Wo sind die Wähler, wo die Demokraten?

NST, Südthailand, Dienstag, 04.02.2020, 12:32 (vor 1544 Tagen) @ neptun898 Views

"Heute flüchtet man in die andere Richtung, wenn man frei reden möchte."


Wir übergeben den Staaten die Macht, delegieren diese an die Regierungen – aber dafür müssen sie uns Rede und Antwort stehen, wie sie diese Macht ausüben. Wenn wir das nicht verlangen, werden wir unsere Rechte über kurz oder lang verlieren.

Die Zeitform des Zitates aus dem verlinkten Artikel stimmt nicht. Wenn das wählende Volk jemals die Macht hatte, muss das schon lange her sein.

Das ist das, was mich an dem Artikel stört. Die Illusion die damit geschürt werden soll. Julian Assange hat diesen Irrtum selbst gegangen und wird/wurde jetzt mit den Folgen daraus bestraft.

Als ich das erste Mal nach TH kam, gab es noch keine Smartphones, sondern Strassenkarten, alles offline - die jüngere Generation kann sich das gar nicht vorstellen. Ich hatte es so gelernt, wenn ich im Westen im Urlaub unterwegs war und etwas suchte z.B seine Sehenswürdigkeit - ganz einfach einen Polizisten zu fragen, wenn ich einen sah.

Das machte ich zu Beginn auch in TH so. Waren Thais dabei in einer Gruppe, die etwas suchte - gingen die nie mit, wenn ich versuchte einen Polizisten zu befragen. Ich fragte dann nach warum? Die Antwort war ausweichend - das macht kein Thai.

Also ich übersetze euch das: die Polizei ist eine eigene Macht im Staate. Ohne zwingenden Grund, geht man dieser Macht aus dem Weg. Für Dienstleistungen muss bezahlt werden.

Jetzt werden alle Bürger der demokratischen Staaten nicken - und sagen: klar ist eben eine Bananenrepublik und Korruption beherrscht alle Ebenen.

Die Thais haben in dieser Beziehung den Demokraten einiges voraus - sie leben in der Realität und die Demokraten in einer Fiktion. Julian Assange ist inzwischen möglicherweise in der Lage zwischen Fiktion und Realität unterscheiden zu können. Ob ihm das in seiner Lage weiter hilft, weiss ich nicht - wohl eher nicht. Dazu steht er zu sehr im Fokus.

In TH gibt es folgenden Ausweg: Ob eine Anklage berechtigt ist oder nicht - lassen wir dahin gestellt. In beiden Fällen sieht der Ausweg so aus - Schuldeingeständnis, keine Verteidigung. Der Richter fragt zu Beginn den Angeklagten schuldig oder nicht: bei Schuldig in allen Anklagepunkten entscheidet dann der Richter nach Ermessen.

Der Regelfall ist dann so, dass die geringst mögliche Strafe verhängt wird. Dazu kommen dann noch diverse Erlasse des Königs in den Jahren - wo Strafen komplett ausgesetzt werden, nach einer symbolischen Inhaftierung.

Von all dem sind jene ausgeschlossen, die auf unschuldig plädieren. Nur in ganz wenigen Fällen gibt es einen Freispruch - dafür sind die Haftstrafen mindestens doppelt so hoch wie bei einem Schuldeingeständnis und von den königlichen Erlassen ist man auch lange Zeit ausgeschlossen.

Warum hab ich das erzählt? Das wäre wahrscheinlich auch ein Weg den Julian Assange gehen könnte - der demokratische Wähler würde ihn dann aber als Verräter wahrnehmen - Verräter an der guten Sache.

Der demokratische Wähler muss ja auch nicht seine Lebenszeit in einer Botschaft verbringen - schreibt Petitionen und schwingt schöne Reden .... und geniesst das Leben.


.... meine Meinung.
Gruss

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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!


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