Das Bewusstsein als relationales Resonanzphänomen

Ostfriese, Freitag, 28.02.2020, 23:37 (vor 1490 Tagen) @ Ashitaka2738 Views

Hallo Ashitaka,

abseits der vielen unterschiedlichen Themen, die gegenwärtig die Diskussionen im Forum beherrschen, erlaube ich mir, auf die Frage einzugehen, über die sich @Phoenix5 schon vor längerer Zeit das Hirn zermartert hat: "Was verdammt nochmal ist Bewusstsein?" Ich möchte gerne darlegen, dass unser Denken in die Richtung gehen muss, die in seinen Sätzen intuitiv anklingt: "… [dass,] das Bewusstsein etwas völlig anderes ist. Vielleicht war es von Anfang an bereits in einem Elementarteilchen vorhanden. Vielleicht ist das, was wir als Kausalität wahrnehmen, am Ende nichts anderes als die die Gewohnheit eines Bewusstseinsfeldes."

Die Philosophie Heraklits besagt, dass die Realität nicht als statisch, sondern prozesshaft aufgefasst werden muss. Die alltägliche Beobachtung und Wahrnehmung von Stabilität und Identität ist irreführend. Die scheinbare Stabilität bildet nur die Oberfläche - sie kann nur in Abhängigkeit von Bewegung gedacht werden. Heraklits Grundprinzip ist nicht das statische, gleichbleibende Sein, sondern das Werden - Sein und Werden bilden als verschränktes Verhältnis eine untrennbare Einheit der Gegensätze.

Der heraklitischen Ansatz, dass alles Bewegung ist, dass alles als panta rhei im Fluss ist, wurde in der abendländischen Geistesgeschichte ausgehend von Parmenides und Aristoteles aufgegeben zugunsten des Seins als Seiendes, also als ein Bleibendes und nicht als Werdendes.

Die Auffassung, dass eine Veränderung des Seienden undenkbar ist, bzw. dass aus Nichtseiendem nichts anderes als eben Nichtseiendes hervorgehen kann (Ex nihilo nihil ="Aus Nichts wird Nichts"), war bis ins 19. Jh. vorherrschend. Die Eliminierung der dynamischen Deutung aller Phänomenen hatte bis weit in der Neuzeit Bestand.

Die moderne Physik zeigt, dass die Trennung, die wir an der Oberfläche wahrnehmen nur eine Illusion ist, die eine Realität der Einheit verdeckt. Sie wurde durch die Qm aufgehoben: die Materie mit ihren Strukturen gründet auf tieferen Schichten, wo alles einheitlich-dynamisch per Interferenzen kohärent schwingt - woraus Gestalt entsteht. Die Form von Materie folgt der Schwingung. Das Primäre ist ein schwingender Prozess einer immateriellen Realität. H.P. Dürr spricht von einer Schwingungsmetapher und einem immateriellen Weltenhintergrund, wo alles Prozess ist, wo alles im Sinne Hegels - Bewegliches beweglich zu denken - alles Schwingung ist. Gegenwärtig wird auch bis in der Epigenetik die Vorstellung der ausschließlich unbeweglich-festen und statischen Betrachtungsweise zugunsten der prozesshaften, dialogischen oder resonanzfähige Deutung aufgegeben. Die gegenseitigen Abhängigkeiten und Rückwirkungen sind bei Schwingungen von zentraler Bedeutung.

