Aus moralischer Sicht ein absoluter Tiefpunkt!

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Montag, 27.11.2023, 11:45 (vor 158 Tagen) @ Revoluzzer1360 Views

Was sich während der Corona-Jahre ereignet hat, bezeichnet aus meiner Sicht einen absoluten Tiefpunkt in der bundesrepublikanischen Geschichte. Niemals zuvor in meinem Leben hatte ich mich in unserer Gesellschaft so unwohl gefühlt wie zwischen März 2020 und dem heutigen Datum - das Unbehagen dauert an, denn ganz offensichtlich ist unsere Gesellschaft nicht bereit, ganz offen und unvoreingenommen über die Dinge zu sprechen, welche sich während dieses Zeitraums ereignet haben.

Ganz offensichtlich haben allzu viele bereitwillig mitgemacht und ihr moralischer Kompass ist heute so weit verstellt, dass sie noch nicht einmal im Ansatz begreifen, was sie da angerichtet haben. Schlimmer noch, ihr Verhalten hat uns gezeigt, was da so alles in ihnen geschlummert hatte, dem dann das Tor sperrangelweit geöffnet wurde. Das Menschen ein solches Maß an Empathielosigkeit, Grausamkeit und asozialem Verhalten an den Tag legen würden, hätte ich bis zu dem Zeitpunkt niemals für möglich gehalten. Gipfel der Ironie war für mich, dass man dann gerade den Kritikern, den Impfverweigerern, asoziales Verhalten und die Verweigerung des Diskurses vorwarf, die doch von der willigen Mehrheitsgesellschaft von Anfang an aktiv ausgegrenzt, diskreditiert und diffamiert wurde.

Wo waren die Talkrunden zur besten Sendezeit, wo Dr. Bhakdi, Dr. Wodarg, Dr. Schiffmann, Dr. Hockertz und viele, viele andere ein Gespräch auf Augenhöhe mit Lauterbach, Drosten & Co. führen durften? Nein, dazu kam es niemals, weil das Framing schon am ersten Tag begann und jeden, der auch nur einen Ansatz von Kritik äußerte, sofort ins Lager der "Verharmloser", "Leugner" und "Schwurbler" kickte, dem man auf keinen Fall zuhören, geschweige denn eine Plattform für seine ketzerischen Thesen liefern dürfte. Später galt dann sogar die friedliche Form des Protest, der "Spaziergang", schon als "rechts" oder "Delegitimierung des Staates". Jeder, der nicht zu einhundert Prozent mitmachte, galt als asoziales Subjekt, dem man notfalls auch mit anderen als verbalen Mitteln beikommen wollte.

Es war spontan eine regelrechte Doppelmoral entstanden, wo Menschen, die sich selber als tolerant, empathisch, sozial und verständnisvoll bezeichnet hätten und diese Eigenschaften vielleicht auch in anderer Beziehung durchaus lebten, plötzlich das komplette Gegenteil waren, wenn es gegen die "asozialen Coronaleugner" zu Felde ging. Da war kein Gedankengang zu krude, um die vermeintlichen Gesellschaftsfeinde zu hässlichen Monstren zu machen: Man dürfe gegenüber diesen Menschen eben nicht tolerant sein, weil das eine falsche Form der Toleranz wäre (Toleranz-Paradoxon), Nächstenliebe gegenüber Menschen, die das Leben anderer Gefährdeten, wäre selbstverständlich ebenfalls fehl am Platze und überhaupt gehörte diese "radikale, gewaltbereite und völlig uneinsichtige Minderheit" mit härteren Bandagen angefasst, zu lange würden sie die "Gesellschaft schon in Geiselhaft nehmen".

Der hysterische Furor kannte dabei fast keine Grenze, wie man an den vielen, teilweise regelrecht abartigen Äußerungen dieser Zeit deutliche sehen kann.

Das in einem Land, das sich Zeit seines Bestehens für die moralische Richtschnur der ganzen Welt gehalten hatte, urplötzlich von einer Mehrheit ein solches Verhalten gezeigt werden könnte, hätte ich damals nicht im Traum für möglich gehalten. Und noch heute will die Mehrheit davon nichts wissen, sondern fühlt sich nach wie vor im Recht.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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