Hashgraph - die ultimative "Blockchain"?

smiths74 @, Mittwoch, 14.03.2018, 22:33 vor 2236 Tagen 2642 Views

Hallo Zusammen,

erstaunlicherweise hat die Forumssuche zum Thema "Hashgraph" null Einträge, dabei ist das Thema extrem spannend und geradezu revolutionär - wenn ich es richtig verstanden habe.

Hashgraph ist eine komplett neu entwickelte „distributed ledger technology“ (DLT), so etwas ähnliches wie eine Blockchain, aber wohl erheblich schneller, performanter und dabei genauso sicher.
Der Ansatz ist ein vollkommen anderer als bei einer Blockchain, aber die Eigenschaften und Möglichkeiten sind sehr ähnlich – mit dem Unterschied, das die klassischen Performanceprobleme scheinbar wegfallen, wodurch sich völlig neue Anwendungsfälle ergeben.
Die Erfinder ist Lemon Baird. Er arbeitet seit 20 Jahren im Bereich IT und Kryptographie. Um ein paar Zahlen zu nennen:
Hashgraph kann laut seinem Erfinder heute bereits folgendes:

- Dauerhaft 50.000 Transaktionen in einer Sekunde in einem globalen Netzwerk
- Bestätigungszeit für eine Transaktion laut der gestrigen offiziellen Vorstellung: 2,9 Sekunden pro Transaktion

Das ist um zig Größenordnungen schneller, als alles, was bisher in Blockchain-Welt vorgestellt wurde.
Zum Vergleich: Bitcoin kann rund 300.000 -400.000 Transaktionen pro Tag, das sind rund 4-5 Transaktionen pro Sekunde, bei einer kryptographisch gesicherten Bestätigungszeit von rund 10 min. Viel zu lang für alltägliche Anwendungen. Bei anderen Kryptowährungen sieht es nur wenig besser aus.
Um zu verstehen, wie Hashgraph funktioniert, hier der sehr anschauliche Vortrag von Lemon Baird an der Stanford University:
https://www.youtube.com/watch?v=IjQkag6VOo0

In diesem Vortrag von letzten November sagt Baird, dass er noch keinen "public ledger" sprich eine Kryptowährung hat. Beim gestrigen Launch-Event wurde diese aber für Mai diesen Jahres angekündigt. Hier der Link zum Hashgraph Launch-Event:
https://www.youtube.com/watch?v=FCy9FnOq19s

Hier die Webseite und das Whitepaper:
https://s3.amazonaws.com/hedera-hashgraph/hh-whitepaper-v1.0-180313.pdf
https://www.hederahashgraph.com

Hedera Hashgraph soll eine opensource Technologie werden. Es soll, laut gestrigem Event, keine Lizenzgebühren geben, um die Plattform nutzen zu können. Es wird keine Lizenz benötigt um den Service zu nutzen.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich will hier nicht irgendeine x-beliebige Kryptowährung pushen. Das Potential dieser Technologie könnte riesig sein, weshalb mich speziell die Meinung von CalBear dazu interessieren würde.

VG

smiths74

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Optimismus ist Mangel an Information.
Pessimismus ist Mangel an Inspiration.

Abwarten und Tee trinken - ein kurzer Abriss über neuartige Blockchain-Technologien

Echo @, Mittwoch, 14.03.2018, 23:14 vor 2236 Tagen @ smiths74 2292 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 15.03.2018, 00:13

