Ein paar unschöne Worte zum Karfreitag

helmut-1 @, Siebenbürgen, Freitag, 30.03.2018, 21:50 vor 2220 Tagen 6945 Views

Wieder einmal ist die Osterzeit gekommen. Relativ früh in diesem Jahr, für manche mit Schnee vermischt. Es gibt für Ostern den weltlichen Aspekt (Osterurlaub, Staus auf den Autobahnen, etc.), aber auch den religiösen. Bleiben wir mal bei Letzterem.

Wir sind in unserer Familie bekennende Christen. Das ist natürlich oftmals ein geflügeltes Wort, - aber man kann das schon im Umgang mit seinen Mitmenschen, und gerade als Arbeitgeber, unter Beweis stellen, was man so unter christlichen Anschauungen versteht.

Das Spezielle ist in unserer Familie, dass wir verschiedenen christlichen Konfessionen angehören. Meine Frau ist als Rumänin orthodox, mein jüngster Sohn ist evangelisch und ich bin katholisch. Irgendwie sind wir draufgekommen, dass wir eigentlich zum selben Herrgott beten. Was wir als „Fußvolk“ alle nicht verstehen, das ist das Unvermögen, dass sich die Christen untereinander endlich mal auf ein gemeinsames Osterfest einigen. Der Vorschlag mit dem 1. Sonntag im April liegt schon lange auf dem Tisch. Dieses Mal sind die orthodoxen Ostern eine Woche nach den kath./evang. Ostern.

Ich frage mich, warum man nicht den Jahresanfang zusammen mit den Afghanen feiert, - das wäre doch auch eine Option, da nochmal am 21. März die Silvesterkracher in Aktion zu bringen. Nun ja, - vielleicht kommt DER nochmal, der diese Banditen in den schwarzen Kutten aus seinen Kirchen treibt, so wie es vor 2000 Jahren schon einmal war.

Ich will aber auf was ganz Bestimmtes raus. Es geht um den „Feiertag“ Karfreitag. In Deutschland ist er gesetzlicher Feiertag, in Österreich nicht. Genauso ist er in der rumänischen Orthodoxie, die sich durch ihre oftmals übertriebene Liturgie auszeichnet, zwar Feiertag, aber kein staatlicher. Die Sache mit Deutschland hängt mit der evangelischen Tradition zusammen, wonach dieser Tag als einer der höchsten Feiertage gilt. Dem hat man auch im erzkatholischen Bayern Rechnung getragen. Überhaupt bekommt sowieso kein Politiker einen Orden, wenn er sich dafür einsetzt, dass ein bestimmter Tag nicht als bezahlt und arbeitsfrei gilt.

Viele verwenden den Tag dafür, dass sie ihn in ihren persönlichen Osterurlaub miteinbinden und entweder nach irgendwohin unterwegs oder dort schon angekommen sind. Viele aber bleiben auch zuhause. Und nun kommt das Interessante, die spezielle Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen:
Ist nach dem langen Winter am Karfreitag ein halbwegs brauchbares Wetter, dann fährt man ins Grüne, oder auch zum Grillen, manche auch in den Freizeitpark, usw. Für mich ist das irgendwie irritierend. Ich persönlich sehe für mich keinen Anlass, am Karfreitag irgendwas zu feiern. An dem Tag, an dem unser Herrgott am Kreuz Blut und Wasser geschwitzt hat, - was soll ich denn da feiern?

Ich erinnere mich an meine Kindheit, auch daran, dass wir oftmals in der Karwoche auf dem Land waren. Da sah ich die Bauern sowie deren Knechte auf dem Feld arbeiten, - am Karfreitag. Kurz vor 15 Uhr, was man in den meisten Liturgien als die Todesstunde bezeichnet, standen die Traktoren und die Arbeit still, die Leute, die am Feld gearbeitet haben (ich glaube, sie steckten Kartoffeln) kamen zusammen, sie nahmen die Mütze in die Hand und der Bauer oder der Vorarbeiter las irgendwas aus der Bibel vor. Danach setzten sie ihre Mütze wieder auf und gingen weiter an ihre Arbeit.
Das habe ich noch als Kind in Erinnerung. Hat auch einen tieferen Sinn für mich. Warum soll man nicht auf dem Acker schwitzen, wenn auch unser Herrgott an diesem Tag geschwitzt hat?

Nun zu denjenigen, die den Karfreitag als Feiertag sehen. Die Rumänen, die bei mir beschäftigt sind, kommen jedes Jahr mit irgendwelchen konfessionellen Argumenten und wollen an diesem Tag nicht arbeiten. O.k., - ich zwinge sie nicht, - aber ich bezahle den Tag auch nicht. Er wird als Urlaub angerechnet. Selbst, wenn es mal staatlicher Feiertag sein sollte, würde ich den Tag nicht bezahlen. So unsozial bin ich.

Es hängt in erster Linie damit zusammen, dass ich genau weiß, wofür dieser Tag benützt wird. Und das hat alles andere als konfessionelle Zusammenhänge. Wenn ich von einem Mitarbeiter genau wüsste, dass er sich in einer religiösen angemessenen Weise diesem Tag widmet und deshalb frei haben will, dann würde ich den Tag auch bezahlen.

So aber ist das ganze nichts anderes als die praktizierte Scheinheiligkeit, die ich in keinster Weise unterstütze. Klar kann man mich als jemand bezeichnen, der die religiösen Traditionen mit Füßen tritt. Damit kann ich aber leben. Gerade heute haben wir- weil wir aufgrund des späten Winters noch am Baumschnitt arbeiten – wieder einen Lastwagen voll Holz für einen Mitarbeiter fertiggemacht, der morgen abgeladen wird. Jeder, der für mich arbeitet und mit Holz im Winter heizt, kriegt einen Lastwagen Holz von mir.

Für mich nichts Besonderes, - das Holz fällt ja durch den Pflegeauftrag in einem großen Park an. Für den Mitarbeiter aber ein Gewinn. Damit will ich nur klarmachen, dass man sehr wohl seine christliche Einstellung unter Beweis stellen kann, - auch dann, wenn man zum Feiern am Karfreitag ein gestörtes Verhältnis hat.

Ich fand deine Worte gar nicht unschön

MI @, Samstag, 31.03.2018, 11:21 vor 2220 Tagen @ helmut-1 3944 Views

Hallo helmut-1,

ich möchte mich sogar geradewegs an deine Worte anhängen. Ich für meinen Teil habe das irgendwann nicht mehr länger ertragen. Karfreitag bis Ostermontag, einfach nur vier freie Tage? Christliches Abendland, wo bist du?

Wieso erlaubt sich eigentlich ein Politker darüber zu befinden, welche Religion zu einem Land gehört? Mal ganz von vorne angefangen: Es ist absolut vertretbar zu sagen, dass nicht eine einzige Religion zu Deutschland gehört. Deutschland an sich und als Staat ist a-religiös. - Ich gehöre einer evangelischen Gemeinde an und praktiziere das Christentum. Ich habe aber kein Problem damit, wenn jemand sagt: Das Christentum gehört nicht zu Deutschland.

Warum? Weil es so ist. Wer nimmt den Karfreitag wirklich noch ernst? "Feier"tag? Oder doch eher "Freier Tag"? Ganz zu schweigen vom komplett durchkommerzionalisiertem Weihnachtsfest.

Was ist mit dem Fasten vor Ostern, dem bewussten Verzicht auf Konsum und Kommerz? Dem Rückzug in ein stilleres Leben, das auch ohne die tägliche (stündliche, minütliche) Dosis Ablenkung auskommt?

Die Menschen beschweren sich gerne darüber, dass der Tod - und somit alle Fragen, die mit ihm im Zusammenhang stehen - in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr hat, ignoriert wird, versteckt wird. Er wird in Hospize verlagert, findet öffentlich nicht mehr statt. Nur noch jung sein und leben, eine gute Zeit haben, das zählt.

Darunter leiden viele. Jedoch, wenn man dann am Karfreitag ganz bewusst Tod und Sterben gedenkt, dann ist das morbide, befremdlich, unheimlich.

Ich hab das irgendwann nicht mehr ertragen, dieses Ostereinerlei. Einfach nur frei? Wozu?