Eine einfache Strecke hat genau eine einzige mögliche symmetrische Aufteilung in der Mitte - daneben gibt es unendlich viele asymmetrische Teilungsmöglichkeiten. Ausgangspunkt der Betrachtungen ist der Goldene Schnitt, in dessen Verhältnis der einzelnen Teile, das Ganze immer gegenwärtig ist. Der Goldene Schnitt ist eine fraktale Beziehung, weil der kleine Teil sich zum großen verhält, wie der große zum Ganzen. Es ist die einzige Teilung, bei der die Teile immer noch in Resonanz zum Ganzen stehen - das ist nicht damit zu verwechseln, dass Minor und Major niemals miteinander resonieren. Die Proportionen der einzelnen Elemente sind gleich. Im Goldenen Schnitt ist das Verhältnis symmetrisch. Die Symmetrie der Teile ist zugunsten der Symmetrie der Proportionen aufgehoben. Das Ganze steht als separate Größe über dem Grundverhältnis. Sind die drei Größen Minor, Major und das Ganze nebeneinandergestellt, so zeigt die jetzt entstehende vertikale Symmetrieachse den Zusammenhang des asymmetrischen Grundverhältnisses des Goldenen Schnittes mit der Symmetrie. Es ist paradox: im Goldenen Schnitt sind Symmetrie (der Proportionen) und Asymmetrie (der Lagebeziehung) miteinander vereint. Bei jeder anderen Teilung einer Ganzheit geht die ursprüngliche Ganzheit verloren. Der Goldene Schnitt ist das allen Systemen gemeinsame, also systemverbindende Element, welches sich als Attraktor der Entwicklung des Universellen erweist.

Fibonacci hat eine ganz bestimmte Zahlenreihe entdeckt, bei der ausgehend von 0 und 1 durch die Addition der zwei direkt vorrangehenden Zahlen die jeweils nächste entsteht. Wenn man zwei aufeinanderfolgende Zahlen durcheinander dividiert, dann erhält man bei fortschreitender Zahlenreihe (0,1,1,2,3,5,8,13,21, …) immer mehr einen Wert, der sich dem Teilungsverhältnis Phi=1,61803… des Goldenen Schnitts nähert.

Wahrnehmung und Beobachtung zeigen uns, dass die Goldene Spirale (gebildet aus der Spirale des Goldenen Schnittes nach innen und der Spirale der Fibonacci-Zahlen nach außen) eine universelle Form im Universum ist - in der Natur: Galaxien, Atome, Kristalle, Blüten, Organismen und im geistigen Leben der Wissenschaft: Mathematik, Physik, usw. und der Kunst: Plastik, Architektur, Malerei, Musik, Dichtung usw. Alle grundlegenden Ordnungs-Muster sind offensichtlich Spiralstrukturen, die, wie bei Hoch- und Tiefdruckgebieten, Gegensätze und Polaritäten zu einem gemeinsamen Ganzen zusammenfügen - Chaos und Ordnung sind nur gemeinsam zu denken.

Wir haben es im dreidimensionalen Raum mit komplexen Wellensystemen zu tun, die sich überlagern, auslöschen, verstärken. Sie bilden Wirbel aus nach innen gerichteten Spiralen der Goldenen Schnittes und nach außen gerichteten Fibonacci-Spiralen, die durch die Zentripetalkräfte in Richtung des Zentrums beschleunigt werden. Es gibt Autoren, die im Rahmen der Vorstellung eines fraktalen Universums davon sprechen, dass diese Doppelspirale die entscheidende Integrationsstruktur im Mikrokosmus und Makrokosmus ist - von den Elementarteilchen über die Atome, den Pflanzen und den Tieren zu den Galaxien und den schwarzen Löchern.

Der Goldene Schnitt und die Fibonacci-Folge führen mit anderen wenigen theoretischen Prinzipien viele Erscheinungen zusammen und vereinen damit offensichtlich grundlegende wissenschaftliche Betrachtungen zu einer Ordnung, die zu guter Letzt auch nur eine Simulation ist. Der Goldene Schnitt lässt sich nicht nur visuell abbilden, sondern sogar über Klänge und Musik. Sobald Musik in Relation zu 1,61803… angehört wird, passen sich die Hirnwellen auf diese Frequenz an und lösen so bewusstseinserweiternde Effekte aus, die Stabilität und innerer Ruhe erzeigen.

Nach Jahrhunderten des naturwissenschaftlichen Materialismus erscheinen der menschliche Geist und das Bewusstsein erneut in den Fragestellungen der Physik. Mitte der 1980er Jahre entdeckte der Neurobiologe Wolf Singer die sogenannten Ensembles: Verbände von Nervenzellen in der Großhirnrinde, die ihre Aktivität synchronisieren. Das Bewusstsein hat demnach etwas zu tun mit den 90 Milliarden Nervenzellen, den rund 100 Billionen Synapsen und den Nervenbahnen von fast sechs Millionen Kilometern Länge. Roger Penrose und Stuart Hameroff versuchen, neben den makroskopisch biologisch, chemisch und physikalisch Gegebenheiten auch Quanteneffekte für das Bewusstsein nutzbar zu machen. Ihre These lautet: das Bewusstsein entsteht im Gehirn nicht durch elektrochemische Prozesse zwischen den Neuronen, sondern durch Quanteneffekte in den 'Mikrotubuli' (winzige Eiweißröhrchen im Zytoskelett von Zellen) der Neuronen.

