake-News ins Geschehen eingemischt und via Atlantik-Brücke, Aspen-Institute, der Trilateralen Kommission und German Marshall Fund, den Bilderbergern, all diesen unerträglichen Thinktanks und regenbogenbunten NGOs wohltätiger Milliardäre die große Hirnwäsche eingeleitet. Hochbezahlte Edeltrolle tarnen sich als Historiker, Wissenschaftler, "Experten" und Neurowissenschaftler und verordnen der mittlerweile komplett paralysierten Republik je nach Tagesverfassung neue und diffuse Rezepte. 
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Ein trüber Brei aus Neobiedermeier hat sich über Stadt, Land, Fluss gelegt und lähmt Politik und Medien, Kino und Theater, die Mode und den Sport, die Gemüter, das Straßenbild, alles und jeden. Abend für Abend versammeln sich in den Wahrheitskathedralen der Lüge die Talking-Heads aus der 65-Personen- Castingbroschüre des offiziellen Populismus. Sie bilden die Arme eines neoliberalen Groko-Kraken und werden je nach Schwerpunkt ergänzt um eloquente Abgesandte aus diversen Stiftungen, am besten von Bertelsmann, Instituten für irgendwelche Beziehungen, etwa Frieden und Sicherheit und anderen Heißluft-Experten aus London und New York. 
Gelegentlich wird so einer Runde ein armes Würstchen zum Fraß vorgeworfen 
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In einer Endlosschleife spulen die Couchbesetzer ihre Sprachregelungen, Tabusetzungen und neofeudalen Moralcodes ab. 
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Zu Füßen der Raute zeigenden Freiheitsstatue in Apricot schwadroniert die Echokammerelite von der westlichen Wertegemeinschaft, der offenen Gesellschaft, des liberalen Pluralismus, der Entfaltung des Gender-Individuums, den freie Märkten und der Verteidigung irgendwelcher transatlantischer Ideale. Man kann es nicht mehr hören und nicht mehr sehen und nur hoffen, dass der Russe und sein Hacker endlich den Strom abstellen.
... 
wie sich die parlamentarische Betriebsamkeit in eine jämmerliche Simulation von Demokratie verwandelt hat. 
...
Dieser rülpsende Konsensmoloch will kein Arm und Reich, kein Unten und Oben und keine Diskussion über die grotesken Auswüchse von Besitz und Macht. 
...
Derweil bricht Europa in sich zusammen, die finstere und ferngesteuerte USA scheint zum inneren wie externen Armageddon entschlossen

- - -

Hier der ganze Artikel: 
https://www.heise.de/tp/features/Two-Riders-were-approaching-Der-Anfang-vom-Ende-der-de...

Auf der Seite des Autors findet sich ein Download-Link zu seinem Essay "Freiwild" aus 2014, dass sich augenscheinlich ausführlicher mit der Thematik befasst:
http://www.wolf-reiser.de/referenz_wolf_reiser.html

Ganz fantastisch, danke fürs Einstellen

stocksorcerer @, Dienstag, 11.09.2018, 17:24 vor 2056 Tagen @ b.o.bachter 2788 Views

Habe seit langem nichts Besseres mehr zum Thema und auch nichts Besseres in Sachen Schreibstil passend zum Thema gelesen. Eine Augenweide.

Gruß
stocksorcerer

“Jämmerliche Simulation von Demokratie”

Kosh @, Dienstag, 11.09.2018, 18:13 vor 2056 Tagen @ b.o.bachter 2609 Views

So toll die Analyse sein mag, an der MASSEnhaft verbreiteten Vorstellung der Demokratie ist auch er hängen geblieben. Spannend, wieviele - auch - gebildete Menschen nicht verstehen: Egal wie “jämmerlich” DemokratiePRaxis in der Realität aussieht, das ist kein Kriterium für eine Simulation. Deshalb befördert sich leider auch dieser Autor in den Kreis der …

- … hypnotisierten Top-Schreiber …

…, die er in seinem Beitrag kunterbunt bemängelt.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

--
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

Ja, oder auch nicht

b.o.bachter @, Dienstag, 11.09.2018, 20:10 vor 2056 Tagen @ Kosh 2282 Views

N'Abend kosh,

na ja, man könnte noch mehr kritisieren. Z.B. warum er ausgerechnet den Linken Totalversagen dahingehend vorwirft, "dass sie sich die Sache mit der Lügenpresse von den Dumpfbacken der Pegida aus der Hand nehmen ließ..."

Um das oder Demokratie geht es aber nicht, sondern darum, dass jemand von intern genau das beschreibt, was wir zurückgebliebenen Verschwörungs-Nazis immerzu von extern nur mutmaßen können.

Der Artikel beweist und bestätigt meine Meinung, wonach die (da oben) genauestens Bescheid wissen. Davon mögen Figuren wie beispielsweise Blablan Chebli ausgenommen sein, es ändert nix: Die Zustände werden absichtlich herbeigeführt und den Orientierungsuchenden wider besseres Wissen als "richtig" gepriesen. Das ist die Moral von der Geschicht'.

Und was das Demokratieverständnis angeht, man kann es so sehen, wie Du es immer wieder schreibst. Muß man aber nicht. Die Wahl zwischen vorgegebenen Scheinalternativen lässt sich auch als Simulation auffassen.

Mir gefiel der Schlusshinweis auf Robert Johnson

Oblomow, Dienstag, 11.09.2018, 22:18 vor 2056 Tagen @ b.o.bachter 2066 Views

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf Skip James.

Diesen Satz fand ich in dieser artistischen Jeremiade ooch juut:

"Da man diesen Kampf sang- und klanglos vergeigte, verliert sich das aktuelle Rückzugsgebiet des wahrhaftigen Journalismus im parzellierten Weltreich der Off-Medien und den Social-Media Magazinen, Blogs und Foren. Zum einen aber füllen die Autoren dort nahezu honorarfrei Tag für Tag und digital hübsch aufbereitet die lückenlosen Dateien für zukünftige Gestapo-Anhörungen aus."

"wahrhaftigen Journalismus"[[rofl]]

Der Mann wohnt in dem Haus von Alexis Sorbas hab' ich gelesen. Das würde ich auch gerne und nen Ticken tanzen und nen Ouzo zuviel süffeln.

Herzlich
Oblomow

Sehr erfrischend! ;-) Vielen Dank! (oT)

Jazznow @, Mittwoch, 12.09.2018, 00:20 vor 2056 Tagen @ b.o.bachter 1659 Views

- kein Text -

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Knowledge is a deadly friend
If no one sets the rules
The fate of all mankind I see
Is in the hands of fools
King Crimson; 1969

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