Wenn ich Karfreitag schon auf frei mache, was ist dann Ostern? Ostersonntag frei, Ostermontag frei?

Frei wozu?

Ostern macht für mich nur mit Karfreitag Sinn. Es ist gerade die Gegensätzlichkeit dieser Tage, die dem langen Wochenende Sinn und Struktur verleihen. Und ich für meinen Teil brauche Sinn und Struktur anstelle dieser maximalen Beliebigkeit, in der alles zu jeder Zeit verfügbar ist (und sein muss) und die - da kommen wir nicht drum herum - auf Kosten der nachfolgenden Generationen geht.

Das lange Osterwochenende ist wie die letzten Monate noch einmal im Schnelldurchlauf: Karfreitag der Winter, Karsamstag: eine lange, letzte Winternacht. Ostersonntag der Frühling. Und wenn man möchte: Der Gang nach Emmaus Sommer.

Mir ist klar, dass das Christentum unheimlich viel an Glaubwürdigkeit verloren hat, und das zu großen Teilen zurecht. Zu viel ist geschehen, das an den Fundamanten der Kirchen gerüttelt hat, nun steht das alles auf tönernen Füßen (s. Buch Daniel).

Ich habe trotzdem die innere Umkehr vollzugen, weil ich den Tagen wieder oder mehr Sinn geben will. Weil ich glaube, dass der christliche Gedanke in seinem Kern Hilfe ist, Orientierung und Trost. Ein Lebensgerüst.

Inwiefern man sich auf Kirche einläßt, das ist jedem selbst überlassen. Ich habe für mich jedenfalls aber beschlossen, das mir das nicht mehr länger egal ist.

Viele Grüße,
MI

Karfreitagskontuitäten

Tempranillo @, Samstag, 31.03.2018, 11:31 vor 2220 Tagen @ MI 4074 Views

Johannespassion: *Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.*

https://www.youtube.com/watch?v=LOftb8jYCec

Jede Ähnlichkeit mit unseren heutigen Zuständen ...

Matthäuspassion: *Erbarme dich, mein Gott, um meiner Zähren willen!
Schaue hier, Herz und Auge weint vor dir bitterlich.*

https://www.youtube.com/watch?v=BBeXF_lnj_M

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Göttliche Musik

MI @, Samstag, 31.03.2018, 12:33 vor 2220 Tagen @ Tempranillo 3842 Views

Johannespassion:

Bekomme ich immer wieder eine Gänsehaut, insbesondere beim Abschlusschoral.

Matthäuspassion: *Erbarme dich, mein Gott, um meiner Zähren willen!
Schaue hier, Herz und Auge weint vor dir bitterlich.*

https://www.youtube.com/watch?v=BBeXF_lnj_M

Wow, wunderbar! Vielen Dank für den Link, die Kommentare sind auch sehr interessant. Karsamstag hat sein highlight gefunden. :-)

Grüße,
MI

Danke, MI!

Tempranillo @, Samstag, 31.03.2018, 14:30 vor 2220 Tagen @ MI 3530 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 31.03.2018, 15:15

Wirklich schön, daß Dir meine Videos gefallen.

Von daher nehme ich an, Dir jetzt nicht auf die Nerven zu gehen, wenn ich zu Martin Peltier verlinke, Kolumnist der Zeitschrift Hannibal und Autor des Buches *20 gute Gründe antiamerikanisch zu sein*.

https://www.egaliteetreconciliation.fr/La-strategie-du-sacrifice-ou-l-obligation-d-etre...

Er hält einen Vortrag über Jeanne d'Arc, die Frankreich von den Engländern befreit hat und empfiehlt eine völlige seelische Neuorientierung, um den Grundstein für eine spätere Befreiung zu legen.

Peltier erwähnt, als er vor einigen Jahren Robert Faurisson interviewt habe, sei die Radio-Sendung nach 20 Minuten unterbrochen worden. Wenige Augenblicke später bekundet er seinen Respekt für Ursula Haverbeck, Horst Mahler, Wolfgang Fröhlich (?) und Vincent Reynouard. *Aber nicht jeder ist zum Helden geboren*, was auch für ihn gelte.

Das große Programm des Bevölkerungsaustauschs, so Peltier eingangs, gehe sehr viel weiter, als es den Anschein habe. Nicht nur Menschen würden ersetzt, auch Kultur und Musik.

Sein Stichwort darf ich aufgreifen und für etwas unerhört Deutsches Werbung machen, Robert Schumanns Violinsonate No. 1, a-moll.

https://www.youtube.com/watch?v=zj1awv-Uew0

Vier Minuten, zwischen 7:00 und 11:00, stellen etwas dar, was wir in dieser Form vielleicht nur beim Sachsen Schumann finden: Romantische Verträumtheit, aber nicht eine nächtliche wie in Schuberts h-moll-Sinfonie oder Wagners Tristan, es ist ein Träumen bei hellem Tageslicht: ein sonniger Tag im Monat Mai, vielleicht auf einer Wiese, die Gedanken werden auf die Phantasieweide geschickt, gehen mal hierhin, mal dorthin, betrachten den Himmel, befragen die Zukunft, finden keine Antwort, beginnen wieder von vorne, aber ohne darüber melancholisch zu werden.

Argerich und Capuçon holen diesen, oft niedergebügelten Aspekt großartig heraus. Sie zerlegen den Satz in ein Kaleidoskop verschiedener Perspektiven, ohne daß das Ganze zerbröseln würde.

So etwas halte ich für das Merkmal großer Meisterschaft, deren eher äußerliches Kennzeichen darin besteht, daß Geiger und Pianist jeden Augenblick zusammen sind.

In Rezensionen wird gerne geschrieben, *sie scheinen gemeinsam zu atmen*, was mir aber zu drastisch wäre.

Zwei in völligem Gleichklang laufende seelische Schwingungen gefällt mir als Vergleich sehr viel besser.

Anhand des letzten Satzes wäre zu erkennen, daß aus Paris neben Gummiüberziehern seit mindestens zwei Jahrhunderten auch hervorragende und sündhaft teure Geigenbögen kommen, und wir nach Schumanns frühlingshaftem Intermezzo wieder in etwas Nächtlichem, ein wenig unheimlich Grundierten gelandet wären.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Schumann

MI @, Samstag, 31.03.2018, 18:05 vor 2220 Tagen @ Tempranillo 3250 Views

Bei dem ersten Video scheitert es leider an meinen Französischkenntnissen. Im großen Ganzen bin ich mir der Problematik bewusst und habe dazu viel gelesen. Mehr als dieses Bewusstsein bringe ich aber mittlerweile nicht mehr auf. Das Thema ist uferlos, voller Schlingen und Fallstricke, und die Vertiefung darin macht(e) mich unglücklich. Ich schaue jetzt nur noch, was ich im Kleinen Gutes und Sinnvolles tun kann, durchaus eben auch für mein Land.

https://www.youtube.com/watch?v=zj1awv-Uew0

Vier Minuten, zwischen 7:00 und 11:00, stellen etwas dar, was wir in
dieser Form vielleicht nur beim Sachsen Schumann finden

Soo schöne Musik, kannte ich noch nicht. Man vergisst beim Hören alles um sich herum. Klarer Fall: Schumann gehört zu Deutschland. [[zwinker]]

Eines seiner grandiosesten Stücke, obwohl so klein und harmlos: "Von fremden Ländern und Menschen" und überhaupt die ganzen Kinderszenen. Man sieht sich selbst vor dem Kamin sitzen und spielen.

Viele Grüße und jetzt schon mal einen schönen Ostersonntag,
MI

Das andere Deutschland

Tempranillo @, Samstag, 31.03.2018, 18:38 vor 2220 Tagen @ MI 3449 Views

Soo schöne Musik, kannte ich noch nicht. Man vergisst beim Hören alles
um sich herum. Klarer Fall: Schumann gehört zu Deutschland. [[zwinker]]

Von dieser Sonate, einer der großartigsten, die je komponiert wurden, gibt es eine legendäre Aufnahme aus den 30er- oder 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, mit Yehudi und Hephzibah Menhuhin.

