Grundsätzlich schwer sichtbarer Planet Merkur heuer mit "kosmischem Label"

KK, Mittwoch, 21.03.2018, 18:40 vor 2235 Tagen 4037 Views

Hallo in die Runde,

stelle hiermit ausnahmsweise mal eine Zuschrift ein, für Himmelsbeobachter sicherlich interessant, und wenn es mit der Aussicht paßt, ein seltenes Erlebnis.

***
Liebe Foristen,

der kleinste und sonnennächste
Planet unseres
Sonnensystems ist aus zwei Gründen nur sehr schwer mit bloßem Auge zu
sehen:

Erstens
ist er wie die Venus immer nur in Blickrichtung zur Sonne zu
sehen, nur daß er noch viel näher an der Sonne ist als diese (max.
Winkelabstand zur Sonne 28 Grad).

Zweitens
ist er nur etwa halb so groß wie die Venus, dafür aber von uns aus
gesehen mehr als doppelt so weit weg.

Merkur kann genauso wie die Venus als "Morgen"- oder "Abend"-Stern
gesehen werden, je nachdem auf welcher Seite der Sonne er sich gerade
befindet, oder aber (meistens) - gar nicht, wenn er sich nämlich bei
seinem Weg um die Sonne von uns aus gesehen zu nahe an dieser entweder
hinter oder vor ihr befindet.

Gestern, heute und morgen sind die Beobachtungsumstände
(abgesehen vom Wetter) besonders günstig, weil die Venus, die seit
wenigen Tagen gerade wieder einmal (und noch den ganzen Sommer über für
viele Monate) als Abendstern sichtbar geworden ist, für den Planeten
Merkur gewissermaßen wie ein kosmisches Label fungiert:

Etwa zwischen 19:00 und 20:00 Uhr (noch in der Dämmerung, auf jeden Fall
aber erst nach Sonnenuntergang) zum Westhorizont schauend sieht
man die hell leuchtende Venus etwa eine Handbreit über diesem, weit über
ihr (auf ca. "10:40 Uhr") die Mondsichel.

Der Merkur selbst ist auf Höhe der Venus einige Fingerbreit rechts von
dieser als extrem schwacher Lichtpunkt nur für gute Augen sichtbar.

Die Schärfe meiner Augen reichte gestern Abend nicht, um ihn mit
bloßem Auge zu sehen, aber anhand dieses schönen "Labels" war es recht
einfach, den Merkur mittels eines Opernglases aufzufinden. In meinem
Leben ist das nach zwanzig Jahren erst das zweite Mal, daß ich Merkur
gesehen habe.

Grundsätzlich wird Merkur möglicherweise noch einige wenige Tage
sichtbar sein, weil er zur Zeit aber gerade scheinbar stillsteht und am
24. März (scheinbar) rückläufig wird, die Sonne selbst aber jeden Tag
einen Grad weiter vorankommt, sind das tatsächlich nur wenige Tage,
und die Label-Funktion der Venus dürfte ab dem 23. März wohl
nicht mehr gegeben sein, weil diese sich in den folgenden Tagen sehr
rasch immer weiter von der Sonne (und damit auch von Merkur) entfernen
wird, was der Sichtbarkeit der Venus selbst natürlich sehr zuträglich
ist.

Hier die Grafik mit Mond für heute abend 19:30 Uhr im mittleren
Ruhrgebiet:

venus_merkur_mond

Und hier die Grafik ohne Mond (ist schon zu weit weg) für morgen
abend 19:20 Uhr im mittleren Ruhrgebiet:

venus_merkur

LG neptun

P.S. von mir:
Leider konnte @neptun nicht selbst einstellen – er ist derzeit wohl etwas gehandicapt.[[sauer]]

Danke!! (kwT) (oT)

hanno @, Donnerstag, 22.03.2018, 13:25 vor 2234 Tagen @ KK 1410 Views

- kein Text -

Danke. Leider ist der Himmel heute ganz und gar bewölkt. (oT)

SevenSamurai @, Donnerstag, 22.03.2018, 17:15 vor 2234 Tagen @ KK 1327 Views

- kein Text -

--
"Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte:
weil sie damals (...)."
Henryk Broder

Anscheinend konnte niemand hier Merkur sehen. :-( Abschließende Betrachtungen und ergänzende Informationen.

neptun, Donnerstag, 29.03.2018, 01:18 vor 2228 Tagen @ KK 1251 Views

Hi @KK,

danke für die Einstellung meines Beitrages während der Zeit meines Handicaps, und danke an @Zarathustra für die Unterweisung bezügl. der Einbindung von Bildern. :-)


Leider war das Wetter (zumindest im Ruhrgebiet) zu stark wolkenverhangen. Aber vllt. hat ja jemand woanders in D, Österreich oder der Schweiz mehr Glück gehabt.

Ich möchte dennoch ergänzend zu meinen Ausführungen bezüglich des relativ kurzen Zeitfensters hier vier Grafiken verlinken, welche die jeweilige Situation der Konstellation von Sonne, Venus, Merkur und Erde am 20., 24., 28. und 31. März jeweils um 19:30 Uhr zeigen:

Di, 20. März 19:30 Uhr (als ich den Merkur mit dem Opernglas gesehen habe)
Sa, 24. März 19:30 Uhr (Merkur wohl kaum noch direkt zu sehen)
Mi, 28. März 19:30 Uhr (also letzten Abend, Merkur ganz sicher nicht mehr ohne Spezial-Filter sichtbar)
Sa, 31. März 19:30 Uhr (Merkur fast in exakter Konjunktion zur Sonne)


Für Interessierte seien hier noch fünf Erläuterungen angefügt:

1. Der Blick geht von außerhalb der Umlaufbahn der Erde (aber ungefähr in der Blickrichtung von der Erde zur Sonne) von schräg oben auf die Ebene der Ekliptik.

2. Die Planeten bewegen sich auf ihren Bahnen um die Sonne aus dieser Blickrichtung entgegen dem Uhrzeigersinn.

3. Die Punkte für die Planeten sind so klein wie möglich, aber doch so groß, daß sie noch gerade eben gut sichtbar sind. Für eine maßstabgerechte Wiedergabe sind sie dennoch deutlich zu groß, wenn sie auch relativ zueinander in etwa maßstabgerecht wiedergegeben sind. (Die Größe des Weltraums ist eben auch in diesem super-winzigen Ausschnitt für den menschlichen Geist / das menschliche Vorstellungsvermögen sowie für die für Menschen geeignete bildliche Wiedergabe nur gaaanz ungefähr zu erfassen; das ist natürlich nichts für Flacherd-VTler und dergleichen. <img src=" /> )

4. Der "merkwürdige Fleck" bei der Erde (unterer Bildrand) stellt den Mond dar, weshalb man in der Grafik vom 31. März schön erkennen kann, warum an diesem Tage Vollmond (frühnachmittags um 14:37 Uhr) ist.

5. Beim Merkur kann man deutlich sowohl die relative Exzentrizität seiner Umlaufbahn als auch die Neigung seiner Bahnebene gegen die der Ekliptik erkennen.


Schade, daß Merkur kaum direkt gesehen werden konnte. Vielleicht war dieser kleine Exkurs dennoch für den einen oder anderen Hobby-Astronomen erhellend und/oder anregend. :-)

LG neptun

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