"Hashgraph" ist einfach nur ein Markenbegriff (also ungefähr so wie sich "Fanta" zu Orangenlimonade verhält) für eine implementierung der relativ neuen Gattung asynchron ablaufender Blockchains (oftmals fälschlicherweise als "DAG"-Coins bezeichnet). Das bedeutet, dass man nicht mehr eine einzige getaktete Hauptkette hat, sondern viele untereinander verstrickte Kettchen betreibt - somit werden blitzschnelle Überweisungen möglich ohne auf einen Miner zu warten und trotzdem dezentral/trustless zu sein. Von ähnlichen Ansätze war hier sehr wohl bereits zu lesen. Mit einem Unterschied: Niemand von uns hat bisher einen Hashgraph gebaut oder verschickt. Er ist schlichtweg noch nicht im Handel erhältlich. Bei den anderen Implementierungen sieht es da schon etwas besser aus. Die Technologie ist vielversprechend. Iota ist mit dem "Tangle" zwar etwas auf die Nase gefallen und muss erst noch beweisen dass sie die angestrebten Ziele umsetzen können; NANO (ehemals RaiBlocks) mit dem "Block-lattice" hat derzeit die Nase vorn unter den praxistauglichen Kryptowährungen. NANO besitzt jedoch keinerlei Konsens bezüglich Zeitstempeln und nutzt ein spezielles Konfliktlösungsverfahren - unterscheidet sich also etwas von den anderen. Außerdem fehlen einige etablierte Mechanismen wie Blockverifizierung ohne Ketten-Download ("SPV"), Vier-Augen-Prinzip ("Multisig"), Privatsphäreoptionen, sowie Adressgenerierung ohne privaten Schlüssel ("HD Wallets"). Jede Technologie hat ihre Vor- und Nachteile. Es gibt offenbar auch Ansätze für den Hans-Dampf-in-allen-Gassen, das wäre wahrscheinlich der smart-contract-taugliche Byteball, aber der hat sich bisher nicht so richtig durchgesetzt. Ich sage seit langem: Verschiedene Coins werden parallel bestehen, etwa der althergebrachte MONERO ist Meister seines Fachs und hat sich in letzter Zeit auch preislich sehr "stabil" gehalten. Das NANO Ökosystem hat in den letzten Monaten besonders an Fahrt gewonnen. Genial finde ich dort die absolute Gebührenfreiheit, somit sind kleine Überweisungen, Umschichtungen und Rückzahlungen keinerlei Problem mehr. Andererseits könnte dies einen Angriffsvektor für das Netzwerk bedeuten, weil es keinen Wettbewerb mehr um die Priorisierung von Transaktionen gibt.

Denkt dran: Kryptowährungen kaufen ist kein 'Investieren', sondern spekulieren. Die Coins entstehen aus dem Nichts und sind auch nicht produktiv. Das Potenzial der neuen Blockchain-Technologien ist definitiv da. Und einige werden sich noch verwundert die Augen reiben. Doch viele Bullshit-Hype-Coins werden jedoch wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Vor allem braucht auch nicht jegliche industrielle Anwendung eine eigene Blockchain mit eigenem Token. Manche Erfolgsgeschichten sind gar frei erfunden und die Promoter geschmiert, also Augen auf beim Fremdwährungskauf. Und wie ich in meinen früheren Forenbeiträge schon erwähnt habe: Immer gut auf die Coins aufpassen. Eine als Einzelunternehmen betriebene italienische Börse hat erst kürzlich wieder einen der oben genannten Coins im Wert von 190 Millionen verschlampt und versuchte sich durch eine schnelle GmbH-Gründung aus der Verantwortung rauszureden. Genialität und Irrsinn liegen in dieser Branche dicht beieinander.

Kein Ersatz fuer PoW-Blockchains

CalBaer @, Donnerstag, 15.03.2018, 18:04 vor 2236 Tagen @ smiths74 1596 Views

Ob die Versprechungen der Erfinder alle wirklich in die Tat umgesetzt werden koennen, muss sich noch beweisen. Zudem sind Hashgraphs kein Ersatz fuer Blockchains, sondern eine Ergaenzung, wobei es natuerlich Ueberschneidungen gibt. Da es bei Hashgraphs weder Mining noch Fees geben soll, ergibt sich die Frage, woher die oekonomischen Anreize kommen sollen, um ein wirklich dezentrales, meritokratisches System hinzubekommen.

Bei Blockchains erfolgt die Skalierung und sekundenschnelle Bestaetigung ueber hoehere Layer. Diese sind genauso 'trustless' und 'permissionless', nur bei der Dezentralitaet gibt es vernachlaessigbare Einschraenkungen. 2nd-Layer-Loesungen sind aber weit entfernt von Zentralisierung, da die Eintrittsbarrieren fuer Nodes sehr niedrig sind. Fuer Micropayments reicht das auch voellig aus, die gleiche Security fuer Micropayments wie fuer Millionen-Dollar-Ueberweisungen zu realisieren, ist unter Beibehaltung der Dezentralitaet (weil Dezentralitaet eine Grundlage der Security ist) weder technisch wie oekonomisch effizient. Praktische Loesungen sind bereits im Einsatz, wenn auch in einer fruehen Testphase. Ausserdem ist die Limitierung der Transaktionsrate bei Bitcoin nicht zwingend auf alle Ewigkeiten festgeschrieben, es gibt derzeit nur keinen ueberragenden Konsensus unter den Nutzern, dies zur erhoehen.

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Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

wird sich nicht durchsetzen

Slavisa ⌂ @, Freitag, 16.03.2018, 22:01 vor 2234 Tagen @ smiths74 1288 Views

Zu gut für Menschen, die werden uns eher eine mittelmäßige Lösung vorsetzen...

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Börse

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