Ja, da schau her! Und der Sohn Yehudis schreibt solche unanständigen Bücher!

Das andere Deutschland erkennt man, so man überhaupt will, bei Mörike, Eichendorff, Schumann, Mendelssohn, Brahms, Wagner und Richard Strauss.

Eines seiner grandiosesten Stücke, obwohl so klein und harmlos: "Von
fremden Ländern und Menschen" und überhaupt die ganzen Kinderszenen. Man
sieht sich selbst vor dem Kamin sitzen und spielen.

Aber dieses Video mit englischen Untertiteln verstehst Du bestimmt:

https://www.youtube.com/watch?v=rNUNNNNj_Qw

Cortots einzigartig intuitives Verständnis für Schumann und folglich auch Ur-Deutsches scheint mir galaxienweit von der amerikanisierten Bestialiät heutiger BRDlinge entfernt

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Kennst Du das schon?

Tempranillo @, Montag, 02.04.2018, 16:34 vor 2218 Tagen @ MI 2936 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 02.04.2018, 17:33

Soo schöne Musik, kannte ich noch nicht. Man vergisst beim Hören alles
um sich herum. Klarer Fall: Schumann gehört zu Deutschland. [[zwinker]]

Kennst Du das schon, folgende Klavier-Transkriptionen?

Widmung
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab.

Du bist die Ruh, du bist der Frieden,
Du bist vom Himmel mir beschieden.
Dass du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bessres Ich!

Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe.
(Rückert)

Evgeny Kissin
https://www.youtube.com/watch?v=-5_jzx1mPLA

Daniil Trifonow
https://www.youtube.com/watch?v=dZX5YGhUuoE

Frühlingsnacht
Übern Garten durch die Lüfte
Hört ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt's schon an zu blühn.

Jauchzen möcht ich, möchte weinen,
Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen's,
Und in Träumen rauscht's der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen's:
Sie ist deine, sie ist dein!
(Eichendorff)

https://www.youtube.com/watch?v=zsMlYe7QfSw

Bitte um Entschuldigung, daß ich wieder so 'nen altmodischen Krempel verlinkt habe. Das heutige amerikanische Ficka-Fucka-Facka ist ja viel schöner und moderner.

Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Horst Seehofer, Ursula von der Leyen und Andrea Nahles sehen das bestimmt genauso.

Wer boshaft sein möchte, sagt, die Klaviertranskiptionen sind Schumann mit original Liszt'schem Tastenlöwensenf. Aber immer noch unendlich besser als der viehische Dreck unserer Tage.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

"altmodischen Krempel"

MI @, Montag, 02.04.2018, 19:49 vor 2218 Tagen @ Tempranillo 2771 Views

Kennst Du das schon, folgende Klavier-Transkriptionen?


Klasse. Ich kannte Liszt-Transkriptionen von Schubert-Liedern (Müllerin u.a.). Von Schumann kannte ich sie noch nicht. Das sind ja Juwelen. Und von den Juwelen hast du dann noch die Perlen hier verlinkt. Ich habe mir auch einige Gesangsinterpretationen angehört (z. B. Peter Schreier).

Bitte um Entschuldigung, daß ich wieder so 'nen altmodischen Krempel
verlinkt habe. Das heutige amerikanische Ficka-Fucka-Facka ist ja viel
schöner und moderner.

Ja, ja, schlimme Sache, dieser alte Krempel. Ich spiele selbst Klavier und bin da sehr gerne altmodisch. Studiere derzeit Chopin Etude 25.1. (nennen wir es ambitioniertes Amateurentum). Wenn du mal ein paar Minuten hast und es noch nicht kennst:

Romantisch von Anastasia Huppmann und Szymon Nehring, ganz schnörkellos von Valentina Lisitsa oder doch eher Grande Dame Moura Lympany

Viele Grüße,
MI

Juwelen seelischer Höhenflüge

Tempranillo @, Montag, 02.04.2018, 20:22 vor 2218 Tagen @ MI 2722 Views

Klasse. Ich kannte Liszt-Transkriptionen von Schubert-Liedern (Müllerin
u.a.). Von Schumann kannte ich sie noch nicht. Das sind ja Juwelen.

Juwelen der manischen Phasen Schumanns, auf die, wie immer bei der bipolaren Störung, die Depression folgt.

Ja, ja, schlimme Sache, dieser alte Krempel. Ich spiele selbst Klavier und
bin da sehr gerne altmodisch. Studiere derzeit Chopin Etude 25.1.

Beneidenswert. Klavierspielen heb' ich mir für's nächste Leben auf.

Die Chopin-Etüde op. 25.1 erinnert mich ein wenig an das berühmte Ges-Dur-Impromptu Schuberts.

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Goethe, Schubert, Liszt

MI @, Dienstag, 03.04.2018, 21:57 vor 2216 Tagen @ Tempranillo 2844 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 03.04.2018, 22:20

Alle Größen in einem Stück: Gretchen am Spinnrade

Man hört das Rad drehen, das Gretchen in Unruhe, das Herz sehnt sich nach dem Kuss. Zum Schluss steht das Rad still. Wie sagte es mal jemand: Mozarts Musik weist Richtung Himmel, Schuberts Musik kommt von dort.

Anekdote am Rande: Für die Vertonung seiner Texte durch einen Wiener Musiker soll sich Goethe ja nie sonderlich interessiert haben (er hat wohl kurz vor Schluss einmal den Erlkönig gehört). Ansonsten konnte er sowas und sowas ja auch nicht ahnen. ;)

Grüße,
MI

Manisches und Depressives

Tempranillo @, Mittwoch, 04.04.2018, 00:15 vor 2216 Tagen @ MI 2624 Views

Schumanns Widmung und Frühlingsnacht stehen für Euphorie, die manische Phase der bipolaren Störung.

Das Gegenteil, depressives In-sich-selbst-Kreisen bis zur Vorwegnahme eines erschöpften Endes, wenn etwas aufhört oder ausrollt, finden wir in Schuberts Vertonung von *Gretchen am Spinnrade*.

Im Web gibt es eine Aufnahme, bei der man Noten und Text mitlesen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=VJiML94x1tA

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Danke, @MI und @Tempranillo, für viel schöne Musik, an dieser Stelle aber ...

neptun, Mittwoch, 04.04.2018, 05:04 vor 2216 Tagen @ Tempranillo 2607 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 04.04.2018, 05:29

Hi MI und Tempranillo,

... möchte ich mich auch einmal zu Wort melden, obwohl ich das in diesem Faden nicht vorhatte, weil ich die "österliche" Auffassung des Verfassers des Ursprungs-Beitrages so gar nicht teilen kann.

Zunächst einmal Dank Dir, @Tempranillo, für den Link zur liszt'schen Fassung mit den Noten, nun habe ich diese auch endlich. :-)

Dennoch werde ich das vermutlich nicht spielen, was ich im weiteren Verlauf näher begründe.

Sodann auch Dir und @MI danke für viele der anderen schönen verlinkten Musik-Videos.

Zwar möchte ich mich hier nicht so weit aus dem Fenster lehnen zu behaupten, daß Franz Liszt mit dieser Transkription über's Ziel hinausgeschossen sei, denn immerhin bestand eines der wesentlichen Ziele seiner Transkriptionen (neben dem, als Virtuose glänzen zu wollen) darin, die Musik bei seinen Konzertreisen durch ganz Europa auf dem gesamten Kontinent bekannter zu machen, also damals ein durchaus löbliches Unterfangen - man bedenke, daß es damals noch keine musikalischen "Konserven" gab, geschweige denn so etwas wie youtube!

Und Franz Liszt hat tatsächlich neben den damals üblichen Strapazen des Reisens und neben dem Umstand und der Notwendigkeit, daß sogar ein pianistisches Genie wie er regelmäßig üben muß, und vor allem neben seiner Unterrichtstätigkeit für eine sehr große und extrem begabte Klavierklasse (von anderen "Hobbies" will ich hier gar nicht reden) noch die Reserven und die Zeit gefunden, fast zahllose Orchester- und Kammermusikwerke großer Kollegen für Klavier zu transkribieren. Eine zu allen Zeiten (besonders aber wohl auch heute) kaum vorstellbare Leistung!