Singers Vorstellung des Ensembles beinhaltet ansatzweise die Idee, dass das Bewusstsein als Resonanzphänomen zu deuten ist. Sein Denken ist aber noch zu sehr dem unveränderlich Statischen im Raum zwischen den Ohren verhaftet und nicht dem dynamisch Prozesshaften. Es gibt - neben vielen anderen Beispielen - die Überlieferung, dass die Botaniker H. de Vries, C. Correns und E. Tschermak-Seysenegg unabhängig voneinander die Ergebnisse der mendelschen Regeln nach einer Generation des Vergessens neu entdeckten. Zwischen ihnen bestanden offensichtlich, ohne voneinander zu wissen, umfassende Gedanken und Vorstellungen, die sich in einer Beziehung der Resonanz - eines Bewusstseinsfeldes (Sheldrake) und damit in einer Verschränkung des Geistigen - befanden.

Im Vorklang von Wind und Wetter auf der im Juni normalerweise ruhigen Nordsee und seines quälenden Heuschnupfens ist Heisenberg 1925 mit der Entdeckung der Quantenmechanik auf der Insel Helgoland sozusagen ein Licht aufgegangen, die im Nachklang zu intellektuell aufwühlenden Irritationen und Deutungen führte, die scheinbar dem gesunden Menschenverstand widersprachen. Wie oben so unten: ich möchte fast sagen, dass das langwellige und niederfrequente Wettergeschehen der Nordsee seine Entsprechung in den kurzwelligen und hochfrequenten intellektuellen Diskussionen findet, die bis heute über die Interpretationen der QM andauern - es ist eben kaum zu glauben, was in den Experimenten zu sehen ist. Das ist vielleicht auch zu verstehen, denn wie formulierte Feynman: "Niemand versteht die Quantentheorie." Aber sie funktioniert! Wir leben in einer virtuellen Realität - sobald die kleinsten Teile beobachtet werden, legen sie sich auf einen bestimmten Zustand fest, ansonsten verbergen sie ihre Eigenschaften und entschwinden aus der Welt einer klar definierten Realität. Zeitlich ist alles im Goldenen Teilungsverhältnis miteinander verbunden - nichts geschieht von jetzt auf gleich aus sich selbst heraus.

Da erzählte Larry Williams in einem Interview 2015 wohl Unsinn.

Dobelli zeigt, dass, um etwas ins Bewusstsein zu heben, die Aufmerksamkeit nicht gleichzeitig auf beliebig viele Dinge gerichtet werden kann. Zur Überwindung der Reizüberflutung dient die Zen-Meditation des 'Sesshins'. Es geht um die Erlangung eines Gefühls von Raum, Zeit, Ruhe, Geduld und Gelassenheit: acht Stunden am Tag vierzehn Tage lang vor der weißen Wand sitzen, kein Blickkontakt mit anderen, kein Wortwechsel, totale Isolation. Man merkt, dass sich die Wahrnehmung ändert, dass das Denken vom wilden Affen befreit wird. Darum geht es auch im Börsengeschehen: visuell, unabhängig vom wilden Affen über längere Zeitabschnitte einen Blick für alle Schwingungen und deren mathematischen Derivate (Steigungen, Krümmungen, Divergenzen, Konvergenzen) im Phasenraum, viel weniger punktuell als im zeitlichen Ablauf, zu gewinnen. Die Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf die Details im Gegenwärtigen des Hier & Jetzt gerichtet, sondern auf die Bewegungsströme insgesamt.

Ich setz mich jetzt einfach einmal auf's Spiel.

Gruß - Ostfriese

https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=481617

https://www.youtube.com/watch?time_continue=4&v=kkGeOWYOFoA&feature=emb_title


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