Bei allem Respekt vor und eingedenk dieser Leistung und diesen(r) Taten wage ich zu behaupten, daß so etwas heute schon ein ziemlicher Anachronismus wäre (wenn auch in vielen Fällen, so z.B. bei den Transkriptionen der Beethoven'schen Symphonien, pianistisch sehr spannend, interessant und herausfordernd).

Speziell bei diesem Stück aber ("Gretchen am Spinnrade") konnte er ein Problem nicht wirklich zufriedenstellend lösen:

Durch die Begleitfigur, welche das Spinnrad imitieren soll, würde bei exakter Übertragung auf zu vielen Takt-Einsen der Melodieton (welcher ja ursprünglich dem Sänger "gehört") in Form einer unschönen Repetition mit der zweiten 16tel kollidieren. Die "Lisztige" Lösung besteht an fast all diesen Stellen darin, den Melodieton, der klar auf die Eins gehört, im Sinne eines rubato oder vllt. auch im Sinne einer von ihm so verstandenen Synkope erst auf die zweite 16tel zu setzen, wo er ja ohnehin im Spinnrad-Klavierpart gespielt werden muß.

Diese "Lösung" ist aber in zweierlei Hinsicht unbefriedigend:
Erstens wird dadurch die schöne Motorik des Spinnrades gestört, und
zweitens "schwimmt" die Melodie in (deutliche erkennbar ungewollter) rhythmischer Ungewißheit.
(Gutes "tempo rubato" ist immer erkennbar gewollt, auch wenn man diesbezüglich durchaus verschiedener Ansicht darüber sein kann, ob das ein "schönes" oder weniger schönes rubato ist.)

Mit letzterem (also dem "rhythmischen Schwimmen") haben die beiden ganz hervorragenden Pianisten, Kissin und Babayan, denn auch ihre große Not, indem sie zumeist instinktiv versuchen, diesen Melodieton doch etwas früher zu bringen, oder aber die jeweilige Eins in der Linken (welche ganz wesentlich auch die Spinnrad-Motorik unterstützt) hie und da nahezu völlig "unter den Tisch fallen" zu lassen.

Wenn ihr mich fragt:
Das Original bringt es deutlich mehr (genauso wie man das z.B. auch von Mussorgski's Bildern einer Ausstellung kennt, gegen deren Klavier-Original die Ravel'sche Orchesterfassung trotz aller Qualitäten des frz. Komponisten klar abfällt), eine gute Sängerin vorausgesetzt.

Sogar zwei so "gestandene" Sängerinnen wie z.B. Kiri Te Kanawa und Jessye Norman bringen es aber meines Erachtens längst nicht so gut hin wie die göttliche Barbara Bonney, die nicht nur extrem sauber (und deutlich sauberer als ihre Kolleginnen!) singt, sondern außerdem auch dort, wo sie im Fluß der Musik emotional über sich hinausgehen muß, dennoch die Modulation ihrer Stimme unter Kontrolle behält. Bei Kanawa und Norman hingegen entwickelt sich (vergleichsweise) an den lauten und hohen Stellen der Ton ihrer Stimmen eher zum unangenehm kreischenden Geräusch. Ausnahmeton bei Kanawa ist das Wort "Kuß" auf dem zweigestrichenen g (g'') in Takt 68, diesen Ton gestaltet sie fast genau so schön wie Bonney.

Also, heutzutage könnte es meiner Meinung nach für Solo-Klavier-Vorträge durchaus angebrachter sein, so schöne liszt'sche Originale wie z.B. den Liebestraum Nr. 3 in As-Dur, ein wunderschönes Nocturne, zu studieren und zu spielen.

LG neptun

PS für @MI:
Etwas Schwierigeres als Opus 25,1 von Chopin konntest Du Dir wohl nicht aussuchen, oder? -- Okay, okay, egal ob Opus 10 oder 25, genaugenommen sind die alle für Normalsterbliche so gut wie unspielbar, Du hast ja recht. <img src=" />
Respekt, wenn Du das hinbekommst! :-)

--
Wählen? AfD! (Das ist derzeit alternativlos.)
Weil es permanent besonders aktuell ist:
"Es zeugt nicht von geistiger Gesundheit, an eine von Grund auf
kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein." (Jiddu Krishnamurti)

Ginge es ein klein wenig ausführlicher?

helmut-1 @, Siebenbürgen, Mittwoch, 04.04.2018, 12:03 vor 2216 Tagen @ neptun 2420 Views

Hallo neptun, einerseits freut es mich, mal auch Meinungen zu lesen, die mit meiner nicht übereinstimmen. Andererseits fehlt mir hier die Begründung, die ich auch im Ansatz nicht erkennen kann.

Das läßt natürlich die gesamte Bandbreite offen, - ich will nur ein paar Beispiele als Motivation für Deine Meinung aufzählen:

- überhaupt keine Orientierung an Ostern als Atheist

- es soll so bleiben, wie es ist, nach dem Motto "es kommt nichts Besseres nach"

- es ist gut, dass der Karfreitag in Deutschland Feiertag bleibt, weil man da endlich mal an Dinge rangeht, die meistens liegenbleiben (Stichwort "Garage streichen")

.... usw.

Ich habe natürlich auch Zuschriften direkt auf mein Mail erhalten, die hier nicht zu lesen sind.
Ums nochmal zu unterstreichen: Mein Beweggrund war in erster Linie, die Scheinheiligkeit aufzuzeigen, die sich nicht nur im religiösen Bereich, sondern auch bei allen möglichen Gelegenheiten breitmacht (Politik, Arbeitsplatz, etc.)

Aber es ist gut, dass jeder seine eigene Meinung darüber hat (wenn man sie dann auch begründen kann).

Zur Sache mit den musikalischen Tipps: Da halte ich mich bedeckt, lese aber ganz interessiert mit.

Warum halte ich mich bedeckt: Irgendwann habe ich für mich den Deckel gesetzt. Das bedeutet, ich habe entschieden, auf einem Niveau stehen zu bleiben, durch das ich meine persönlichen Bedürfnisse befriedigen kann. Während ich mir alle anderen Instrumente selbst beigebracht habe, war es bei Klavier und Violine schon professionelle Unterweisung (Musikakademie Wien).

Trotzdem habe ich das nicht ständig weiterentwickelt, was die Perfektion sowie die "höheren Sphären" betrifft, sondern bin gewissermaßen stehen geblieben. Das höchste der Gefühle ist bei mir, wenn ich auf dem Klavier die Pathetique von Beethoven auswendig und fehlerfrei hinkriege, auf der Violine ists die Romanze von Beethoven, op. 50.

Auch mit dem Bariton habe ich mich damit begnügt, was mir mein damaliger Lehrmeister, Kammersänger Heinz Hoppe, beigebracht und wozu er mich animiert hat: Die eine oder andere Arie, aber vorwiegend die tiefgründige Interpretation von deutschen Volksliedern aus dem 19. u. 18. Jhdt.

Von Fall zu Fall bildet sich da eine gemischte "ad-hoc-Gruppe" und bietet irgendwelche Leckerbissen an. Das letzte war das Thema "Strauß-Lanner-Ziehrer".

Da ich eine Rundumorientierung hinsichtlich Musik habe und mir alles gefällt, was qualitativ gut ist, haben wir seit geraumer Zeit unsere "Grufti-Band" gegründet. Lauter Profis, ursprünglich für unsere eigene Unterhaltung gedacht, wurde das doch ziemlich ausgebaut und umfasst das, was uns in den 60er,70er und 80er Jahren noch angesprochen und fasziniert hat.

Trotzdem soll man das nicht unterschätzen, wie lange man da zu ackern hat, wenn man z.B. Santana oder Jimmy Hendrix und Tina Turner so rüberbringen will, dass man ein kritisches Publikum damit begeistern kann. Es ist auch nicht einfach, 9 Leute inklusive Bläser und Sängerinnen musikalisch unter den Hut zu kriegen. Und das alles ohne Noten, nur von der Konserve herunter. Aber es macht Spaß.

Pardon, Du hast recht, es fehlt die Differenzierung. Selbstkorrektur.

neptun, Donnerstag, 05.04.2018, 03:28 vor 2215 Tagen @ helmut-1 2338 Views

Lieber helmut-1,

es tut mir leid, daß ich erst jetzt zu einer differenzierten Antwort komme, aber wirklich kurz kriege ich nicht hin.

Dadurch, daß ich in meinem einführenden Satz u.a. geschrieben habe "... weil ich die "österliche" Auffassung des Verfassers des Ursprungs-Beitrages so gar nicht teilen kann.", habe ich mir die Suppe selbst eingebrockt und möchte sie nun auch auslöffeln. <img src=" />

Tatsächlich wollte ich wirklich nichts dazu sagen, aber dann hätte ich eben diese Passage auch konsequent auslassen müssen.

Weil Du aber so nett fragst, und weil Du es bist (ich halte viel von Dir als Schreiber im Gelben), und weil ich tatsächlich sogar auch einige Deiner Aussagen zum Glauben gut finde und für richtig halte, und weil uns darüber hinaus wohl offenbar auch die Musik irgendwie verbindet, und vor allem auch, weil ich nach Deiner Frage mal versucht habe, mich in Deine Lage zu versetzen, und dabei festgestellt habe, daß ich doch auch gerne wissen wollen würde, was sich hinter so einer kümmerlichen Andeutung wie der meinen verbirgt, tue ich das jetzt doch.

Also:

Mit Deiner Meinung zur Scheinheiligkeit rennst Du bei mir jede Menge offener Türen ein; vielleicht sogar mehr als Dir lieb ist?! <img src=" />

"Bekennende Christen", das ist so gar nicht mein Ding, weil ich persönlich der Auffassung bin, daß genau diese (in der Regel ihren Glauben ernsthaft lebenden) einen "Verein" unterstützen, der entschieden abzulehnen ist, weil er, durch die gesamte Geschichte hinweg an seinen Taten gemessen, der Mafia kaum nachsteht.

aber man kann das schon im Umgang mit seinen Mitmenschen, und gerade als Arbeitgeber, unter Beweis stellen, was man so unter christlichen Anschauungen versteht.

Das wäre in meinen Augen genau dann ein wirklich guter Satz, wenn man das Wort christlich durch etwas Besseres ersetzte.

Ich selbst gehöre als entschiedener Gegner organisierter Kriminal- ... ähem ... Religios-ität keiner organisierten Kirche an, sehe mich aber dennoch als durchaus religiös.

Das hier ...

... dass wir eigentlich zum selben Herrgott beten.

... gilt ganz gewiß nicht nur für verschiedene christliche Religionen, sondern für alle. An dieser Stelle lasse ich mit mir auch nicht darüber diskutieren, welche (organisierte) Religion bzw. "christliche Konfession" weniger oder mehr schlimm ist als andere, sondern ich erwarte und fordere von den Menschen eine "Religionsmündigkeit", die sie vollkommen befreit von dem Bedürfnis, sich organisieren zu müssen, um "im Glauben stärker" zu sein. In diesem Sinne ist mir der folgende Satz ...

Was wir als "Fußvolk" alle nicht verstehen, das ist das Unvermögen, dass sich die Christen untereinander endlich mal auf ein gemeinsames Osterfest einigen.

... viel zu klein und zu kurz gedacht.

Bis hierher war das ein Punkt, der mich davon abgehalten hat, mich in diesen Faden einzuklinken, denn eigentlich wollte ich das alles (und auch das noch folgende) gar nicht schreiben.


Ein weiterer Punkt ist:

Du schreibst viel über den Sinn und Unsinn von Feiertagen, und ich kann Deine Haltung, einseitig gesehen, sogar auch ein wenig verstehen.

Mir aber vor Augen haltend, daß die schon seit Jahrzehnten allfällige 35-(oder noch weniger)Stunden-Woche bisher nicht nur nicht eingeführt wurde, sondern daß sogar die 38,5- bzw. 40-Stunden-Woche im negativen Sinne längst Geschichte sind, weil durch angebliche Optimierung von Arbeitsplätzen de facto fast jeder Arbeitnehmer über das Jahr hin durchschnittlich weit mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten muß, wenn er nicht seinen Arbeitsplatz riskieren möchte, und dies sogar unter erhöhtem Druck, weil er in dieser Zeit immer mehr leisten muß und es immer weniger Pausen gibt, behaupte ich sogar, daß es sogar noch deutlich zu wenig freie Tage gibt.

Diese freien Tage mit der Sinngebung der Religiosität zu verbinden, ist natürlich fragwürdig, da bin ich einigermaßen bei Dir, aber andererseits paßt es doch ganz wunderbar zu unserer auch in vielen anderen Bereichen durch und durch verlogenen Gesellschaft, findest Du nicht?

So gesehen, scheint Deine ansonsten sogar mir verständliche Haltung zur (Nicht-)Bezahlung des Karfreitags etwas (verzeih' mir diesen Ausdruck, aber ich finde gerade nichts passenderes) kleinkariert und tatsächlich unschön.

So aber ist das ganze nichts anderes als die praktizierte Scheinheiligkeit, ...

Damit hast Du natürlich völlig recht, aber das gilt ja für das Gros der Mitglieder aller großen Religionen.


Noch ein weiterer Punkt:

In Deiner Antwort an @MI schreibst Du u.a.:

Wenn ich überzeugter Christ bin, aber trotzdem in keine Kirchenkasse hineinbezahle, dann hängt das damit zusammen, dass ich sehr wohl über die Tatsache informiert bin, dass die Kirchen (egal welche) die größten Immobilienbesitzer in den meisten europäischen Staaten sind.

Wenn Du das so klar erkennst, weshalb erkennst Du dann nicht auch, daß Du genau diesen durch und durch mafiosen Verein z.B. damit unterstützt, daß Du seinen Namen ("Christ zu sein") hochhältst? Es gibt nichts Gutes am Christentum, was man nicht auch ohne dieses leben könnte.

Weiter dort:

... Es unterstreicht allerdings die ungewohnte These, dass man zum christlichen Leben keine Kirche braucht. Auch keinen Beichtvater, auch keine Absolution, einfach nur seinen persönlichen Glauben.

Auch hier stört (mich) das Wort "christlich", welches den ersten ansonsten durchaus wahren Satz entscheidend trübt und verfälscht. Nicht weil die wahren "christlichen" Werte unwert wären, gelebt zu werden, sondern weil sie eben weder Monopol des Christentums noch des "christlich"-Seins sind.

Zum zweiten Satz kann ich dann aber doch eine eigene Erfahrung mit Dir bzw. Euch teilen:

Vor mehr als 25 Jahren habe ich (abseits der Kirche) im positiven den Sinn einer Beichte praktisch erleben dürfen, indem ich jemandem von meinen ganz tief in mir versteckt gehaltenen Gefühlen erzählen durfte, wie z.B. mehrfaches "schlechtes Gewissen" wegen wirklich schlechter Taten. Diese Person hörte sehr, sehr aufmerksam zu, ohne mich in Worten noch in Gedanken (letzteres kann man nämlich durchaus spüren) oder sonst in irgendeiner Form zu verurteilen. Allein durch dieses Erzählen-Dürfen und -Können wurden damals viele große Lasten von mir genommen. Danach waren mir die eigentliche Bedeutung und der Sinn einer Beichte klar. Möglich war das nur, weil ich absolutes abgrundtiefes Vertrauen zu dieser Person hatte, welches auch in der Folge nicht mißbraucht wurde. Sicherlich ein Glücksfall, aber eine für mich wichtige Erfahrung. Ich glaube nicht, daß ich diese Hilfe nur durch Glauben bekommen hätte, vielmehr brauchte es diese ("einfache" Form von) Entlastung.


Und hier noch ein weiterer Punkt (aus derselben Antwort an @MI):

Da muss man einfach seinen persönlichen Weg finden. Ich gehöre zu den Menschen, die die kirchliche Einrichtung benützen. Ohne Skrupel, denn alles, was dort erbaut ist oder dort praktiziert wird, wurde nicht vom Geld der Pfarrer bezahlt, sondern vom Geld der Gläubigen.

Es tut mir leid, daß ich das jetzt nicht in erklärende Worte fassen kann, aber mit diesen Deinen Aussagen habe ich mich einfach sehr, sehr unwohl gefühlt. :-(

Obwohl ich selbst in meinem ganzen Leben keiner wie auch immer gearteten religiösen Organisation angehört habe, bin ich selbstverständlich auch schon in Kirchen gewesen, aber schon seit vielen Jahrzehnten niemals mehr ohne Skrupel.

Abschließend zitiere ich noch diesen schönen Satz von @Joe68:

Aber wie heisst es im Film, als auch im NT, das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt und es ist heute schon mitten unter uns.

Trotz dieser Wahrheit benutzen alle organisierten Religionen die Macht ihrer Organisationen wesentlich, um Politik zu machen, für materielle Dinge und dafür, die ihnen Anvertrauten in jeder denkbaren Form in Abhängigkeit zu halten. Das alles aber hat mit Religiosität überhaupt nichts zu tun.

So, nun bist Du ziemlich breit über meine Meinung informiert und kannst vielleicht besser verstehen, warum ich darüber ursprünglich nicht schreiben wollte.


Ein paar Sätze zur Musik schreibe ich der Übersichtlichkeit halber besser in einem Nachtrag.

LG neptun

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kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein." (Jiddu Krishnamurti)

Jetzt sieht die Sache etwas anders aus

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 05.04.2018, 05:10 vor 2215 Tagen @ neptun 2399 Views

Hallo neptun,
danke dafür, dass Du Deinen Dreizack positioniert und Deinen Standpunkt dargestellt hast. Vieles ist jetzt klarer.

Natürlich gibt es Parallelitäten in unseren Denkweisen, aber manches sehe ich auch anders. Das bis zum Ende auszudiskutieren, wird auf diesem Wege etwas müßig, - da habe ich schon bei ähnlichen Themen in der persönlichen Diskussion ganze Nächte zugebracht.

Nur soviel:

Das wäre in meinen Augen genau dann ein wirklich guter Satz, wenn man das Wort christlich durch etwas Besseres ersetzte.

Ich selbst gehöre als entschiedener Gegner organisierter Kriminal- ... ähem ... Religios-ität keiner organisierten Kirche an, sehe mich aber dennoch als durchaus religiös.

Ich unterscheide nach wie vor zwischen einer persönlichen christlichen Einstellung und einer organisierten Form des Christentums, auch "Kirche" genannt. Das eine kann mit dem anderen was zu tun haben, muss aber nicht.

Wenn ich eine "christliche" Lebenseinstellung befürworte, dann beziehe ich mich nicht auf die Missionierung anderer Völker mit Feuer und Schwert, sondern darauf, seinen persönlichen "way of life" zu finden, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht, mit Schutzbefohlenen, mit den Tieren, mit der uns anvertrauten Natur, usw.

Natürlich gibt es da viele Parallelen auch in anderen Religionen, wie man sich da verhalten könnte, zB. im Buddhismus. Da aber in unserer Gegend der Buddhismus eher die Ausnahme ist und das Christentum seit Jahrtausenden bekannt war, nenne ich nun mal letztere als Lebensorientierung beim Namen.

Bleiben wir beim Begriff "Lebensorientierung". Ich gehöre zu den Menschen, die eine antiautoritäre Erziehung am Kind (ich hab diese damals "aktive" Strömung noch hautnah miterlebt) als Verbrechen am Kind bezeichnen, als eine andere Form des Mißbrauchs. Einem Kind von der ersten Stunde an die "Spielregeln" im Leben beizubringen, auch aufzuzeigen, wo die Grenzen sind, ist für die persönliche Orientierung des Kindes, gerade auf dem Weg zum Jugendlichen, unabdingbar.

Jetzt gehöre ich auch zu den Menschen, die - wenn es möglich ist - eher den Weg des geringeren Widerstands gehen, - so, wie es eben leichter geht. Das als Vorspann, damit Du weißt, was ich mit meiner anschließenden Frage meine:

Erklär mir mal, wie Du einem Kleinkind über Ethik beibringen willst, warum man das eine tun und das andere lassen soll. Natürlich mag das irgendwelchen Spezialisten auch gelingen, aber dafür müsste ich extra studieren. So habe ich das ganz einfach über die christliche Lehre gemacht, und es ist auch angekommen. Vielleicht war da auch etwas Bequemlichkeit mit im Spiel, da bin ich ganz ehrlich.

Noch was:
....dass sich die Christen untereinander endlich mal auf ein gemeinsames Osterfest einigen.

... viel zu klein und zu kurz gedacht.

Sehe ich anders, insbesonders durch die (bei mir vorhandene) Motivation. In einer Zeit, wo der Islam an allen Pforten in Europa unmißverständlich an die Tür klopft, sehe ich es als eine große Chance an, das Christentum mehr ins Bewußtsein der (ohnehin zum überwiegenden Teil getauften) Leute zu bringen, gewissermaßen als Selbstschutz. Dazu gehört aber auch eine Logik und vor allem eine Gemeinsamkeit im Denken, was sich auch in den wichtigsten Punkten der Liturgie ausdrücken soll. Deshalb mein persönlicher "Drang" zu einem gemeinsamen Termin für das Osterfest.

Natürlich kann man das auch anders sehen, wenn man keinen Unterschied zwischen den Religionen macht. Obwohl ich den Koran inhaltlich kenne, auch die sozialen Elemente darin schätze, so ist doch gerade der Islam aktuell am meisten mit der Politik verbunden und wird als Machtfaktor mißbraucht.

Da auch der jetzige Papst trotz seinen sozialen Anwandlungen hier keine klare Position bezieht, sondern manchmal sogar den Eindruck erweckt, sich dieser Religion unterzuordnen, müssen die Christen von der Basis her einen Weg finden, der eine klare Kante zeigt. Das betrachte ich als verantwortlichen Schutz für die nachfolgenden Generationen, wenn wir nicht eine Form des späteren Bürgerkriegs "züchten" wollen, die viele Parallelen zu den früheren Situationen in Nordirland aufweist.

Dein Bezug zur Arbeitszeit und den freien Tagen ist nachdenkenswert, aber da sehe ich vieles anders. Natürlich auch unter dem sozialen Aspekt, aber es würde zu weit führen, hier darauf umfassend einzugehen. Zum einen muss ich da selbst nochmal gründlich nachdenken, um da eine vertretbare Position zu finden, zum anderen wird der daraus resultierende Gedankengang so umfassend sein, dass ich da evtl. einen eigenen Thread daraus machen werde.

Alles in allem - nochmals vielen Dank für Deine Position, - auch, wenn da manche Nüsse für mich zum Knacken sind, - es ist gut, wenn man die Dinge von mehreren Seiten sieht.

Noch ein gedanklicher Hinweis

helmut-1 @, Siebenbürgen, Samstag, 07.04.2018, 15:48 vor 2213 Tagen @ neptun 2362 Views

Die Sache mit der Einigkeit der Christen, und zwar auf die Basis bezogen (das Fußvolk ist damit gemeint), hat für mich noch einen anderen Aspekt.
Auf diese Weise haben wir die Chance (wohlgemerkt, die Chance, keine Garantie), uns vor solchen Bildern zu schützen, wie sie in Frankreich häufiger vorkommen.

https://www.facebook.com/100001413760440/videos/1830589610331480/

Wenn die Christen - egal welcher Liturgie - fest zusammenstehen und gewissermaßen eine Mauer bilden, dann kann das klappen. Deshalb ist das gemeinsame Osterfest in meinen Augen so wichtig.

Wie sagte doch so sinnig Berthold Brecht:

Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Kleiner Nachtrag zur Musik

neptun, Donnerstag, 05.04.2018, 03:45 vor 2215 Tagen @ helmut-1 2296 Views

Hi helmut-1, hier noch einmal.

Nach dem wenigen, was Du über Deine Berührungen mit der Musik erzählt hast, gewinne ich den Eindruck, daß Du in der Breite viel mehr über Musik weißt und möglicherweise von dieser verstehst als ich, der ich mit so gut wie gar keinem äußeren "Erfolg" die Musik zu meinem Beruf gemacht habe.

Ich vermute hier einfach mal, daß Du neben oder nach Deinem Studium an der Musikakademie Wien einen sog. "richtigen" bzw. "vernünftigen" Beruf gelernt hast und es Dir leisten kannst, die Musik als erlesenes Hobby zu pflegen.

Die Pathétique gehört zu meinem Repertoire, deshalb weiß ich, wie schwierig sie ist und gratuliere Dir dazu, sie spielen zu können.

Santana oder Jimmy Hendrix und Tina Turner, das sind alles große Künstler, und von solchen ist so gut wie nichts wirklich "leicht", wenn man selbst, wie Du mit Deiner Ausbildung, einen hohen musikalischen Anspruch hat. <img src=" />

Ich habe fast den Eindruck, daß sich hier im Gelben so etwas wie eine Musiker-Clique versammelt. <img src=" />

Mehr zu diesem Thema dann aber vielleicht bei Bedarf oder auf Wunsch doch lieber per PN, denke ich. Ich selbst bin allerdings ab heute nachmittag bis Montag abend in jeder Hinsicht offline.

LG neptun

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"Es zeugt nicht von geistiger Gesundheit, an eine von Grund auf
kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein." (Jiddu Krishnamurti)

Auch hier noch ein paar Worte

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 05.04.2018, 05:23 vor 2215 Tagen @ neptun 2335 Views

Ich vermute hier einfach mal, daß Du neben oder nach Deinem Studium an
der Musikakademie Wien einen sog. "richtigen" bzw. "vernünftigen" Beruf
gelernt hast und es Dir leisten kannst, die Musik als erlesenes Hobby zu
pflegen.

Du vermutest richtig. Obwohl ich schon im Alter von 5 Jahren in den Händen von Musiklehrern war und auch - objektiv gesehen - einiges Talent besaß (absolutes Gehör, etc.), so habe ich mich doch gegen einen bestimmten Druck von zuhause aus gewehrt. Nach den Wr. Sängerknaben, Musikakademie etc. etablierte sich da was in den Köpfen meiner Oberchefs, das in die Richtung ging: "Der Bua muaß zu de Philharmonika". Geld war ja da, um diesen Weg zu ermöglichen.

Zum Glück fühlte ich schon als 14-Jähriger, dass die große Gefahr besteht, wenn ich die Musik zum Beruf mache, dass ich dann den Spaß dran verliere und es "ungeliebt" als Broterwerb machen muss.

Da ich zu dieser Zeit eine Affinität zu einer anderen Richtung gefühlt habe, musste ich mich entscheiden, welchen Weg ich einschlagen wollte. Was mache ich zum Beruf und was lasse ich mir als Hobby.

Meine Entscheidung habe ich auch nach mittlerweile 52 Berufsjahren (Lehrzeit miteingeschlossen) nicht bereut, - die Begründung dafür in einem chinesischen Sprichwort:

Willst du einen Tag lang glücklich sein, betrinke dich!
Willst du eine Woche lang glücklich sein, schlachte ein Schwein!
Willst du ein Jahr lang glücklich sein, heirate!
Willst du ein Leben lang glücklich sein, werde Gärtner!

Dass sich daraus noch anderes entwickelt hat, durch und nach dem Fachstudium, ist eine Folgeerscheinung, aber der Hauptweg war richtig.

Mehr zu diesem Thema dann aber vielleicht bei Bedarf oder auf Wunsch doch
lieber per PN, denke ich. Ich selbst bin allerdings ab heute nachmittag bis
Montag abend in jeder Hinsicht offline.

LG neptun

Gute Idee, - ich komme drauf zurück.

Beste Grüße - Helmut

Tolle analytische Gedanken

MI @, Mittwoch, 04.04.2018, 18:55 vor 2216 Tagen @ neptun 2410 Views

Hi neptun,

das ist ja unglaublich, was du da alles hervorgeholt hast. Ich habe mir die Notengebung so detailliert nie angesehen. Ich orientiere mich im Grunde nur an Klang, Harmonie und Melodik. Wenn das stimmt, ist es für mich gut. Wieviele Details oftmals dahinter stecken bleibt mir dadurch aber schnell verschlossen.

Vielen Dank für deinen Kommentar und Grüße,
MI

Johann Sebastian Bachs schmerzhafte Aktualität

Tempranillo @, Sonntag, 01.04.2018, 13:31 vor 2219 Tagen @ Tempranillo 3078 Views

Johannespassion, uraufgeführt am Karfreitag 1724: *Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er
sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.*

https://www.youtube.com/watch?v=LOftb8jYCec

Nach dem Gesetz, das sie haben, haben sie 1914 und 1939 das Deutsche Reich mit Krieg überzogen und 1945/46 das IMT veranstaltet.

Vieles, fast alles, erklärt sich fast von selbst, sobald man erkannt hat, nach welchem Gesetz/welchen Gesetzen Westmächte und Demokraten handeln.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Interessante Aspekte

helmut-1 @, Siebenbürgen, Samstag, 31.03.2018, 13:04 vor 2220 Tagen @ MI 3719 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 31.03.2018, 13:34

Hallo, MI,

aufschlussreich, was Du da schreibst.

Zu ein paar Aussagen möchte ich noch was sagen:

Mir ist klar, dass das Christentum unheimlich viel an Glaubwürdigkeit verloren hat, und das zu großen Teilen zurecht.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Es geht nicht nur um die Finanzmafia, die z.B. hinter dem Vatikan steckt. Es geht nicht nur um die Arbeitsmethoden von Diakonie und Caritas, die eigentlich "dienen" sollten. Schließlich ist es ja nichts Neues, dass gerade in den gewerkschaftseigenen Betrieben die arbeitnehmerfeindlichsten Zustände herrschen.

Was kräftig hereinspielt, das ist die zögerliche Aufarbeitung des Mißbrauchs von Anvertrauten, gerade in den Kinderheimen. Wobei man da keine überraschte Miene aufsetzen muss, - schließlich sind die Skelette von Neugeborenen in so manchen Katakomben von Nonnenklöstern zur Genüge bekannt.

Wenn ich überzeugter Christ bin, aber trotzdem in keine Kirchenkasse hineinbezahle, dann hängt das damit zusammen, dass ich sehr wohl über die Tatsache informiert bin, dass die Kirchen (egal welche) die größten Immobilienbesitzer in den meisten europäischen Staaten sind.

Die Ambitionen des aktuellen Papstes sind für mich sowieso nur Augenauswischerei, - insbesonders dann, wenn er die Christen zur Solidarität mit den muslimischen Einwanderern aufruft. Zur aktiven und insbesonders verwertbaren Unterstützung der Christen, die in den moslemischen Ländern unter Folter, Unterdrückung und Todesangst leben, da sagt er sowieso nichts Konkretes.

Andererseits wäre der Vatikan ganz locker in der Lage, 1 Mio sog. Flüchtlinge aufzunehmen. Er tut es nicht. Alibihalber sind es 10 oder 14 Familien, und das wird dann pressemäßig hochgespielt. Aber es wird immer wieder zur Solidarität und zur Unterstützung aufgerufen. In Richtung der rumänischen Ortodoxie gibts ein geflügeltes Wort, dass da sagt:

"Du sollst das tun, was der Pfarrer sagt, nicht das, was der Pfarrer macht.."

Auch in Matthäus 5.37 stehts klar geschrieben:
"Es sei aber euer Wort: ja, ja; nein, nein; was darüber ist, ist vom Bösen."

Auch im Monolog des Bischofs in Shakespeares "Weh dem, der lügt", steht es so geschrieben.

Es ist leider so, wie Du sagst: Das Christentum ist unglaubwürdig geworden. Zumindest für diejenigen, die kritisch denken und noch zwei und zwei zusammenzählen können.

Weiter:
"Ich habe trotzdem die innere Umkehr vollzugen, weil ich den Tagen wieder oder mehr Sinn geben will. Weil ich glaube, dass der christliche Gedanke in seinem Kern Hilfe ist, Orientierung und Trost. Ein Lebensgerüst. "

Keinerlei Einwände, keine Abschwächung, allenfalls Zustimmung. Es unterstreicht allerdings die ungewohnte These, dass man zum christlichen Leben keine Kirche braucht. Auch keinen Beichtvater, auch keine Absolution, einfach nur seinen persönlichen Glauben.

Ich will nicht aufführen, wo ich (oder auch meine Frau) in gutem Glauben geholfen haben und dafür mit Diebstählen aufgrund von Insiderwissen bestraft wurden. Wir leben trotzdem weiter. Obwohl im Christentum immer wieder von Vergeben und Vergessen die Rede ist, so ist das für mich unmöglich. Das Elefantengedächtnis funktioniert, und ich sage mir immer, - dass schon noch der Moment kommt, wo ich an die Reihe komme.

Tatsache ist, dass ich bis jetzt jeden, der mich gelinkt hat, in der Form drangekriegt habe, dass ich es irgendwie heimzahlen konnte. Manchmal hat es auch mehr als 10 Jahre gedauert, aber es hat geklappt. Die meisten vergessen eine Lebensweisheit: Man trifft sich immer mindestens zweimal im Leben...

Klar ist das nicht unbedingt ein christliches Vorzeigebenehmen, - aber schließlich steht geschrieben: 5.Mose 32:35 Die Rache ist mein; ich will vergelten.

Zum Abschluss:
"Inwiefern man sich auf Kirche einläßt, das ist jedem selbst überlassen."

Da muss man einfach seinen persönlichen Weg finden. Ich gehöre zu den Menschen, die die kirchliche Einrichtung benützen. Ohne Skrupel, denn alles, was dort erbaut ist oder dort praktiziert wird, wurde nicht vom Geld der Pfarrer bezahlt, sondern vom Geld der Gläubigen.

Ich gehe, wenn es mir danach ist, zu den Sakramenten der Katholiken, oder zum Abendmahl der Evangelischen, oder auch zu den Orthodoxen. Ich bin Christ und nehme mir das Recht heraus, überall dort liturgische Handlungen mitzumachen und zu erleben, wo unser Erlöser am Kreuz hängt.

Wenn ich mich als "eingeschränkten" Christen bezeichnen würde, dann könnte ich das nur dort, wo eben die aus der Taufe vorgegebene "Heimat" ist, - entweder katholisch, evangelisch oder orthodox. Da ich aber selbst bei der Taufe nicht denkfähig (und juristisch gesehen auch nicht geschäftsfähig) war, erlaube ich mir, meinen Lebensweg sowie die tangentialen Randbedingungen selbst festzulegen.

Sollten das zumehmend mehrere Leute tun, dann besteht die Chance, dass sich die Verantwortlichen in den Kirchen rückbesinnen und dann beginnen, das zu tun, was zur Festigung der christlichen Idee, die seit mehr als 2 Jahrtausenden geboren wurden, notwendig ist.

Diejenigen, die bis heute noch nicht kapieren wollen, dass man in der heutigen Zeit, wo der Islam mit Macht in das Abendland einströmt, die Einigkeit unter den Christen braucht, die gehören alle auf den Mond geschossen, weil sie ganz einfach nur destruktiv sind.

Osterökumene

MI @, Samstag, 31.03.2018, 18:12 vor 2220 Tagen @ helmut-1 3564 Views

Hallo helmut-1

dein Osterprogramm hört sich klasse an, auch das Ökumenische bei euch. Ich freue mich über alle, die bewusst Ostern feiern.

Diejenigen, die bis heute noch nicht kapieren wollen, dass man in der
heutigen Zeit, wo der Islam mit Macht in das Abendland einströmt, die
Einigkeit unter den Christen braucht...

Blöd sicherlich, dass es mal wieder einen "äußeren Feind" braucht, um zueinander zu finden. Aber eben auch eine Chance. Ich bin selbst auch "Weltenwanderer". Katholisch groß geworden, später viele Jahre kirchenfern, schließlich konfessionslos. Heute Mitglied in einer evangelischer Gemeinde. Beide Konfessionen sind - für mich - einfach nur Farben desselben Regenbogens. Eigentlich auch der Atheismus <img src=" />.

Viele Grüße,
MI

Noch ein Zusatz

helmut-1 @, Siebenbürgen, Samstag, 31.03.2018, 13:20 vor 2220 Tagen @ MI 3577 Views

Nur zur Verdeutlichung:

Gestern und auch heute habe ich aktiv gearbeitet. Jetzt esse ich, dann fahre ich auf den Lgerplatz, füttere meine Hunde, und dann schließe ich den Arbeitstag ab. Duschen und Abendessen, etwas Hinlegen. Dann gehe ich zur Osternachtsmesse in die kath. Kirche, die ca. um 10 Uhr abends beginnt.

Wenn ich nicht zu müde bin, dann gehe ich auch am Sonntag um 10 Uhr zum Ostergottesdienst zu den Evangelischen. Damit wäre der Bedarf an Schwarzkittel für die nächste Zeit gedeckt.

Thats life... 2018.

Was würde Asterix sagen, könnte der das alles mitkriegen und kommentieren:
"Die spinnen, die Römer...."

Frohe Ostern

Joe68 @, Sonntag, 01.04.2018, 11:27 vor 2219 Tagen @ helmut-1 2939 Views

Hallo Helmut,

auch dir frohe Ostern,

Ich war früher praktizierender Katholik, inzwischen bin doch sehr reserviert ggü der Amtskirche.

Karfreitag nehmen ich, wie ALLE anderen auch, gerne als arbeitsfreien Tag mit. Auf der Fahrt in eine Wallfahrtskirche in den Hochschwarzwald sah ich einen Familienvater im inneren seiner grossen Garage die Wände streichen. Naja, dafür ist der Karfreitag wirklich nicht gedacht.


Gestern Abend spontan in die Oster-Nachmesse, fast 2,5 Stunden Dauer. Es ist schon irgendwie ein trauriger Haufen der übrig geblieben ist von einem ehemals christlich geprägten Land.

Zuvor war ich im Kino, Maria Magdalena, ein 'Jesus'-Film aus feministischer Sicht mit einem schwarzen Petrus, der Jesus-Datrsteller viel zu alt. In 10 Jahren gibt es sicher einen Jesus-Film mit Bezug zumm Mohammed, denn wenn schon die Päpste den Koran als Gottesbuch anerkennen dann hat die Amtskirche den Glauben an Jesus, Gottes Sohn, verraten.

Aber wie heisst es im Film, als auch im NT, das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt und es ist heute schon mitten unter uns.

Gruss, Joe

(Ende April fahre ich wieder in die Karpaten).

Danke

helmut-1 @, Siebenbürgen, Sonntag, 01.04.2018, 11:51 vor 2219 Tagen @ Joe68 2922 Views

und die besten Ostergrüße auf diesem Wege zurück.

Die Osternachtsmesse bei den Katholiken ist hierzulande kürzer, geht so ca. 1,5 Std. War schon lange bei sowas nicht mehr dabei in Österreich oder Deutschland, - der Brauch mit dem anfangs Dunkel und dann die Kerzen bei jedem Gläubgen anzünden, das ist ja überall so.

Hier in Siebenbürgen gehen sie dann mit dem Pfarrer und den brennenden Kerzen in der Hand um die Kirche herum. Daran erinnere ich mich in A oder D nicht. Könnte sein, dass das eine lokale Variante ist. Vieles wird ja örtlich gleichgeschaltet, und das Herumgehen um die Kirche ist ein typisch orthodoxer Brauch.

Bei den Evangelischen wars ein üblicher Ostergottesdienst, - lediglich das Abendmahl haben sie verschoben, weil zu Ostern die Kirche meist voll ist.

Nun habe ich meinen persönlichen Bedarf an Kirchgängen für die nächste Zeit gedeckt, - auch ans Weltliche habe ich gedacht. Für den Zeitraum, in dem ich heute vormittag in der Kirche war, habe ich was vorbereitet, um meine Frau - traditionsgemäß - in den April zu schicken. Hat auch geklappt, als ich zurückkam, bekam ich den Kommentar zu hören.

Wäre ja ein Jammer, wenn man gewisse Traditionen nicht beibehält.....

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